„Es gibt keine ihm ähnliche Erfindung“
Wir feiern morgen das Fest des Heiligen
Augustinus, Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer; Autor von „Die Stadt Gottes“,
in dem er den Kampf zwischen den Kindern des Lichts und den Kindern der Finsternis
zur Achse der Weltgeschichte macht; vermittelte die Grundlagen des Christentums
und der christlichen Zivilisation; V. Jahrhundert.
Ich hatte mir vorgenommen ein Wort über
das Leben des Heiligen Ludwig, König von Frankreich, zu sagen, dessen 700. Todestag
dieses Jahr (am 25. August) begangen wurde und daher nicht ohne einen Kommentar
vergehen sollte.
Um die Rolle des Heiligen Ludwig gut zu
verstehen, müssen wir uns Folgendes fragen: Was war der besondere Glanz seiner
Seele am Horizont der Kirche? Wenn wir annehmen, dass jeder Heilige am
Firmament der Heiligen Kirche ganz besonders eine bestimmte Tugend darstellen,
und dass daher z.B. der heilige Benedikt, zum Beispiel, mehr die
Zurückgezogenheit, die Sammlung, vertritt, der heilige Dominikus, die Predigt,
der heilige Franziskus, die Armut, der heilige Ignatius, den Kampf für die
Kirche usw., was stellt insbesondere der
heilige Ludwig, König von Frankreich, dar?
Was den hl. Ludwig betrifft, scheint mir das
ergreifende die Tradition, die er hinterlassen hat. Das heißt, dass er ein
großer Heiliger des Mittelalters war und seine Zeit mit seiner Persönlichkeit ausfüllte,
so dass man sagen kann, dass sein Jahrhundert das Jahrhundert des Heiligen
Ludwig war, zusätzlich zu der Tatsache, dass die Chroniken des Mittelalters
voller Fakten über sein Leben sind, und dass es eine ganz normale
Heiligsprechung gab, bei der die Kirche seine Persönlichkeit analysierte und
die Gründe angab, warum sie ihn deshalb und darüber hinaus als heilig
betrachtete. Trotz alledem blieb bei den Europäern und besonders bei den
Franzosen eine Erinnerung an ihn, die nicht auf dem Wissen der oben angeführten
Tatsachen beruhte.
Weil die Menschen heute diese Dinge nicht
mehr wissen, aber es gab eine Erinnerung, die von Generation zu Generation
weitergegeben wurde. Diese ergreifende, rührende, begeisterte, andächtige Erinnerung
entspricht genau den historischen Dokumenten, die vom hl. Ludwig vorhanden sind;
das heißt, die Legende oder die Tradition stimmen genau überein mit der
historischen Realität. Es gab keine Übertreibungen, keine falschen
Informationen, alles ist völlig korrekt. Keine Unwahrheiten wurden erfunden, um
die Krone seines Ruhmes, die er hinterlassen hatte, zu vergolden. Aber er hinterließ
eine Furche von Wahrheit und Objektivität. Und es bleibt ein Bild, das trotz so
vieler Revolutionen, Veränderungen, der Verkündigung so vieler Lehren des
Hasses und des Irrtums, der historischen Realität treu entspricht.
Was verehren die Menschen auf diesem Bild?
Was verehren die Franzosen in der Person des Heiligen Ludwig? Was lehrt uns
eine gut erzählte und gut erforschte Geschichte über den hl. Ludwig? Was war der
hl. Ludwig? Glänzte er besonders durch seine Keuschheit? Durch seine Sammlung? Durch
seine Armut? Durch den Kampf um die Kirche?
Man kann sagen, dass, wenn wir die äußeren
Errungenschaften seines Lebens betrachten, nichts davon vollständig bestätigt
werden kann.
Dass er durch seine Reinheit glänzte, ist ohne
Zweifel. Aber er strahlte wie viele Heilige oder alle Heiligen, einschließlich
der Heiligen, bei denen die Reinheit nicht die bemerkenswerteste Tugend war.
Jeder Heilige ist notwendigerweise keusch; Aber der heilige Aloysius von
Gonzaga zum Beispiel hatte einen größeren Glanz der Reinheit als einige andere
Heilige.
Der hl. Ludwig war ein Mann, der seine
Reinheit bis zur Heirat bewahrt hat, er hat geheiratet, er war ein sehr treuer
Ehemann. Aber er hatte keine Gelegenheit, seine Berufung verlangte nicht von
ihm, die Keuschheit so zu wahren wie der Heilige Aloysius von Gonzaga.
War es dann die geistliche Sammlung, die
ihn zum Strahlen brachte? Bei anderen Heiligen strahlte die Sammlung viel
heller. Denn sie waren Einsiedler, die sich völlig von der Welt isolierten und
an völlig verlassenen Orten lebten. Oder sie waren Zoenobiten, die völlig
abseits der Zivilisation in Klöstern lebten, um dort ein Leben lang zu
schweigen, zu studieren und zu beten.
Der hl. Ludwig lebte in Mitten der Welt, er lebte in der Leitung von weltlichen Angelegenheiten, er regierte das größte Königreich der Welt zu seiner Zeit, dem Königreich Frankreich; und mischte sich ständig unter die Menschen.
War es der Geist des Kampfes? Ludwig war
ein Kreuzritter. Und er war ein großer Krieger. Aber es gab in der christlichen
Zivilisation erfolgreichere Krieger als ihn. Die beiden Kreuzzüge, die er
unternahm, waren Kreuzzüge, die ihm nicht den Sieg brachten, den er sich
gewünscht hatte. Es gab also Krieger, die im katholischen Sinne größere
Kriegstaten vollbrachten als er. Es gab sogar nicht-heilige Krieger, die
größere Siege errungen haben als der heilige Ludwig. Nehmen wir zum Beispiel Johann
von Österreich (Juan d’Austria), der kein Heiliger war und sogar weit davon
entfernt war, einer zu sein, errang in Lepanto einen größeren christlichen Sieg
als der heilige Ludwig in seinen Kreuzzügen.
Was also macht den Heiligen Ludwig zu
etwas, das uns einen Einblick im Glanz seiner Persönlichkeit gibt, die aus
einem bestimmten Blickwinkel mehr hervorsticht als bei anderen Heiligen? Wer war
der hl. Ludwig? Was hatte er in sich?
Der heilige Ludwig stellte mit einer Fülle
dar, - die in der Geschichte der Kirche selten zu finden ist - er stellte in
der ganzen Fülle den katholischen Menschen dar, wie ihn die Kirche haben
möchte: ein Laie, der im weltlichen lebte, das Leben aller lebte, der die
Erfüllung der Gebote Gottes zur höchsten Vollkommenheit brachte. Und zwar so,
dass er, indem er mit allen verkehrte und wie alle war, dennoch alle übertraf.
Es liegt eine tiefgründige Lehre der
Kirche darin, wenn sie solche Menschen heiligspricht. Sie sprach viele Laien heilig,
doch keiner von ihnen strahlte vielleicht so hell wie der heilige Ludwig.
Im hl. Ludwig blieb diese Erinnerung an einen
Laienheiligen über die Jahrhunderte erhalten und blieb lebendiger als bei
anderen Heiligen. Es war eine historische Mission „Post-Mortem“; wie die
historische Mission der Heiligen Therese vom Kinde Jesu „post mortem“, die
darin bestand, einen Rosenregen über die
Welt zu ergießen.
Was war der hl. Ludwig?
Der heilige Ludwig war im wahrsten Sinne
des Wortes der Mann, der bewies, dass der Mensch im alltäglichen Leben ein
Heiliger sein muss; dass Heiligkeit nicht nur das Kennzeichen des Priesters,
des Bruders, des Mönchs ist; sondern, dass Gott von allen Katholiken die genaue
Erfüllung der Gebote erwartet. Und von vielen verlangt er eine so vollkommene
Erfüllung, dass sie später zur Ehre der Altäre erhoben werden können.
Das hat uns der hl. Ludwig gelehrt. Er war
ein Mann, der bewies, dass ein guter Katholik so männlich sein kann, wie er
sein soll, dass es ihm aber deshalb nicht verboten ist, bestimmte Eigenschaften
zu besitzen, die oberflächliche Geister für unvereinbar mit der Männlichkeit
halten.
Und so können wir hier die Person des hl.
Ludwig ein wenig analysieren.
Er war ein Mann, ein König, der eine feste
Hand hatte und die Autorität seines Königreichs auf eine Weise aufrechterhielt,
dass nur wenige königliche Regierungszeiten in der Geschichte Frankreichs einen
so großen und vollkommenen inneren Frieden erlebten wie zur Zeit des Heiligen
Ludwig.
Die mittelalterliche Regierungsform, der
Feudalismus, trotz der bewundernswerten Vorteile, gab einem Adel, der aufgrund
der Nähe zu den Zeiten der Barbaren immer noch sehr unruhig war, die
Möglichkeit sich in ihren Lehen gegen den König zu erheben. Aus diesem Grund
verfolgten viele Könige den Adel und versuchten, ihn auszulöschen; schließlich
reduzierten fast alle Könige den Adel auf ein bloßes Prachtelement des
königlichen Hofes.
Wie war das beim hl. Ludwig? Eine
vollendete Ausgeglichenheit.
Er war ein König, der das Feudalsystem bewahrte
und den Adel aufrechterhielt, in der Nutzung all seiner Privilegien. Er erbte
mehrmals Lehen und hätte diese Lehen mit der Krone vereinen können; stattdessen
ernannte er andere Adelsfamilien zu diesen Lehen. Er übernahm nicht die Lehen,
sondern beließ ihnen die Eigenständigkeit.
Obwohl er damit die feudale Macht so
stärkte, kann man sagen, dass er nicht im Entferntesten daran dachte, alle
Lehen aufzusaugen, um eine Monarchie vom Typ Ludwig XIV. zu bilden. Trotzdem
hielt er durch seine Standhaftigkeit, seine Energie, die Furcht, den Respekt,
den seine Gerechtigkeit allen einflößte, die Verehrung, die sie ihm
entgegenbrachten, das Königreich Frankreich in Frieden. Es gelang ihm, das
perfekte feudale Gleichgewicht herzustellen.
Er zeigte, dass ein Mann die Ordnung mit
Kraft aufrechterhalten kann; aber weil er ein starker Mann war, war er nicht
unbedingt ein Tyrann. Er zeigte, dass zur Aufrechterhaltung der Ordnung
Freundlichkeit, Gerechtigkeit und Ernsthaftigkeit eine Rolle spielen, die die Gewalt
niemals vollständig ausfüllen kann. Und dass die Ausstrahlung von Tugenden in
vielen Fällen ein unabdingbarer Umstand für die Aufrechterhaltung der Autorität
ist.
Er war gegenüber dem Adel nicht brutal wie
Ludwig XIV. Ludwig XIV. verlangte, dass alle Adligen um ihn herum lebten, dass
sie ihre Burgen verlassen und ihren Einfluss in den verschiedenen Teilen
Frankreichs aufgeben; er befahl sogar die Zerstörung mehrerer Adelsburgen, um
den Adel in seinen Händen zu halten.
Der hl. Ludwig bewahrte seinen Adel. Was
Ludwig XIV. nur durch die Stärke und den Glanz königlichen Prunks erreichen
konnte, vollbrachte der heilige Ludwig mit Kraft und Glanz; andererseits hat er
es auch erreicht, indem er Gerechtigkeit, Ausgeglichenheit und Freundlichkeit
an den Tag gelegt hat, die alle bezauberten und das Vertrauen aller gewannen.
Wir sehen also die Vorstellung eines
Mannes, der sowohl stark als auch gütig, gerecht und rechtschaffen ist. Aber
auch gerade deshalb seiner Rechte bewusst, der es versteht, gefürchtet und
respektiert zu werden, aber jedem das zu geben, was ihm zusteht. Das führt um
sich herum zum wahren Frieden, der die Ruhe der Ordnung ist. Es ist nicht die
Ruhe der Peitsche, sondern die der Ordnung, die alle Dinge in Ordnung bringt,
damit sie in Frieden sind; und dann jeden bestrafen, der aus der Reihe springt.
Das ist die eigentliche Aufgabe des Ordners.
Ein anderer Aspekt. Der hl. Ludwig hatte
einen Feudalstreit mit dem König von England; eine komplizierte Angelegenheit. In
dieser Angelegenheit stellte er in seinem Rat vor, dass er dem König von
England vorschlagen würde, ihn, Ludwig, als Lehnsherr einiger Ländereien in
Frankreich zu huldigen und dass er aus Höflichkeit und Freundlichkeit diese und
jene Grundstücke hinzufügen würde als Klauseln des Vertrages.
Als die Hofräte das hörten, erschauderten
sie und sagten: Aber, Herr, könnten wir den Grund für diese Freizügigkeit
kennen? Antwort des hl. Ludwig: Ja, so kann zwischen meinen Kindern und den
Kindern des Königs von England eine Freundschaft entstehen, denn sie sind
Cousins ersten Grades. Alle sahen sich gegenseitig an: „Aber mein Gott, ist das
Politik? Eine auf Freundschaft basierende Politik? Wie stellt sich dieser König
vor, dass der König von England kommen wird, um ihm zu huldigen? Der König von
England wird nie kommen, um dem König von Frankreich zu huldigen?“
Ludwig ließ keine Diskussion zu. Die Sache
ging vorüber, der Vorschlag wurde an den König von England geschickt. Der König
von England kam nach Frankreich, kniete vor dem König von Frankreich nieder und
huldigte ihm. Mit dem Erstaunen der gesamten alten Christenheit. Und diese
Spende des hl. Ludwig trug dazu bei, eine lange Friedensperiode zwischen den
beiden Kronen herbeizuführen.
Es könnte jemand einwenden: Aber dann sind
wir verloren. Denn wenn wir unser Leben so führen müssen, dann gilt das auch
für Sie. Würden Sie einem Gegner ihre Eigentumswohnung zur Verfügung stellen,
um mit ihm Frieden zu schließen?
Der König von England war kein Gegner ...
Der König von England war ein mittelalterlicher König, ein katholischer König,
er war der erste Gentleman seines Königreichs, der erste Ritter seines
Königreichs; er würde von dieser Großzügigkeit wahrscheinlich berührt sein. Den
Gegner, den ich erwähnte, ist vergleichbar mit dem, was die Mohammedaner damals
waren.
Der heilige Ludwig verbrachte vier Jahre
im Heiligen Land und beschäftigte sich mit den Mohammedanern. Historiker
erkennen Folgendes an: dass er so geschickt darin war, einige Mohammedaner
gegen andere auszuspielen und sie zu verwickeln, dass die mohammedanische Macht
lange Zeit mit Streitigkeiten verflochten war, weil er wusste, wie man das Gras
unter den Füßen dieser oder jener mäht; und dass seine politische Tätigkeit
mehr wert war als seine militärische unternehmen.
Wir sehen einen äußerst zuversichtlichen König.
Zuversichtlich bis hin zur Arglosigkeit, wenn es der Fall war. Extrem schlau
und durch und durch schlau, ohne die Grenzen des Machiavellismus zu
überschreiten. Er wickelte die Türken ein und war freundlich zu den Christen. Er
zieht das Herz eines Menschen an und lässt andere im Dunkeln zurück. Er ist der
perfekte Mann. Der Mensch, wie die katholische Kirche ihn wünscht, wie sie ihn
sich vorstellt, wie sie ihn formt, wie sie ihm Kraft gibt, ein Ideal zu sein.
Le Roi Louis IX dit "en Majesté" |
Ein weiteres: Der heilige Ludwig und die
Majestät.
Alle sind sich darin einig, dass er ein
Mann von außergewöhnlicher Majestät war. Alle Chronisten beschreiben den Glanz
seiner Persönlichkeit, als er in Ägypten ausstieg; und dass er, als er im Land
der Ungläubigen ankam – bewaffnet mit einer ganz aus Gold gefertigten,
vergoldeten Ritterrüstung, mit einem Helm und einem hohen goldenen Aufsatz –er war
der größte der Männer auf dem Schiff, in dem er reiste. Weil er ein großer, schlanker
Mann, „élancé“ war. Als das Schiff nahe am Land ankam, warf er sich mit den
anderen ins Wasser. Und mit Rüstung und allem Drum und Dran zog er in das Land
Ägypten, um es zu beherrschen. Jeder, der diese Agilität sah, – denn die
Vorstellung, die wir heute von König haben, ist eine Vorstellung von einem
Museumskönig: fixiert; der nicht spricht aus Angst, Unsinn zu sagen, der sich
nicht bewegt, aus
Angst, unelegant zu sein, der nicht angreift; der ständig auf
einem Thron sitzt, nach vorne blickt und für die Geschichte posiert – einen
König sehen, der so „délié“ und so elegant ist; der ins Wasser springt und der
angreift, und der der Erste und Größte von allen ist, und der der Erste in
Zeiten der Gefahr ist, dem läuft das ganze Heer hinterher.
Das war der perfekte katholische Mann.
Dieser Mann erleidet ein Unglück. Nach heftigen Auseinandersetzungen wird er gefangen
genommen. Die türkische Macht ist größer als seine. Als Gefangener kommt er mit
den Mohammedanern in Kontakt. Der Gefangene ist der Besiegte. Der Gefangene ist
derjenige, der gedemütigt wird, er ist von allen abhängig. Dort blieb er lange,
weil über seine Freilassung diskutiert wurde. Er brachte allen eine solche
Verehrung entgegen, dass die Mauren kamen, um sein Urteil für die zwischen ihnen
geführten Prozesse zu bitten. Weil sie nicht auf die Gerechtigkeit von
irgendjemandem vertrauten, wie auf die des christlichen Königs.
Bei einer Niederlage so großartig zu sein,
bedeutet viel mehr, als beim Sieg großartig zu sein. Im Sieg großartig zu sein,
das kann jeder Gewinner sein. Aber nicht jeder kann in einer Niederlage
großartig sein. Es gab einen, der in der Niederlage größer war als in allen
Gelegenheiten seines Leben, und der heilige Paulus sagte über ihn: „Ich kann
nur Jesus Christus und Jesus Christus den gekreuzigten predigen.“ Am Kreuz
vollzog Er die „Zusammenfassung“ Seiner Majestät, Seiner Größe und Seiner
Herrlichkeit.
Der heilige Ludwig ahmte unseren Herrn
Jesus Christus nach: Er erreichte die „Zusammenfassung“ menschlicher Majestät
und bewies, dass ein König groß sein und sich durchsetzen kann, nicht nur, weil
er auf dem Thron sitzt und von all dem königlichen Prunk umgeben ist, sondern
weil er er selbst ist, er ist ein katholischer Mann. Hier sehen wir den besiegten
König von seinen Gegnern verehrt.
Der heilige Ludwig kehrt besiegt vom
Kreuzzug zurück. Der Kreuzzug brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Seine
Mutter, Blanca von Castillien, starb und er musste nach Frankreich
zurückkehren.
Das ganze Volk feierte ihn als wahren
Helden und bereitete ihm auf seiner Reise durch Frankreich eine Verherrlichung
vor. Weil es verstand, was für ein großartiger Krieger er gewesen war, ein
großartiger Mann, trotz seiner Niederlage; und weil es ihn für die erlittene
Niederlage trösten wollte. Und nie war sein Ansehen in Frankreich größer als
mit der Dornenkrone der Niederlage.
Dieser König war gleichzeitig bei all
seiner Majestät ein äußerst einfacher Mann.
Und wir wissen, dass ihm Folgendes
passiert ist. Um die Ausbreitung der Lepra zu verhindern, war es der Kirche im
Mittelalter gelungen, die Leprakranken davon zu überzeugen, isoliert von allen
anderen zu leben. Und sie mussten sogar herumlaufen und eine Glocke schwenken,
damit niemand in ihre Nähe kam. Und die Polizei unterstützte diese Haltung; so dass
der Aussätzige bestraft wurde, der ausnahmsweise damit aufhören wollte. Es war
eine Verordnung. Aber es wurde nur möglich, weil die Kirche die Leprakranken
selbst von der Notwendigkeit überzeugte.
Sie können sich die traurige Situation
eines Menschen vorstellen, der durch eine Stadt gehen muss, weil er um einen
Laib Brot bitten muss, weil er sonst verhungern wird, und der durch diese Stadt
geht und eine Glocke schwenkt: „Lauft weg, weil ich bin es“. Eine schreckliche Wunde
im Gesicht; er beobachtete, wie die kleinen Kinder wegliefen und wie die Leute
ihn aus der Ferne mit Dingen bewarfen. Können Sie sich vorstellen, in was für
einem Zustand der Demütigung sich ein solcher Mensch befindet? Es ist eines der
schönsten Dinge der Kirche, das sie die Kranken davon überzeugt hat, dass sie
sich so verhalten sollten. Denn eine schmerzhaftere Situation als diese kann
man sich kaum vorstellen: Ein Mensch klingelt und ruft: „Flieht vor mir und habt
Mitleid mit mir; Mache die Leere um mich herum, bis ich diese Stadt mit einigen
Dingen durchquere, um an einen Ort zu gehen, an dem ich allein sein werde,
isoliert von allen, allen Schrecken bereitend, verschlungen von meiner eigenen
Lepra; Jahre und Jahre und Jahre in Schmerz und Einsamkeit, bis Gott will. Es
ist etwas Gewaltiges. Das war die allgemeine Regel.
Und die Kirche lehrte die Aussätzigen
stets mit ihrer außerordentlichen Weisheit nicht nur, dies zu tun, sondern
lehrte auch den Menschen Almosen geben und die Aussätzigen fliehen sollten. Das
ist das außergewöhnliche Gleichgewicht der Kirche. Und dann würde sie einige
gesunde Männer oder einige gesunde Frauen, Priester oder Nonnen, hervorrufen,
bei den Aussätzigen zu leben und sich um diejenigen zu kümmern, die isoliert
lebten. Es ist unmöglich, die Ausgewogenheit noch weiter auszudehnen.
Was hat der hl. Ludwig getan? Der König
steht über dem Gesetz. Es sei denn, es wäre ein von Gott erlassenes Gesetz, dem
der König mehr als jeder andere gehorchen muss. Wenn es ein Gesetz wäre, das
von Menschen gemacht wurde, könnte der König, der über dem Gesetz steht, es
verletzen, weil er der Autor des Gesetzes ist. Er hat das Gesetz gebrochen. Und
wenn Aussätzige seinen Weg entlangkamen, war es nicht ungewöhnlich, dass er
anhielt, abstieg und mit dem Aussätzigen sprach. Und einmal küsste er sogar
einen Aussätzigen.
Man sieht diesen König voller
Herrlichkeit, der zu dem Aussätzigen geht, zu dem Mann, der mit der größten
Schande belastet ist. Es handelt sich nicht um eine moralische Schande, sondern
um eine Art gesellschaftliche Schande, um einen Hinweis auf soziale
Degradierung. Bis dahin geht seine Zuneigung bei den Aussätzigen.
Man kann sich den Trost des Aussätzigen
vorstellen, der sein ganzes Leben lang dachte: „Das ganze Königreich ist von
mir angewidert. Aber der heilige Mann, der vollkommene Mann, der kühne Krieger,
der keusche und fromme König, jemand, der der Ruhm und die Begeisterung der
französischen Nation ist, dieser stieg von seinem Pferd, als wahrer Vater seiner
Kinder, die am meisten leiden, und hatte er keine Angst vor mir. Er kam auf
mich zu und hatte keine Angst, dass mein Aussatz sein königliches,
aristokratisches, jugendliches und gesundes Fleisch befallen würde. Er hat mir
geholfen, er hat mir ein paar tröstende Worte gegeben, er hat mir Gold
geschenkt. Und ich werde mein ganzes Leben lang inmitten meiner Traurigkeit
sagen: „Er hat für mich getan, was er für die höchsten Adligen seines
Königreichs nicht getan hat.“
Wollen Sie eine größere Ausgewogenheit als
ein Mann, der der großartigste in Europa war und so die letzten Stufen der
Nächstenliebe und Demut herabstieg?
Wir könnten einen ganzen Abend damit
verbringen, die Persönlichkeit des Heiligen Ludwig zu kommentieren und diese
Gegensätze der Tugenden aufzuzeigen, die ihn zu einer Art lebendiger Symphonie
machten, die alle begeisterte.
Dies wurde in der Sainte-Chapelle auf die großartigste Weise erreicht; sie war sein Werk.
Die Sainte-Chapelle ist etwas
unvergleichliches, und sie war das einzige auf der Welt, vor dem, als ich
ankam... – die Sainte-Chapelle hat zwei Stockwerke. Als ich das untere sah, war
ich überrascht und sagte nur: Ah!!! Das schönste hatte ich noch nicht gesehen:
nämlich das obere Stockwerk. Es ist etwas Unvergleichbares. Als ich in der Sainte
Chapelle war, versuchte ich einen Akt des psychischen Abstands durchzuführen
und die Persönlichkeit vom hl. Ludwig anhand der Sainte Chapelle zu
rekonstruieren. Stellen Sie sich eine Kapelle vor, die vollständig aus Kristall
besteht, ein Reliquienschrein mit fröhlichen Kristallen in zarten Farben. Und
doch – seltsamerweise – gab es nichts Zerbrechliches, Verweichlichtes, Süßes; es
ist ein ernstes, sehr ernstes und starkes Denkmal.
So, dass man sich darin wie in einer
Festung fühlt; andererseits eine königliche Majestät, die man sonst nirgends
findet. Aber man fühlt sich nicht eingeschüchtert: man fühlt sich wie zu Hause.
Eine Reinheit in allem, so dass man sieht, dass sich ein unreiner Mensch dort
nicht wohlfühlen kann. Aber so viel Zartheit, dass jeder Sünder an der Tür der
Vergebung hängen bleibt. Alle Harmonien der Seele des hl. Ludwig sind da. Und
das erklärt uns, warum die Menschheit ihn immer im Auge behalten hat.
Ein merkwürdiges Ereignis. Wir wissen,
dass es in Europa wie überall Münzen gesammelt werden; es gibt Münzsammler. Die
Münzen aus der Zeit des hl. Ludwig sind Münzen aus dem Mittelalter mit dem
geringsten Wert. Denn da es mit dem Bildnis des Heiligen Ludwig geprägt war,
wurden sie nach seinem Tod nicht mehr als Geld verwendet: Jeder behielt sie als
Medaille, um sie an seine Nachkommen weiterzugeben. Es waren also die einzigen
Münzen, die in großen Mengen erhalten blieben.First écu, issued by
Louis IX of France in 1266
Es ist eine Art Volksabstimmung, die kein
Institut der öffentlichen Meinung einer bedeutsameren wie diese vorweisen kann.
Ein Mann, der die Münze ausgeben könnte, sie aber als eine Medaille verehrt; er
stirbt; seine Hände schließen sich und er sagt: „Ich gebe sie nicht aus. Ich
mag Not leiden, aber sein Bildnis wird meine Hand nicht verlassen; es wird für
meine Kinder und Kindeskinder bleiben; um es als Segen an alle Generationen
weiterzugeben, die aus mir geboren wurden“.
Kennen wir eine größere Äußerung von
Popularität?
Das ist die Gestalt des Heiligen Königs,
die vielleicht ihresgleichen sucht. Aber wenn wir ihn betrachten, haben wir auf
jeden Fall den Eindruck, dass sie seinesgleichen sucht; und dass auf ihn jene
Worte zutreffen, die die Liturgie aus dem Alten Testament übernommen hat: „Non
est inventum simili ili“ – in der Messe bestimmter Heiliger sagt die Liturgie:
„Es wurde keiner wie er gefunden.“
Das sagt sie von vielen. Das ist kein
Widerspruch, denn es sind solche Männer, wenn wir sie betrachten, sagt man: So
etwas gab es nicht. Es gab niemanden wie den Heiligen Ludwig, den König von
Frankreich.
Hier ist unsere begeisterte und Ehrfurchtsvolle
Feier des großen Königs, der für uns alle ein Vorbild sein muss.
Übersetzung aus dem Portugiesischen des Vortrages
über den Heiligen Ludwig IX. von Frankreich
Heiliger des Tages am 27. August 1970.
Deutsch erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit
Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
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