Mittwoch, 9. Juli 2025

DIE HEILIGE THERESE MIT 8 JAHREN

 Bewusste, meditative, durchdachte Kindheit

Plinio Corrêa de Oliveira

Dieses Foto der Heiligen Therese im Alter von 8 Jahren ist wahrhaftig großartig; es fehlt nur noch das Relief, um zu meinen, dass sie lebt.

Der erste Eindruck, den man beim Anblick hat, ist: Was für ein Mädchen! Sie ist noch ein kleines Mädchen, voller Leben, Frische, munter und mit der für ein Mädchen in der Kindheit typischen Extrovertiertheit. Darin liegt die Schönheit der Kinderseele, in der Zartheit, Zerbrechlichkeit und Schönheit der weiblichen Natur.

Hinter diesem Eindruck verbirgt sich ein weiterer: Während der Betrachter von der Unschuld, Lebhaftigkeit und Schönheit dieses Mädchens fasziniert ist, nimmt er gleichzeitig die Idee von Reinheit wahr. Reinheit zeigt sich vor allem darin: Man bemerkt in ihr im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Spontaneität. Sie ist ein Mädchen, das nichts verbirgt, das die Gewohnheit hat, nichts zu verbergen, wohl wissend, dass sie nichts zu verbergen hat. Sie kennt weder Betrug noch Verstellung. Von ihr kann man sagen, was unser Herr über Nathanael sagte: „Seht, wahrhaft ein Israelit, an dem kein Falsch ist“ (Jo 1,47). Seht hier ist ein wahres, reines Mädchen, ein Kind einer katholischen Familie, die alle Reinheit, alle Arglosigkeit eines katholischen Familienlebens in sich trägt, jene jungfräuliche Zartheit, die gerade das katholische Familienleben einem Mädchen verleiht. Und dies, ohne jeglichen Falsch, sie hat nicht die Angewohnheit zu sündigen.

Man sieht, dass diese Spontaneität in ihr einer bestimmten Regel folgt, nach der sie nie tut, was sie nicht tun sollte.

Ihr Mund ist gerade, mit dünnen, sehr festen Lippen. Es ist eine Festigkeit, in der kein Tropfen Bitterkeit steckt. Im Gegenteil, da ist ein gewisses, undefinierbares Lächeln. Man spricht so viel über das Lächeln der Gioconda, aber das ist ein Lächeln! Sie lächelt gar nicht, aber auf ihren Lippen liegt ein undefinierbares Lächeln. Sie hat etwas Lächelndes an sich, ohne dass es wahr ist.

Ihre Nase ist leicht markant, ein wenig kämpferisch

Betrachtet man nun ihre Augen, bemerkt man, dass vor allem dort dieses Lächeln wohnt. Ihr Gesichtsausdruck, ihr Blick, zeigt etwas von dem, was die Franzosen „espiègle“ nennen – ein wenig Schlau und Anmut. Richtet man die Aufmerksamkeit auf die Augen, erkennt man schließlich, dass in diesem Blick ein Firmament liegt, eine Welt der Reflexionen, die sich eröffnet.

Wen blickt dieser Blick an? Er blickt nicht auf etwas Bestimmtes. Er blickt auf einen vagen, unbestimmten Punkt, aber mit einer Art Verzückung, Überlegung, hingerissener, liebevoller, respektvoller Betrachtung. Letztlich ist es der Blick eines kraftvoll kontemplativen Geistes. Der heilige Augustinus sagte in seinen Bekenntnissen über sich selbst während seiner Kindheit: „So ein kleiner Junge war ich und schon ein so großer Sünder.“ Von ihr könnte man sagen: „So ein kleines Mädchen und schon eine so große Heilige.“ Denn ihr Blick hat etwas, das ich nur schwer angemessen beschreiben kann: diese Ausrichtung der Seele auf Dinge, die völlig erhaben sind.

Als sie begann, aus Gehorsam ihre Autobiographischen Manuskripte zu schreiben, befasste sie sich hauptsächlich mit ihrer Kindheit und wenig mit ihrem Leben im Kloster. Erst später, auf Bitte ihrer Priorin, vertiefte sie sich tiefer in ihr Leben als Nonne. Die Kindheit war für sie alles. Warum? Weil es eine zutiefst bewusste, meditierte und durchdachte Kindheit war.

Hier ist die heilige Theresia vom Kinde Jesu mit all dem Schatz der Meditation, der in der Seele eines Kindes vorhanden sein kann und den sie bis zum Höhepunkt ihrer Reife bewahrte. Es ist wichtig zu verstehen: Sie lebte ihre Kindheit treu zu sich selbst und blieb bis ins hohe Alter sie selbst. Das ist großartig!

 

 

Aus dem portugiesischen von „Santa Teresinha aos 8 anos“ in Catolicismo von Oktober 1999

Die deutsche Fassung dieses Artikels „Die heilige Terese mit 8 Jahren“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

 

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