Letzte Augenblicke eines
Gottlosen
im Gegensatz zu denen eines Glaubensmannes
Heute haben wir ein Thema, das man fast als „den Tagesteufel“
bezeichnen könnte anstatt den Tagesheiligen, denn es geht um die Agonie und Tod
Stalins.
Der Text stammt aus dem Bekenntnis von Swetlana
Alelujewna, Stalins Tochter, aus dem Buch „Zwanzig Briefe und ein Freund“, übernommen
aus „Notizen und Informationen“ von „O Estado de São Paulo“ vom 4. März 1973.
„Seine Atmung wurde immer schwerer. In den letzten
zwölf Stunden wurde deutlich, dass der Sauerstoffmangel zunahm.
Das Gesicht verdunkelte sich allmählich und
veränderte sich; seine Gesichtszüge wurden unkenntlich, seine Lippen wurden
schwarz. In den letzten ein oder zwei Stunden ist er einfach erstickt. Eine
schreckliche Qual! Unter aller Augen wurde ein Mensch erdrosselt.
In einem bestimmten Moment – ich weiß nicht, ob es
wirklich so war oder ob es mir offenbar im letzten Moment so vorkam – öffnete
er plötzlich seine Augen und richtete sie auf alle, die um ihn herum waren. Es
war ein schrecklicher Blick! Vielleicht verrückt, vielleicht wütend und voller
Schrecken, angesichts des Todes und angesichts der unbekannten Gesichter der
Ärzte, die sich über ihn neigten.
Und sein Blick glitt für den Bruchteil einer
Minute über jeden hinweg. Auf einmal – es war eine unverständliche und
schreckliche Sache, die ich heute noch nicht verstehe, die ich aber nicht
vergessen kann – auf einmal hob er spontan seinen linken Arm, der nicht gelähmt
war, in die Luft und damit zeigte er nach oben, oder vielleicht drohte er uns
alle.
Die Geste blieb unverständlich, war jedoch voller
Drohung und man weiß nicht, an wen sie gerichtet war. Im nächsten Augenblick,
nachdem sie ihre letzte Anstrengung unternommen hatte, löste sich die Seele vom
Körper.“
Die Erzählung ist sehr gut. Ich behaupte, dass bestimmte sehr gut gemachte Erzählungen mehr wert sind als ein Film oder mehr als eine Fotodokumentation, weil die Person im Film oder in der Fotodokumentation viele gleichzeitige Eindrücke hat, diese aber nicht immer auswählen kann, um diejenigen hervorzuheben, die wirklich am wichtigsten und gelegen sind.
In diesem speziellen Fall ist das Bild der
Erzählung voller Ausdrücke, die man sich vorstellen kann. Stellen wir uns die
Weiten des Kremls vor Augen, einer geheimnisvollen Festung mitten in Moskau,
vollständig ummauert und umgeben; in ihr spielt sich ein weiteres Drama ab und
dieses Mal ist es der Tod des Diktators. Und der Diktator ist der
ausschweifende Mann – Stalin – der im Sterben liegt.
Es ist das unvermeidliche Spiel der Krankheit oder
Vergiftung, das einen gewissen Höhepunkt erreicht und Erschütterndes,
Zerreißendes hervorruft: die Seele trennt sich vom Körper. Er ist machtlos,
aber er ist ein mächtiger Organismus, der gegen den Tod kämpft.
* Ein Tod weit entfernt von der Gnade Gottes, wo
nichts eine Idee von Religion gibt; ein Verbrecher, der in das Zuchthaus der
Schöpfung, in die Hölle, geschickt wird
Der Tod wirft ihn also nieder, aber mit einer
Reaktion, einer Art wilder Wut, dieser Art biologischer und psychologischer
Kraft – um ein beliebiges Adjektiv zu verwenden – sozusagen einer vorsintflutlicher
Kraft, die er in sich hatte, wird alles auseinandergerissen, aber er reagiert, und
er wird fast zum Ungestüm, zu einer größeren Widerstandskraft, als klar wird,
dass die Todesstöße ihn zu Fall bringen.
Es ist mehr oder weniger wie ein riesiger Baum,
dessen wahren Durchmesser wir erst berechnen können, wenn der Holzfäller die
Basis des Baumes öffnet und von innen erkennt, wie kolossal der Baum war. So
fällt dieser Mensch.
Die Hölle, von Fra Angelico
Doch man sieht, dass er weit entfernt von Gottes
Gnade stirbt. Es gibt nichts, was die Idee der Religion veräußerlicht. Sein
ganzes Leben war das Leben eines Atheisten und Verfechters des Atheismus. Von
einem Mensch also, der, wenn er auch heimlich noch an Gott glaubte, Gott so
beleidigte, dass man annehmen kann, er sei in die Sünde der Verzweiflung
geraten, wenn nicht in die innere Sünde der Verleugnung der Existenz Gottes verfallen
ist.
Und deshalb stirbt er mit Hass und in Verzweiflung.
Die Natur keucht, sie reagiert, die Luft geht aus, er fühlt sich von allen
Seiten angegriffen.
In einem bestimmten Moment wird ihm klar, in
welcher Situation er sich befindet, und er, der in seinem Leben nichts anderes
getan hat, als durch den Terror zu regieren, getrieben von der Macht des
Hasses, öffnet seine Augen – und vielleicht ohne zu merken, was in ihm gerade
vorgeht, vielleicht hält er sich für vergiftet, vielleicht für das Opfer einer
Verschwörung – öffnet er die Augen, blickt mit einem schrecklichen Blick auf alle
Anwesenden und fühlt sich verwirrt, das er besiegt wurde, und versucht zu reagieren.
Er hebt drohend den Arm, den er noch bewegen kann;
weil es das Einzige war, was er noch tun konnte. Kurz darauf ruft Gott seine
Seele zum Gericht. Der Arm fällt und er ist nichts weiter als eine Leiche.
Der Mann, der sein ganzes Leben lang gehasst und
der sein ganzes Leben lang mit Brutalität regiert hatte, dieser Mann beugt
sich, dieser Mann bricht, dieser Mann bricht zusammen. Dann ist da noch die
Ruhe der Leiche. Jemand, der diese Szenen mit den Augen des Glaubens zu
interpretieren weiß, wird sagen, dass nur eines übrig bleibt: Es ist Gottes
Sieg.
Der Mann hat alles getan, dann war es vorbei. Als
Gott beschloss, ihn zu rufen, war es ihm nicht möglich, sein Leben auch nur
eine Minute zu verlängern. Er lag völlig am Boden zerstört da. Als Leiche war
er nichts mehr, hatte nichts mehr, konnte nichts mehr. Er war erledigt.
Die Sinnlosigkeit der Revolte, die Sinnlosigkeit
des Atheismus, die Sinnlosigkeit des Hasses, all dies manifestierte sich in
diesem extremen Moment, weil Gott völlig siegte und er wie jeder andere vor
Gottes Gericht stand. Wie jede kleine Seele, arm und unbedeutend, ohne
Persönlichkeit, elend – erschien er vor dem Thron Gottes, er, der in mancher
Hinsicht ein Riese war.
Aber vor Gott ist alles so klein, so nichts! Und
er, der Verbrecher, wurde in diesen Mülleimer und in dieses Zuchthaus der
Schöpfung geschickt, dass die Hölle ist! Während irgendeine kleine Seele, klein
und unbedeutend zum Schoß Gottes gebracht wird, um Gott für alle Ewigkeit
anzubeten… Nun war Schluss mit der Geschichte. Es war das Ende des Hasses und
die Nutzlosigkeit des Hasses.
Nun am Rande des gesamten Schöpfungsplans gestellt,
für nichts mehr berücksichtigt, abgelehnt, verachtet, ging er vom Zimmer des Kreml
direkt in die Hölle, wo die höllische Sarabande beginnt.
* Den Hass Gottes zu spüren ist unvergleichlich
schrecklicher als zu sterben. Damit endet die Macht derer, die Gott herausfordern
Weil die in die Hölle geschickte Seele, sobald sie
vor Gott erscheint, diese schreckliche Qual erleidet – denn die Stunde der
Zerreißung muss etwas schreckliches sein, wenn die Seele vom Körper getrennt wird.
Es muss etwas schreckliches sein! Wenn das Abschneiden eines Fingers schon so
schrecklich ist, können wir uns vorstellen, wie es ist, wenn die Seele vom
Körper getrennt wird!
Eine Person voller Hass auf Gott erscheint vor
Gott; sie spürt den Hass Gottes. Und den Hass Gottes zu spüren ist unvergleichlich
schrecklicher als zu sterben. Verurteilt, fällt sie in die Hölle. Sie stürzt in
die Hölle und spürt sofort das Feuer, das sie verbrennen wird und das nie
erlöschen wird, das ewige Gelächter, die ewige Misshandlung, die ewigen
Beleidigungen, die ewige Schande jedes Einzelnen, der sich dort befindet!
So wird die böse Seele dort empfangen. Während
Seelen, die in den Himmel kommen, mit einem Konzert der Harmonie empfangen
werden, gehen böse Seelen in die Hölle und werden in dieser finsteren
Aggression von allen, mit verzweifeltem Gelächter, Spott, Schrecken und
Zerrissenheit empfangen.
Wir wissen, dass die heilige Teresa von Jesus
ihren Platz in der Hölle sah; und sie beschreibt die Orte in der Hölle als sehr
heiße glühende Öfen, die in Reihe angeordnet sind, wie Waben, und für jeden gibt
es eine Wabe, in die die Person nicht hinein passt, sie wird zusammengefaltet,
in einer schrecklichen Position, hineingelegt und dort bleibt sie für alle
Ewigkeit in Dunkelheit und brennend in völliger Verzweiflung.
Also stürzt er vom Kreml, von der Spitze der
Macht, bis hin zur Zerstörung aller Macht und zur völligen Vernichtung. Eine letzte
Blasphemie, ein höchster Akt des Hasses, sofort gefolgt von Bestrafung. Er ist niedergeschmettert,
zerstört und es ist alles vorbei. Damit endet die Macht derer, die Gott
herausfordern.
* Wie schrecklich auch der Tod eines Katholiken
sein mag, hat er die Vorstellung, dass er der Verherrlichung, der Apotheose entgegengeht
Ist das ein Kommentar wert? Ich denke, es lohnt
sich. Den Unterschied vom Tod eines Katholiken zu sehen, wie schrecklich dieser
Tod auch sei. Wenn er bei Bewusstsein und klarem Verstand stirbt – es handelt
sich nicht um einen plötzlichen Tod –, wird er sich, solange er Glauben hat,
daran erinnern, dass er sich allmählich von einem sterblichen Körper löst, der
ein Gerippe ist, das ihn zusammenhält und der ihn daran hindert, Gott zu schauen,
und dass in noch einer Minute, noch einer halben Minute, noch zehn Sekunden, er
einen gewaltigen Schock erleben wird, aber er wird vor der Glückseligkeit
stehen und er wird in ein endloses, vollkommenes Glück eingehen; er wird Gott in
seiner unaussprechlichen Vollkommenheit sehen; Gleichzeitig wird er alle Seelen
im Himmel sehen, angefangen bei Unserer Lieben Frau, alle Engel, er wird das
himmlische Paradies sehen, das unvergleichlich höher, schöner und edler ist als
das irdische Paradies; und er wird dort Freuden haben, die kein Ende und keine mögliche
Beschreibung haben.
So dass, während er geht, merkt er, dass der Tod
ihn erledigt, aber er hat nicht die Idee, dass er einer Demütigung zugeht. Er
hat die Vorstellung, dass er einer Verherrlichung zugeht. Dort wird er seine
Ruhmeskrone erhalten.
Unter diesen Umständen ist der Tod dieses Menschen der Weg zu dem, was man Apotheose nennen könnte. Im letzten Schrecken ist es der Moment, in dem alle Schrecken enden und bald darauf eine glückliche Ewigkeit beginnt. Der Mensch spürt, wie in einem Spritzer, der ihn überkommt, die Liebe Gottes, die ihn völlig umhüllt, die ihn zu sich zieht, die in ihm alles wiederherstellt, was das Leben an Wunden, Schmerzen usw. gelegt hat und was versetzt ihn in unaussprechliches Glück.
Einen Eindruck davon können wir auch aus den
Visionen der Mystiker gewinnen. Alle Mystiker beschreiben Ekstasezustände als
Zustände endlosen, unergründlichen Glücks. Auch wenn es nur Minuten,
Augenblicke sind. Unaussprechliches Glück. Der Mystiker auf dieser Erde hat nur
flüchtig und, wie ich glaube, meistens sehr unvollständig, was der Himmel ist, wie
die Seele, die Gott von Angesicht zu Angesicht sieht. Für den Mystikers wird
der Tod in dieser Form dargestellt.
* Angesichts der „unheilbaren Schandtaten der
Jahre“ sagt der Mann des Glaubens: „Ich gehe meiner Auferstehung entgegen“
Erst neulich habe ich ein Kommentar von einer Dame
gehört, die alt, abgemagert und mit einem hageren Gesicht, ohne Grund Samba
tanzte. Dann habe ich erfahren, dass sie einen Teil des Gesichtes verbarg, weil
sie es deprimierend fand solch ein Makel zu haben.
Und es erinnerte mich an den französischen
Ausdruck „des années l'irreparable outrage“ – die nicht wiedergutzumachende
Verhöhnung der Jahre. Es ist wirklich eine Verhöhnung, die niemandem auffällt:
Das Alter empört den Menschen Schritt für Schritt, und das ist sogar im Rolandslied
der Fall: In Karls strahlendem Alter voller Leben gibt es eine Episode, in der
Karl der Große vorschlägt, Roland im Kampfe zu helfen, und ein Verräter sagt:
„Siehst du nicht, o Kaiser, dass du wieder in die Kindheit gefallen bist und
nicht mehr richtig denken kannst? Siehst du nicht, dass es nicht mehr an der
Zeit ist, sich um deinen Neffen zu kümmern?“ Es ist eine Verhöhnung, so etwas
zu hören. Aber der Mann, der Glauben hat, die Frau, die Glauben hat, würde das
alles sehen, würde die Abzehrung seines Körpers sehen, aber sie würden sagen:
„Ich gehe meiner Auferstehung entgegen. Diejenigen, die zurückbleiben, gehen
dem Alter entgegen. Ich gehe der Auferstehung entgegen.“
Es bildet sich die Reihe. Wo geht man hin? Man
wird zu einer Leiche, eine Leiche ist Staub, Staub ist Auferstehung. Wir
schauen auf unseren eigenen Körper und sagen. „Mein Fleisch wird auferstehen!
Und es wird zur ewigen Glückseligkeit auferstehen!“
* Clemenceau und der hl. Aloysius
von Gonzaga
Ein Stalin! Wir können uns vorstellen, wie der
Kamin im Kreml brennt, wie er noch gesund am Kamin sitzt, über sein Reich
nachdenkt und über das Feuer nachdenkt. Wie wird das andere Feuer sein? Dann
blickte er auf seine Hand und dachte: Auch dieses Fleisch wird wieder
auferstehen, um ewig verbrannt zu werden! Wie schrecklich!
Vor einiger Zeit habe ich Clemenceaus Leben
gelesen. Clemenceau war Atheist und stellte sich als Präsident des
französischen Ministerrats während des Ersten Weltkriegs unter verschiedenen
Umständen mit großem Mut an die Front der Schlacht. Als er ein hohes Alter
erreichte, saß er stundenlang still und konnte nicht aufhören, an den Tod zu
denken. Er wusste genau, warum das so war.
Ein Katholik: Der hl. Aloyisus von Gonzaga wurde
einmal gefragt – der im Noviziat der Gesellschaft Jesu eine Art Bowlingspiel
spielte – was er tun würde – die Frage wurde auch allen Novizen gestellt – wenn
er wüsste das innerhalb von fünfzehn Minuten Minuten das Ende der Welt kommen
würde.
Einer sagte: „Ich würde aufhören zu spielen, um zu
beten“; ein anderer sagte etwas anderes. Der hl. Aloysius sagte ruhig: „Ich würde
weiterspielen.“ Das ist die Gelassenheit der gerechten Seele! Wie
unterschiedlich ist das vom Ende Stalins.
Stellen wir uns vor, wie wunderbar! Das Ende der
Welt beginnt, der hl. Aloysius sieht und merkt, wie alles anfängt zu wanken und
zu beben. „So, jetzt können wir nicht mehr spielen. Lasst uns hinknien und auf
den Menschensohn warten, der nun in all seiner Pracht und Majestät kommen wird!“
Das sind zwei verschiedene Wege zu sterben. Es ist
gut, immer an sie zu denken.
Aus dem Portugiesischen „Agonia e morte de
Stalin“, Vortrag (SD) von Plinio Corrêa de Oliveira am 13. Januar 1975, ohne
Revision des Autors.
Diese deutsche Fassung „Agonie und Tod Stalins“
erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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