(Zweiter Teil)
Und diese Hände, so mild für rechtschaffene Menschen wie den hl. Johannes, den Unschuldigen, die Magdalena, die Bußfertige, diese Hände, die so furchterregend für die Welt, den Teufel und das Fleisch waren, warum sind sie nun gebunden und bluttriefend?
Aufgrund der Taten der Unschuldigen, der Bußfertigen etwa? Oder vielmehr durch das Werk derer, die durch sie die verdiente Strafe bekommen und sich gegen diese Strafe diabolisch aufgelehnt haben?
Ja, warum so viel Hass, warum diese Angst, dass es ratsam erschien, Deine Hände zu fesseln, Deine Stimme zum Schweigen zu bringen, Dein Leben auszulöschen?
War es, weil jemand befürchtete geheilt zu werden? Oder gestreichelt? Wer fürchtet sich vor der Gesundheit? Oder, wer hasst eine Liebkosung?
* * *
O Herr, um diese Ungeheuerlichkeit zu verstehen, muss man an die Existenz des Bösen glauben. Man muss erkennen, dass die Menschen so sind, dass ihre Natur sich leicht gegen das Opferbringen auflehnt und, wenn einmal der Weg der Auflehnung eingeschlagen ist, es keine Infamie und keine Unordnung gibt, zu denen sie nicht fähig sind. Man muss erkennen, dass Dein Gesetz Opferbereitschaft verlangt, dass es schwer ist, rein, demütig, ehrlich zu sein. Demzufolge ist es schwer, Deinem Gesetz zu folgen. Doch, Dein Joch ist mild, Deine Last ist leicht. Nicht aber, weil es nicht bitter ist, auf das Tierische, auf die Unordnung in uns zu verzichten, sondern weil Du selbst uns dabei hilfst.
Und wenn einer zu Dir Nein sagt, beginnt er sofort, Dich zu hassen, indem er das ganze Gute, die ganze Wahrheit, die ganze Vervollkommnung hasst, von denen Du die Verkörperung bist. Und wenn er nicht Dich in sichtbarer Weise zur Hand hat, um an Dir seinen satanischen Hass auszulassen, greift er die Kirche an, entweiht er die Eucharistie, lästert, schürt die Unsittlichkeit und predigt die Revolution.
* * *
Deine Hände sind gebunden, mein Jesus. Wo sind die Hinkenden und die Gelähmten, die Aussätzigen, die Blinden, die Stummen, die Du geheilt hast, die Besessenen, die Du befreit hast, die Sünder, die Du wieder aufgerichtet hast, die Gerechten, denen Du das ewige Leben geoffenbart hast? Warum kommen sie alle nicht, um die Deine Hände bindenden Stricke zu zerschneiden?
* * *
Merkwürdiges Paradox. Deine Feinde fürchten weiterhin selbst Deine gebundenen Hände. Und aus diesem Grund werden sie Dich töten. Deine Freunde scheinen Deiner Macht weniger bewusst zu sein. Und weil sie auf Dich nicht vertrauen, fliehen sie ängstlich vor denjenigen, die Dich verfolgen.
Warum? Hier zeigt sich wieder klar die Macht des Bösen. Deine Feinde lieben das Böse so sehr, dass sie selbst unter den demütigenden Stricken, die Dich fesseln, die ganze Kraft Deiner Macht wahrnehmen ... und zittern! Um sicher zu sein, wollen sie Dein letztes gesundes Fleisch in Wunde verwandeln, Deinen letzten Tropfen Blut ausfließen lassen und Deinen letzten Hauch vernehmen. Und selbst dann sind sie nicht beruhigt. Tot, jagst Du ihnen noch Schrecken ein. Dein Grab muss versiegelt werden und bewaffnete Männer müssen über Deinen Leichnam wachen. Wie doch der Hass gegenüber dem Guten sie so scharfsinnig macht, dass sie wahrnehmen, was an Dir unzerstörbar ist.
Doch im Gegenteil sehen die Guten dies nicht mit derselben Klarheit. Sie halten Dich für besiegt, verloren... Sie fliehen, um die eigene Haut zu retten. Sie haben Augen, sie haben Ohren, nur um die eigene Gefahr wahrzunehmen. Es ist nämlich so, dass der Mensch nur in bezug auf das, was er liebt, scharfsinnig ist. Und wenn er sein Risiko besser sieht als Deine Macht, ist dies so, weil er sein Leben mehr liebt als Deinen Ruhm.
O Herr, wie oft zittern Deine Feinde vor der Macht deiner Kirche, während ich elender, alles für verloren halte, weil ich sie gefesselt sehe!
* * *
Mein Herr, welch eine Lehre! Angesichts Deiner verfolgten und gedemütigten Kirche, verlassen von den eigenen Kindern, verleugnet durch die heidnischen Sitten und die heutige pantheistische Wissenschaft, von außen bedroht durch die Horden des Bösen und von innen durch den Unbesonnenheit derjenigen, die mit dem Teufel paktieren wollen, was tue ich? Ich zögere, ich zittere, halte alles für verloren.
Mein Herr, tausend Mal Nein! Du bist durch Deine eigene Kraft auferstanden und hast die Bande, mit denen Deine Feinde Dich im Schatten des Todes gefangen halten wollten, vernichtet.
Deine Kirche nimmt an dieser inneren Kraft teil und kann in jedem Moment alle Hindernisse, die sie umgeben, zerstören. Unsere Hoffnung liegt weder in Konzessionen noch in der Anpassung an die Irrtümer unserer Zeit. Unsere Hoffnung liegt in Dir, o Herr.
Erhöre die Bitten der Gerechten, die durch die Fürsprache der Allerheiligsten Jungfrau Maria Dich bitten: Sende, o Jesus, Deinen Geist und Du wirst das Antlitz der Erde erneuern.
(Original Portugiesisch in „Catolicismo“ Nr. 16, April 1952)
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