Montag, 6. Oktober 2025

DAS RITTERTUM IN DER SEELE VON PLINIO CORRÊA DE OLIVEIRA

 – III. Teil  -

Zusammenstellung von Texten über das Rittertum, entnommen aus mehreren Vorträgen von Dr. Plinio von Ende 1989 bis Mitte 1990


III - Aus dem Geist des Rittertums geht eine Schule der Vollkommenheit hervor

Der Geist des Rittertums ist vor allem eine Art des Menschseins.

Was genau ist das Rittertum? Ist es nur Mut im Kampf? Oder ist es noch etwas Anderes?

Der Geist des Rittertums ist vor allem eine Seinsart des Menschen, eine Mentalität des Menschen, die sich hauptsächlich im Kampf zeigt, aber nicht nur da, sondern im gesamten Leben des Menschen, in seiner gesamten Mentalität und in allem zeigt.

Wenn man beispielsweise heute von einem Mann sagen möchten, dass er ein sehr vornehmes, sehr gehobenes Auftreten hat, kann man sagen, er sei ein perfekter Kavalier. Warum? Was hat eine vornehme, gehobene Behandlung mit einem Kavalier zu tun? Ein Mann, der sich in einem Salon sehr gut benimmt, gilt als Kavalier. Nun sieht aber ein Salon das Gegenteil eines Schlachtfelds aus. Was sollen wir über einen Mann sagen, der sich im Saal als vollkommener Kavalier benimmt? Warum sollten wir ihn als Ritter bezeichnen, wenn sein Platz auf dem Schlachtfeld ist?

Wenn man meint, ein Mann besitzt die einem Ritter eigene Frömmigkeit, wird dies als eine bestimmte Art der Frömmigkeit verstanden und nicht als eine andere bestimmte Art der Frömmigkeit. Was also ist der Geist des Rittertums? Wie definiert man ihn?

Der Geist des Rittertums: Sinn für die eigene Würde, kämpferische Liebe zur hierarchischen Ordnung und zur guten Ordnung der Dinge

Der Geist des Rittertums ist ein Geist der Logik, der Kohärenz und der Seelenstärke, durch den der Mensch eine genaue Vorstellung seiner Würde erhält. Von seiner Würde als Mensch und von seiner Würde als Katholik. Von seiner Würde, sofern er auf der Skala menschlicher Werte eine gewisse Stellung einnehmen darf, deren Respekt er einfordern muss.

Der wahre Geist des Rittertums besteht in der Liebe des Ritters zur hierarchischen Ordnung, diese Ordnung der Tapferkeit, der guten Anpassung der Dinge, und zwar in einer kämpferischen Art und Weise der Liebe. Er duldet daher keinerlei Verstöße gegen diese Ordnung und ist bereit, einzugreifen um die nötige Ordnung wiederherzustellen. Dies entspricht jedoch dem gesunden Menschenverstand und der klaren, rechten Auffassung der Dinge.

Nehmen wir zum Beispiel an, ein Adliger. Jemand respektiert ihn nicht, aber nur in einer Kleinigkeit. Er nimmt beispielsweise eine vorrangige Stellung ein, die ihm nicht zusteht. Was macht der Edelmann? Der Edelmann bemerkt dies und sagt dezent aber bestimmt etwas, in dem er klarstellt, dass dies nicht richtig ist und nicht wiederholt werden darf. Aber im Moment ist es nur ein Wort.

Der Ritter spielt nicht, und mit ihm spielt man nicht

Aus genau diesem Grund ist ein Mann ein Kavalier im Salon, wenn er sich freundlich, aber vornehm verhält und so deutlich macht, dass man mit ihm nicht spaßen kann. Der Ritter ist ernst, der Ritter ist nicht verspielt. Normalerweise ist er ernst und freundlich, aber er macht keine Witze und man macht keine Witze mit ihm. Und die Leute verstehen, dass man ihn respektieren muss. Er möchte weder mehr respektiert werden, als er wert ist, noch möchte er weniger respektiert werden, als er wert ist. Er behält diese Respektslinie genau im Auge und jeder Fuß, der sie überschreitet, hat seine Strafe ... Selbst wenn es sich um eine Dame handelt, wird er wissen, wie er sich vor ihr verneigen und dann etwas sagen muss ...

Nehmen wir an, zwei Ritter, die über eine politische Angelegenheit diskutieren. Sie sind unterschiedlicher Meinung. Beide achten sehr darauf, dass nicht nur jeder Recht hat, also die Wahrheit vertritt, sondern sie achten auch sehr darauf, ob der andere in der Diskussion nicht respektlos wird. Bei mangelndem Respekt weiß er im Gespräch sofort das richtige Wort zu sagen, das signalisiert: „Überschreite die Grenze nicht, denn sonst werden Sie mich an der Grenze treffen, und mit dem Schwert in der Hand bereit, die ,Tüpfelchen auf dem i‘ zu setzen. Überlegen Sie also genau, was Sie machen.“

* Respekt für das Heilige

Dieser Geist der Ritterlichkeit ist also ein erhabener Geist, der stets die Berücksichtigung der eigenen Würde im Auge zu behalten sucht, die Berücksichtigung der christlichen und katholischen Ordnung der Dinge, die respektiert werden muss, der aber gerade deshalb vor allem die Rechte Gottes berücksichtigt. Und er praktiziert die Religion ohne Furcht, er praktiziert sie nicht nur auf natürliche Weise, sondern er praktiziert darüber hinaus etwas, das seine Männlichkeit zeigt; und wenn irgendjemand daran denkt, sich darüber lustig zu machen oder darüber zu lachen, steckt er in Schwierigkeiten. Dies ist Teil des Geistes der Ritterlichkeit.

Mehr noch. Es geht höher. In diese Liebe zu Gott legt der Ritter eine genaue Erkenntnis darüber, was Gott in seiner Unendlichkeit, in seiner Herrlichkeit, in seiner Größe, in seiner Pracht, in seiner Güte, in seiner Barmherzigkeit ist; und aus diesem Grund empfindet er für Gott eine fromme und tiefe Bewunderung, einen frommen und tiefen Respekt, so dass er, selbst wenn er allein in seinem Zimmer ist und beispielsweise ein Bild bewegt, unwillkürlich den Rosenkranz fallen lässt oder irgendetwas, was so passieren kann, dies mit dem größten Respekt wieder richtig stellt.

* Tiefe der Seele und Liebe zur Erhabenheit: Eigenschaften, die den Mut des Ritters rechtfertigen

Dies alles sind jedoch Haltungen, die auf eine große Seelentiefe schließen lassen, denn die Seele muss sehr tief sein, um dies alles zu verstehen und so vorzugehen. Sehr tiefgründig bedeutet nicht unbedingt sehr intelligent, der Ritter ist nicht unbedingt ein Philosoph, aber er hat eine klare und tiefe Sicht der Dinge, durch die er erkennt, so ist es, dann ist die Konsequenz dies, die Konsequenz ist jenes. Er ist sehr logisch, sehr kohärent und sehr stark. Er hat keine Angst vor den Konsequenzen. Er zieht für sich und andere alle Konsequenzen, koste was es wolle und sei es wie es ist.

Und deshalb liebt der Ritter die Erhabenheit. Er denkt gern über die Dinge nach und betrachtet sie in ihrer höchsten Form. Er bevorzugt ernste, erhabene und edle Dinge gegenüber gewöhnlichen, unwichtigen und banalen Dingen. Und wenn er sich beispielsweise vor ein großes Denkmal stellt, versucht er, die Erhabenheit dieses Denkmals wahrzunehmen. Vor einem Kirchturm, sucht er die Erhabenheit dieses Turms. Vor eine mittelalterliche Rüstung gestellt, versucht er, die Erhabenheit dieser Rüstung zu sehen, denn seine ganze Seele ist auf Anbetung und damit auf den Geschmack für alles Gehobene, alles Erhabene und auf die Verachtung für alles Banale, alles Alltägliche und alles, was keine wirkliche Bedeutung hat, ausgerichtet. Dies sind einige Merkmale der Seele eines Ritters.

Diese Eigenschaften rechtfertigen seinen Mut. Denn ein Mensch hat nur den Mut, sein Leben zu opfern, - und manchmal geht es nicht darum, sein Leben zu opfern, sondern zum Beispiel, lebenslang behindert, ein Invalide zu sein. Den Mut dazu hat er nur schon im ersten Versuch, wenn er sich des hohen Ziels, für das er handelt, bewusst ist und zu einer kontinuierlichen und wirksamen Liebe zu diesem Ziel fähig ist. Wenn er das nicht hat, wird er im Kampf nicht mutig sein.


FORTSETZUNG FOLGT


 

Aus dem portugiesischen „Das Rittertum in der Seele von Plinio Corrêa de Oliveira“ aus verschiedenen Vorträgen über das Rittertum in den Jahren 1989 und 1990.

Widergabe der deutschen Übersetzung ist mit der Angabe dieses Blog erlaubt: www.p-c-o.blogspot.com

Erster Teil: 

https://p-c-o.blogspot.com/2025/02/das-rittertum-in-der-seele-von-plinio.html

Zweiter Teil:

https://www.blogger.com/blog/post/edit/preview/5270894083927469849/4475146232364241090

 

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