Plinio Corrêa de Oliveira
Vorbereitende Anmerkungen
Unser Herr Jesus Christus am Kreuz.
Es reicht nicht, den
einzelnen Episoden des Leidensweges Unseres Herrn mit Gefühlen der Zerknirschung
zu folgen.
Wenn auch eine echte Frömmigkeit Ergriffenheit
hervorbringen kann, besteht Frömmigkeit nicht vor allem aus Hervorrufen von Gefühlen. Echte
Frömmigkeit beginnt in einem wohlgeformten Verstand, das heißt, ein Verstand, der
im katechetischen Studium und einer genauen Erkenntnis unseres Glaubens
geschult worden ist. Die dort erkannten Wahrheiten sollten unser inneres Leben
bestimmen. Frömmigkeit ist dem Willen unterordnet. Wir sollten ernsthaft das wünschen,
was wir gut kennen. Es ist nicht genug zu wissen, dass Gott vollkommen ist. Wir
müssen die Vollkommenheit Gottes lieben und folglich wollen wir eine solche
Vollkommenheit für uns selbst begehren. Das ist es, was es bedeutet, Heiligkeit
zu begehren.
Etwas „wünschen“ bedeutet nicht, vage und sterile Laune
zu fühlen. Wir wünschen nur ernsthaft etwas, wenn wir bereit sind, jedes Opfer
zu bringen, um das zu erreichen, was wir wünschen. So wünschen wir nur
ernsthaft unsere Heiligung und wachsen in Gott, wenn wir bereit sind, jedes
Opfer zu bringen, um dieses höchste Ziel zu erreichen. Ohne diese Bereitschaft
ist jeder „Wunsch“ nur eine Illusion und eine Lüge. Wir können uns sehr ergriffen
fühlen, wenn wir die Wahrheiten und Geheimnisse der Religion betrachten, aber
wenn wir keine ernsthaften und wirkungsvollen Vorsätze von ihnen ableiten,
werden diese Geheimnisse unserer Frömmigkeit nicht helfen.
Dies ist besonders der Fall während der Tage der Passion
unseres Herrn. Es genügt nicht, den verschiedenen Episoden der Passion mit
einem Gefühl der Zerknirschung zu folgen, wenn es auch etwas ausgezeichnet ist, ist es
doch unzureichend. In diesen Tagen sollten wir unserem Herrn aufrichtige
Beweise unserer Hingabe und Liebe geben. Diese Beweise können durch einen festen
Vorsatz gegeben werden, unser Leben zu verändern und für die Kirche zu kämpfen.
Die Kirche ist der mystische Leib Christi. Als unser Herr
den heiligen Paulus auf dem Weg nach Damaskus fragte: „Saul, Saul, warum
verfolgst du mich?“ Unser Herr sagte ihm, dass er, indem er die junge Kirche
verfolgt, ihn selbst, Christus, verfolgt.
Die Kirche verfolgen, ist Jesus Christus verfolgen, und
wenn die Kirche heute verfolgt wird, ist es Christus, der verfolgt wird. In
gewissem Sinne wiederholt sich die Passion Christi in unseren Tagen.
Einleitung
Der moderne Mensch weiß nicht, wie er mit Leiden fertig
werden kann. Oft sehen sogar Christen das Leiden als etwas unter ihrer Würde
stehendes an, eine „Verfolgung von dem Bösen“. In unserem katholischen Glauben
betrachten wir das Leiden als eine Reinigung und ein starkes Gebet. Wir
vereinen unser Leiden mit dem von Unserem Herrn. Wir verstehen es als Geschenk
des Vaters, weil öfteres Leiden die Macht hat, das Leben zu verändern. Im
Folgenden bringen wir 13 Betrachtungen des Leidens in diesem Sinne. Wir hoffen,
sie werden nützlich sein für die Fastenzeit. Wir werden sie in sieben Teilen
fortsetzen.
Betrachtungen über das Leiden und den Sterben Unseres
Herrn Jesus Christus
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