Die
Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu: (II)
Der Papst löst
Einwände auf
Das Heiligste
Herz, ein gut gewähltes Symbol für die immense Nächstenliebe des Erlösers
„Die Verehrung
des Herzens Jesu ist nicht irgendeine Form von Frömmigkeit, die unterschätzt
und übersehen werden darf“
Plinio Corrêa de
Oliveira
Wir
schließen heute die in unserer letzten Ausgabe begonnene Zusammenfassung der
Enzyklika „Haurietis Aguas“ vom 15.
Mai 1956 ab, einem bewundernswerten Dokument, das der regierende Heilige Vater
Pius XII. zum Anlass des hundertsten Jahrestages der Einsetzung des
liturgischen Festes des Heiligen Herzens Jesu durch Leo XIII. herausgegeben hat.
(Hier wurde auf
die deutsche Fassung der Webseite des Vatikans zurückgegriffen wurde. [s. Link
unten*]. Untertitel sind von diesem Blog.)
* * *
Das Herz
Jesu Symbol der vollkommenen, empfindsamen, spirituellen (menschlichen und
göttlichen) Liebe während seines irdischen Lebens.
Dieses
Thema der Enzyklika stellt eine bewundernswerte Meditation über die Liebe
unseres Herrn dar, die sich in allen Episoden seines irdischen Lebens gemäß den
Aussagen der Heiligen Evangelien zum Ausdruck kam. In Anbetracht des anbetungswürdigen
Herzens Jesu Christi vom Augenblick der Verkündigung bis zum Moment des Todes
beschreibt der Heilige Vater auf rührende Weise die Liebe, die unser göttlicher
Erlöser während seines Lebens auf Erden in all seine Handlungen gezeigt hat.
Die
Eucharistie, die Jungfrau Maria, das Priestertum
sind Gaben des liebenden Herzens Jesu Christi.
»Auch als Christus der Herr vor dem
Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern wusste, dass er das Sakrament seines
Leibes und Blutes einsetzen würde, seines Blutes, durch dessen Vergießung der
Neue Bund zu schließen war – hatte er sein Herz von mächtiger Bewegung erregt
gefühlt, wie er es seinen Aposteln mit folgenden Worten zu erkennen gab: „Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl
mit euch zu halten, bevor ich leide“ [1];
diese Empfindungen waren zweifellos noch stärker, als er „das Brot nahm,
dankte, es brach und es ihnen reichte mit den Worten: Das ist mein Leib, der
für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Andenken. Ebenso nahm er nach dem
Mahle den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute, das
für euch vergossen wird“.« [2]
»Man kann darum mit Recht behaupten: die
heilige Eucharistie, als Sakrament und als Opfer, deren eines er den Menschen
mitteilt, deren anderes er aber selbst ständig darbringt „vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang“ [3],
und ebenso das Priestertum sind wirklich Geschenke des heiligsten Herzens Jesu.«
»Ein sehr kostbares Geschenk des heiligsten
Herzens ist auch, wie Wir sagten, Maria, die hehre Mutter Gottes und unser
aller liebevollste Mutter. Sie, die ja unseren Heiland dem Fleische nach gebar
und seine Gefährtin war bei der Rückführung der Kinder Evas zum göttlichen
Gnadenleben, sie ist mit Recht als geistige Mutter des ganzen Menschengeschlechts
gegrüßt worden. Im Hinblick darauf schreibt der hl. Augustinus über sie:
„Ganz Mutter der Glieder des Heilandes, die wir sind, weil sie mitgewirkt hat
in Liebe, dass Gläubige in der Kirche geboren würden, die Glieder jenes Hauptes
sind“.« [4]
»Der unblutigen Gabe seiner selbst unter den Gestalten von Brot und Wein wollte unser Heiland Jesus Christus als besonderen Erweis seiner innigen und grenzenlosen Liebe das blutige Opfer des Kreuzes beifügen. Gerade durch diese Tat gab er das Beispiel jener erhabenen Huld, die er seinen Jüngern als höchstes Ziel der Liebe hingestellt hatte mit den Worten: „Eine größere Liebe hat niemand als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ [5] ... Und wirklich ist unser göttlicher Heiland mehr durch die Liebe als die Gewalt der Henker ans Kreuz geheftet worden; sein freiwilliges Ganzopfer ist das hochwertigste Geschenk, das er jedem einzelnen Menschen gab nach dem ausdrucksvoll kurzen Wort des Apostels: „Er hat mich geliebt und sich für mich hingeopfert“.« [6]
Die Kirche
und die Sakramente sind ebenfalls Gaben
des Heiligsten Herzens
Der
Heilige Vater spricht in der Folge vom Heiligsten Herzen, als Symbol seiner
dreifachen Liebe zur Menschheit während seines glorreichen Lebens im Himmel.
Zur Rechten des Vaters sitzend, »besitzt
er in seinem Herzen, wie in einem kostbaren Schrein geborgen, jene unermesslichen
Schätze von Verdiensten, die Früchte des gleichen dreifachen Triumphes, die er
dem erlösten Menschengeschlecht freigebig mitteilt.«
Die Gaben
des Heiligen Geistes sind auch Gaben
des Heiligsten Herzen Jesu
Sich
auf Pfingsten beziehend, schreibt Pius XII.: »Die Eingießung dieser göttlichen Liebe geschah auch von dem Herzen
unseres Heilandes aus, „in dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft
verborgen sind“ [9]. Es ist ja diese
Liebe ein Geschenk des Herzens Jesu und seines Geistes; und er ist der Geist
des Vaters und des Sohnes, von dem der Ursprung der Kirche und ihre wunderbare
Ausbreitung zu allen Heidenvölkern ausgeht, zu der Heidenweit, die
Götzendienst, Bruderhass, Sittenverderbnis und Gewalttätigkeit befleckt hatten.
Diese göttliche Liebe ist das kostbarste Geschenk des Herzens Christi und
seines Geistes; sie rüstete die Apostel und Blutzeugen mit jener Tapferkeit
aus, in deren Kraft sie gekämpft haben bis zum Tod, einem Tod nach Heldenart,
um die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden und mit ihrem Blut zu bezeugen;
sie erfüllte die Kirchenlehrer mit einem wahren Feuereifer, den katholischen
Glauben klarzulegen und zu verteidigen; sie nährte die Tugend der Bekenner und
eiferte diese an zu höchst zweckmäßigen und bewundernswerten Werken, die ihrem
eigenen und der übrigen ewigem und zeitlichem Heil dienen sollten; sie legte
endlich den Jungfrauen nahe, freiwillig und hochgemut auf Sinnengenuss zu
verzichten und sich ganz der Liebe des himmlischen Bräutigams zu weihen.«
Der Kult zum
Heiligsten Herzen Jesu
ist ein Kult zur Person des Fleischgewordenen Wortes
»Das Herz unseres Heilandes gibt also
irgendwie ein Bild der göttlichen Person des Wortes wieder, ebenso der
doppelten, menschlichen und göttlichen Natur; und in ihm können wir nicht nur
das Sinnbild, sondern auch die Zusammenfassung des ganzen Geheimnisses unserer
Erlösung erblicken. Wenn wir das heiligste Herz Jesu Christi anbeten, so beten
wir in ihm und durch es die ungeschaffene Liebe des Göttlichen Wortes, wie
zugleich seine menschliche Liebe, seine übrigen Gesinnungen und Tugenden an, da
ja diese zweifache Liebe unseren Heiland bewog, sich für uns und die ganze
Kirche, seine Braut, hinzuopfern nach dem Worte des Apostels.« Und weiter: »...
und diese Liebe ist es, die ihn gewiss zu unserem Fürsprecher [10] bestimmt, uns Gnade und Erbarmen vom Vater
zu erbitten, „da er ja immerdar lebt, um Fürsprache für uns einzulegen“
[11]. Die Gebete, die seiner
unerschöpflichen Liebe entstammen und zum Vater emporsteigen, finden niemals
eine Unterbrechung. Wie „in den Tagen seines Erdenlebens“ [12], fleht er nun, im Himmel triumphierend, den
himmlischen Vater mit gleicher Wirkung an.«
»Deshalb besteht kein Zweifel, dass der
himmlische Vater, „der auch seines
eigenen Sohnes nicht schonte, sondern für uns alle ihn dahingab“ [13], von einem so mächtigen Fürsprecher mit so
stürmischer Liebe angegangen, durch ihn jederzeit die reiche Fülle göttlicher
Gnaden auf die ganze Menschheit wird herniederströmen lassen.«
IV – URSPRUNG UND FORTSCHREITENDE
ENTWICKLUNG DES KULTES ZUM HEILIGSTEN HERZEN JESU
Erste
Anzeichen des Kultes zum Heiligsten Herzen Jesu
bei der Verehrung der fünf Wunden des Gekreuzigten
Zu
Beginn dieses Vierten Teiles der Enzyklika zeigt der Heilige Vater, dass die vorhergegangen
Darlegungen zur Genüge bewiesen haben, dass die Herz-Jesu-Verehrung
letztendlich »in ihrem Wesen nichts
anderes ist als die Verehrung der göttlichen und menschlichen Liebe des
fleischgewordenen Wortes, und wieder nichts anderes als die Verehrung jener
Liebe, mit der auch der himmlische Vater und der Heilige Geist die sündigen
Menschen umhegen; denn wie der Engelgleiche Lehrer (Thomas) sagt, ist die Liebe
der Heiligsten Dreifaltigkeit der Ursprung der menschlichen Erlösung, sofern
sie sich in überreicher Fülle in den menschlichen Willen Jesu Christi und sein
anbetungswürdiges Herz ergoss und ihn kraft der gleichen Liebe zur Hingabe
seines Blutes veranlasste, um uns von der Gefangenschaft der Sünde
freizukaufen: [14] „Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und wie drängt
es mich, bis sie vollbracht ist“.« [15]
»Wir sind darum überzeugt, dass der
Kult, den wir der Liebe Gottes und Jesu Christi zu den Menschen unter dem
heiligen Zeichen des durchbohrten Herzens des gekreuzigten Erlösers weihen, dem
Gebetsleben der Gläubigen nie ganz fremd war.«
»In Wirklichkeit — heißt es weiter in der Enzyklika — hat es zu jeder Zeit Gott besonders treu
ergebene Menschen gegeben, die nach dem Beispiel der hehren Gottesmutter, der
Apostel und hervorragender Kirchenväter die heiligste menschliche Natur Christi
und besonders die Wunden, die seinen Leib in der heilbringenden Erduldung der
Qualen zerfleischten, zum frommen Gegenstand anbetender Verehrung, der
Danksagung und Liebe machten.«
»Enthalten außerdem gerade die Worte des
Apostels Thomas, „Mein Herr und mein Gott“ [16], die seine Wendung vom Ungläubigen zum Gläubigen ausdrückten, nicht ein
unzweifelhaftes Bekenntnis des Glaubens, der Anbetung und Liebe, das von der
die Wundmale tragenden menschlichen Natur des Herrn aufsteigt zur Majestät der
göttlichen Person?«
Der
Papst zeigt indessen, dass »es doch zugegeben
ist, dass die besondere Verehrung dieses Herzens erst allmählich und
gewissermaßen fortschreitend Boden gewann als Bild der göttlichen und
menschlichen, dem fleischgewordenen Wort innewohnenden Liebe.«
Ursprung und
Fortschritt der Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu
im Mittelalter und in den folgenden Jahrhunderten
Unter
dieser Überschrift erinnert der Papst wie diese Andachtsform »die nichtöffentlich und Schritt für Schritt
in den Ordensgenossenschaften mehr und mehr an Boden gewann.« Um Beispiele
anzuführen, nennt er große Namen, wie der hll. Bonaventura, Albert der Große,
Gertrud, Katharina von Siena, der sel. Heinrich Seuse, die Heiligen Petrus
Canisius und Franz von Sales, Johannes Eudes, der der Urheber des ersten
liturgischen Stundengebets zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu war. »Doch nimmt sicher den ersten Platz unter
denen, die diese würdige Andachtsform gefördert haben, die hl. Margareta Maria
Alacoque ein, die mit Hilfe ihres Seelenführers, des sel. Claudius de la
Colombière, von heiligem Eifer entflammt, es dahin brachte, daß diese Kultform,
so sehr gefördert, unter starker verehrender Zustimmung der Christgläubigen
eingeführt und durch die auszeichnenden Merkmale der Liebe und Sühne von den
übrigen Formen christlicher Frömmigkeit unterschieden wurde.« [17]
»Man soll also nicht sagen, so der Papst, dass dieser Kult seinen Ausgang von einer göttlichen Privatoffenbarung genommen habe, noch dass er in der Kirche plötzlich dagewesen sei; er ist vielmehr wie von selbst erblüht aus lebendigem Glauben und inniger Andacht, die begnadete Menschen zum anbetungswürdigen Erlöser und seinen verklärten Wundmalen beseelte, jene das Menschenherz tief und mächtig ergreifenden Zeugen seiner unermesslichen Liebe.
Es haben also augenscheinlich die
Offenbarungen an die hl. Margareta Maria keine neuen Elemente zur katholischen Glaubenslehre
hinzugefügt. Ihre Bedeutung liegt vielmehr darin, dass Christus der Herr – sein
heiligstes Herz zeigend – in außerordentlicher und eigenartiger Weise die
Menschen zur Betrachtung und Verehrung des Geheimnisses der erbarmungsvollen
Liebe Gottes gegen das Menschengeschlecht aufrufen wollte. Denn in dieser
Sonderoffenbarung hat Christus mit ausdrücklichen und wiederholten Worten auf
sein Herz hingewiesen als auf das Sinnbild, das die Menschen der Erkenntnis und
Anerkenntnis seiner Liebe gewinnen sollte; zugleich hat er es zum Zeichen und
Unterpfand der Erbarmungen und der Gnade für die Nöten der Kirche in unserer
Zeit bestimmt.«
Päpstliche
Genehmigung für die Einführung des
Festtages des Heiligsten Herzen Jesu
Der
Papst hebt hervor, dass »ohne eigentlich
irgendeiner privaten göttlichen Offenbarung Rechnung zu tragen, sondern den
Bitten der Gläubigen gütig entgegenkommend, gestattete die Heilige
Ritenkongregation mit Erlass vom 25. Januar 1765, der von Unserem Vorgänger
Klemens XIII. am 6. Februar des gleichen Jahres bestätigt wurde, den Bischöfen
Polens und der sogenannten Römischen Erzbruderschaft vom Heiligsten Herzen Jesu
die liturgische Feier des Festes. ... Dieser ersten Gutheißung folgte nach
ungefähr einem Jahrhundert ein Erlass von weit größerer Bedeutung und in
feierlicherer Form der Heiligen Ritenkongregation vom 23. August 1856, durch
den Unser Vorgänger unvergesslichen Andenkens Pius IX. den Bitten der Bischöfe
Frankreichs und fast der ganzen katholischen Welt entsprechend, das Fest des Heiligsten
Herzens Jesu auf die ganze Kirche ausdehnte und dessen regelrechte Feier
anordnete.« [18] So stieg aus der Frömmigkeit der ganzen Kirche dieses
liturgische Fest hervor.«
Spiritualität
und Adel der Verehrung des Heiligsten Herzens
Nachdem
Pius XII. noch mal darauf hinweist, dass die vorgegangenen Betrachtungen
ausreichen, die Spiritualität und den Adel des Herz-Jesu-Kultes zu beweisen, schließt
die Enzyklika: »Es ist also unrecht, zu
behaupten, die Betrachtung des leiblichen Herzens Jesu hindere daran, zur
inneren Gottesliebe zu kommen, und die Seele werde auf dem Wege zur höchsten
Tugend aufgehalten. Diese falsche mystische Lehre verwirft die Kirche durchaus,
wie sie durch Unseren Vorgänger seligen Andenkens Innozenz XI. auch das Gerede
derer zurückgewiesen hat, die solches daherredeten: „Auch dürfen sie (die
Seelen dieses inneren Weges) keine Liebesakte zur allerseligsten Jungfrau, den
Heiligen oder der Menschheit Christi erwecken; denn, da diese Gegenstände
sinnlich sind, ist es auch die Liebe zu ihnen. Kein Geschöpf, auch nicht die
allerseligste Jungfrau, noch die Heiligen dürfen einen Platz haben in unserem Herzen:
Gott allein will es einnehmen und besitzen.“ [19] Die so denken, meinen offenbar, das Bild des Herzens Christi bezeichne
weiter nichts als eine sinnliche Liebe, und es fehle ihm darum die Eignung,
gleichsam ein neues Fundament zu sein für den Kult der Anbetung, der nur auf
das geht, was seiner Natur nach göttlich ist. Dass aber eine so geartete
Erklärung der heiligen Bilder einfachhin falsch ist, sieht jeder ein, da ihre transzendetale
Bedeutung durch enge Grenzen umschrieben wird. ... Denn aus dem Glauben an die
Vereinigung der menschlichen und göttlichen Natur in der Person Christi können
wir die engen Beziehungen erfassen, die zwischen der sinnlichen Liebe des
leiblichen Herzens Jesu und seiner doppelten geistigen Liebe, der menschlichen
und göttlichen, bestehen. Von diesen zwei Arten der Liebe ist nicht nur zu
sagen, dass sie in der anbetungswürdigen Person des göttlichen Heilandes zusammen
bestehen, sondern dass sie auch durch eine natürliche Verknüpfung miteinander
verbunden sind, insofern die menschliche und sinnliche der göttlichen
untergeordnet sind und deren analoge Ähnlichkeit wiedergeben. Wir behaupten
aber nicht, das Herz Jesu sei so zu verstehen, dass in ihm enthalten sei und
angebetet werde das sogenannte „formale Bild“, beziehungsweise das vollkommene und absolute Zeichen seiner göttlichen
Liebe, da ja dessen innerstes Wesen in keiner Weise durch irgendein
geschaffenes Bild angemessen dargestellt werden kann; aber wenn der gläubige
Christ das Herz Jesu verehrt, so verehrt er anbetend zusammen mit der Kirche
das Zeichen und gleichsam die Spur der göttlichen Liebe, die so weit gegangen
ist, dass sie auch mit dem Herzen des fleischgewordenen Wortes die mit so viel
Schuld befleckte Menschheit liebte.
Bei diesem Lehrpunkt, der von solcher
Bedeutung ist und genaue Einsicht heischt, muss sich ein jeder immer
gegenwärtig halten, dass der Wahrheitsgehalt des natürlichen Sinnbilds, durch
welches das körperliche Herz Jesu zur Person des Wortes in Beziehung tritt,
ganz aufruht auf der grundlegenden Wahrheit der hypostatischen Union; wer dies
aber leugnen wollte, würde falsche, von der Kirche wiederholt verworfene
Meinungen aufstellen, Meinungen, die der einen Person in Christus bei Trennung
und Unversehrtheit der beiden Naturen widersprechen würden. ...
So kommen wir leicht zu dem Schluss, dass
die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu dem Wesen der Sache nach der Kult der
Liebe ist, mit der Gott uns durch Jesus geliebt hat, und zugleich die Übung
unserer Liebe zu Gott und den übrigen Menschen. Mit anderen Worten, diese
Verehrung geht auf die Liebe Gottes zu uns, auf Ihn, der angebetet, dem Dank
gesagt und in dessen Nachahmung gelebt werden soll.«
V - ERMAHNUNGEN ZU EINER AUFGKLÄRTEREN
ÜBUNG UND DER VERBREITUNG DES HERZ JESU VEREHRUNG
Aufforderung
zu einem besseren Verständnis und Übung der Andacht zu Ehren des Heiligsten
Herzen Jesu
Der
Papst schreibt: »Wenn die erwähnten
Gründe, auf die sich die Verehrung des durchbohrten Herzens Jesu stützt,
richtig erwogen werden, ist es sicher allen klar, dass es hier nicht um eine
gewöhnliche Andachtsform geht, die jeder nach Gutdünken den übrigen nachsetzen
oder geringachten darf, sondern um eine Hingabe an Gott, die mächtig hilft zur
Erlangung der christlichen Vollkommenheit.«
»Es besteht also kein Zweifel, dass, wenn die Christgläubigen dem heiligsten Erlöserherzen huldigen, sie einer schweren Verpflichtung nachkommen, durch die sie Gott zu dienen gehalten sind, und zugleich dem Schöpfer und Erlöser sich und alles Ihrige weihen: was sie innerlich denken oder was sie nach außen hin tun, und so jenem göttlichen Gebot gehorchen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Gemüte und mit allen deinen Kräften.“ [20] Sie haben außerdem noch die sichere Gewissheit, dass der beherrschende Grund ihrer Gottesverehrung nicht ihr persönlicher Vorteil ist, der Leib oder Seele, gegenwärtiges oder ewiges Leben angeht, sondern die Gutheit Gottes selbst, dem sie huldigen wollen, indem sie ihn wiederlieben, ihn anbeten und ihm den schuldigen Dank leisten. Wenn es nicht so wäre, entspräche die Herz-Jesu-Verehrung nicht dem wahren Wesen der christlichen Religion, weil der Mensch in seiner Hingabe nicht vorzüglich die göttliche Liebe verehrte; ja nicht mit Unrecht werden manchmal die einer zu großen Eigenliebe und Sorge für sich selbst beschuldigt, die diese edle und würdige Andachtsform falsch verstehen oder nicht richtig üben. Darum sollen alle fest überzeugt sein, dass in der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu nicht die äußeren Werke der Frömmigkeit den ersten und wichtigsten Platz einnehmen, noch dass sie ihren Hauptgrund in den Wohltaten habe, für die sich Christus der Herr darum in privaten Versprechen verbürgte, damit die Menschen die beherrschenden religiösen Pflichten ihres katholischen Glaubens, nämlich die der Liebe und Sühne, mit glühenderem Eifer erfüllten und so dann auch am besten für ihr seelisches Wohl sorgten.«
Höchster
Nutzen der Herz Jesu Verehrung in de gegenwärtigen Nöten der Kirche
Der
Heilige Vater zeigt wie ihm die Lauheit so unzähliger Kinder der Streitenden
Kirche schmerzt, und fügt hinzu: »so
quälen Uns noch viel mehr die Machenschaften ruchloser Menschen, die, wie
aufgehetzt vom höllischen Feind, jetzt besonders von unversöhnlichem und
offenem Hass glühen gegen Gott, gegen die Kirche, und besonders noch gegen Ihn,
der auf Erden der Vertreter des göttlichen Erlösers ist und dessen Liebe zu den
Menschen vergegenwärtigt.«
»In Wahrheit ist ja der Hass gegen Gott
und die rechtmäßigen Stellvertreter Gottes das größte Verbrechen, das der
Mensch je begehen kann, er, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes erschaffen
und bestimmt ist zum Genuss seiner vollkommenen und ewig im Himmel dauernden
Freundschaft.«
»Da man nun leider beobachten kann, wie
die Zahl derer, die sich stolz Feinde des ewigen Gottes nennen, da und dort
zunimmt, wie ebenso die lügnerischen Lehren des Materialismus in Theorie und
Praxis Verbreitung finden, wie die zügellose Freiheit des Trieblebens weithin
angepriesen wird, was nimmt es da wunder, wenn in den Herzen vieler die Liebe
erkaltet, die oberstes Gesetz der christlichen Religion, das feste Fundament
wahrer und vollkommener Gerechtigkeit und der Hauptquell des Friedens und
reiner Freuden ist?«
Die Andacht
zum Herzen Jesu ist die Standarte der Rettung selbst für die moderne Welt
»Wo nun, Ehrwürdige Brüder, ist gegen
das viele Böse, das, wenn überhaupt je, so besonders heute die Einzelmenschen,
die Familien, die Nationen und den ganzen Erdkreis in bedrückende Unordnung
versetzt, Hilfe zu suchen? Gibt es eine Andacht, die hochwertiger wäre als die
Herz-Jesu-Verehrung, die genauer der Eigenart des katholischen Glaubens
entspräche, die angepasster den heutigen Nöten der Kirche und der Menschheit
entgegenkäme? Welche Gottesverehrung wäre würdiger, ansprechender und heilsamer
als sie, da der Kult, um den es geht, ganz auf die Liebe [21] Gottes
ausgerichtet ist?
»Es ist auch Unser brennender Wunsch, dass
alle, die mit Stolz sich Christen nennen und angestrengt für die Errichtung des
Reiches Christi auf Erden kämpfen, die andächtige Verehrung des Herzens Jesu
zum Wahrzeichen und zur Quelle der Einheit, des Heiles und Friedens wählen.
Doch soll niemand glauben, dass durch diese Andacht den anderen
Frömmigkeitsformen, in denen das christliche Volk unter Führung der Kirche den
göttlichen Erlöser ehrt, irgendwie Abbruch getan wird. Im Gegenteil wird eine
innige Herz-Jesu-Andacht die Verehrung des heiligen Kreuzes und die Liebe zum
hochheiligen Altarsakrament ohne Zweifel nur stark fördern.«
»In dem drängenden Wunsch endlich, den
ruchlosen Machenschaften der Hasser Gottes und der Kirche einen Riegel
vorzuschieben, wie auch die häusliche und bürgerliche Gemeinschaft zur Gottes-
und Nächstenliebe zurückzuführen, behaupten Wir ohne Bedenken, das die
Verehrung des heiligsten Herzens Jesu die wirkungsvollste Schule der
Gottesliebe ist; der Liebe zu Gott, auf die sich das in den Einzelmenschen, in
den Familien, in den Nationen zu errichtende Reich Gottes stützen muss...«
»Damit sich aber aus dem Kult des heiligsten Herzens Jesu auf die christliche Familie, ja die ganze Menschheit ein reicherer Segen ergieße, mögen die Christgläubigen mit ihr auch die Verehrung des unbefleckten Herzens der Gottesmutter eng verbinden. Denn da nach dem Willen Gottes bei der Durchführung des Erlösungswerks der Menschheit die allerseligste Jungfrau Maria mit Christus derart untrennbar verbunden war, dass das Heil uns aus der innigen Verbindung der Liebe und der Leiden Christi mit der Liebe und den Schmerzen auch der Mutter kam, ist es recht und angebracht, dass durch das christliche Volk, das ja sein göttliches Leben von Christus durch Maria empfangen hat, nach der gebührenden Andacht zum heiligsten Herzen Jesu auch dem liebevollen Herzen der himmlischen Mutter Erweise der Anhänglichkeit, der Liebe, dankbarer und sühnender Gesinnung beigefügt werden. Diesem göttlich weisen und liebenswürdigen Ratschluss der hl. Vorsehung entspricht so recht die denkwürdige Weihe, durch die Wir selbst die heilige Kirche und die ganze Welt dem unbefleckten Herzen der allerseligsten Jungfrau Maria in feierlicher Form zugeeignet haben.« [22]
Mit
diesen Gedanken beendet der glorreich regierende Heilige Vater seine
monumentale Enzyklika, und erteilt den Apostolischen Segen.
----------------
Anmerkungen:
*)
http://www.vatican.va/content/pius-xii/de/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_15051956_haurietis-aquas.html
1) Lk 22, 15.
2) Lk 22, 19-20.
3) Mal 1, 11.
4) De sancta virginitate, VI: P.
L. XL, 399.
5) Joh 15, 13.
6) Gal 2, 20.
7) Sum. Theol. Suppl. q. 42, a. 1
ad 3m; ed. Leon. tom. XII, 1906, p. 81.
8) Eph 5, 2.
9) Kol 2, 3.
10) Vgl. 1 Joh 2, 1.
11) Hebr 7, 25.
12) Hebr 5, 7.
13) Röm 8, 32.
14) Cfr. Sum. Theol. III, q. 48, a. 5a
ed. Leon.
tom. XI, 1903, p. 467.
15) Lk 12, 50.
16) Joh 20, 28.
17) Vgl. Litt. Enc.
Miserentissimus Redemptor: A. A. S. XX, 1928, pp. 167-168.
18) Vgl. Decr. S. C. Rit. apud N.
Nilles, De rationibus festorum Sacratissimi Cordis lesu et purissimi Cordis
Mariae, 5a. ed. Innsbruck, 1885 tom. 1, p. 167.
19) Innocentius XI, Constit, Ap.
Coelestis Pastor, 19 Novembris 1687, Bullarium Romanum, Romae, 1734, tom. VIII,
p: 443.
20) Mk 12, 30; Matth. 22, 37.
21) Vgl. Enc. Miserentissimus
Redemptor: A. A. S. XX, 1928, p. 166.
22) Vgl. A. A. S. XXXIV, 1942,
p. 345 sq.
--------------------
Aus
dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in
„Catolicismo”,
Nr. 69, September 1956, S. 3f.
Dieser Beitrag erschien in deutscher Sprache zuerst im Blog „Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag“.
©
Nachdruck der deutschen Fassung ist nur mit Quellenangabe dieses Blogs
gestattet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen