Der heilige Augustinus hat über die Tragödie seiner Zeit nachgedacht, hat sich aber weder das Mittelalter noch die darauf folgenden Jahrhunderte der Entfremdung vom Glauben vorstellen können. Doch fünfzehn Jahrhunderte nach Augustinus' Tod hat ein großer katholischer Denker mit Adleraugen das Panorama seiner Zeit und die Geschichte der ihr vorausgegangenen Jahrhunderte erfasst und wie kein anderer vor ihm die zerstörerische Kraft der Eigenliebe und die belebende Kraft der Liebe zu Gott verstanden.
Auch unser Zeitalter hat ihren heiligen Augustinus gehabt. Dieser Mann ist Plinio Corrêa de Oliveira. Man kann sein langes Leben als eine Tag für Tag im Laufe eines Jahrhunderts, vielleicht des schrecklichsten der Geschichte, gelebte Geschichtstheologie betrachten.
Der heilige Augustinus hat über den Untergang des Römischen Reiches meditiert. Plinio Corrêa de Oliveira hat den Untergang der christlichen Zivilisation betrachtet.
Um die dramatische Wirklichkeit unserer Zeit heraufzubeschwören, in der die westliche Zivilisation äußeren und inneren Feinden entgegentreten muss und die Kirche von einer schlimmeren Selbstzerstörung als der arianischen untergraben wird, brauchen wir nicht unsere Phantasie zu bemühen, denn dies geschieht vor unseren Augen. Um aber die Tiefe dieser Krise zu verstehen, brauchen wir die Hilfe der Geschichtstheologie.
Plinio Corrêa de Oliveira, der Geschichtstheologe des 20. Jahrhunderts, fragt sich, was das Wesen der Krise unserer Zeit sei, und hat dafür dieselbe Antwort wie der heilige Augustinus: Ihre Wurzeln sind in den ungezügelten Leidenschaften zu suchen.
Der gegen die christliche Zivilisation gerichtete Revolutionsprozess ist nach dem Verständnis des brasilianischen Denkers die etappenweise und sich ständig verwandelnde Entwicklung der regellosen Tendenzen des westlichen christlichen Menschen und der Irrtümer und Bewegungen, die sie schüren.
Der tiefere Grund für diese Entwicklung liegt nach Plinio Corrêa de Oliveira in einem wahren Ausbruch des Stolzes und der Sinnlichkeit, der eine ganze Reihe von Ideologien und sich aus diesen ergebenden Maßnahmen inspiriert hat.
Der Stolz führt zum Hass gegen alles Überlegene und schließlich zu der Behauptung, alle Ungleichheit sei an sich und auf allen Ebenen etwas Schlechtes, vor allem im metaphysischen und religiösen Bereich. Es ist dies der egalitäre Aspekt der Revolution. Die Sinnlichkeit hinwieder wehrt sich gegen jede Art von Zügelung und führt zum Aufstand gegen jede Form von Autorität und Gesetz menschlicher oder göttlicher, kirchlicher oder ziviler Natur. Es ist dies der liberale Aspekt der Revolution. Beide scheinbar widersprüchlichen Aspekte vereinigen sich in der Utopie von einem anarchischen Paradies, in dem eine hoch entwickelte und von jeder Art Religion emanzipierte Menschheit frei von jeder Autorität in völliger Freiheit und Gleichheit leben soll.
In seinem Buch Revolution und Gegenrevolution beschreibt Plinio Corrêa de Oliveira mit scharfem Verstand die Dynamik der ungezügelten Leidenschaften und zeigt, dass nur aus einer entgegengesetzten, ebenso totalen und dominierenden Leidenschaft eine siegreiche Reaktion gegen die Revolution hervorgehen kann. Diese Leidenschaft ist die Liebe zu Gott: eine Liebe, die sich auf sein ganzes Werk erstreckt und zu einer Liebe zur Kirche und zur christlichen Zivilisation wird. "Mit anderen Worten, entweder bekehrt sich die Welt und gibt getreu die Sicht des heiligen Augustinus von der ‚Stadt Gottes' wieder, in der sich alle Menschen dermaßen von der Liebe zu Gott treiben lassen, dass sie alles unterlassen, was die andern verletzen könnte; oder aber die Welt wird im Gegenteil zu einer Stadt des Teufels, in der sich alle dermaßen von der Liebe zu sich selbst treiben lassen, dass sie am Ende sogar Gott vergessen." (1)
Wenn die Dynamik der menschlichen Leidenschaften, verbunden mit einem metaphysischen Hass gegen Gott, die Wahrheit und das Gute, die stärkste Antriebskraft der Revolution ist, besteht also eine dynamische konterrevolutionäre Symmetrie, die die Beherrschung der Leidenschaften durch ihre Unterordnung unter den Willen und die Vernunft zum Ziel hat.
Diese geistige Kraft ist aber unvorstellbar ohne Miteinbeziehung des übernatürlichen Lebens, das den Menschen über das Elend der gefallenen Natur hinaushebt. In dieser geistigen Kraft liegt für Plinio Corrêa de Oliveira die tiefere Dynamik der Gegenrevolution. "Der Kampf zwischen der Revolution und der Gegenrevolution", schreibt er, "ist ein seinem Wesen nach religiöser Kampf". (2) Wie alle religiösen Probleme kann auch dieses nicht von der Hilfe der Gnade absehen, von der jede echte moralische Erneuerung abhängt.
"Die Gnade hängt von Gott ab, es ist aber ohne Zweifel, dass Gott durch einen freien Akt seines Willens gewollt hat, dass die Austeilung der Gnaden von der Gottesmutter abhänge. Maria ist die universale Vermittlerin und der Kanal, durch den alle Gnaden fließen. Deshalb ist ihre Hilfe unentbehrlich, damit die Revolution nicht siegt, oder aber damit diese von der Gegenrevolution besiegt werde. (...) Die Verehrung der Gottesmutter ist eine Conditio sine qua non dafür, dass die Revolution niedergeschlagen werden kann und die Gegenrevolution den Sieg davonträgt." (3)
Die Frage des Beitrags der Gottesmutter zur Gegenrevolution beschränkt sich jedoch nicht auf die Frage der Gnade. Man darf nicht die Rolle vergessen, die der Teufels beim Ausbruch und Vormarsch der Revolution spielt. "Das logische Denken sagt uns, dass ein so tiefgehender und umfassender Ausbruch der ungezügelten Leidenschaften wie der, der am Anfang der Revolution steht, nicht ohne einen präternaturalen Eingriff hätte geschehen können." (4) Deshalb hängt auch dieser Antriebsfaktor vom Kommando und der Macht der Gottesmutter ab.
Gott lässt aus einem unermesslichen Übel das unermesslich Gute entstehen. So hat der Aufstand des Teufels nicht nur zur Fleischwerdung des Wortes geführt, sondern sogar zur Gottesmutterschaft Mariens und damit auch zu ihrer privilegierten Rolle, die darin bestehen wird, das Haupt des Teufels zu zertreten und die Absichten Gottes vollkommen zu erfüllen. Der Höhepunkt der Geschichte wird daher das Reich Mariens sein.
(Aus eine Vortrag von Prof. Roberto de Mattei auf der 6. Sommerakademie der TFP 2006)
1 Plinio Corrêa de Oliveira, Um remédio que agravará o mal, in "O Legionário", Nr. 491 (8. Februar 1942).
2 Plinio Corrêa de Oliveira, La devozione mariana e l'apostolato contro-revoluzionario, in "Cristianità", Nr. 8 (Nov.-Dez. 1974).
3 Ibid.
4 Ibid.
Auch unser Zeitalter hat ihren heiligen Augustinus gehabt. Dieser Mann ist Plinio Corrêa de Oliveira. Man kann sein langes Leben als eine Tag für Tag im Laufe eines Jahrhunderts, vielleicht des schrecklichsten der Geschichte, gelebte Geschichtstheologie betrachten.
Der heilige Augustinus hat über den Untergang des Römischen Reiches meditiert. Plinio Corrêa de Oliveira hat den Untergang der christlichen Zivilisation betrachtet.
Um die dramatische Wirklichkeit unserer Zeit heraufzubeschwören, in der die westliche Zivilisation äußeren und inneren Feinden entgegentreten muss und die Kirche von einer schlimmeren Selbstzerstörung als der arianischen untergraben wird, brauchen wir nicht unsere Phantasie zu bemühen, denn dies geschieht vor unseren Augen. Um aber die Tiefe dieser Krise zu verstehen, brauchen wir die Hilfe der Geschichtstheologie.
Plinio Corrêa de Oliveira, der Geschichtstheologe des 20. Jahrhunderts, fragt sich, was das Wesen der Krise unserer Zeit sei, und hat dafür dieselbe Antwort wie der heilige Augustinus: Ihre Wurzeln sind in den ungezügelten Leidenschaften zu suchen.
Der gegen die christliche Zivilisation gerichtete Revolutionsprozess ist nach dem Verständnis des brasilianischen Denkers die etappenweise und sich ständig verwandelnde Entwicklung der regellosen Tendenzen des westlichen christlichen Menschen und der Irrtümer und Bewegungen, die sie schüren.
Der tiefere Grund für diese Entwicklung liegt nach Plinio Corrêa de Oliveira in einem wahren Ausbruch des Stolzes und der Sinnlichkeit, der eine ganze Reihe von Ideologien und sich aus diesen ergebenden Maßnahmen inspiriert hat.
Der Stolz führt zum Hass gegen alles Überlegene und schließlich zu der Behauptung, alle Ungleichheit sei an sich und auf allen Ebenen etwas Schlechtes, vor allem im metaphysischen und religiösen Bereich. Es ist dies der egalitäre Aspekt der Revolution. Die Sinnlichkeit hinwieder wehrt sich gegen jede Art von Zügelung und führt zum Aufstand gegen jede Form von Autorität und Gesetz menschlicher oder göttlicher, kirchlicher oder ziviler Natur. Es ist dies der liberale Aspekt der Revolution. Beide scheinbar widersprüchlichen Aspekte vereinigen sich in der Utopie von einem anarchischen Paradies, in dem eine hoch entwickelte und von jeder Art Religion emanzipierte Menschheit frei von jeder Autorität in völliger Freiheit und Gleichheit leben soll.
In seinem Buch Revolution und Gegenrevolution beschreibt Plinio Corrêa de Oliveira mit scharfem Verstand die Dynamik der ungezügelten Leidenschaften und zeigt, dass nur aus einer entgegengesetzten, ebenso totalen und dominierenden Leidenschaft eine siegreiche Reaktion gegen die Revolution hervorgehen kann. Diese Leidenschaft ist die Liebe zu Gott: eine Liebe, die sich auf sein ganzes Werk erstreckt und zu einer Liebe zur Kirche und zur christlichen Zivilisation wird. "Mit anderen Worten, entweder bekehrt sich die Welt und gibt getreu die Sicht des heiligen Augustinus von der ‚Stadt Gottes' wieder, in der sich alle Menschen dermaßen von der Liebe zu Gott treiben lassen, dass sie alles unterlassen, was die andern verletzen könnte; oder aber die Welt wird im Gegenteil zu einer Stadt des Teufels, in der sich alle dermaßen von der Liebe zu sich selbst treiben lassen, dass sie am Ende sogar Gott vergessen." (1)
Wenn die Dynamik der menschlichen Leidenschaften, verbunden mit einem metaphysischen Hass gegen Gott, die Wahrheit und das Gute, die stärkste Antriebskraft der Revolution ist, besteht also eine dynamische konterrevolutionäre Symmetrie, die die Beherrschung der Leidenschaften durch ihre Unterordnung unter den Willen und die Vernunft zum Ziel hat.
Diese geistige Kraft ist aber unvorstellbar ohne Miteinbeziehung des übernatürlichen Lebens, das den Menschen über das Elend der gefallenen Natur hinaushebt. In dieser geistigen Kraft liegt für Plinio Corrêa de Oliveira die tiefere Dynamik der Gegenrevolution. "Der Kampf zwischen der Revolution und der Gegenrevolution", schreibt er, "ist ein seinem Wesen nach religiöser Kampf". (2) Wie alle religiösen Probleme kann auch dieses nicht von der Hilfe der Gnade absehen, von der jede echte moralische Erneuerung abhängt.
"Die Gnade hängt von Gott ab, es ist aber ohne Zweifel, dass Gott durch einen freien Akt seines Willens gewollt hat, dass die Austeilung der Gnaden von der Gottesmutter abhänge. Maria ist die universale Vermittlerin und der Kanal, durch den alle Gnaden fließen. Deshalb ist ihre Hilfe unentbehrlich, damit die Revolution nicht siegt, oder aber damit diese von der Gegenrevolution besiegt werde. (...) Die Verehrung der Gottesmutter ist eine Conditio sine qua non dafür, dass die Revolution niedergeschlagen werden kann und die Gegenrevolution den Sieg davonträgt." (3)
Die Frage des Beitrags der Gottesmutter zur Gegenrevolution beschränkt sich jedoch nicht auf die Frage der Gnade. Man darf nicht die Rolle vergessen, die der Teufels beim Ausbruch und Vormarsch der Revolution spielt. "Das logische Denken sagt uns, dass ein so tiefgehender und umfassender Ausbruch der ungezügelten Leidenschaften wie der, der am Anfang der Revolution steht, nicht ohne einen präternaturalen Eingriff hätte geschehen können." (4) Deshalb hängt auch dieser Antriebsfaktor vom Kommando und der Macht der Gottesmutter ab.
Gott lässt aus einem unermesslichen Übel das unermesslich Gute entstehen. So hat der Aufstand des Teufels nicht nur zur Fleischwerdung des Wortes geführt, sondern sogar zur Gottesmutterschaft Mariens und damit auch zu ihrer privilegierten Rolle, die darin bestehen wird, das Haupt des Teufels zu zertreten und die Absichten Gottes vollkommen zu erfüllen. Der Höhepunkt der Geschichte wird daher das Reich Mariens sein.
(Aus eine Vortrag von Prof. Roberto de Mattei auf der 6. Sommerakademie der TFP 2006)
1 Plinio Corrêa de Oliveira, Um remédio que agravará o mal, in "O Legionário", Nr. 491 (8. Februar 1942).
2 Plinio Corrêa de Oliveira, La devozione mariana e l'apostolato contro-revoluzionario, in "Cristianità", Nr. 8 (Nov.-Dez. 1974).
3 Ibid.
4 Ibid.
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