Betrachtung beim Jesuskind in der Krippe
Plinio Corrêa de Oliveira
Stellen wir uns die Ankunft der Heiligen Drei Könige mit ihren Karawanen, ihren Prozessionen, den mit Schätzen beladenen Tieren, dem Stern von Bethlehem vor, und diese Souveräne - der schwarze König Baltasar und die beiden anderen, Melchior und Kaspar - opfern dem Jesuskind in einer Haltung der Anbetung, Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Im
göttlichen Kind können wir unter anderem seine unendliche Größe auf der einen
Seite betrachten; andererseits seine unendliche Zugänglichkeit; und schließlich
sein unendliches Mitgefühl. Unter welchem Aspekt würden wir uns dem göttlichen
Kind näher fühlen?
Die Größe des Jesuskindes und seiner
heiligsten Mutter
Wenn
wir seine unendliche Größe betrachten, können wir uns eine riesige, hohe Höhle
vorstellen, die so groß ist wie eine Kathedrale, die keine bestimmte
Architektur hat, bei der jedoch die Bewegung der Steine uns die Bögen einer
Kathedrale des künftigen Mittelalters vage erspüren ließ.
Wir
können uns auch noch die Krippe vorstellen, die als Wiege für das Gotteskind diente,
aufgestellt an einem majestätischen Punkt der Höhle. Und ein himmlisches goldenglänzendes
Licht in diesem Moment über sie leuchtete.
Das göttliche Kind ruht in seiner Krippe, mit der Majestät eines wahren Königs, obwohl es noch ein neugeborenes Kind ist. Er, König aller Majestät und aller Herrlichkeit. Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, Mensch gewordener Gott. Er war vom ersten Moment Seines Seins an - also bereits im Schoß Unserer Lieben Frau - Inhaber von mehr Majestät, Größe, mehr Äußerungen von Stärke und Macht als alle Menschen in der gesamten Geschichte der Menschheit. Er, der über alle Dinge Bescheid wusste und unvergleichlich mehr wusste als jeglicher Wissenschaftler. Er äußerte diese aus Weisheit, Heiligkeit, Wissenschaft und Macht bestehende Majestät, in seinem sich ständig ändernden Antlitz.
Stellen
wir uns vor, wir nehmen all das wahr, was angesichts dieses Kindes auf
mysteriöse Weise zum Ausdruck kommt. Manchmal, wenn er sich bewegt, erscheint
in der Bewegung seine Facette des Königs. Wenn er seine Augen öffnet, äußert
sein Blick eine so tiefes leuchten, dass wir in ihm einen großen Weisen ahnen.
Es umgibt ihn eine Atmosphäre der Heiligkeit, die alle, die sich ihm nähern,
umhüllt. Eine Atmosphäre von solcher Reinheit, dass die Menschen sich diesem
Ort nicht nähern, ohne vorher um Vergebung ihrer Sünden zu bitten; fühlen sich
aber gleichzeitig durch die Heiligkeit dieses Ortes angezogen, sich zu bessern.
Stellen
wir uns auch die Muttergottes zu Füßen des Jesuskindes in der Krippe vor, auch
Sie als wahre Königin - denn sie war und ist es - mit einer solchen Würde und Erhabenheit,
dass sie sogar auf edle Kleidung verzichten kann, um ihre Majestät zum Leuchten
zu bringen.
Majestät als Folge der Heiligkeit
Von
der hl. Therese vom Kinde Jesu wird erzählt, dass sie so imposant war, dass ihr
Vater sie meine kleine Königin nannte.
Der
Gärtner des Karmels von Lisieux berichtete während des Heiligsprechungsprozesses,
dass er einmal eine Nonne vom Rücken gesehen habe, die etwas getan habe und er
erkannte, dass es Therese war. Der Advokat des Teufels fragte dann: „Woher
wussten sie von hinten, dass diese Nonne Schwester Teresa war?“ Die Antwort war
sehr bedeutsam: „Wegen ihrer majestätischen Haltung, keine der anderen Schwestern
hatte eine solche Majestät“.
Wenn
so die hl. Therese war, wie war dann Unsere Liebe Frau?
Stellen
wir uns die Muttergottes majestätisch, transzendent und reinste Frau vor, die
zum Gotteskind betet. Unsichtbare Engel singen Lieder der Verherrlichung und
die herrschende Atmosphäre ist so mit Werten gesättigt, dass man sagen könnte, in
diesem Armseligen Stall herrsche eine Atmosphäre eines edelsten Hofes.
Stellen
wir uns vor, wir nähern uns der Krippe und spüren die Größe des göttlichen
Kindes. Und als Gegenrevolutionäre verehren wir alles, was edel ist, alles, was
schön ist, alles, was heilig, kompromisslos und kämpferisch ist. Wir beten das Kind
an, das gleichzeitig alle Formen der Größe anzieht, die von ihm ausgehen und
die nichts als Widerscheine seiner selbst sind; alle Formen der Reinheit, alle
Formen der Heiligkeit, die nur eine Teilhabe an seiner Heiligkeit sind.
So
verstößt er die Sünde, den Irrtum, die Unordnung, das Chaos und die Revolution,
und diese wagen es nicht sich aufzurichten, und nicht einmal die Augen zu dieser
großartigen Szene im Stall zu erheben, wo Ordnung, Hierarchie, Prunk und Pracht
in Fülle herrschen.
Unermessliche Zugänglichkeit des
Gotteskindes
Stellen
wir uns nun einen anderen Aspekt vor: die unendliche Zugänglichkeit.
Es
ist legitim, sich das vorzustellen, denn - wie ich später erklären werde -
sollten dieser und viele andere Aspekte in der Krippe nebeneinander existieren.
Stellen
wir uns das Jesuskind vor, das ungemein zugänglich ist. Dieser König, so voller
Majestät, öffnet zu uns irgendwann seine Augen. Wir bemerken, dass sein
reinster, intelligentester und klarster Blick unsere Augen durchdringt. Er
sieht die tiefsten unserer Mängel wie auch das Beste unserer guten
Eigenschaften. Und in diesem Moment berührt sein Blick unsere Seele, wie er den
hl. Petrus berührte während seiner Passion, und gibt uns eine tiefe Traurigkeit
über unsere Sünden.
Die
Evangelien berichten, dass der Blick unseres Herrn zum hl. Petrus so durchdringend
war, dass er hinausging und bitterlich weinte. Und sein ganzes Leben lang
vergaß der Apostelfürst nie den rührenden Blick, der ihn immer wieder zum
Weinen brachte.
Dieser
Blick verursacht eine tiefe Traurigkeit über unsere Sünden. Er gibt uns eine
Abscheu zu unseren Sünden.
Doch
wenn ein solcher Blick in uns eindringt, bringt der neugeborene Erlöser auch
seine Liebe nicht nur zu unseren guten Eigenschaften zum Ausdruck, sondern auch
durch den Zustand, dass wir von ihm geschaffene Kreaturen sind. Eine Liebe, die
er uns erweist trotz unserer Fehler, weil wir von ihm geschaffen worden sind
und zu einer Heiligkeit und Vollkommenheit bestimmt sind, die schon in uns
vorhanden sein kann und die er kennt und liebt.
Und wenn der Sünder es am wenigsten erwartet, lächelt er ihn an, auf eine liebevolle Bitte seiner Mutter. Und mit diesem Lächeln spüren wir trotz all seiner Majestät, wie die Entfernungen verschwinden, die Vergebung in unsere Seele eindringt und etwas, das uns anzieht. Und so angezogen, gehen wir zu ihm und verweilen an seiner Seite. Das göttliche Kind umarmt uns liebevoll und spricht unseren Namen aus.
-
„Mein N, ich liebte dich so sehr und ich liebe dich so sehr! Ich wünsche dir so
viele Dinge und ich vergebe dir so viele andere. Denk nicht mehr an deine
Sünden! Denke von nun an nur noch daran, mir zu dienen. Und in allen Zeiten deines
Lebens, wenn du irgendwelche Zweifel hast, erinnere dich an diese
Nachgiebigkeit, diese Liebenswürdigkeit, diese Güte, die ich dir jetzt erweise,
und wende dich an mich durch meine Mutter, ich werde dich erhören. Ich werde
dein Schutz sein, deine Stärke, und diese werden dich in den Himmel bringen, um
dort an meiner Seite für alle Ewigkeit zu regieren.“
Unendliches Erbarmen
Stellen
wir uns jetzt die Barmherzigkeit des Jesuskindes vor, nicht nur um uns Gutes zu
tun und wegen dass, was es in uns gutes uns schlechtes gibt, sondern auch unter
Berücksichtigung des elenden Zustands jedes Menschen auf Erden.
Er
analysiert unsere Traurigkeit und das Leiden, das jeder von uns mit sich trägt:
vergangenes Leiden, gegenwärtiges Leiden und zukünftiges Leiden, das er bereits
kennt, weil er Gott ist. Und er sieht auch die Gefahr, die unsere Seele läuft
in die Hölle zu kommen, denn der Mensch als Wanderer auf Erden ist der Gefahr
ausgesetzt, in den ewigen Qualen der Hölle gestürzt zu werden.
Stellen
wir uns auch das Jesuskind vor, das das Fegefeuer und die Qualen betrachtet,
die uns dort erwarten, wenn wir nicht ganz treu sind.
Dann
wird sein Blick ein Blick des Mitleids und der tiefen Teilnahme an unserem
Schmerz sein; mit dem Wunsch, diesen Schmerz so weit wie möglich zu beseitigen im
Hinblick auf unsere Heiligung; mit dem Wunsch, uns die Kraft zu geben,
denselben Schmerz selbst zu ertragen, soweit dies für unsere Heiligung
notwendig ist.
Wir sehen in Ihm das, was den Menschen
so tröstet: vollkommenes Mitgefühl.
Es
gehört zur menschlichen Natur - und es ist eine richtige Haltung -, dem
Menschen in der Stunde des Leidens Trost zu spenden; dass es jemanden gibt, der
Mitleid mit ihm hat. Mitgefühl teilt und verringert daher das Leiden. Der
Mensch ist so beschaffen, dass in Momenten in denen er glücklich ist, und seine
Freude mit andren teilt, er seine eigene Freude verdoppelt. Doch wenn er
traurig ist und seine Traurigkeit mitteilt, teilt er sie.
So
sind wir auch in Bezug auf das Jesuskind, wenn wir vollkommenes Mitgefühl in
ihm finden.
In
all den Leiden unseres Lebens, wenn der zu trinkende Kelch sehr bitter ist,
müssen wir durch Unsere Liebe Frau sein Gebet wiederholen: „Mein Vater, wenn es
dein Wille ist, so lass diesen Kelch an mir vorüber gehen; doch nicht mein
Wille geschehe, sondern der deine!“
So
können wir jederzeit bitten, dass der Schmerz vorübergehe. Aber wenn es sein
Wille ist, dass er uns widerfährt, sind wir sicher, dass wir während unseres
Leidens Seinen barmherzigen Schmerz finden werden. Und er wird uns sagen: „Mein
Sohn, ich leide mit dir! Lass uns zusammen leiden, weil ich für dich gelitten
habe. Der Moment wird kommen, in dem du für immer an meiner Freude teilnehmen
wirst“. Und wir können sicher sein, dass der mitfühlende Blick Jesu uns in keinen
Moment unserer Existenz verlassen wird.
Daher
müssen wir in den Schicksalsschlägen des täglichen Lebens diese dreifache
Erinnerung - die der unendlichen Majestät, die der unendlichen Zugänglichkeit
und die des unbegrenzten Mitgefühls - des Gotteskindes uns gegenüber bewahren.
Und dies muss eine gefühlte Erinnerung sein, denn wir versuchen, in unserer
Vorstellung das genaue Bild herzustellen, in dessen Lage unsere Seele sich
gerührt fühlte.
Bestehen drei Aspekte in der Seele des
neugeborenen Erlösers nebeneinander?
Die
menschliche Natur unseres Herrn umfasst Vollkommenheiten, Geisteszustände, die
alle vollkommen sind und je nach den Umständen seines Lebens in unterschiedlichem
Maße gleichzeitig existieren. Er war von dem Moment an, als er Mensch wurde,
voller Majestät, voller Zugänglichkeit, Güte und Mitgefühl zu den Menschen.
Und
es ist natürlich, dass auch als Kind gemäß den Seelen, die sich ihm näherten, mal
ein Aspekt, mal ein anderer seiner menschlichen Natur sich zeigte.
Es
wäre sehr schön, wenn in einer Kirche statt nur einer, drei Krippen auf drei
verschiedenen Altären aufgestellt würden, in denen die Figuren und die gesamte
Umgebung jeden dieser Aspekte repräsentierten, wodurch jeder Seele die
Meditation erleichtert würde, die ihn am meisten berührte.
* * *
Hier
ist eine Meditation über Weihnachten, die auf einer sehr sensiblen
Wiederherstellung der Szene basiert, von der wir am leichtesten berührt werden.
Aus
dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer eines informellen Vortrags
von Professor Plinio Corrêa de Oliveira, den er am 29. Dezember 1973 hielt. Er
wurde übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne Überarbeitung des
Autors.
© Nachdruck oder Veröffentlichung ist nur mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
Diese deutsche Fassung erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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