Donnerstag, 4. Januar 2018

Hervorragender Apostel, feuriger und unerschrockener Polemiker

Plinio Corrêa de Oliveira,
hervorragender Apostel, feuriger und 
unerschrockener Polemiker

von Kardinal Bernardino Echeverría Ruiz, OFM * (Ecuador)
in „El Universo“, Guayaquil (Ecuador), 12. November 1995

Die unerwartete Nachricht vom Tod von Plinio Corrêa de Oliveira veranlasste uns über einigen Kapiteln seines Lebens nachzudenken, und führte uns zu der Überlegung, dass je größer die Übel einer Epoche sind, desto strenger sind die Gestalten, die die göttliche Vorsehung dazu aufruft, ihnen entgegenzutreten, was eine Folge seines Planes ist, die Krisen mit feurigen Seelen zu bekämpfen. Es kommt aber auch hinzu, dass diese Seelen Gegenstand von leidenschaftlichsten und unbegründeten Angriffen sind, durch die man sie zum Schweigen bringen will, was ein Zeichen der Hartnäckigkeit ist, die oft den Geist bestimmter menschlicher Kategorien eindringt.
Wenn aber die Persönlichkeiten wirklich groß sind, können ihre Gegner sie weder niederschlagen noch zum Schweigen bringen, weil die ungerechten Angriffe die Eigenschaften jener auserwählten Seelen eher hervorheben, wenn ihre Autoren dies auch nicht wollen. So war es mit dem göttlichen Erlöser: Von seinen Henkern angegriffen, geschmäht und gemartert, wird sein Licht bis zum Ende der Zeiten in seiner Kirche unauslöschbar scheinen, trotz der Bemühungen so vieler, es auszulöschen.
„Christianus alter Christus“ - Der Christ ist ein anderer Christus: Ähnliches geschah mit Plínio Corrêa de Oliveira jahrzehntelang bis zu seinem kürzlich beklagenswerten Tod. In Wahrheit war es kaum möglich, seinen Namen in letzter Zeit auf unserem Kontinent und sogar im größten Teil des Westens zu erwähnen, ohne gleichzeitig Applaus und Bewunderung einerseits und andererseits wahre leidenschaftliche und grundlose verbale Stürme gegen ihn zu entfesseln.
Tatsächlich kam es häufig vor, dass die Wut der Angriffe, die er erlitt, kaum von Argumenten begleitet wurde, so dass seine ruhige, unveränderlich höfliche und einschneidend reiche, klare und energische Darstellung die Einwände zerstreute, die Dinge an ihren Platz stellte, eigentlich von seinen Gegnern Dankbarkeit verdiente, weil sie den Ton der Kontroverse erhob, jedoch oft Hass, Groll und Trotz hervorbrachten.
In den 1940er Jahren, als der Nazi-Faschismus eine Modeerscheinung war, vor der so viele Menschen in Europa und Amerika sich ergaben, verurteilte die Feder von Plínio Corrêa de Oliveira tapfer die neo-heidnischen, sozialistischen und gnostischen Betrügereien, die diese Verirrung anregten, und somit viele katholische Kreise vor diesem ruchlosen Einfluss bewahrte.
Heute, wo es üblich ist, den Nazi-Faschismus anzugreifen - unter anderen Gründen, weil es leicht ist, Schmähreden gegen Irrtümer zu führen, die nur sehr wenige Anhänger haben -, ist es nicht ungewöhnlich, unter den vermeintlichen Feinden des Nazi-Faschismus dessen Komplizen von gestern zu finden, die aber über Plinio Corrêa de Oliveira schweigen oder gegen ihn murren, da er mit Klarheit und Mut diesen Schwindel kritisierte, als er kurz davor stand, die Welt zu beherrschen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wendete sich die Geschichte und viele der alten Nazi-Faschisten wandten sich gegen diesen und tendierten sich mit dem Todfeind zu arrangieren, indem sie gemeinsame Sache mit dem Marxismus machten, der damit sehr bemerkenswerte Fortschritte in der ganzen Welt erreichte, auf Kosten von Millionen von Opfern. Wieder einmal verharrte Plínio Corrêa de Oliveira unerschrocken in dem Schanzgraben der Polemik, in dem er jetzt gegen den Kommunismus, den Sozialismus und seine Kollaborateure Jahrzehnte lang kämpfte, weil die Revolution darauf verharrte, diesen neuen Irrtum in allen Ländern der Welt zu fördern.
Leider sind auch katholische Kreise, die nicht immun gegen die Nazi-Faschistische Infiltration gewesen waren, dem Marxismus nicht entgangen, und es gab viele Beispiele sehr ernster Willfährigkeit gegenüber diesem Irrtum, der eine wütende Härte gegen diejenigen hervorrief, die ihn verurteilten.
Natürlich war die Position von Plínio Corrêa de Oliveira nicht nur antinazistisch oder antikommunistisch. Beide Haltungen waren die Folge einer völlig kohärenten und bemerkenswert feurigen katholischen Haltung zur Verteidigung aller Grundsätze der Kirche, besonders derjenigen, die von ihren bösartigsten Feinden verletzt wurden, weil seine Hauptaufgabe im Apostolat die Apologetik war, denn er wollte, dass sie von der Logik und Lehre mit all ihrer Kraft bedient werden sollte.
Schon in seiner Jugend, vor mehr als einem halben Jahrhundert, veröffentlichte er ein Werk, das bis jetzt die Gewissen der Menschen bewegt, „Zur Verteidigung der katholischen Aktion“, für das er ein herzliches Grußwort von Pius XII. erhielt, gesandt vom Stellvertreter des Staatssekretariats, Bischof Giovanni Batista Montini, der Jahrzehnte später unter dem Namen Paul VI. zum päpstlichen Thron erhoben wurde.
Das Werk hat bei einigen Begeisterung ausgelöst und bei anderen Anstoß erregt, weil es die in katholischen Kreisen aufgetretenen Irrtümer anprangerte, denen manche mit Nachsicht und andere Gleichgültig gegenüber traten; in denen Plínio Corrêa de Oliveira jedoch — wie es die Geschichte bestätigte — Keime einer großen Zukunftskrise in der Heiligen Kirche sah. Betrachtet man rückblickend die jüngste Geschichte, und sich an diese klare Warnung und die echte Katastrophe erinnert, die die Kirche in den letzten Jahrzehnten erschütterte und die immer noch nicht beendet ist, können wir nur rufen: Ah, wenn diese Stimme gehört worden wäre ...!
In Wahrheit braucht man nicht viel Weisheit oder großen Eifer, um die Gefahr zu erkennen, die von den mächtigen und manifesten Übeln kommt, aber beide Eigenschaften sind doch unentbehrlich, um das Risiko zu erkennen, das sie schon bei ihrem Aufkommen zeigten. Nun, Plínio Corrêa de Oliveira wusste aus der Ferne die Gefahren zu erkennen und anzuprangern, wobei er sich besonders darum bemühte, die Verborgensten zu offenbaren, auch wenn ihm dies Erbitterung einbrachte, weil dieses Vorgehen oft die Pläne der Feinde der Kirche zunichte machte.
Sein Wunsch war es, dass die Lehren Unseres Herrn Jesus Christus die heutige Gesellschaft nach dem Motto des hl. Pius X., „Omnia instaurare in Christo“, das die katholische Welt zu Beginn dieses Jahrhunderts so sehr bewegte und seither das Handeln der besten Apostel inspirierte.
Sein 1959 veröffentlichtes Werk „Revolution und Gegenrevolution“ analysiert die Geschichte der letzten Jahrhunderte und die Situation der heutigen Welt und zeigt, dass ein Prozess das Christentum zersetzt und darum kämpft, seine Überreste zu zerstören, um ein Regime in komplettem Gegensatz zu den Geboten Gottes einzurichten.
Angesichts dieses Prozesses kann der authentische Katholik — wie Paulus betont — mit dem gegenwärtigen Jahrhundert nicht zufrieden sein (Röm 12,2), das heißt, er kann keinen modus vivendi zwischen der Kirche und den Tendenzen, die die Welt beherrschen, haben wollen, sondern muss für Sie und für die christliche Zivilisation eine volle Daseinsberechtigung und eine noch größere Helligkeit als in ihren besten Tagen in der Geschichte anstreben.
Deshalb muss der Katholik das weise und strenge Urteil Unseres Herrn voll und ganz anwenden, „Niemand kann zwei Herren dienen“, und so widmete Plínio Corrêa de Oliveira all seine Energien während seines langen und fruchtbaren Lebens dem unerschrockenen Kampf gegen diesen Prozess, um die weltliche Ordnung zu re-christianisieren in Richtung des Reiches Christi, des Reiches Mariens.
Sein letztes Buch, „Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten, in den Ansprachen von Papst Pius XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom“, — das wir schon Gelegenheit hatten zu loben —, erschien einige Jahrzehnte nach den letzten Reden des verewigten Papstes, die sie vor einer tiefen Vergessenheit retteten und um zu zeigen, wie viel Gutes es der heutigen Welt angetan hätte, wenn geistliche und weltliche Persönlichkeiten sich hätten von ihnen inspirieren lassen.
Sein Lebenswerk verbreitete sich in 27 Ländern — einschließlich in unserem — wo der kämpferische Eifer des Meisters bei seinen Jüngern idealistischen Enthusiasmus hervorrief, ihre Frömmigkeit anregte, ihr Studium und Handeln leitete, zu einer Zeit, in der Lehrirrtümer, religiöse Gleichgültigkeit, die Eigeninteressen und die Besessenheit sich den schlimmsten Situationen anzupassen, jeden Tag häufiger werden.
Es bleibt also, dass wir die Heilige Jungfrau bitten, dass sie, nachdem sie ihn, der ihr sein Leben gewidmet hat, zu sich gerufen hat, die Fortsetzung seiner Arbeit weiterhin segne, umso mehr, als die gegenwärtigen Ereignisse mehr Krisen und Konflikte ankündigen, ihre mütterliche Hilfe unerlässlich ist, um sie beizulegen und zu überwinden, wie es das Leben von Plinio Corrêa de Oliveira zeigt.

Quito, den 8. November 1995.


(*) Kardinal Bernardino Echeverria Ruiz, Ecuador, aus dem Orden der Minderen Brüder, Franziskaner, promovierte in Philosophie am Päpstlichen Universität Antonianum in Rom. 1949 Bischof von Ambato ernannt, war Sekretär, Vize-Vorsitzender und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Ecuador, später Ehrenvorsitzender derselben. Gründungsmitglied des CELAM, auch Assistent am Päpstlichen Thron. Er war Erzbischof von Guayaquil von 1969 bis 1989 und entwickelte ein intensives Apostolat von nationaler Bedeutung. Im kanonischen Alter verzichtete er auf die Leitung des Erzbistums, Papst Johannes Paul II. ernannte ihn zum Apostolischen Administrator der Diözese von Ibarra und erhob ihn zum Kardinal im Konsistorium von 1994.

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