Samstag, 12. Januar 2019

Ordnung - Harmonie - Friede - Vollkommenheit



Ordnung, Friede und Harmonie sind wesentliche Charakterzüge einer gut gebildeten Seele und einer jeden vernünftig organisierten menschlichen Gesellschaft. Diese Werte hängen aufs engste zusammen mit dem wahren Begriff der Vollkommenheit.
Jedes Wesen, sei es belebt oder unbelebt, hat ein eigenes Endziel und eine anpassungsfähige Natur zur Erreichung dieses Zieles. So nimmt jedes Glied einer Uhr zum Beispiel seine eigene Stellung ein und trägt durch seine Form und Anordnung zur Verwirklichung eines bestimmten Zweckes bei.
Ordnung ist die Disposition der Dinge gemäß ihrer Natur. So ist eine Uhr in Ordnung, wenn alle Teile ihrer Natur und ihrem Zweck entsprechend angebracht sind. In der Sternenwelt herrscht deshalb Ordnung, weil alle Himmelskörper sich mit der Natur und dem Zweck ihres Daseins in Übereinstimmung befinden.
Wenn die Beziehungen zwischen zwei Wesen der Natur und dem Endziel eines jeden von ihnen Rechnung tragen, sprechen wir von Harmonie. Die Harmonie ist das Zusammenwirken der Dinge in ihren wechselseitigen Beziehungen nach dem Bauplan der Ordnung.
Die Ordnung erzeugt Ruhe. Die Ruhe der Ordnung ist der Friede. Nicht jeder Zustand der Ruhe verdient Friede genannt zu werden, sondern nur derjenige, der aus der Ordnung hervorgeht. Der Friede eines ruhigen Gewissens entspringt einem guten Gewissen und hat nichts zu tun mit der Gleichgültigkeit eines abgestumpften Gewissens. Körperliches Wohlbefinden bringt ein Gefühl des Friedens mit sich, das weit entfernt ist von Scheineuphorie oder Mattigkeit nach dem Genuss von Rauschmitteln.
Wenn ein Wesen sich völlig nach Maßgabe seiner Natur disponiert und aufgelegt fühlt, befindet es sich im Zustande der Vollkommenheit. So wird ein junger Mensch, der ein großes Auffassungsvermögen und ein starkes Verlangen zum Studium besitzt, darauf drängen, eine Universität zu beziehen, wo ihm alle Mittel für eine wissenschaftliche Ausbildung zur Verfügung stehen; er befindet sich dann hinsichtlich seines Studiums in einer vollkommenen Lage.
Ist die Tätigkeit eines Wesens ganz seiner Natur angepasst und vollständig auf sein Endziel hin ausgerichtet, dann können wir sie mit Fug und Recht als vollkommen - perfekt - bezeichnen. So ist die Bahn der Gestirne vollkommen, weil sie ganz und gar der Natur und dem Zweck eines jeden Sternes entspricht.


Sind die Existenzbedingungen eines Wesens vollkommen, dann werden es mit großer Wahrscheinlichkeit auch seine Lebensäußerungen sein. Es wird all seine Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit einsetzen, um das vorgegebene Ziel zu erreichen. Ein Mensch, der vollkommene Anlagen zum Gehen besitzt, wird in untadeliger Weise gehen, sofern er es nur will.
Für die Erkenntnis der wahren Vollkommenheit des Menschen und der menschlichen Gesellschaft müssen wir uns zuerst eine genaue Vorstellung von der Natur und dem Endziel des Menschen machen. Das Gelingen, die Fruchtbarkeit, der Glanz menschlicher Werke, seien es die einzelner Personen oder solche von Gruppen, Völkern und Nationen, hängen von der Kenntnis unserer Natur und ihres Endzweckes ab. Mit anderen Worten, der Besitz der religiösen Wahrheit ist wesentliche Voraussetzung der Ordnung, der Harmonie, des Friedens und der Vollkommenheit.

(aus "Der Kreuzzug des 20. Jahrhunderts" Catolicismo, Januar 1951)

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