Was einer der führenden Persönlichkeiten der Katholischen Aktion in São Paulo dem „Diário Nacional“ sagt
Der vor kurzem
veröffentlichte Appell an die Katholiken, der weit verbreitet wurde in dieser
Hauptstadt (São Paulo) und in Rio de Janeiro, erweckte in allen sozialen
Kreisen großes Interesse, denn man behauptete, der besagte Appell sei nichts anderes
als der Anfang einer katholischen umfangreichen Aktion im öffentlichen Leben
Brasiliens.
Es blieb übrigens
niemanden die Bedeutung des Dokuments unbemerkt, da es von repräsentativen Persönlichkeiten
aller politischen Strömungen wie auch von einer großen Zahl militanter
Katholiken der besten Gesellschaft von São Paulo unterschrieben wurde.
Um die Leser über ein so
brisantes Thema zu informieren und Erklärungen zu erhalten, suchten wir gestern
Dr. Plinio Corrêa de Oliveira auf, Chefredakteur von „O Século“, Mitglied des
„Centro Dom Vital“ und einer der Leiter der Katholischen Aktion von São Paulo.
Dr. Plinio Corrêa, den
wir in seinem Anwaltsbüro in der Rua Libero Badaró aufsuchten, verhielt sich
äußerst reserviert über das Thema und entzog sich jeglicher Äußerung. Auf unser
Drängen willigte er schließlich ein, uns folgendes vorauszusagen:
Warum sollen die brasilianischen Katholiken nicht
eine Heilige Allianz zur Verteidigung des Katholizismus bilden?
„Der jüngste Appell an
die Katholiken nahm eine große Bedeutung an. Das hohe doktrinäre und religiöse
Niveau des Dokuments drückt mit entsprechend deutlichen Worten die Haltung der
Katholiken gegenüber den politischen und sozialen Problemen aus, die derzeit
die Nation bewegen. *)
Mitglieder aller Parteien
kamen nach Jahrzehnten zum ersten Mal in unserer Geschichte zusammen, um den
Reliquienschrein der katholischen Prinzipien über die politischen
Konkurrenzkämpfe und das Getrampel der öffentlichen Plätze wie ein nationales
Symbol zu erheben.
Nach Meinung der
Unterzeichner beabsichtigt der Appell, alle der Kirche und der nationalen
Traditionen ernsthaft verbundenen Elemente um die katholischen Prinzipien
zusammenzuführen, damit sie, unbeachtet der hervorgerufenen Differenzen unter
den Söhnen des selben Landes, diese jede Zwietracht überwinden, um sich zur
Verteidigung des Katholizismus hinzugeben, in eine fruchtbare Vereinigung der
Kräfte, sobald er durch die Handlung seiner Feinde angegriffen wird.
In Frankreich ist es
gelungen eine Heilige Union zwischen alle Parteien herzustellen, um gegen die
Deutschen zu kämpfen, die den Boden ihrer Heimat überfielen.
Warum sollten nicht auch hier
die Katholiken ihre Heilige Union bilden, unbeschadet ihrer politischen
Verschiedenheiten, immer wenn versucht wird, in die der Kirche vom natürlichen
und historischen Recht her gebührende Einflusssphäre einzudringen?
Übrigens — fügt Dr.
Plinio Corrêa hinzu — gaben so die Katholiken von São Paulo ein schönes
Beispiel von Idealismus, indem sie über die Schranken ihrer parteiischen
Verschiedenheiten sprangen, um ein gemeinsames Ideal zu verteidigen. Man sieht
schon, dass der Katholizismus, sogleich er in das nationale öffentliche Leben
eintritt, seine Tätigkeiten mit einem hervorragenden Beispiel von Liebe zum
Ideal beginnt, das uns sehr oft gefehlt hat.“
Der Zusammenschluss der
Katholiken
Gefragt, ob die
Katholiken sich ab sofort für Wahlzwecke zusammenschließen werden, erklärte Dr.
Plinio Corrêa, „ihre Parteigenossen werden bestimmt nicht in der gegenwärtigen
Notsituation den hohen Anspruch an Klugheit, Takt und Eleganz abwerfen, die
alle katholischen Initiativen kennzeichnen.
Deshalb werden die
Katholiken auch nicht voreilig handeln. Wenn es aber soweit ist, dann werden
sie mit einem hohen Kriterium an Idealismus und Mäßigung hervorgehen und mit
der absoluten Zurückstellung ihrer persönlichen Interessen zugunsten des Sieges
ihrer Sache kämpfen.
Außerhalb und über den
Parteien — das ist die Losung, die wir zur gegebener Zeit anzunehmen und
durchzuführen wissen werden, wenn die Fakten uns zum Handeln aufrufen“, schloss
Dr. Plinio Corrêa de Oliveira.
Aus Diário Nacional 27.4.1932
*) Das Bundesland São Paulo
befand sich mitten in einer Revolution gegen die politische Aristokratie als
Folge eines Machtkampfes in der nationalen Regierung.
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