Mittwoch, 13. September 2017

Fatima in einer Gesamrübersicht


Plinio Correa de Oliveira

Vielleicht mögen den Lesern einige kurze Erwägungen über die vielfachen Aspekte von Nutzen sein, die in den so wichtigen Offenbarungen der Heiligen Jungfrau Maria in Fatima enthalten sind.
Um all die Visionen und Mitteilungen zu verstehen, die Lucia, Francisco und Jacinta 1917 zuteil wurden, muss man vor allem die katholische Lehre über die Gemeinschaft der Heiligen vor Augen haben.
Die Fürbitten und Verdienste eines Menschen können anderen zugute kommen. So können natürlich die von den drei Kindern dargebrachten Gebete und Opfer, verbunden mit der Hingabe des eigenen Lebens, vor allem nachdem sie durch die Erscheinungen der Königin aller Heiligen so reich begnadet worden waren, einer großen Anzahl von Seelen und sogar ganzen Völkern zum Vorteil gereichen. Aus diesem Grund bat unsere Liebe Frau die drei Kinder um ihre Gebete und Opfer. Jacinta und Francisco bat sie außerdem um das Opfer des eigenen Lebens als Sühne für die Sünden der Menschen. Lucia dagegen bat sie, weiter auf dieser Welt zu bleiben und eine Mission zu erfüllen, von der später noch die Rede sein wird.
Eine weitere Voraussetzung für das Verständnis der Ereignisse von Fatima ist die universale Mittlerrolle der Gottesmutter. Sie wirkt in allen als die höchste und nach dem freien Entschluss Gottes notwendige Mittlerin zwischen dem beleidigten Erlöser und der sündigen Menschheit. Da sie als Mittlerin immer wieder erhört wird, übt sie auch einen entscheidenden Einfluss auf die Ereignisse aus. Und als königliche Mittlerin wird sie letztendlich mit dem Sieg ihres mütterlichen Herzens glorifiziert werden. Einen deutlicheren Ausdruck für Gottes eigenen Sieg kann es nicht geben.
Indem sie sich an die drei Hirtenkinder wandte, wollte Unsere Liebe Frau zu der ganzen Welt sprechen und alle Menschen zum Gebet, zur Buße und zum Umdenken aufrufen. In besonderer Weise richtete sie sich an den Papst und damit an die heilige Hierarchie, denn er sollte Russland ihrem allerreinsten Herzen weihen.
Diese Bitten der Gottesmutter sind angesichts der religiösen Lage gut zu verstehen, in der sich die Welt zur Zeit der Erscheinungen, das heißt 1917, befand. Unsere Liebe Frau wies darauf hin, dass es sich um eine höchst unheilvolle Lage handelte. Gottlosigkeit und Unreinheit hatten auf Erden dermaßen überhandgenommen, dass es zu einer wahren Hekatombe, den Zweiten Weltkrieg, kommen musste, um die Menschen wieder zusammenzuführen. Die Auseinandersetzung (der 1. Weltkrieg) sollte bald ein Ende nehmen und den Sündern wäre Zeit gegeben, sich auf den Appell von Fatima hin zu bekehren. Würde dem Appell Gehör geschenkt, hätte die Menschheit Frieden. Würde er aber nicht gehört, käme ein weiterer, noch viel schlimmerer Krieg. Und sollte sich die Welt auch dann noch der Stimme ihrer Königin gegenüber taub verhalten, käme es zu einer ganz außergewöhnlichen Hekatombe ideologischen Ursprungs und universellen Ausmaßes, die zu schwerer religiöser Verfolgung führen und alle Menschen in Mitleidenschaft ziehen würde. Dem Papst selbst stünden große Prüfungen bevor: „Russland wird seine Irrtümer über die Welt verbreiten, Kriege hervorrufen und die Kirche verfolgen … der Heilige Vater wird viel zu leiden haben.“
Wenn dann nach einer ganzen Kette von Kalamitäten der harte Widerstand der heutigen Menschheit endlich gebrochen ist, soll es zu einer Bekehrung der Seelen in großen Umfang kommen. Es wird dies insbesondere ein Sieg des Unbefleckten Herzens Mariens sein: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren ...“ Es wird die Herrschaft Mariens über die Menschen sein …
Um die Menschheit mit Nachdruck zur Aufnahme der Botschaft zu bewegen, hat Unsere Liebe Frau ihren drei Vertrauten die verurteilten Seelen in der Hölle gezeigt. Sie haben uns dieses Bild voller Tragik auf so bewundernswerte Weise beschrieben, dass es geeignet ist, selbst verhärtete Sünder auf dem Weg der Tugend zurückzuführen. Die düstere Vision der Hölle macht deutlich, wie sehr sich die im Irrtum befinden, die da meinen, die Betrachtung der ewigen Qualen sei für die Menschen unseres Jahrhunderts unangebracht.
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Um die Wirklichkeit der Erscheinungen und damit auch die Echtheit der Botschaft zu bekräftigen, hat die Heilige Jungfrau drei Arten von Ereignissen veranlasst:
a) Anwesenheit einer großen Anzahl von Zuschauern während ihrer Gespräche mit den Seherkindern. Wenngleich auch nur diese die unmittelbaren Empfänger der Botschaft waren, konnten die Umstehenden mit der gewöhnlichen psychologischen Einsicht feststellen, dass die drei Kinder weder logen noch Opfer einer Illusion waren, wenn sie behaupteten, Kontakt zur Muttergottes zu haben, sondern dass sie tatsächlich ein für die anderen unsichtbares Wesen sahen und mit ihm sprachen.
b) Das Wunder der Farbenspiele und der Bewegungen der Sonne (am 13. Oktober 1917), das weit über die Stelle der Erscheinungen hinaus sichtbar war und daher nicht als kollektive Suggestion abgetan werden kann (wie sollte dies auch möglich sein, wenn man bedenkt, dass sich 50 bis 70 Tausend Menschen bei der Mulde von Iria aufhielten).
c) Die Ankündigung, dass bald nach den Erscheinungen von Fatima der Erste Weltkrieg zu Ende gehen würde, ist in Erfüllung gegangen. Ebenso hat sich die Voraussage erfüllt, dass ein weiterer Weltkrieg ausbrechen würde, falls sich die Menschheit nicht bekehren würde. Es ist allgemein bekannt, dass am Himmel über Europa vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ein außerordentliches Licht zu sehen war. Unsere Liebe Frau hatte den Seherkindern angekündigt, dass dies das Zeichen der bevorstehenden Strafe sein würde. Und tatsächlich traf die Strafe kurz darauf ein.
d) Die vorhergesehene höchste Strafe, nämlich die Verbreitung des Kommunismus, begann sich kurz nach den Erscheinungen zu bewahrheiten. Es ist zu beachten, dass die Heilige Jungfrau zwar angekündigt hatte, dass „Russland seine Irrtümer über die ganze Welt verbreiten wird“, dass aber zum Zeitpunkt der Voraussage – 13. Juli 1917 – diese Aussage mehr oder wenig unverständlich klingen musste. Denn das Zarentum war gerade erst dem bürgerlichen Regime Kerenskys gewichen, und niemand konnte wissen, was unter diesen russischen Irrtümern zu verstehen war. Natürlich handelte es sich nicht um die Verbreitung der mumienhaften griechisch-schismatischen Kirche, der jede Kraft zur Ausbreitung fehlte. Somit war also die Marxistische Machtergreifung im November 1917 im unglücklichen Russland bereits eine erste, vielsagende Bestätigung der Prophezeiung.
Danach begann die russische Kommunistische Partei, ihre Irrtümer weltweit zu verbreiten, es kam also zu einer weiteren Übereinstimmung zwischen dem, was die Heilige Jungfrau angekündigt hatte, und den tatsächlichen Ereignissen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte die Verbreitung des Kommunismus dann noch größere Ausmaße annehmen, denn unter Anwendung von List und Gewalt wurden zahlreiche Völker unter sowjetische Herrschaft gebracht. Die Sowjetunion wurde zu einer weltweiten Gefahr.
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Angesichts dieser Behauptungen apokalyptischen Ausmaßes ist eine erklärende Anmerkung nötig.
Die Menschen in der heutigen Welt teilen sich immer mehr in zwei Tendenzen auf. Die eine sieht die Menschheit als Opfer eines Bündels von Irrtümern und Bösem, die auf religiöser und kultureller Ebene ihr Wirken mit dem Humanismus, Renaissance und protestantischer Reformation begonnen haben. Diese Irrtümer verschlimmerten sich mit der Aufklärung und dem Rationalismus und erreichten ihren Höhepunkt auf politischer Ebene mit der Französischen Revolution. Von der politischen Ebene griffen sie im 19. Jhdt. über auf den sozialen und wirtschaftlichen Bereich durch den utopischen Sozialismus und den sog. wissenschaftlichen Sozialismus. Mit der Einführung des Kommunismus in Russland begann für dieses Sammelsurium von Irrtümern eine anfängliche aber massive Verlagerung auf die konkrete Ordnung der Fakten, woraus der Moloch des kommunistischen Imperiums entstand, der sich vom Herzen Deutschlands bis zum Vietnam erstreckt, und dessen Einheit unbestreitbar ist (die Einteilung in „russischer Prägung“ und „chinesischer Prägung“ ist nichts anderes als ein propagandistischer Bluff).
Zugleich, und vor allem nach dem „Großen Krieg“ (1914-1918) verfiel die Sittlichkeit im Westen mit erstaunlicher Geschwindigkeit, so dass er zur Kapitulation vor dem Kommunismus vorbereitet wurde; ist doch der Kommunismus der kühnste institutionelle und ideologische Ausdruck der Amoral und der Unsittlichkeit.
Die historische Auffassung des hier Beschriebenen befindet sich ausgelegt im Artikel „Der Kreuzzug des 20 Jahrhunderts“ im Heft Nr. 1 dieser Zeitung. Eine erweiterte Fassung versuchten wir in „Revolution und Gegenrevolution“ zu geben, die „Catolicismo“ in der Ausgabe Nr. 100 veröffentlichte.
Auf Anregung von Bischof Antonio de Castro Mayer und Erzbischof Geraldo de Proença Sigaud wurde diese Auffassung ebenfalls mit großer Klarheit in einem historischen Dokument veröffentlicht in dem 200 Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils um die Verurteilung des Kommunismus baten. Für unzählige Seelen aller Stände, Lebensbedingungen und Nationen, die diese Auffassung teilen, ist der Zusammenhang der Botschaft von Fatima mit der katholischen Lehre und der Wirklichkeit der Fakten von außerordentlicher Tragweite.
Es gibt auch eine andere Tendenz, für die die Probleme der heutigen Welt mit Bosheit (im Sinn einer schuldhaften Abweichung der Intelligenz vom Guten) und Unmoral wenig oder gar nichts zu tun haben. Diese kämen nur von unfreiwilligen Fehlern, die durch eine gute Verbreitung der Lehre und objektive Erkenntnis der Wirklichkeit behoben werden können. Diese Missverständnisse haben zudem ihre Ursache in wirtschaftlichen Entbehrungen. Kinder des Hungers, werden sie sterben, wenn es auf der Welt kein Hunger mehr gibt. Vorher werden sie nicht sterben. Die Krise der Menschheit würde mit Hilfe von Wissenschaft und Technologie überwunden werden.
Nicht nur das. Wenn es zur Erklärung der Katastrophen und Gefahren, mit denen wir zu kämpfen haben, der Faktor Schuld nicht vorhanden ist, ist der Begriff einer universellen Strafe unverständlich. Umso mehr da für Menschen dieser Tendenz der Kommunismus von Natur aus nicht schlecht ist, und es sei möglich sich ihm anzupassen, um lästige Verfolgungen zu vermeiden.
Natürlich kann durch die zusammengefasste Beschreibung dieser beiden Tendenzen das Thema nur schematisch behandelt werden. Zwischen der einen und der anderen gibt es viele verschiedenartige Bereiche. Leider würde aber eine ausführlichere Beschreibung hier den Rahmen sprängen. In dem Maße, wie sich irgendeine der Zwischentendenzen dem einen oder anderen Pol nähert, wird ihr die Botschaft von Fatima verständlicher oder unverständlicher. Fatima ist also in diesem Sinne eine echte Wasserscheide der gegenwärtigen Mentalitäten.
Wie auch immer, mit Ausnahme des noch geheim gehaltenen Teils, sind die Bitten, die Ermahnungen, die Prophezeiungen (alle selbstverständlich in der Eigenschaft von Privatoffenbarungen) der Mulde von Iria der Welt bekannt und in breitem Umfang bestätigt. Den Skeptikern sagen wir: „Qui vivra verra ...“ (Wer dann noch lebt, wird sehen).
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Werden die in Fatima vorhergesagten und bis jetzt noch nicht eingetroffenen Ereignisse noch geschehen? Dies ist die Frage, die die Menschheit sich heute stellt. Im Prinzip gibt es keinen Zweifel. Denn die Tatsache, dass ein Teil der Prophezeiungen bereits mit erstaunlicher Präzision Wirklichkeit geworden ist, beweist ihren übernatürlichen Charakter. Und so gibt es keinen Zweifel, dass die himmlische Botschaft sich bis zum Ende erfüllen wird.
Es könnte aber jemand einwenden, die Prophezeiungen vom 13. Juli 1917 haben ja nur einen bedingten Charakter. Sie würden stattfinden, wenn der Papst, und in Vereinigung mit ihm, die Bischöfe der Welt die Weihe Russlands und der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens nicht vollziehen würden. Doch Pius XII. vollzog die Weihe der Welt (1942) und besonders Russlands (1952). So ist zu erwarten, dass die von der Muttergottes vom Rosenkranz vorgesehenen Strafen nicht eintreffen werden. . .
Diesem Einwand können zwei Antworten gegeben werden:
Zunächst, nach den Worten Unseres Herrn an Schwester Lucia im Jahr 1943, die sie dem Titularbischof von Gurza in einem Brief mitteilte, erfüllte die von Pius XII. gemachte Weihe der Welt nicht alle von der Gottesmutter gewollten Voraussetzungen, obwohl sie Gottes Wohlwollen erreicht hätte. Als Ergebnis scheint es fraglich, ob diese Weihe die vorhergesehenen Katastrophen abwenden kann. Diesen Worten Unseres Herrn an Schwester Lucia sollte man alle Glaubwürdigkeit schenken. Da sie in diesem Leben mit einer Mission bezüglich der Botschaft von Fatima blieb, ist es normal, dass sie vom Himmel Kommunikationen dieser Art erhält, die geeignet sind, die Welt über die Auslegung der Botschaft zu belehren, sowie auf die Beziehungen der Botschaft mit dem Lauf der Ereignisse dieser Welt hinzuweisen. Und aus diesem Grunde ist es auch normal, dass Jesus und seine Mutter der treuen und von den heiligsten Herzen so geliebte Ordensfrau jede Unterstützung erweisen, damit sie diese Mission durchführt, ohne in Irrtum zu fallen oder die Menschheit in Irrtum zu führen.
Zweitens muss beachtet, dass in der Cova da Iria, Unsere Liebe Frau zwei Bedingungen stellte, die beide für die Abwendung der von ihr angedrohten Strafe unverzichtbar sind.
Eine dieser Bedingungen war die Weihe. Nehmen wir an, sie wurde so durchgeführt wie von der Seligen Jungfrau gefordert. Es bleibt die zweite Bedingung: die Verbreitung der Übung der Sühnekommunion an fünf ersten Samstage. Es scheint klar, dass sich diese Andacht in der katholischen Welt bis heute nicht in dem Maße verbreitet hat, wie von der Muttergottes erwünscht.
Und es gibt noch eine weitere Bedingung, die in der Botschaft angedeutet ist, aber auch sie unverzichtbar: Es ist der Sieg der Welt über die tausend Arten von Bosheit und Unreinheit, die sie beherrschen. Alles zeigt an, dass dieser Sieg nicht erreicht wurde, im Gegenteil, wir nähern uns immer mehr zum Paroxysmus in dieser Angelegenheit. So wird ein Kurswechsel der Menschheit immer unwahrscheinlicher. Und in dem Maße, in dem wir in Richtung dieses Paroxysmus wandeln, wird es immer wahrscheinlicher, dass wir uns der Verwirklichung der Strafe hin bewegen...
Hier trifft es sich, eine Anmerkung zu machen: Wenn man die Botschaft von Fatima nicht so sieht, wäre sie absurd. Denn wenn die Muttergottes 1917 behauptet hat, die Sünden der Welt hätten ein solches Ausmaß erreicht, dass sie um die Strafe Gottes riefen, wäre es unlogisch anzunehmen, dass die Strafe nicht antreten würde, wenn diese Sünden doch bis heute immer weiter wachsen und die Welt sich hartnäckig bis zum Ende weigert, das zu hören, was ihr in Fatima gesagt wurde. Es wäre das gleiche, wenn Ninive keine Buße getan hätte, und die Drohungen des Propheten sich nicht erfüllt hätten.
Außerdem würde die von Unserer Lieben Frau gebetene Weihe selbst, nicht die Wirkung haben, die Strafe abzuwenden, wenn die Menschheit sich weiterhin an Bosheit und Sünde festhalten würde. Solange dies besteht, würde die Weihe unvollständig und ohne wirklichen Inhalt sein.
Kurz gesagt, solang sich nicht die in der Cova da Iria geforderte geistliche Wandlung in der Welt vollzieht, werden wir weiter dem Abgrund näherkommen. Und wenn wir so weitermachen, wird die Umwandlung immer unwahrscheinlicher.
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Hier fügt sicht das berühmte Thema des nicht veröffentlichten Teils des Geheimnisses von Fatima ein. Enthält es Worte der Vergebung und des Frieden, die uns eine unbegrenzte Straflosigkeit für dieses unbegrenzte Wachstum der Bosheit und der Unreinheit erwarten lassen? Dazu müssen wir von vornherein sagen, dass wir nicht sehen können, was in solchem Gedanken etwas frommes sein kann. In ähnlichen Situationen — einer tauben und bis zum Ende widerspenstigen Welt — zogen die heiligen Seelen des Alten und Neuen Testaments immer die Barmherzigkeit der Gerechtigkeit vor, die Vergebung der Strafe. Sie zogen aber immer die Strafe vor, gegenüber dem Schauspiel der siegreichen Gottlosigkeit, die da straflos auf unbestimmte Zeit die Majestät Gottes verspottete.
Außerdem scheint es absurd anzunehmen, dass Unsere Liebe Frau eine öffentliche Botschaft gab, in der sie behauptet, dass ohne eine Lebensänderung der Welt eine schreckliche Strafe bevorstehe, und eine private (geheime) Botschaft, in der Sie auf eine oder andere Weise behauptet, für die gleiche Situation das Gegenteil geschehen würde.
Was zählt, ist also beten, leiden und handeln, damit die Menschheit sich bekehre. Und das mit neuem Engagement, denn sonst steht uns die Strafe vor der Tür.
Ein Geheimnis ist ein Geheimnis. Und in guter Logik, kann niemand aus seinem Inhalt etwas folgern, da er es ja gar nicht kennt.
Allerdings ist es nicht unvernünftig, hier eine Vermutung aufzustellen. Der noch nicht veröffentlichte Teil des Geheimnisses enthält wahrscheinlich erschreckende Einzelheiten über die Art und Weise wie sich die in Fatima angekündigten Strafen erfüllen werden. Denn nur so erklärt sich, dass es schwierig erscheint, ihn zu veröffentlichen. Wenn er entspannende Aussichten enthalten würde, wäre er wahrscheinlich schon längst veröffentlicht.
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Es ist gut, dass am Ende dieser Überlegungen, unser Geist sich in der Berücksichtigung der letztendlichen Perspektiven der Botschaft von Fatima aufhält. Über der Trauer und den höchst wahrscheinlichen Strafen hinaus, denen wir entgegengehen, haben wir vor uns, die sakralen Leuchten der Morgenröte des Königreichs Marias: „Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren.“ Es ist eine großartige Aussicht des Universalen Sieges des königlichen und mütterlichen Herzens der Heiligsten Jungfrau. Es ist ein beruhigendes, attraktives und vor allem majestätisches und begeisterndes Versprechen.
Um die Strafe im kleinsten möglichen Maße abzuwenden, um die Bekehrung der Menschen im kleinsten Ausmaß zu erreichen, das in der allgemeinen Ordnung der Gnade noch vor der Strafe möglich ist, um die erhabene Morgendämmerung des Reiches Mariens zu beschleunigen, und um uns zu helfen die Katastrophen, die so ernsthaft uns bedrohen, zu durchschreiten, was können wir tun? Unsere Liebe Frau zeigt es uns: die Ereiferung in der Andacht zu ihr, das Gebet, die Buße.
Um uns zum Gebet zu ermutigen, zeigte sie sich nacheinander mit den entsprechenden Attributen, der Königin des heiligen Rosenkranzes, der Schmerzhaften Mutter und der Muttergottes vom Berge Karmel, um darauf hinzuweisen, wie es ihr wohlgefällt, unter diesen Anrufungen bekannt, geliebt und verehrt zu werden.
Außerdem bestand die Jungfrau von Fatima in ganz besonderer Art und Weise auf die Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen. Sie verwies in ihrer Botschaft sieben Mal auf ihr Herz (und Unser Herr, neun Mal).
So bekommt die theologische Bedeutung der Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens, die übrigens schon sehr oft bestätigt wurde, in Fatima eine kostbare und eindrucksvolle Bestätigung. Auf der anderen Seite, bezeugt das Beharren der Heiligsten Jungfrau die hohe Zweckmäßigkeit dieser Andacht in unserer Zeit.
Wer die Offenbarungen von Fatima ernst nimmt, der sollte die Förderung der Andacht zum Allerreinsten Herzen als eine der höchsten Ziele eines gesunden „aggiornamento“ der marianischen Frömmigkeit hochhalten.
In diesem Sinne, hinterlassen wir hier eine zu Herzen gehende Empfehlung an die Leser von „Catolicismo“. Eine Empfehlung, die nichts anderes ist als ein Echo, des reich an begeisternden Lehren über Fatima Hirtenbriefes, den der berühmte Bischof von Campos, D. ANTONIO DE CASTRO MAYER, seinen Diözesanen gerade geschenkt hat.

Aus der brasilianischen Monatsschrift Catolicismo Nr. 197 – Mai 1967 

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