ANALYTISCHE ZUSAMMENFASSUNG DES ARTIKELS VON „ECCLESIA“
UNGEHORSAM, „ENTFREMDUNG“,
DER ROTE FADEN DER „PROPHETISCHEN“ GEHEIMNISSE
i.A. von Plinio Corrêa de Oliveira
Im einleitenden Artikel dieser Ausgabe wird der Zusammenhang zwischen das IDO-C und den „prophetischen Gruppen“ beschrieben. Es ist leicht zu erkennen, dass das IDO-C und die „prophetischen Gruppen“ gemeinsam eine riesige halbgeheime Maschinerie bilden, die in die Kirche wie eine Geschwulst eingebettet ist, um den bösen Plan zu verwirklichen, die Kirche in das Gegenteil von dem zu verwandeln, was sie in den letzten zweitausend Jahren ihrer Existenz war (und sein soll; d.Ü.).
Wir möchten nun dem Leser bei der Lektüre des Artikels von „Ecclesia“ über „prophetische Gruppen“ („Die kleinen Gruppen und die prophetische Strömung“) behilflich sein und insbesondere die Aspekte dieser Art der Gesellschaft von Eingeweihten hervorheben, die uns am tiefgründigsten und aufschlussreichsten erscheinen.
In diesem Kommentar haben wir nicht die Absicht, auf die Lehre der „prophetischen Gruppen“ im eigentlichen Sinne einzugehen, auf die innere Kohärenz der verschiedenen Thesen, aus denen sie sich zusammensetzt, auf ihre Meister, auf ihre Vorläufer, auf ihre Affinitäten oder Unterschiede mit anderen Denksystemen.
Wir haben auch nicht die Absicht, die kulturellen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen oder sonstigen Bedingungen zu analysieren, die die Entstehung und Entwicklung dieser Gruppen begünstigen oder behindern.
Unser Ziel ist klarer umrissen und auch von größerem Nutzen. Angesichts des spürbaren Wachstums der „prophetischen Gruppen“, ihrer offensichtlichen Schädlichkeit und der Notwendigkeit, sie zu bremsen, fragen wir uns, was ihr Programm ist, ob sie sich auf eine bestimmte Struktur der Leitung und der Propaganda stützen, wie diese Struktur aussieht, wie sie agiert, wie sie die Veränderungen sieht, die die Kirche in letzter Zeit durchlaufen hat und weiterhin durchläuft, welche Techniken der Rekrutierung, der Ausbildung und der Subversion von diesen Gruppen angewandt werden, und schließlich, welche Beziehungen sie zum Kommunismus haben.
Im Artikel von „Ecclesia“ werden wir nach Antworten auf diese Fragen suchen.
I. Entfremdung: Auflehnung gegen jede Überlegenheit, jede Ungleichheit
Der Schlüsselbegriff der Lehre von den „prophetischen Gruppen“ ist unserer Ansicht nach die Entfremdung (entfremden = jmdm. die Zuneigung oder die Zugehörigkeit zu jmdm. oder zu etwas zerstören). Wir nehmen ihn daher als Ausgangspunkt und roten Faden für diese Ausführungen. Der Leser wird sehen, wie die Materie auf diese Weise klar und zugänglich wird.
Alienus ist ein lateinisches Wort, das dem portugiesischen Wort „alheio“ entspricht (Alienado). Entfremdet ist, wer sich nicht sich selbst, sondern einem anderen gehört. (Deutsch: Alienation – Entfremdung, Veräußerung, Verkauf [lat. alienatio „Entfremdung“] auch alienieren, in Wahrig, Deutsches Wörterbuch)
In der kommunistischen Perspektive bedeutet jede Autorität, jede soziale, wirtschaftliche, religiöse oder sonstige Überlegenheit einer Klasse über eine andere, Entfremdung. Entfremdend ist die soziale Klasse, die Autorität ausübt oder Überlegenheit besitzt, sei es durch einen König, ein Staatsoberhaupt, einen Papst, einen Bischof, einen Priester, einen General, einen Lehrer oder einen Chef. Entfremdet ist die Klasse, die dem Entfremdenden Gehorsam leistet. Die entfremdete Klasse gehört schon dadurch, dass sie einer anderen Klasse mehr oder weniger unterworfen ist, nicht sich selbst und ist von dieser anderen entfremdet (übernommen; d.Ü.).
Überträgt man den Begriff der Entfremdung auf die Beziehungen von Mensch zu Mensch im religiösen Bereich, so kann man sagen, dass ein Papst, ein Bischof oder ein Priester, sofern er Mitglied der herrschenden Klasse ist, also des Klerus, entfremdend wirkt gegenüber den einfachen Gläubigen, die Mitglieder der beherrschten Klasse sind, also den Laien.
Jede Entfremdung sei eine Ausbeutung des Entfremdeten durch den Entfremder (so der Kommunismus; d.Ü.). Und da jede Ausbeutung verabscheuungswürdig ist, muss die Entwicklung der Menschheit zur Aufhebung aller Entfremdung und damit aller Autoritäten und Ungleichheiten führen. Denn jede Ungleichheit schafft in irgendeiner Weise eine Autorität. Die bekannteste und populärste Formel der totalen Nicht-Entfremdung findet sich im Motto der Französischen Revolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Die absolut radikale Anwendung dieses Mottos impliziert die Schaffung einer „Anarchie“ ohne Chaos. Die Diktatur des Proletariats ist nur eine Etappe auf dem Weg zur Verwirklichung des Anarchismus.
Die Radikale Gleichmacherei ist die Voraussetzung für Freiheit und damit, sobald die Ausbeutung und die daraus resultierenden Klassenkämpfe beendet sind, wird Brüderlichkeit unter den Menschen herrschen.
Dies ist die kriminelle Schimäre der Kommunisten.
II. Das oberste „prophetische“ Ziel: eine weder entfremdende noch
entfremdete Kirche
Aus dem Artikel in „Ecclesia“ können wir ableiten, dass die „prophetischen Gruppen“ die katholische Kirche von einer entfremdenden und entfremdeten Kirche in eine Neue Kirche ohne jede Form der Entfremdung verwandeln wollen.
1. Entfremdung der Kirche im Verhältnis zu Gott
a. — Die „konstantinische“ Kirche (*) glaubt an einen transzendenten, persönlichen Gott, der mit Intelligenz und Willen ausgestattet ist, vollkommen, ewig, Schöpfer, Herrscher und Richter aller Menschen. Diese sind Gott unendlich unterlegen und schulden ihm totale Unterwerfung. Und indem die Menschen an einen solchen Gott glauben, akzeptieren sie einen entfremdenden Gott. Religion ist reine Entfremdung.
(* deren Zeitrechnung nach Ansicht der „prophetischen
Gruppen“ mit Konstantin, dem römischen Kaiser des 4. Jahrhunderts, der die
Kirche von der Verfolgung befreite und aus den Katakomben holte, beginnt und
bis in unsere Tage reicht)
Die Neue Kirche glaubt nicht an einen entfremdenden Gott. Der Gott der „konstantinischen“ Kirche entspricht einer bereits überholten Stufe in der Evolution des Menschen, dem infantilen und entfremdeten Menschen. Heute akzeptiert der durch die Evolution erwachsen gewordene Mensch keinen Gott, dessen Diener er letztlich ist und der ihn von seiner väterlichen Macht abhängig hält, oder besser gesagt, paternalistischen Macht, wie die „prophetischen Gruppen“ abwertend sagen. Der erwachsene Mensch lehnt jede Entfremdung ab und wünscht sich ein anderes Gottesbild: das eines Gottes, der nicht transzendent zu ihm ist, sondern immanent in ihm. Ein Gott, der unpersönlich ist, der wie ein Element diffus in der Natur und damit auch in jedem Menschen verstreut ist. Mit einem Wort: ein Gott, der nicht entfremdet.
b. — Die „konstantinische“ Kirche erzeugt den Atheismus, weil sie diese neue Gottesgestalt nicht akzeptiert und stur an der alten Gestalt des persönlichen, transzendenten und entfremdenden Gottes festhält. Denn der erwachsene Mensch von heute, der dieses infantile Bild der Gottheit nicht akzeptieren kann, bekennt sich zum Atheismus. Wenn die Kirche ihm einen aktualisierten, immanenten und nicht-entfremdenden Gott präsentieren würde, würde er ihn akzeptieren. Und er würde aufhören, ein Atheist zu sein.
c. — Es ist richtig, dass die Behauptung eines transzendenten und entfremdenden Gottes in zahlreichen Erzählungen in den heiligen Büchern begründet ist. Diese Erzählungen sind jedoch keine exakten historischen Tatsachen. Es sind Mythen, die von einem nicht erwachsenen, entfremdeten und nach Entfremdung dürstenden Menschen geschaffen wurden. Heute müssen sie nach einem nicht entfremdenden, aber erwachsenen Konzept umgedeutet werden. Oder sogar abgelehnt. Auf diese Weise wird die Religion von ihren Mythen gereinigt. Dies wird als Entmythologisierung bezeichnet.
d. — Das ist zum Beispiel, was getan werden muss, um den unglücklichen Zustand des Menschen zu erklären, der dem Irrtum, dem Schmerz und dem Tod unterworfen ist. Diese Situation kann für den erwachsenen Menschen nicht durch eine Erlösung behoben werden, die durch das Opfer des menschgewordenen transzendenten Gottes bewirkt und durch die Leiden der Gläubigen vollendet wird. Das echte Mittel kommt aus der Evolution, der Technologie und dem Fortschritt. Im Konzept des entäußerten Menschen gibt es keinen Grund mehr für die etwas masochistischen Kasteiungen, die die „konstantinische“ Kirche propagierte. Die Neue Kirche lädt uns zu einem Leben ein, das ganz und gar dem irdischen Glück gewidmet ist. Der Erlösungsfortschritt zielt nicht darauf ab, die Menschen in einen außerirdischen Himmel zu bringen, sondern die Erde in einen Himmel zu verwandeln.
Die 2. Entfremdung der Kirche in Bezug auf das Übernatürliche und das Heilige
Die „konstantinische“ katholische Religion lässt im Einklang mit ihrer Lehre von der Transzendenz Gottes das Übernatürliche und damit das Heilige zu. Aber das Konzept einer übernatürlichen Ordnung, die der natürlichen übergeordnet ist, einer religiösen und heiligen Sphäre, die der weltlichen übergeordnet ist, beinhaltet offensichtliche Ungleichheiten. Dies führt ipso facto zu mehrfachen Entfremdungen. In der Neuen Kirche, die nicht entfremdend und nicht entfremdet wirkt, wird nur das Natürliche, das Zeitliche, das Profane als Realität akzeptiert. Sie ist eine entsakralisierte Kirche. Das hat viele Konsequenzen:
a. — Zunächst einmal ist es offensichtlich, dass die Neue Kirche vollständig in die natürliche Ordnung eingeordnet ist. Sie übt ihre Heilsmission aus, indem sie die Gläubigen dazu bringt, sich zu engagieren, sich für den Antrieb des irdischen Wohlergehens verpflichtend einzusetzen.
b. — Die Vorstellung von der Kirche als einer Gesellschaft, die sich vom Staat unterscheidet und im geistlichen Bereich souverän ist, verliert damit ihre Daseinsberechtigung. Die entsakralisierte Kirche ist innerhalb der weltlichen Gesellschaft eine private Gruppe wie jede andere, deren Aufgabe es ist, an der Spitze der Kräfte zu stehen, die die Entwicklung der Menschheit vorantreiben.
c. — Das sakramentale Leben verändert sich auch inhaltlich. Die Sakramente haben eine rein natürliche symbolische Bedeutung. Die Eucharistie zum Beispiel ist eine Agape, bei der sich Brüder und Schwestern um denselben Tisch herum verbrüdern. Aus diesem Grund muss es wie jedes andere Lebensmittel im Rahmen einer normalen gemeinsamen Mahlzeit eingenommen werden.
d. — Der priesterliche Stand darf nicht mehr als heilig angesehen werden, denn die Sakralität stirbt mit dem Tod aller Entfremdungen.
In ihrem Auftreten, ihrer Kleidung und ihrem Leben müssen die Priester wie jeder Laie sein, da die Sphäre des Heiligen, der sie angehörten, verschwunden ist und sie sich ohne Vorbehalt in die weltliche Sphäre integrieren müssen. Ebenso müssen sich die Ordensleute verhalten, wenn die drei Gelübde des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit in der entfremdenden und entfremdeten Kirche noch vorhanden sind.
Kirche St. Franziskus in Crato, Brasilien |
3. Entfremdung der Kirche: in Bezug auf den Glauben, Moral, Lehramt und evangelisierende Aktion
a. — Die Neue Kirche ist eine arme Kirche. Und das vor allem im geistigen Sinne des Wortes. Einer der Reichtümer der „konstantinischen“ Kirche ist, dass sie behauptet, eine unfehlbare Lehrerin zu sein. Die Neue Kirche erhebt nicht den Anspruch, eine Lehrerin zu sein. Auch behandelt sie die Gläubigen nicht wie Jünger. Das wäre eine Entfremdung.
Jeder empfängt Charismen vom Heiligen Geist, der direkt in seiner Seele spricht. Und es ist diese innere Stimme, der sich jeder bewusst sein kann, der jeder glauben muss.
Was für den Glauben gilt, gilt auch für die Moral. Jeder hat die Moral, die ihm sein Gewissen vorgibt.
Kurz gesagt, der Mensch lebt aus dem inneren Zeugnis der Charismen, derer er sich bewusst ist. Die Neue Kirche besitzt also kein geerbtes Vermögen von Wahrheiten, von dem sie glaubt, es sei ihr allein vorbehalten. Und hierin liegt der Hauptaspekt ihrer Armut.
b. — Daraus leitet sich auch eine andere Form der Armut ab. Die Neue Kirche hat keine Grenzen. Sie bietet Menschen jeglichen Glaubens Schutz, vorausgesetzt, sie arbeiten aktiv für die wahre Erlösung, die der irdische Fortschritt ist. Es handelt sich also nicht um ein geistliches Reich mit festgelegten lehrmäßigen Grenzen, sondern um etwas Ätherisches, etwas Fließendes, das mehr oder weniger mit jeder Kirche verwechselt werden kann. Mit anderen Worten: Die Neue Kirche ist höchst-ökumenisch.
c. — Ein weiterer Armutsgrund der neuen Kirche ist, dass sie, da sie nicht lehrend und überökumenisch ist, keine Werke des Apostolats mehr benötigt. So behalten die katholischen Universitäten, die katholischen Schulen, die katholischen Hilfswerke ihre Daseinsberechtigung nur unter der Bedingung, dass sie kein apostolisches Ziel verfolgen und keine entfremdende und anti-ökumenische Unterordnung in der Kirche haben: mit anderen Worten, wenn sie auf die katholische Note verzichten und einen völlig profanen, weltlichen und säkularen Charakter annehmen.
Es gibt keinen charakteristischen Zug des Progressismus, der nicht in
irgendeiner Weise mit den „prophetischen“ Gruppen verbunden ist
d. — Die Armut der Neuen Kirche liegt auch darin, dass man nicht mehr von christlicher Kultur und Zivilisation sprechen darf, da Kultur und Zivilisation Werte der weltlichen und irdischen Ordnung sind und die Kirche nicht mehr den Anspruch erhebt, ein Lehramt auszuüben oder die weltliche Gesellschaft nach ihrem Willen zu gestalten. Die Kultur und die Zivilisation des entwickelten und erwachsenen Menschen haben ihre Freiheitscharta erhalten: Sie sind von der Religion ent-sakralisiert und erlöst.
e. — Mehr noch, die Neue Kirche ist arm im materiellen Sinne des Wortes. Sie lehnt nicht nur die Kathedralen und Basiliken ab, in denen das Sakrale triumphierend seine Überlegenheit behauptete, sondern, da sie im Zeitalter der Armen lebt, lehnt sie jeden Reichtum ab, aus welchem Grund auch immer.
f. — Schließlich ist die Neue Kirche arm, weil sie die Kirche der Armen ist. Als Feind aller Entfremdung ist sie gegen alle Entfremder, gleich welcher Art und welchen Ranges, und sie ist natürlich für die Sache aller Entfremdeten. Aus diesem Grund haben die Ausgebeuteten und Entfremdeten der heutigen Gesellschaft ihren Platz in der Neuen Kirche. Und sie ist ihrem Wesen nach ihre Verteidigerin gegen diejenigen, die Autorität oder irdische Überlegenheit besitzen. Aus analogen Gründen im umgekehrten Sinne ist die „konstantinische“ Kirche von Natur aus mit allen entfremdenden und ausbeuterischen Oligarchien verstrickt.
4. Entfremdung der Kirche: in Bezug auf die kirchliche Hierarchie
Da Autorität immer entfremdend ist, darf sie nicht existieren. Und wenn es sie gibt, dann nur insofern, als sie dem Willen der Entfremdeten entspricht, die so - zumindest weitgehend - dem Joch der Entfremdung entkommen.
In der „konstantinischen“ Kirche ist die Hierarchie mit der dreifachen Macht der Weihe, des Lehramtes und der Rechtsprechung ausgestattet. Da die Neue Kirche, den Sakramenten, die unter der Macht der Weihehierarchie stehen, ihren übernatürlichen Gehalt ausnimmt, indem sie das Lehramt leugnet, musste sie in der Strenge der Logik die Hierarchie der Jurisdiktion angreifen.
Die Existenz eines Papstes, eines geistlichen Monarchen, der von einem Kollegium kirchlicher Fürsten, den Bischöfen, umgeben ist, von denen jeder in seiner jeweiligen Diözese gleichsam ein Monarch ist, der dem Papst untersteht, ist also nicht mit der Neuen Kirche vereinbar. Ebenso wenig kann es weiterhin Pfarrer geben, die im Auftrag des Bischofs Teile der Diözesanherde leiten.
Um die Kirche vollständig von der Hierarchie zu lösen, ist es notwendig, die Kirche zu demokratisieren. Innerhalb der Kirche muss ein repräsentatives Gremium der Gläubigen geschaffen werden, das zum Ausdruck bringt, was die Charismen in der Tiefe ihres Gewissens sagen. Natürlich ein gewähltes Gremium, das die Menge der Menschen repräsentiert. Ein Organ, das den Willen der Hierarchen der Kirche entscheidend beeinflussen wird, die von nun an natürlich auch wählbar sein sollten. Unserer Ansicht nach kann diese von der „prophetischen Bewegung“ angestrebte Reform der kirchlichen Struktur streng genommen nur als eine Etappe auf dem Weg zur vollen Verwirklichung ihrer Ziele betrachtet werden. Denn eine vollständige Entfremdung würde in einem späteren Stadium die Abschaffung der gesamten Hierarchie bedeuten.
Betrachtet man jedoch nur die Reform, für die die „prophetischen Gruppen“ jetzt ausdrücklich plädieren, so kann man sagen, dass sie die Kirche in eine Monarchie nach englischem Vorbild verwandeln würde, d.h. in ein effektiv demokratisches Regime, das im Wesentlichen von einer gewählten, allmächtigen, volkstümlichen Kammer gelenkt wird, in der pro forma ein dekorativer König (im Falle der Neuen Kirche der Papst), Lords ohne effektive Macht (die Bischöfe und Pfarrer) und eine ebenfalls dekorative Hohe Kammer (das Bischofskollegium) beibehalten werden. Um die Analogie zwischen dem Englischen Regime und der Neuen Kirche zu vervollständigen, müsste man sich einen gewählten König und gewählte Lords (d.h. einen vom Volk gewählten Papst und Bischöfe) vorstellen.
Um das Bild der Demokratisierung zu vervollständigen, sollten wir hinzufügen, dass die Gemeinden in der Neuen Kirche fließende und instabile Gruppen sein werden und keine festgelegten territorialen Abgrenzungen, wie sie heute zu sein scheinen. Dieser fließende Übergang würde sich unserer Meinung nach auch auf die Diözesen erstrecken, wenn man es genau nimmt. Die Hierarchie wäre in der Kirche nur noch eine leere Bezeichnung.
5. Entfremdung der Kirche: in Bezug auf die öffentliche Gewalt
Diese Form der Entfremdung wurde bereits in den vorangegangenen Abschnitten unter verschiedenen Überschriften behandelt. Die „konstantinische“ Kirche, die in ihrem Bereich über eine eigene souveräne Regierung verfügt, wünscht eine Vereinigung und Zusammenarbeit mit der weltlichen Macht. Damit würde sie sich in gewisser Weise an diese veräußern und in gewisser Weise sie an sich selbst entfremden.
Aus all den genannten Gründen erklärt die Neue Kirche, dass sie die öffentliche Macht nicht braucht und auch keine Beziehung von Macht zu Macht mit ihr wünscht. Die gegenseitige Entfremdung wäre damit beendet sein.
Zusammenfassend
Die neue Kirche wird also völlig entfremdet sein und aufhören, zu entfremden.
III - Nur durch einen Klassenkampf wird die Entfremdung innerhalb der
Kirche zu erreichen sein
1. Die Hierarchie hat bei der Durchführung des „prophetischen“ Programms der Entfremdung mitgeholfen; sie kann jedoch nicht den letzten Schritt tun.
Können die „prophetischen Gruppen“ eine vollständige Entfremdung von der Hierarchie erwarten, durch die sich die „konstantinische“ Kirche in die Neue Kirche verwandeln soll?
In Anbetracht der Tatsache, dass Mitglieder der Hierarchie viele Entfremdungsmaßnahmen unterstützt haben, scheint es so zu sein. Dies gilt umso mehr, als die „prophetischen Gruppen“ bekräftigen, dass das Werk des Zweiten Vatikanischen Konzils einen entfremdenden, d. h. desakralisierenden und egalisierenden Charakter hatte, der einen ersten - wenn auch zaghaften - Schritt auf dem Weg zu radikaleren Umgestaltungen darstellt.
Ohne jedoch den Nutzen zu leugnen, den sie aus der Ausnutzung der Haltung bestimmter Hierarchen und der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils zu ziehen behaupten, glauben die „prophetischen Gruppen“, dass eine vollständige Entfremdung nur durch einen Klassenkampf zwischen dem Episkopat und dem Klerus auf der einen und den Laien auf der anderen Seite erreicht werden kann.
Der Grund dafür liege darin, dass man von einem Hierarchen, der mit der Entfremdung sympathisiere, Zugeständnisse erwarten könne, um seine Befugnisse einzuschränken; aber so sympathisch er auch sein möge, man könne von ihm keinen völligen Verzicht erwarten; das käme einem Selbstmord gleich.
2. Das Mittel, um den Sieg der Revolution der Entfremdung in der Kirche
zu erreichen: der Aufstand der Laien
Es ist daher notwendig, die Laien zu sensibilisieren, damit sie im Kampf mit den Hierarchen strukturelle Reformen in der Kirche fordern können, die sie demokratisieren. Kurzum, die Lösung liegt im Klassenkampf innerhalb der Kirche.
Dieser Kampf muss in Etappen geführt werden:
a — Kampagne der Diskreditierung der „konstantinischen“ Kirche;
b — Aufblähung des Wunsches nach einer Strukturreform der Kirche;
c — Unruhen, Streiks;
d — Kapitulation der Hierarchie und die Umsetzung der Reformen.
IV - Die „prophetischen Gruppen“, Urheber des Klassenkampfes für die
Entfremdung der Kirche
Die neuen Charismen, von denen die neue Kirche leben wird, werden heute nicht von der Hierarchie, sondern vom gläubigen Volk empfangen. Es ist also Aufgabe der Hierarchie, wie wir gesehen haben, dem Volk zu gehorchen.
Für das ganze Volk? Dieses muss, wenn es schon nicht regiert werden kann, so doch zumindest erleuchtet und geleitet werden von den charismatischen und prophetischen Gruppen, die der Geist in der Kirche zum Zeugnis geben, erweckt.
Die Gesamtheit dieser Gruppen wird dann innerhalb der wirbellosen Kirche, von der sie träumen, ein Netzwerk von Einflüssen bilden, dem die wahre Macht gehören wird.
Dies erhöht das Interesse an der Untersuchung der Struktur und der Methoden der „prophetischen Gruppen“, die wir später durchführen werden.
Unter ihren Mitgliedern, den natürlichen Vertretern der Laien, muss die Volkskammer der Neuen Kirche rekrutiert werden.
Welche Mittel stehen der „prophetischen Bewegung“ zur Verfügung, um den reformistischen Umsturz in der Kirche zu fördern?
1. Das Ausmaß der „prophetischen Bewegung“
Die „prophetischen Gruppen“ sind sehr zahlreich. Es gibt sie in vielen Ländern. Sie entsprechen - durch die intime Geselligkeit, die sie bieten - den tiefen Sehnsüchten des zeitgenössischen Menschen nach Geselligkeit, der in der Anonymität der großen Menschenmengen verloren und isoliert ist. Aus diesem und anderen Gründen neigt ihre Zahl dazu, sich ins Unendliche zu vermehren.
2. Die geheime Struktur der „prophetischen Bewegung“
Diese Struktur ist flexibel und eignet sich hervorragend zur Förderung der Subversion in der Kirche.
Die „prophetischen Gruppen“ sind echte Zellen mit einer unterschiedlichen Anzahl von Personen. In jedem Fall ist die Zahl nie groß. Nicht alle diese Personen sind sich in gleichem Maße über die Ziele, Methoden und Zusammenhänge der Gruppe im Klaren. Jede Zelle ist also ein kleiner Geheimbund.
Jede Zelle hat gewohnheitsmäßig Kontakt mit anderen der gleichen Art, was aus der Bewegung einen immensen Mechanismus aus einer Myriade von kleinen Teilen macht.
Zu dieser funktionalen Einheit kommt noch eine weitere, noch wertvollere hinzu: Sie alle verfolgen das gleiche Ziel, nämlich den Klassenkampf, um der Kirche eine entfremdende Reform aufzuzwingen.
Erwähnenswert ist auch die Gleichförmigkeit, mit der sie sowohl bei der Anwerbung als auch beim Umsturz die gleichen komplizierten und subtilen Methoden anwenden. Über diese Methoden werden wir weiter unten sprechen.
All diese Faktoren machen die „prophetischen Gruppen“ in ihrer Gesamtheit zu einer beeindruckend geeinten Bewegung.
Haben sie, als Ausdruck dieser Einheit, eine übergeordnete zentrale Führung? In der Studie von „Ecclesia“ wird dies nicht ausdrücklich gesagt. Die von der Zeitschrift vorgelegten Daten machen es jedoch unmöglich, diese Frage nicht zu bejahen. Denn man sieht nicht, wie man einer so komplexen Lehre treu bleiben kann, wie man eine solche Vielzahl von Teilchen, die in verschiedenen und weit entfernten Ländern existieren, in ihrer feinen inneren Strukturierung, in ihren exquisiten spezialisierten Methoden einheitlich halten kann. Je größer die Vielfalt und Verschiedenartigkeit eines Ganzen ist, desto mehr braucht es ein starkes strukturelles Band, um es zusammenzuhalten. Selbst in ihrer zentralen Ausrichtung sind die „prophetischen Gruppen“ also - so unsere Schlussfolgerung - eine geheime Organisation.
Wie kann diese zentrale Verwaltung ihre Macht über die Zellen wirksam und unbemerkt aufrechterhalten? Der Anschein erweckt den Eindruck, so unsere Antwort, dass es sich um eine Verpflichtung handelt, die von ranghöheren Elementen eingegangen wurde, die ihrerseits über die Existenz der zentralen Führung informiert sind.
Aus welchem Grund wird dies Geheim gehalten? Der Grund dafür ist einfach. Die „prophetischen Gruppen“ werden als die spontane Frucht eines Regens von Charismen dargestellt, um eine Laiengruppe zu animieren, die durch eine zutiefst natürliche und ebenfalls spontane Entwicklung erwachsen geworden ist. Sie können daher nicht den Anschein einer Bewegung erwecken, die von einer kleinen, schlauen und effizienten Kuppel organisiert wird.
3. Methoden der Rekrutierung und Ausbildung; „prophetische“ Einweihung
Eine „prophetische Gruppe“ dringt ein, lebt und vermehrt sich immer in ein katholisches Umfeld oder eine katholische Institution, so wie Bakterien in den Körper eindringen und dort leben. Sie entsteht in der Regel aus der Aktion eines oder einiger weniger diskreter Werber, die Versammlungen zu sympathischen und sehr allgemeinen Themen abhalten, wie zum Beispiel Frieden. Aus den Zuhörern dieser Treffen rekrutiert sich die erste Handvoll Anhänger.
Um keinen Verdacht zu erregen, laden die Werber zu dem einen oder anderen Treffen irgendeinen Priester oder Bischof ein, der, wie wir vermuten, naiv oder mitschuldig ist, sie billigt und segnet.
Nachdem nach und nach eine größere Zahl von Mitgliedern angeworben wurde, beginnt die subversive Impfung.
Diese Inokulation erfolgt in zwei Phasen. Im ersten Fall handelt es sich um die schrittweise Diffamierung der „konstantinischen“ Kirche. In der zweiten werden die Geister entflammt, so dass sie sich nach Reformen sehnen, die die „konstantinische“ Kirche in die neue Kirche umwandeln werden.
Dieses Werk beginnt langsam, mit kleinen Sarkasmen, die hier und da eingestreut werden, mit lockeren Sätzen, mit vorsichtigen Slogans. Die Teilnehmer, die auf diese subversiven Reize positiv reagieren, werden in die Erkenntnis größerer revolutionärer Horizonte eingeführt. Die anderen werden zum Stillstand gebracht, zum Schweigen gebracht oder ausgeladen.
V. Wie die „prophetischen Gruppen“ den Klassenkampf in der Kirche
führen
Sobald ein ausreichend breites Netz von „prophetischen Gruppen“ gebildet wurde, ist die Bewegung bereit, aus dem Schatten zu treten und öffentlich zur Aktion übergehen. Es ist in den Augen aller, wie eine kirchliche Agitation durchgeführt wird. Wir beschränken uns darauf, das zusammenzufassen, was alle sehen.
In der Regel unterstützt durch eine große Öffentlichkeitswirkung, die dem IDO-C nicht fremd zu sein scheint, beginnen bestimmte Aktivisten, Streiks in den Gemeinden gegen einen Bischof oder Priester zu fördern, der ihre sinnlosen Forderungen nicht sofort akzeptieren will. Wenn es keine Streiks sind, sind es Demonstrationen, Kirchenbesetzungen, Stellungnahmen in der Presse usw. Kurz gesagt, es ist immer ein Klassenkampf, um die Laien dazu zu bringen, die Entfremdungen zu zerstören, deren Nutznießer der Klerus ist, der entfremdet und ausbeutet.
Die Publizität, die solche Aktionen erreichen, ist offensichtlich so groß, dass sie neue Rekruten anzieht, die beeinflussbar sind oder die sich zeigen wollen. Die Bewegung wächst und wird damit geeignet für gewagtere Umsturzaktionen.
All diese Tatsachen zusammen schaffen ein Klima des Öffentlichkeitsterrors gegen die Widerspenstigen, das Freunde und sogar Verwandte von ihnen isoliert und auf diese Weise fast alle zum Schweigen bringt, die bereit wären zu reagieren.
Dieser Terror wird - dort, wo es „prophetische Gruppen“ gibt - lange im Voraus vorbereitet durch verzerrte Statistiken und soziale Erhebungen, die von den „prophetischen Gruppen“ erstellt und verbreitet werden. Diese Gruppen schaffen es, die Menschen glauben zu machen, dass die große Masse der Gläubigen die Reformen in der Kirche will, dass dies der unumstößliche Zeitgeist ist und dass sich den Reformen zu widersetzen bedeutet, eine steigende Meeresflut mit den eigenen Händen aufhalten zu wollen. Die tatsächlichen oder eingebildeten Symptome der revolutionären Tendenzen der Massen sind die „Zeichen der Zeit“. Diejenigen, die ein „prophetisches Charisma“ haben, nehmen diese Zeichen mit besonderem Scharfsinn auf. Dank des Aufschreis der „prophetischen Gruppen“ scheint die kirchliche Subversion, die das Werk einer Minderheit ist, den kaum zu bändigenden Sehnsüchten ganzer Menschenmassen zu entsprechen, die wütend sind, weil sie sich entfremdet wähnen.
Der Zeitgeist, der „prophetisch“ in den „Zeichen der Zeit“ wahrgenommen wird, ist die oberste Norm, lehren die „prophetischen Gruppen“. Es gibt keine größere Torheit, als zu versuchen, sich ihnen zu widersetzen: es ist anachronistisch, lächerlich, verachtenswert. Die „konstantinische“ Kirche beanspruchte, die Zeit zu gestalten: die Neue Kirche weiß, dass sie sich im Gegenteil von ihr gestalten lassen muss.
Entweder akzeptiert die Kirche also die von der Evolution auferlegten Reformen und wird zur Neuen Kirche, oder sie stirbt.
Es ist sehr schwierig, diesem Druck zu widerstehen, der aus dem Inneren der Kirche selbst, in so vielen Ländern, aus dem Munde aller Mitglieder der „prophetischen Gruppen“ und von den großen Werbeträgern des IDO-C kommt.
Widerstand ist nur für sehr ausgewählte Geister möglich, mit einer unerschütterlichen Festigkeit der Prinzipien, die bereit sind, die größten und unerwartesten Unannehmlichkeiten zu ertragen.
VI - Beziehungen zwischen der "prophetischen Bewegung" und
dem Progressismus
Die brasilianische Öffentlichkeit ist bereits sehr vertraut mit den Bestrebungen, Doktrinen, Veränderungen und Umwälzungen, die den so genannten katholischen Progressismus in der Ordnung des Denkens und Handelns kennzeichnen. Und die Affinität der „prophetischen Gruppen“ - wie auch des IDO-C - zum Progressismus ist so groß, dass sich unsere Leserinnen und Leser jeden Moment gefragt haben werden, was dieser mit denen zu tun hat.
Die Frage ist eine der relevantesten, denn es gibt kein einziges Merkmal des Progressismus, das nicht explizit oder implizit, eng oder entfernt mit den „prophetischen Gruppen“ verbunden ist.
Das Wirken des Progressismus ist so breit gefächert und die Palette seiner Nuancen so vielfältig - sie reicht vom „gemäßigten“ und „konservativen“ bis zum revolutionären Kommunisten -, dass es uns übertrieben erscheint, der „prophetischen Bewegung“ und dem IDO-C die Kausalität der progressiven Strömung in der Welt zuzuschreiben. Es ist jedoch sicher, dass die „prophetischen Minderheiten“ es verdienen, als progressiv bezeichnet zu werden.
Diese Beobachtung lenkt den Blick auf ein weiteres Problem. Wenn die „prophetische Bewegung“, anders als man auf den ersten Blick vermuten könnte, ihre Ursache in einer fest strukturierten halbgeheimen Organisation hat, gibt es dann nicht auch eine umfassendere Einheit, die die Ursache für den Progressismus in der gesamten Kirche ist? Die Beantwortung dieser wichtigen Frage würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen.
VII. Die „prophetischen Gruppen“ stehen im Dienst des Kommunismus
Nach dem bisher Gesagten sind wir der Ansicht, dass die „prophetischen Gruppen“ ernsthaft verdächtig sind, im Dienste des Kommunismus zu stehen. Hierfür genügt die Feststellung, dass
a - die „prophetischen Gruppen“ sind dem Kommunismus sehr nahestehend;
b - sie sind dem Kommunismus nützlich;
c - da die Anhänger des Kommunismus verwandte Bewegungen schaffen und leiten, die zugunsten der kommunistischen Sache handeln, ist es sehr wahrscheinlich, dass die „prophetischen Gruppen“ von den Kommunisten geschaffen wurden und von ihnen geleitet werden;
d - es ist die übliche marxistische Taktik, verwandte Gruppen zu infiltrieren, um sie in den Dienst der kommunistischen Sache zu stellen; unter diesen Bedingungen ist es selbst für den Fall, dass die „prophetischen Gruppen“ nicht von den Kommunisten geschaffen wurden, zumindest sehr wahrscheinlich, dass sie von ihnen für die rote Infiltration der Kirche geleitet werden;
e - aussagekräftige Tatsachen, die im Folgenden genannt werden, erhärten diesen Verdacht nachhaltig.
Lassen Sie uns ein wenig bei diesem Thema verweilen.
Die Ähnlichkeiten zwischen den Zielen der „prophetischen Gruppen“ und denen des Kommunismus sind offensichtlich: Erstere wollen die geistliche Gesellschaft, also die Kirche, entfremden und damit entheiligen und streng gleichschalten, und sie drängen die Katholiken zu Entfremdungen in der weltlichen Gesellschaft; der Kommunismus will dieselbe weltliche Gesellschaft entfremden und streng gleichschalten. Man kann also sagen, dass die „prophetischen Gruppen“ die kommunistische Revolution innerhalb der Kirche herbeiführen.
In dem Maße, wie die Neue Kirche Anhänger
gewinnt,
bildet sie kommunistische Sympathisanten und
sogar militante Kommunisten aus.
Welchen Vorteil hat der Kommunismus in dieser Hinsicht? Die Neue Kirche, die aus dem Wirken der „prophetischen Bewegung“ hervorgeht, glaubt nicht an einen persönlichen Gott, sondern an einen diffusen und unpersönlichen Gott, der in der Natur immanent und omnipräsent (allgegenwärtig) ist. Sie glaubt an die Evolution, den Fortschritt und die Technologie als die großen, unausweichlichen Kräfte, die die universelle Bewegung beleben, das Unglück des Menschen beheben und der Geschichte eine Richtung geben. Auf den ersten Blick ist leicht zu erkennen, dass es in dieser Lehre darum geht, die Vergöttlichung der Evolution, des Fortschritt und der Technologie zu behaupten, was dem evolutionistischen und materialistischen Konzept von Marx außerordentlich ähnlich ist, wenn nicht sogar identisch. Die Neue Kirche hat nicht die gleichen unbesiegbaren religiösen Motive, sich dem Kommunismus entgegenzustellen, die die „konstantinische“ Kirche dazu gebracht haben, ihn als ihren schlimmsten Gegner zu bekämpfen. Im Gegenteil, die Theologie der Neuen Kirche bereitet den Verstand darauf vor, sich ihm anzuschließen.
Mit anderen Worten: In dem Maße, wie die Neue Kirche Anhänger gewinnt,
bildet sie Sympathisanten des Kommunismus oder sogar militante Kommunisten.
Auch in Bezug auf die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte des Marxismus unterscheidet sich die Haltung der Neuen Kirche von der traditionellen Position der „konstantinischen“ Kirche. Letztere verurteilt nämlich - auf der Grundlage des 7. und 10. Gebots - das kommunistische Gesellschafts- und Wirtschaftssystem als unmoralisch und bekräftigt die Legitimität des individuellen Eigentums, des Kapitalismus und der Lohnarbeit, so dass sie selbst dann, wenn ein rotes Regime die rechtliche Existenz der Kirche und die Freiheit der Religionsausübung anerkennen würde, unabdingbar antikommunistisch wäre. Im Gegenteil, die Neue Kirche, die gegen jede Entfremdung immun ist, hat nur guten Grund, die Aufhebung der Eigentumsverhältnisse und der Arbeitsbeziehungen zu begrüßen, die der Kommunismus als entfremdend brandmarkt.
Der Sieg der Neuen Kirche hätte also die fatale Folge, dass die
katholische Religion - auch im sozialen Bereich - von einer Kraft, die dem
Kommunismus unabdingbar entgegensteht, zu einer Hilfskraft, ja sogar zu einer
Triebfeder des Kommunismus würde.
Was ist der konkrete Umfang dieses möglichen Wandels?
Es gibt etwa 500 Millionen Katholiken in der Welt; sie von unnachgiebigen Feinden in Hilfskräfte oder Kämpfer des Kommunismus zu verwandeln, was für eine gewaltige Leistung wäre das für den Kommunismus!
Was der Kommunismus bis jetzt nicht erreicht hat und was er niemals durch die grausamsten Verfolgungen erreichen würde, würde er ohne jede Gewalt und ohne das Risiko, gefährliche Reaktionen hervorzurufen, durch die einfache, unblutige Verwandlung der katholischen Kirche in die Neue Kirche erreichen.
Angesichts dieser Perspektive verfärben sich die ernsten Verdachtsmomente, die wir anfangs aufgrund des Studiums von „Ecclesia“ über die Position der kommunistischen Bewegung gegenüber der „prophetischen Bewegung“ geäußert haben. Sie werden zu moralischer Gewissheit. Wer das große Geschick des internationalen Kommunismus kennt, die gegnerischen Kräfte zu unterwandern und zu neutralisieren und jede günstige subversive Bewegung zu unterstützen, kann nicht zugeben, dass die kommunistischen Führer gleichgültig, träge und ahnungslos sind angesichts des unvergleichlichen taktischen Erfolges, der ihnen aus der Unterwanderung der „prophetischen Gruppen“ unter den 500 Millionen Katholiken, aus der Neutralisierung dieser gewaltigen Kraft und sogar aus ihrer Ausnutzung zugunsten der marxistischen Sache erwachsen könnte.
Niemand, der bei gesundem Menschenverstand ist, kann zugeben, dass der Neuen Kirche, wenn sie den Kommunismus in so großem Umfang fördert, nicht weit viel geholfen wird. In Anbetracht des grimmigen Proselitismus und der zahllosen Menge der Mittel des Kommunismus gilt für ihn der Gedankengang: er konnte, er wollte, also tat er es („potuit plane; si igitur voluit, fecit“) in dieser Angelegenheit voll anwendbar. Übertragen wir ihn auf die Fakten:
— Die Kommunisten können auf tausend Arten dem Triumph der Neuen Kirche zum Durchbruch verhelfen, und in dieser finden sie äußerste Bereitschaft, diese Hilfe anzunehmen;
— Es ist klar, dass die Kommunisten diesen Triumph brennend herbeisehnen;
—Deshalb favorisieren sie aufs kräftigste die „prophetische Bewegung“, den Erbauer der Neuen Kirche. Und wenn sie sie so sehr bevorzugen, ist es klar, dass sie alle verfügbaren Mittel anwenden, um sie zu infiltrieren und zu steuern.
Bei der Untersuchung von „Ecclesia“ gibt es mehrere konkrete Hinweise, die für diese Schlussfolgerung sprechen.
Einer davon ist, dass die „prophetischen Gruppen“ ihren Mitgliedern raten, jede Zusammenarbeit mit nichtkommunistischen Regimen abzulehnen, weil sie diese als entfremdend betrachten. Sie empfehlen ihnen jedoch, mit kommunistischen Regimen zusammenzuarbeiten, da sie diese als nicht entfremdend empfinden.
Eine weiterer Hinweis, im letzten Punkt des „Ecclesia“-Berichtes, den wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen werden, ist, dass die „prophetischen Gruppen“ sich in Ostdeutschland gut entwickelt haben, was ohne das Wohlwollen der kommunistischen Behörden niemals möglich gewesen wäre.
Es wäre nicht zu viel, an die Affinitäten des IDO-C mit der kommunistischen Bewegung zu erinnern. Da das IDO-C auch mit den „prophetischen Gruppen“ verbunden ist, ergibt sich auch eine Affinität zwischen ihnen und der kommunistischen Bewegung. Denn zwei verbundene Unternehmen, die unter demselben Titel mit einem dritten Unternehmen verbunden sind, sind untereinander verbunden.
VII - Durchführbarkeit des kommunistischen Plans für die Neue Kirche
Eine letzte Frage von strategischer Tragweite muss noch formuliert werden. Hoffen die „prophetischen Gruppen“ und ihre marxistischen Komplizen ernsthaft, die Umwandlung der gesamten „konstantinischen“ Kirche in die Neue Kirche zu erreichen? Das Studium von „Ecclesia“ liefert uns in diesem Punkt einige Daten, die als Material für Vermutungen dienen.
Obwohl die Führer der „prophetischen Bewegung“ ihr reformistisches Programm als ein Gebot der Zeit bezeichnen, das durch den empörten Aufschrei riesiger Scharen revoltierender entfremdeter Menschen diktiert wird, gestehen sie ein, dass ihre Reformen, wenn sie der Kirche vollständig aufgezwungen werden, zu so viel Zerstreuung und Abtrünnigkeit führen werden, dass die Neue Kirche wahrscheinlich auf eine kleine Zahl von Gläubigen reduziert wird.
Wir fragen uns also, welchen Nutzen der Kommunismus in einem solchen Fall hätte.
Stellen wir uns vor, die Hoffnungen der Reformer hätten sich bestätigt. Einige mitschuldige Hierarchen und Priester sowie einige schwache und verängstigte Priester würden dem immer heftigeren Druck der „prophetischen Gruppen“ nachgeben. Die reformistische Welle würde bedrohlich wachsen. Die Häresie würde dann noch offensichtlicher werden. Die legitime Reaktion der Gläubigen würde ebenfalls zunehmen. Und indem sie größer würde, würden die Verfolgungsmaßnahmen der schlechten Hirten gegen sie beginnen: Einschränkungen von hier, Exkommunikationen von da, Verbote von dort. Es würde sich eine Kluft zwischen den beiden Seiten auftun. Niemand weiß, welche alarmierenden Ausmaße die Krise in einem solchen Fall annehmen könnte. Es genügt, an die arianische Häresie des vierten Jahrhunderts zu denken, die fast die gesamte Christenheit erobert hat. Welch furchtbare Verwirrungen, welch ungeheure Prüfungen hat die Vorsehung zu diesem Zeitpunkt zur Bestrafung der Menschen zugelassen.
Unter dem Pontifikat von Honorius I. kam es zu einer ebenso entsetzlichen Verwirrung. Theologen behaupten, dass dieser Papst durch seine Auslassungen und seine Zweideutigkeit die monothelitische Häresie begünstigt hat. Bekanntlich schrieb er einen Brief an Patriarch Sergius von Konstantinopel, der so formuliert war, dass er vom Sechsten Ökumenischen Konzil verurteilt und von Papst Leo II. gebilligt wurde. Die Verwirrung, die dieser Brief auslöste, war so groß, dass auch heute noch viele Theologen das Problem für unklar halten.
Die Kommunisten brauchen nur ein beliebiges Kompendium der Kirchengeschichte aufzuschlagen, um zu sehen, dass solche Unglücke möglich sind. Es liegt also in der Logik der Dinge, dass sie alles versuchen, um sie in unserer Zeit zu reproduzieren.
Darauf zielen sie sicherlich mit den „prophetischen Gruppen“ ab, auch wenn diese nur ein paar Katholiken oder besser gesagt „Ex-Katholiken“ um sich scharen können. Was für einen immensen Gewinn würde der Kommunismus machen, wenn diese hypothetische Wiederbelebung der Vergangenheit Wirklichkeit werden würde...
Es ist klar, dass der Heilige Geist auch in einem solchen Fall über die Integrität des Glaubensgutes wachen würde. Die päpstliche Unfehlbarkeit würde niemals aufhören zu existieren. Die unsterbliche Kirche würde nicht sterben, und in ihrer göttlichen Verfassung gäbe es ein Heilmittel für diese verhängnisvolle Situation.
Bitten wir die Vorsehung, der Braut Christi dies zu ersparen. Aber selbst wenn sie diesen Prozess zulassen würde, wird die Kirche am Ende triumphieren. Die göttliche Verheißung versichert ihr, und die Worte Unserer Lieben Frau von Fatima trösten sie:
„Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren“.
Den 1. Teil des Artikels finden Sie HIER
Den 2. Teil des Artikels finden Sie HIER
Aus dem Portugiesischen mit DeepL-Übersetzer aus Catolicismo Nr. 220-221, S. 7-9,
https://catolicismo.com.br/Acervo/Num/0220-221/P04-05.html
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Diese deutsche Fassung von „OKKULTE GRUPPEN PLANEN UMSTURZ IN DER KIRCHE - 3. Teil“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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