Die verschuldete Lauheit mit der die Menschheit die
Botschaft von Fatima aufgenommen hat
Heute, der 13. Oktober, ist der Tag der sechsten
Erscheinung der Muttergottes in Fatima. Manche Themen sind uns so familiär und
liegen uns so nah am Herzen und schon so oft haben wir darüber gesprochen, dass
wir über sie eigentlich nicht mehr viel zu sagen haben. Trotzdem wäre es
absurd, wenn der 13. Oktober vorüber gehen würde, ohne dass wir unsere
Aufmerksamkeit einen Augenblick dem Thema Fatima widmen.
Deshalb werde ich diesmal nicht die Botschaft der
Muttergottes kommentieren, sondern eher die Haltung und Einstellung der Welt zu
dieser Botschaft.
* Die Muttergottes dokumentiert ihre Botschaft auf zwei
Arten:
1. Sie beauftragt total unfähige Hirtenkinder, ihre
Botschaft zu verbreiten.
Analysieren wir den konkreten Fall: Die Muttergottes
erscheint in Fatima und übermittelt diesen drei Kindern eine Botschaft. Sie
dokumentiert deren Echtheit in doppelter Weise.
Zunächst vertraut sie diese Botschaft Hirtenkindern an,
die ganz unfähig sind, von sich selbst zu verstehen, was sie ihnen sagt und
Dinge wiederholen, die durchaus Sinn machen. Es ist ja leicht zu verstehen, wie
Kinder, die in einem entlegensten Bergwinkel Portugals oder in irgendeinen
ähnlichen Ort auf der Welt leben, ungebildet sein können.
Es waren dermaßen ungebildete Kinder, die noch nicht einmal wussten, was ein Papst ist. Als sie immer wiederholten, man solle dem Papst dies oder jenes übermitteln, fragte eines von ihnen: „Aber, was ist denn der Papst?“ Sie wussten es nicht, wiederholten aber immer genau und richtig das Wort Papst.
Dann berichteten sie auch wiederholt Sachen im richtigen
Zusammenhang — lange und komplexe Botschaften — und widersprachen sich nicht,
selbst wenn sie unter Druck gesetzt wurden oder sich den brutalen Fragen in
Polizeigewahrsam Rede und Antwort stehen mussten. Sie beharrten immer auf
dieselben Antworten und Behauptungen.
2. Sie bewirkte das Sonnenwunder vor der versammelten
Menschenmenge.
Auf der anderen Seite wirkte die Muttergottes ein Wunder,
dass den dort versammelten Menschen und selbst Menschen, die sich weit entfernt
vom Erscheinungsort befanden, zeigte, dass etwas übernatürliches geschehen war.
Das war der bekannte Tanz der Sonne, die farbige Lichtstrahlen verbreitete.
Dies alles wurde von Menschen bestätigt, die weit von Fatima wohnten und gar
nicht wussten, dass dies ein Zusammenhang mit einer Muttergotteserscheinung
hatte.
Es gab also Wunder, die die Erscheinung dokumentierten. Doch was mich sehr aufmerksam machte über die Art, wie die Welt diese Ereignisse zur Kenntnis nahm, ist nicht nur ihre Ungläubigkeit gegenüber diesen Geschehnissen, sondern etwas anderes: In den vielen guten Büchern, über Fatima kann ich mich nicht erinnern, folgenden Kommentar gelesen zu haben: Dass die Botschaft an sich, unabhängig von allen außergewöhnlichen und wunderartigen Begleiterscheinungen, nur durch ihren reinen Inhalt alle Gründe besaß, um anzunehmen, sie sei wahrhaftig und echt.
Denn theologisch gesehen, musste ja ungefähr so etwas
geschehen. Das heißt, die damalige Welt war mit Gewissheit schon in eine
Situation der schweren Sünde verfallen.
Wer nur ein wenig den Katechismus kennt, ein wenig über
Sitten Bescheid weiß, der konnte nicht daran zweifeln, dass sich die Welt in
einem Zustand der schweren Sünden befand und dass dieser Prozess der Sünde eine
so große Dynamik entwickelte, dass man ahnen konnte, wohin er führen würde.
Es war sicher, dass die Sünde sich zu einem Höhepunkt
hin bewegte und, die Strafe ebenso einen Höhenpunkt erreichen würde. Es ist
also theologisch gesehen, selbst nach elementaren theologischen Überlegungen,
schon eindeutig, dass man die Gewissheit bekam: Wenn die Menschheit sich nicht
bekehrt, müsse eine Strafe auf sie herabkommen.
Es wäre auch natürlich, dass der Kommunismus diese Strafe
sein würde, denn da er ist der letzte Auswuchs der Sünde und die Sünde ruft die
Strafe des Sünders hervor. Es wäre ja folgerichtig, dass der Kommunismus die
Geißel der Welt sein würde.
Mit ein wenig Geschichtstheologie also, hätte man diese
wunderbare Folgerung sehen können, dass
die Botschaft, die diese Kinder wiedergaben, ganz dem entsprach,
was ein echter Glaubensmensch, ein Analytiker, mit einigen Grundkenntnissen der
Geschehnisse der damaligen Zeit, hätte folgern müssen.
Ich erinnere mich nicht, dieses Argument in irgendeinem
Buch gelesen zu haben, obwohl es doch sehr klar und deutlich ist.
Zum besseren Verständnis werde ich mich einer technischen
Sprache bedienen: für die Botschaft von Fatima gibt es innerliche und
äußerliche Beweise, die ihre Wahrhaftigkeit bescheinigen.
* Die Verbundenheit der innerlichen und äußerlichen
Beweise der Botschaft bescheinigen ihre Wahrhaftigkeit
Die äußerlichen Beweise der Botschaft sind Dinge, die
nicht direkt die Botschaft betreffen. Zum Beispiel: 1. Obwohl die drei
Hirtenkinder ungebildet waren, gab es bei ihren vielen Aussagen keine
Widersprüche. 2. Alle drei hielten immer und zu jeder Zeit die Echtheit der
Botschaft mit Überzeugung aufrecht; selbst wenn sie mit dem Tod bedroht wurden,
um die erhaltene Botschaft zu widerrufen, blieben sie standhaft; 3. Jacinta
sagte ihren eigenen Tod voraus, wie er dann auch wirklich eintrat. Das sind
alles äußerliche Merkmale der Botschaft, die in ihrem Wortlaut nicht vorkommen,
beweisen aber deren Echtheit.
Andere äußerliche Ereignisse bestätigen ebenfalls die
Echtheit der Botschaft, wie zum Beispiel das Sonnenwunder und andere
Begleitmerkmale.
Das sind die äußerlichen Beweise. Wenn wir nun den Inhalt
der Botschaft, ihren Sinn und ihre Bedeutung analysieren, dann haben wir die
innerlichen Beweise, das heißt, die Botschaft an sich und nicht all ihre
Begleitmerkmale.
Analysieren wir also den Inhalt der Botschaft, müssen wir
folgendes in Betracht ziehen: Die Kinder gaben etwas weiter, was sie von der
Muttergottes gehört hatten, doch etwas, was ein gläubiger Mensch, mit einer
tieferen Sicht der Weltereignisse, ebenfalls denken müsste.
Wer die damalige Lage der Welt kannte und sie mit den
Vorgaben des Glaubens analysieren würde, der käme zu der Schlussfolgerung, dass
die Ereignisse sich so entwickeln würden, wie sie in der Botschaft beschrieben
sind, wozu aber die Kinder überhaupt
nicht fähig waren, sie zu erfinden.
Hier ist also der Punkt: die Kinder gaben eine in sich
weise und wahrhaftige Mitteilung weiter, von einer Weisheit und einem
Inhaltsreichtum, die bei weitem ihre Fähigkeit übertraf, ihre eigene Umgebung
theologisch-kritisch zu betrachten. Das heißt, die Botschaft war in sich, in
ihrem Wesen echt und wahrhaftig.
Wer also in der damaligen Zeit die Welt im Lichte meines
Buches Revolution und Gegenrevolution betrachtete, würde sehen, dass der Abfall
der Menschen zu diesem exakten Punkt hinführen würde, zumindest was den
schmerzlichsten Teil der Botschaft betrifft, der Ankündigung der Strafen.
Die Botschaft beinhaltet Strafandrohungen und weist dann
auf eine Lösung hin.
Ich sagte also, dass ich mich nicht erinnern kann, dass
jemand dieses Argument der innerlichen Wahrhaftigkeit der Botschaft angeführt
hätte. Ich möchte gleich noch auf folgende Frage eine Antwort geben: „Was
bedeutet das Schweigen der Kommentatoren unter diesem Aspekt?“
* Die Mittel, auf die die Muttergottes hinweist, um den
in der Botschaft vorhergesagten Strafen zu entgehen: Buße und Weihe an sie
Bevor ich über die Kommentatoren spreche, möchte ich
einen anderen Aspekt der Botschaft beleuchten. Wenn wir die Botschaft auf das
Gerüst reduzieren, auf das sie sich aufbaut, besteht sie in: 1. einer
theologischen Beschreibung mit den Augen des Glaubens der Sünden der damaligen
Zeit; 2. einer Ankündigung einer Strafe; 3. einem Hinweis auf die Mittel, um
der Strafe zu entgehen. Dies sind die drei Elemente der Botschaft.
Was die Mittel zur Vermeidung der Strafe betrifft, ist
die Botschaft sehr deutlich, und vernünftig für jeden, der Glauben hat, denn
das erste, um was die Botschaft bittet, ist Gebet, Opfer und Buße. Das zweite ist die Weihe an
die Muttergottes.
Analysieren wir zunächst im Lichte des Glaubens die
Mittel, um die Strafe zu verhindern. Wenn jemand seiner Sünden wegen bestraft
werden soll, besteht die Abwendung der Strafe zu allererst in der Vermeidung
der Sünde. Das ist klar und bedarf keiner weiteren Erklärung.
Wenn also die Welt bestraft werden und noch größere
Strafen erleiden soll wegen der in der Fatimabotschaft beschriebenen Sünden,
besteht die Abwendung der Strafe in der Aufgabe der Sünden und in der Umkehr.
Das ist ebenfalls klar.
Nun die zweite Bedingung: die Weihe der Welt an Maria.
Es ist einleuchtend, dass es für denjenigen, der
gesündigt hat und eine Strafe verdient, nicht ausreicht, sich zu ändern, denn
er kann die Strafe trotzdem noch bekommen. Es ist etwa so wie ein Schüler, der
seinen Lehrer beleidigt hat, der Lehrer aber nicht sofort zur Strafe greift,
sondern erst zwei Tage später. Der Schüler kann nicht sagen, dass er sich doch
in den letzten Tagen gut betragen hat. Denn der Lehrer wird ihm sagen: „Ich
hatte meine Gründe, dich an jenem Tag nicht zu bestrafen, jetzt aber bekommst
du die verdiente Strafe nachgezahlt, denn du hast gesündigt.“
Das heißt, eine Änderung kann erreichen, dass die Strafe
nicht härter wird. Sie kann auch, durch die Barmherzigkeit Gottes, Gott dazu
verleiten, nicht zu bestrafen. Von sich aus bewirkt aber eine Besserung nicht
die Aufhebung der Strafe. Dazu ist ein Akt der Barmherzigkeit nötig.
Wer kann aber Barmherzigkeit erfahren, wenn er nicht die
Mutter der Barmherzigkeit anfleht, die ausgesprochene Pforte der
Barmherzigkeit? Maria ist die eigentliche Pforte der Barmherzigkeit, die Pforte
des Himmels. Es ist also höchst theologisch, dass Gott der Welt gesagt hat:
hört auf zu sündigen und sucht Zuflucht bei meiner Mutter, dass die
Muttergottes der Welt gesagt hat: hört auf zu sündigen und kommt zu mir, ich
werde euch die Aufhebung der Strafe erreichen.
Auf welche Weise Zuflucht suchen? „Indem ihr euch mir
weiht. Vereint euch mit mir, gebt euch ganz mir und ich werde die Strafe
aussetzen.“ Es gibt nichts
Vernünftigeres als dies. Die Botschaft hat also alle Voraussetzungen eines
großen Katechismus oder selbst eines Traktates der Theologie, dermaßen
entspricht sie der Vernunft.
Wir können uns nicht vorstellen, dass sehr ungebildete
Kinder mit ihren Fantasien so vernünftige Gedankengänge von sich geben könnten.
Das beweist also auch, dass die Botschaft von ihrem Wesen her echt ist.
Was aber meine Aufmerksamkeit anregt, ist vor allem der
Teil der Botschaft, der sich auf die Strafe bezieht. So viel ich mich erinnere,
hüllen sich die Kommentatoren darüber im Schweigen. Warum? Weil die Menschheit
sich schwer tat mit dem Teil der Botschaft über Schuld und Strafe. Die
Menschheit empfing die Botschaft von Fatima mit Hochmut. Die Botschaft
verlangte jedoch ein Akt der Demut, verlangte von den Menschen damals und
heute, dass sie bekennen: „Wir haben gesündigt, wir sind schlecht gewandelt.“
Da also die Botschaft von den Menschen eine Umkehr
verlangte und die Herz- und Sittenlosigkeit, in die sie verfallen waren, zu
verlassen forderte, konnte sich die
Menschheit mit dieser Botschaft nicht anfreunden. So gab es weltweit eine
globale Ablehnung der Fatimabotschaft.
* Die Hierarchie verschloss die Ohren für die
Prophezeiungen von Fatima
Diese Ablehnung stellen wir zuallererst in der
Kirchenhierarchie fest. Sie hätte diese Botschaft weit und breit predigen
sollen.
Wie wirkt sich hier die Strafe aus? Indem wir sehen, wie
sich unzählbare Mitglieder der katholischen Hierarchie vor dem Kommunismus
passiv verhalten haben; wie eine weitere beträchtliche Anzahl von Geistlichen gar den
Vormarsch des Kommunismus begünstigt; und wie sich ein kleiner aber beachtlicher Teil der
Hierarchie aktiv dafür einsetzt, um den Kommunismus hier und da einzuführen.
Und das ist schrecklich: Die Hierarchie verschloss die Ohren für die
Voraussagen oder die Prophezeiungen von Fatima und das Ergebnis ist, dass sie
so tief gefallen ist und selbst Teil der Strafe ist. Die Hierarchie, die zum
Heil der Menschen da ist, wird zur Strafe der Völker. Die Sünde der
Gleichgültigkeit wird den Menschen zum Verhängnis. Es ist erschütternd!
* Die weltlichen Klassen
Die weltlichen Klassen, die die Menschen besonders zur
Sünde führten, waren zwei:
Erstens die Intelligenzija und zweitens das reiche
Bürgertum, die Bourgeoisie, durch ihr schlechtes Beispiel im Lebenswandel und
im Gebrauch des Geldes, das sie zur Verbreitung der Werke der schlechten Intellektuellen
zur Verfügung stellte.
Es war die Verbundenheit dieser zwei Stände: Revolution
in den Tendenzen, das reiche Bürgertum; Revolution in den Ideen, die
Intelligenzija. Diese beiden Strömungen führten die Welt in die Sünde.
Was geschieht? Das Bürgertum und die Intellektuellen
ergeben sich mehr und mehr dem Kommunismus. In großer Zahl verwandelten sie
sich selbst in die bevorstehende Strafe, die sie nicht haben sehen wollen.
Das Gedankengut fast aller Intellektuellen, wenn sie
nicht Kommunisten sind, favorisiert doch in einer oder anderer Weise den
Kommunismus und führt hin zum Kommunismus. Und da haben wir die Klasse der
Intellektuellen als die Vollführer der Strafe, die sie selbst nicht haben sehen
wollen.
Über das Bürgertum brauche ich gar nicht zu sprechen. Es
leidet an der Strafe, indem es selbst das Bein des Stuhles durchsägt, auf dem
es sitzt, und Reste des Sessels gegen die schleudert, die es eigentlich retten
wollen.
Es ist ein wahrer Greuel. Es sind solche furchtbare
Greuel, die schlimmer sind als blind, taub, stumm, behindert oder alles andere
zu werden, weil es eine Blindheit, eine Taubheit, eine Behinderung des Geistes
ist.
Da haben wir nun diese fürchterliche Situation:
Diejenigen, die zum Führen und zum Retten eingesetzt worden sind, führen und
retten nicht mehr, sondern führen in die Irre und vernichten ihre eigenen
Interessen.
* Der Geist der Botschaft von Fatima wurde mit Lauheit
empfangen
Betrachten wir nun die Masse der Menschheit: es ist auch
wahr, dass die Masse der Menschen, selbst unter den Gläubigen, die Botschaft
von Fatima mit Lauheit empfangen hat. Den Beweis dafür sehen wir an den wenigen
Fatima geweihten Kirchen, an den Fatimastatuen und an den Fatimagebetbüchern.
Wir stellen eine Ablehnung fest. Warum diese Ablehnung? Hochmut!
Die Menschen wollten nicht einsehen, dass sie gesündigt
hatten. Sie klopften nicht an die Brust und wollten nicht einsehen, dass sie
gestraft werden konnten. Als die Strafe kam, erkannten sie nicht, dass es eine
Strafe war und straften letztlich sich selbst. Sie wurden zu Vollstreckern der
eigenen Strafe, ihre eigenen Henker.
Nebenbei möchte ich auch das ganze Kapitel um das dritte
Geheimnis, das die Muttergottes den Hirtenkindern geoffenbart hat und 1962
preisgegeben werden sollte. Man sagt es sei verschwunden, so dass ein Papst,
selbst wenn er es wollte, könnte er es gar nicht veröffentlichen. Und dabei
bleibt es. (Anm. des Übersetzers: das war der Stand der Dinge im Jahr 1970)
Das ist mein Kommentar wie die Welt die Fatimabotschaft
empfangen hat.
Jemand könnte einwenden: „Aber die Botschaft von Fatima
ist ja nicht nur dies, sondern sie spricht ja auch über die Bekehrung Russlands
und auf der anderen Seite, dass Russland seine Irrtümer über die Welt
verbreiten wird.“
Das ist einer der schönsten Aspekte der Botschaft: als
die Kinder sie weitergaben, war das Zarentum noch nicht gestürzt, das heißt, es
handelte sich wirklich um eine Prophezeiung; sie prophezeiten, dass Russland
einem Irrtum verfallen und diesen über die ganze Welt verbreiten würde.
Es ist eindeutig, dass es sich nicht um den griechisch-schismatischen
Irrtum handelte, einen toten und fossilen Irrtum. Welcher Irrtum könnte es nur
sein? Der Irrtum des Kommunismus.
Aus einem Vortrag am 13. Oktober 1970.
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