Plinio Corrêa de
Oliveira
Cristiandad,
Barcelona, November
1958
Cristiandad fühlt sich durch die Mitarbeit eines
angesehenen Vertreters des spanisch-amerikanischen Katholizismus, des
brasilianischen Professors Plinio Corrêa de Oliveira, geehrt.
Wir bevorzugen die Veröffentlichung unserer
Arbeit in der Originalsprache, da es sich um eine Schwestersprache handelt.
Damit möchten wir der edlen brasilianischen Nation unsere Anerkennung
ausdrücken und gleichzeitig unsere Verbundenheit mit der Zeitschrift „Catolicismo“ zum Ausdruck bringen,
einem großen Prediger unserer Ideale in portugiesisch-amerikanischen Ländern.
* * *
Wer die Geschichte mit den Augen des
Glaubens betrachtet und das Eingreifen der Vorsehung zugunsten der Heiligen
Kirche erkennen kann, dem fällt die Übereinstimmung und Harmonie zwischen den
Sendungen zweier großer Heiliger auf: des hl. Ludwig Maria Grignion von
Montfort und der hl. Margareta Maria Alacoque.
Als der revolutionäre Krebs sich bildete
Beide lebten in Frankreich, in einer Zeit
von weltgeschichtlicher Bedeutung. Tief in der französischen Gesellschaft
entwickelten sich die Keime der großen ideologischen Bewegungen des 16.
Jahrhunderts weiterhin kraftvoll. Noch diskret, breiteten sich die Tendenzen zu
Rationalismus, Säkularismus und Liberalismus wie ein reißender, unterirdischer
Wasserstrom in die wichtigsten Bereiche der Gesellschaft aus. Und der langsame,
aber unaufhaltsame Niedergang des Adels und der Handwerker- und
Kaufmannszünfte, zeitgleich mit dem zunehmenden Aufstieg des Bürgertums,
bereitete aus der Ferne die gesellschaftliche Organisation vor, die 1789
entstehen sollte.
Historische Prozesse wie diese müssen am
besten an ihrem Ursprung gestoppt werden. Denn wenn man sie sich entwickeln
lässt, wird es immer schwieriger sie zu ersticken.
Das Eingreifen der Vorsehung zur
Verhinderung der Revolution
Es ist daher wichtig zu betonen, dass die
Vorsehung genau in dem Moment, als präventive Maßnahmen am angebrachtesten und wirksamsten erschienen, in Frankreich zwei Heilige mit einer offensichtlichen
und besonderen Mission in dieser Hinsicht erweckte. Eine Mission, die sich in
erster Linie und direkt an die älteste Tochter der Kirche richtete, indirekt
aber der ganzen Welt zugutekommen sollte. Denn wenn einerseits die sofortige
Ausrottung der revolutionären Keime in Frankreich die Katastrophen der
Revolution für die ganze Welt hätte verhindern können, hätte andererseits ein
bemerkenswerter Triumph der Religion, der im führenden Land Europas im 18.
Jahrhundert stattfand, unabsehbare Auswirkungen auf die Religions- und
Kulturgeschichte der Menschheit haben können.
Die Herrschaft Ludwigs XIV. dauerte von
1643 bis 1715. Die hl. Margareta Maria lebte von 1617 bis 1690, und der heilige
Ludwig Maria Grignion von Montfort wurde 1673 geboren und starb 1716. Wie man
sieht, fielen die Taten der heiligen Visitandinerin, der das Herz Jesu seine
Liebesbotschaften übermittelte, mit denen des Sonnenkönigs zusammen, ebenso wie
die Predigten des Engelsapostels, der die „Wahre Andacht zur Heiligen Jungfrau“
lehrte.
Paray-le-Monial, Worte unseres Herrn an die
hl. Margareta Maria, eingraviert auf dem Altar, wo die Reliquien dieser
Heiligen aufbewahrt werden: „Fürchte dich nicht. Ich werde trotz meiner Feinde
herrschen. – Wenn du glaubst, wirst du die Macht meines Herzens erleben.“
Die antirevolutionäre Bedeutung der
Botschaft von Paray-le-Monial
Leser von „Christiandad“ sind sicherlich mit den Bitten vertraut, die unser
Herr durch die hl. Margareta Maria an Ludwig XIV. richtete. Sie wissen, dass
das Heilige Herz Jesu Frankreich großes Unheil vorhersagte, aber versprach, es
zu verhindern, sollten ihre Bitten erhört werden. Schließlich wissen sie, dass
Ludwig XVI., da er die Botschaft nicht beachtete – vielleicht irregeführt durch
Informationen und Manöver, die bis heute nicht bekannt sind –, im Gefängnis des
Temple versprach, ihr Folge zu
leisten. Doch es war zu spät, und die Revolution nahm ihren Lauf, zum Unglück unser
aller.
Vor diesem Hintergrund ist es für uns
wichtig, uns vor Augen zu führen, dass die Vorsehung aus dem Zentrum
Frankreichs, in Paray-le-Monial, im christlichsten Königreich ein Feuer der Frömmigkeit
und einen brennenden Brennpunkt moralischer Erneuerung entzünden wollte, um die
späteren Katastrophen zu verhindern.
Im gleichen Sinne löste die Vorsehung
jedoch eine weitere Bewegung im Westen Frankreichs aus.
Vorläufer und Patriarch der Gegenrevolution
Wie die hl. Margareta Maria scheint auch
der hl. Ludwig Maria keine ausgeprägte politische Denkweise gehabt zu haben. Er
sah große Katastrophen für sein Land und die gesamte Kirche voraus. Doch sein
Blick richtete sich nur auf die tiefsten Sphären, in denen sich diese
Katastrophen vorbereiteten. Seine Schriften deuten auf eine religiöse und
moralische Krise großen Ausmaßes hin, aus der wie aus einer Büchse der Pandora
allerlei Übel hervorgehen würde. Um diese Übel zu verhindern, predigte er in
seinen leidenschaftlichen Predigten, die von den Bauern des frommen Westens mit
großer Begeisterung gehört wurden, die spirituelle Lehre, die er in mehreren
Werken zusammenfasste, darunter die „Abhandlung über die wahre Andacht der
Heiligen Jungfrau Maria“, das „Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes“ und
die „Liebe zur ewigen Weisheit“.
Bei genauer Betrachtung widerlegen diese
drei monumentalen – und leider wenig bekannten – Bücher alle falschen Lehren,
aus denen das Monster der Revolution hervorgehen sollte. Eine Widerlegung sicherlich
sui generis. Die Werke des hl. Ludwig
Maria zielten nicht in erster Linie darauf ab, skeptische, sinnliche,
naturalistische Geister von ihrem Irrtum zu überzeugen. Sein Hauptanliegen war
es, glühende oder lauwarme Katholiken vor diesen Irrtümern zu bewahren. Und so
bestand seine gesamte Dialektik darin, die Liebe zur Weisheit zu vermitteln, um
seine Leser vor Säkularismus oder Lauheit zu bewahren; die Liebe zum Kreuz zu
vermitteln, um Katholiken eines im Wesentlichen freudigen und weltlichen
Zeitalters vor Sinnlichkeit und der stürmischen Liebe zu Vergnügungen zu
bewahren; und die Verehrung Unserer Lieben Frau durch das „heilige Sklaventum“
zu vermitteln, um Leser zu schützen, die ständig den Fallen des wahren larvenden
Calvinismus, des Jansenismus, ausgesetzt waren.
In all seinen Büchern ist die Dialektik
dieselbe. Er zeigt anhand von Argumenten aus Schrift, Tradition,
Kirchengeschichte und Hagiographie, dass ein Katholik keine Kompromisse mit dem
Zeitgeist eingehen kann und dass jeder Mittelweg zwischen diesem Geist und
einem frommen Leben nichts weiter als eine gefährliche Illusion der Sinne oder
des Teufels ist.
Unsere Liebe Frau in der montfortanischen
Predigt
In diesem gesamten System muss betont
werden, dass die Verehrung Unserer Lieben Frau, insbesondere als Königin des
Universums, Mutter Gottes und der Menschen und Mittlerin aller Gnaden, eine
absolut zentrale Rolle spielt. Durch diese Verehrung können die Gläubigen von
Gott Weisheit und Liebe zum Kreuz erlangen. Denn die Allerheiligste Jungfrau
Maria ist das Mittel, durch das Jesus Christus zu uns kam und durch das wir zu
ihm gelangen können. Je mehr wir mit Maria verbunden sind, desto mehr werden
wir mit Jesus verbunden sein. In marianischen Seelen – intensiv,
leidenschaftlich und kindlich marianischen – formt der Heilige Geist Jesus.
Ohne sie enden die größten Bemühungen um Heiligung in Unglück. Mit Ihr wird
das, was unserer Schwäche unzugänglich scheint, zugänglich. Die Wege werden
klar, die Türen öffnen sich, und unsere Kraft, die wir aus dem Kanal der Gnaden
schöpfen, verhundertfacht sich. Wichtig ist also, ein wahrer Marienverehrer zu
sein.
Doch diese Verehrung hat Trugbilder. Der
Heilige zeigt uns, welche das sind, und warnt uns vor Minimalisten,
insbesondere vor denen, die sich mit einer eitlen Verehrung zufrieden geben,
die aus bloßen Formeln und äußerlichen Frömmigkeitsakten besteht. Er lehrt uns
die vollkommene Andacht: Sie besteht darin, Sklaven Mariens zu sein, ihr all
unsere geistigen und weltlichen Güter zu geben und alles für sie, mit ihr und
in ihr zu tun.
Gegenrevolutionäre Früchte der montfortanischen
Predigt
Der hl. Ludwig Maria wurde schwer verfolgt.
Prälaten, Kirchenfürsten und die Regierung selbst bekämpften ihn. Nur der Papst
und einige französische Bischöfe unterstützten ihn. In der Bretagne, im Poitou
und im Aunis wurde seine Predigt frei ausgeübt und über Generationen hinweg
fortgeführt, die ihm treu blieb. Als die christliche Zivilisation während der
Revolution Helden brauchte, um sie in Frankreich zu verteidigen, erschienen
diese mehr oder weniger im gesamten christlichen Königreich. Doch in einer
bestimmten Region griff das gesamte Volk zu den Waffen, in einer massiven,
geballten, ungestümen und unbezwingbaren Reaktion. Die Chouans, deren Erinnerung kein Katholik ohne tiefste und religiöse
Ergriffenheit in Erinnerung rufen kann, waren die Enkel jener Bauern, die der hl.
Ludwig Maria in der Verehrung Unserer Lieben Frau erzogen hatte. Wo der hl.
Ludwig Maria predigte und gehört wurde, gab es keine gottlose und frevelhafte
Revolution; im Gegenteil, es gab einen Kreuzzug und eine Gegenrevolution.
Am Ende wir mein Unbeflecktes Herz Triunphieren
Der aktuelle Status der hl. Margareta Maria und des hl. Ludwig
von Montfort
Es ist nicht wichtig zu wissen, in welchem Ausmaß sich die Bewegungen von Paray-le-Monial
und der Vendée im 17. Jahrhundert sich untereinander kannten . Ihre Bedeutung war
nicht auf diese Zeit beschränkt. Als Kinder der Kirche können und müssen wir in
diesem tragischen 20. Jahrhundert beide Bewegungen aus einer Perspektive
betrachten und sie so vereint zu unserem spirituellen Schatz machen.
Die wesentliche Verbindung, die sie eint,
ist heute im Bewusstsein jedes Gläubigen so deutlich erkennbar, dass es nicht
einmal nötig ist, darauf zu bestehen. Die Verehrung des Herzens Jesu ist der
reichste, äußerste und zarteste Ausdruck der Liebe, die unser Erlöser für uns
empfindet. Der Weg zum Herzen Jesu ist die Mittlerin aller Gnaden. Und so
gelangt man durch das Herz Mariens zum Herzen Jesu. Diese letzte Verehrung, die
der hl. Antonius Maria Claret so ausführlich beleuchtete, kannte der hl. Ludwig
Grignion von Montfort offenbar nicht. Sie ist aber die Verbindung zwischen der
Botschaft von Paray und der Predigt des Marienapostels der Vendée. Eine
Verbindung, die übrigens in den Erscheinungen von Fatima so deutlich zum
Ausdruck kam.
Doch neben diesen großen grundlegenden
Zusammenhängen gibt es noch weitere. Wir werden sie auf einen Blick verstehen,
wenn wir uns vor Augen führen, wie Frankreich, die christliche Zivilisation und
die Welt heute aussehen könnten, wenn die Bewegungen von Paray und der Vendée
im 17. und 18. Jahrhundert siegreich gewesen wären. Statt der Revolution mit
ihren abscheulichen Folgen, die uns in den heutigen Abgrund gerissen haben,
hätten wir das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Opus Justitiae pax, heißt es auf dem Wappen von Pius XII. Ja, der
Friede Christi im Reich Christi, von dem wir uns immer mehr distanzieren.
Und so wird die überaus aktuelle Bedeutung
der Botschaft von Paray und des Wirkens des hl. Ludwig Maria hervorgehoben. Sie
lehren uns, dass die Wurzel der Probleme, die die gegenwärtige Krise verursacht
haben, religiöser und moralischer Natur ist. Und sie zeigen uns die
übernatürlichen Mittel, mit denen die universelle Revolution unserer Tage, die
unverschämte und verdorbene Tochter der Französischen Revolution, erstickt
werden kann. Nur durch den richtigen Einsatz dieser Mittel können die
Reaktionen auf kulturellem, sozialem und politischem Gebiet entstehen, die auf
Erden das Königtum Christi durch das Königtum Mariens vorbereiten.
Aus
dem Portugiesischen von „O sentido Contrarevolucionário da ação de dois Santos“, in Critiandad vom November 1958.
Die deutsche Fassung dieses Artikels „Der
gegenrevolutionäre Sinn des Wirkens zweier Heiliger“ ist erstmals erschienen in
www.p-c-o.blogspot.com
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen