– III. Teil -
Zusammenstellung
von Texten über das Rittertum, entnommen aus mehreren Vorträgen von Dr. Plinio
von Ende 1989 bis Mitte 1990
III - Aus dem Geist des Rittertums
geht eine Schule der Vollkommenheit hervor
Der Geist des
Rittertums ist vor allem eine Art des Menschseins.
Was genau ist
das Rittertum? Ist es nur Mut im Kampf? Oder ist es noch etwas Anderes?
Der Geist des
Rittertums ist vor allem eine Seinsart des Menschen, eine Mentalität des
Menschen, die sich hauptsächlich im Kampf zeigt, aber nicht nur da, sondern im
gesamten Leben des Menschen, in seiner gesamten Mentalität und in allem zeigt.
Wenn man
beispielsweise heute von einem Mann sagen möchten, dass er ein sehr vornehmes,
sehr gehobenes Auftreten hat, kann man sagen, er sei ein perfekter Kavalier.
Warum? Was hat eine vornehme, gehobene Behandlung mit einem Kavalier zu tun?
Ein Mann, der sich in einem Salon sehr gut benimmt, gilt als Kavalier. Nun
sieht aber ein Salon das Gegenteil eines Schlachtfelds aus. Was sollen wir über
einen Mann sagen, der sich im Saal als vollkommener Kavalier benimmt? Warum
sollten wir ihn als Ritter bezeichnen, wenn sein Platz auf dem Schlachtfeld
ist?
Wenn man meint,
ein Mann besitzt die einem Ritter eigene Frömmigkeit, wird dies als eine
bestimmte Art der Frömmigkeit verstanden und nicht als eine andere bestimmte
Art der Frömmigkeit. Was also ist der Geist des Rittertums? Wie definiert man ihn?
Der Geist des Rittertums: Sinn für die
eigene Würde, kämpferische Liebe zur hierarchischen Ordnung und zur guten
Ordnung der Dinge
Der Geist des
Rittertums ist ein Geist der Logik, der Kohärenz und der Seelenstärke, durch
den der Mensch eine genaue Vorstellung seiner Würde erhält. Von seiner Würde
als Mensch und von seiner Würde als Katholik. Von seiner Würde, sofern er auf
der Skala menschlicher Werte eine gewisse Stellung einnehmen darf, deren
Respekt er einfordern muss.
Der wahre
Geist des Rittertums besteht in der Liebe des Ritters zur hierarchischen
Ordnung, diese Ordnung der Tapferkeit, der guten Anpassung der Dinge, und zwar in
einer kämpferischen Art und Weise der Liebe. Er duldet daher keinerlei Verstöße
gegen diese Ordnung und ist bereit, einzugreifen um die nötige Ordnung
wiederherzustellen. Dies entspricht jedoch dem gesunden Menschenverstand und
der klaren, rechten Auffassung der Dinge.
Nehmen wir
zum Beispiel an, ein Adliger. Jemand respektiert ihn nicht, aber nur in einer
Kleinigkeit. Er nimmt beispielsweise eine vorrangige Stellung ein, die ihm
nicht zusteht. Was macht der Edelmann? Der Edelmann bemerkt dies und sagt
dezent aber bestimmt etwas, in dem er klarstellt, dass dies nicht richtig ist
und nicht wiederholt werden darf. Aber im Moment ist es nur ein Wort.
Der Ritter spielt nicht, und mit ihm spielt
man nicht
Aus genau
diesem Grund ist ein Mann ein Kavalier im Salon, wenn er sich freundlich, aber
vornehm verhält und so deutlich macht, dass man mit ihm nicht spaßen kann. Der
Ritter ist ernst, der Ritter ist nicht verspielt. Normalerweise ist er ernst
und freundlich, aber er macht keine Witze und man macht keine Witze mit ihm.
Und die Leute verstehen, dass man ihn respektieren muss. Er möchte weder mehr
respektiert werden, als er wert ist, noch möchte er weniger respektiert werden,
als er wert ist. Er behält diese Respektslinie genau im Auge und jeder Fuß, der
sie überschreitet, hat seine Strafe ... Selbst wenn es sich um eine Dame
handelt, wird er wissen, wie er sich vor ihr verneigen und dann etwas sagen
muss ...
Nehmen wir
an, zwei Ritter, die über eine politische Angelegenheit diskutieren. Sie sind
unterschiedlicher Meinung. Beide achten sehr darauf, dass nicht nur jeder Recht
hat, also die Wahrheit vertritt, sondern sie achten auch sehr darauf, ob der
andere in der Diskussion nicht respektlos wird. Bei mangelndem Respekt weiß er
im Gespräch sofort das richtige Wort zu sagen, das signalisiert: „Überschreite
die Grenze nicht, denn sonst werden Sie mich an der Grenze treffen, und mit dem
Schwert in der Hand bereit, die ,Tüpfelchen auf dem i‘ zu setzen. Überlegen Sie
also genau, was Sie machen.“
* Respekt für das Heilige
Dieser Geist
der Ritterlichkeit ist also ein erhabener Geist, der stets die Berücksichtigung
der eigenen Würde im Auge zu behalten sucht, die Berücksichtigung der
christlichen und katholischen Ordnung der Dinge, die respektiert werden muss,
der aber gerade deshalb vor allem die Rechte Gottes berücksichtigt. Und er
praktiziert die Religion ohne Furcht, er praktiziert sie nicht nur auf
natürliche Weise, sondern er praktiziert darüber hinaus etwas, das seine
Männlichkeit zeigt; und wenn irgendjemand daran denkt, sich darüber lustig zu
machen oder darüber zu lachen, steckt er in Schwierigkeiten. Dies ist Teil des
Geistes der Ritterlichkeit.
Mehr noch. Es
geht höher. In diese Liebe zu Gott legt der Ritter eine genaue Erkenntnis
darüber, was Gott in seiner Unendlichkeit, in seiner Herrlichkeit, in seiner
Größe, in seiner Pracht, in seiner Güte, in seiner Barmherzigkeit ist; und aus
diesem Grund empfindet er für Gott eine fromme und tiefe Bewunderung, einen
frommen und tiefen Respekt, so dass er, selbst wenn er allein in seinem Zimmer
ist und beispielsweise ein Bild bewegt, unwillkürlich den Rosenkranz fallen
lässt oder irgendetwas, was so passieren kann, dies mit dem größten Respekt wieder
richtig stellt.
* Tiefe der Seele und Liebe zur
Erhabenheit: Eigenschaften, die den Mut des Ritters rechtfertigen
Dies alles
sind jedoch Haltungen, die auf eine große Seelentiefe schließen lassen, denn
die Seele muss sehr tief sein, um dies alles zu verstehen und so vorzugehen.
Sehr tiefgründig bedeutet nicht unbedingt sehr intelligent, der Ritter ist
nicht unbedingt ein Philosoph, aber er hat eine klare und tiefe Sicht der
Dinge, durch die er erkennt, so ist es, dann ist die Konsequenz dies, die
Konsequenz ist jenes. Er ist sehr logisch, sehr kohärent und sehr stark. Er hat
keine Angst vor den Konsequenzen. Er zieht für sich und andere alle
Konsequenzen, koste was es wolle und sei es wie es ist.
Und deshalb
liebt der Ritter die Erhabenheit. Er denkt gern über die Dinge nach und
betrachtet sie in ihrer höchsten Form. Er bevorzugt ernste, erhabene und edle
Dinge gegenüber gewöhnlichen, unwichtigen und banalen Dingen. Und wenn er sich
beispielsweise vor ein großes Denkmal stellt, versucht er, die Erhabenheit
dieses Denkmals wahrzunehmen. Vor einem Kirchturm, sucht er die Erhabenheit
dieses Turms. Vor eine mittelalterliche Rüstung gestellt, versucht er, die
Erhabenheit dieser Rüstung zu sehen, denn seine ganze Seele ist auf Anbetung
und damit auf den Geschmack für alles Gehobene, alles Erhabene und auf die
Verachtung für alles Banale, alles Alltägliche und alles, was keine wirkliche
Bedeutung hat, ausgerichtet. Dies sind einige Merkmale der Seele eines Ritters.
Diese
Eigenschaften rechtfertigen seinen Mut. Denn ein Mensch hat nur den Mut, sein
Leben zu opfern, - und manchmal geht es nicht darum, sein Leben zu opfern, sondern
zum Beispiel, lebenslang behindert, ein Invalide zu sein. Den Mut dazu hat er
nur schon im ersten Versuch, wenn er sich des hohen Ziels, für das er handelt,
bewusst ist und zu einer kontinuierlichen und wirksamen Liebe zu diesem Ziel fähig ist. Wenn er das nicht hat, wird er im
Kampf nicht mutig sein.
FORTSETZUNG FOLGT
Aus dem portugiesischen „Das Rittertum in der Seele von Plinio Corrêa de Oliveira“ aus verschiedenen Vorträgen über das Rittertum in den Jahren 1989 und 1990.
Widergabe der deutschen Übersetzung ist mit der Angabe dieses Blog erlaubt: www.p-c-o.blogspot.com
Erster Teil:
https://p-c-o.blogspot.com/2025/02/das-rittertum-in-der-seele-von-plinio.html
Zweiter Teil:
https://www.blogger.com/blog/post/edit/preview/5270894083927469849/4475146232364241090