Donnerstag, 10. Oktober 2019

Der revolutionäre Charakter der CEBs



https://www.paroquiaclaret.com.br/comunidades-eclesiais-de-base-cebs/
  
[Anfang der 1980er Jahre] fand die Befreiungstheologie, auch nach der Verurteilung durch Johannes Paul II. in Puebla, in den kirchlichen Basisgemeinden (CEBs) ihre mächtigste Ausdrucksform. In der Presse wurden sie als die große, aufstrebende Kraft in Brasilien hingestellt. Im Namen des Evangeliums setzten sie sich für den Klassenkampf und marxistisch geprägte soziale Veränderungen in Brasilien ein.
Die wirkungsvollste Denunzierung der revolutionären Aktion der kirchlichen Basisgemeinden ging von dem Buch „Die CEBs, von denen viel gesprochen wird, aber wenig bekannt ist – Die TFP beschreibt sie, wie sie sind“ aus, das im August 1982 erschien und sofort im ganzen Land verbreitet wurde. Der Studie der Brüder Gustavo und Luis Sérgio Solimeo ging ein von Plinio Corrêa de Oliveira verfasster erster Teil voraus, in dem der Vorsitzende der TFP die Ziele der CEBs im brasilianischen Kontext vorstellte und auf die Funktion einer „fünften Gewalt“ hinwies, die der Bischofskonferenz als Werkzeug der CEBs in Brasilien zukam.[1] Danach untersucht das Werk, gestützt aus umfangreicher Dokumentation, die Entstehung, die Organisation, die Lehre und die Aktion der Basisgemeinden. Daraus geht deutlich der subversive Charakter der kirchlichen Basisgemeinden hervor, die die Besetzung von Grund und Boden in Stadt und Land, Aufstände in Fabriken sowie Einschüchterungen und Agitation aller Art mit dem Ziel betrieben, das in Brasilien herrschende politisch-soziale Regime zu stürzen. Plinio Corrêa de Oliveira beschrieb das Vorgehen der CEBs als einen „Kreuzzug ohne Kreuz“.
http://comunidade-cebs.blogspot.com/p/blog-page.html
„Im Wesentlichen geht es den CEBs um einen politischen Kreuzzug (...), der keineswegs den Übergang vom legalen bürgerlichen Kampf zur Anwendung von Gewalt ausschließt, wenn es denn keine anderen Mittel mehr gibt, die angestrebten Reformen durchzusetzen.“
Der spanische Historiker Ricardo de la Cierva beschreibt in seinem Buch „Jesuiten, Kirche und Marxismus“ folgendermaßen die wichtigsten Aspekte der TFP-Studie: „Der ideologische Schlüssel der Basisgemeinden ist fast immer in der Befreiungstheologie zu suchen. (...) Wenngleich sie von ihren Förderern als eine Reihe loser Punkte hingestellt werden, weisen die Gelehrten der TFP nach, dass es sich in Wirklichkeit um ein wohl geordnetes Netz handelt, das seine Anregungen vom linken Flügel der Bischofskonferenz erhält. (...) Einer der Schlüssel der Basisgemeinden besteht in der schismatischen Tendenz, eine neue Kirche zu bilden, die im Gegensatz zur traditionellen Kirche steht.“[2]
Der spanische Historiker zeigt sich auch von der Unterstützung überrascht, die die institutionelle Kirche diesen aufsässigen Basisgemeinden angedeihen ließ: „Die brasilianische Bischofskonferenz ist die mitgliederstärkste auf der Welt. (...) Sie wird von einer ,schweigenden Mehrheit‘ gebildet, die meistens von einer linken, liberationistischen Minderheit beherrscht wird, zu der höchstens 60 Bischöfe gehören, die aber bei den Entscheidungen oft die ‚Mitte‘ auf ihre Seite zu ziehen versteht. (...) Das ist derselbe linke Flügel des brasilianischen Episkopats, der die Bewegung der Basisgemeinden kontrolliert, die in der brasilianischen Gesellschaft eine völlig neue Form politischen Wirkens eingeführt haben, die die Basisgemeinden als Ganzes zu einer ,aufstrebenden Kraft bei den Wahlen‘ macht.“
Am 6. August 1984 hat die Glaubenskongregation die Instruktion Libertatis Nuntio veröffentlicht, in der die „Befreiungstheologie“ endgültig verurteilt wird. Darauf folgte am 22. März 1986 eine zweite Instruktion, Libertatis Conscientia, über die christliche Freiheit und Befreiung; sie sollte als eine „positive“ Stellungnahme zu dem angesprochenen Thema verstanden werden. Die beiden von Johannes Paul II. genehmigten Schriften bilden eine einzige Botschaft, die einen Schlussstrich unter die Ansprüche der neuen theologischen Strömung und der von dieser inspirierten Bewegung der kirchlichen Basisgemeinden setzt.
Der doktrinäre und praktische Beitrag der TFP zum Kampf gegen die Befreiungstheologie in Lateinamerika ist nicht zu leugnen. Zehn Jahre nach dieser Denunzierungskampagne hat P. Joseph Comblin, einer der Vorläufer der Befreiungstheologie, der von der TFP mehrmals denunziert worden war, in einem Interview zugegeben, dass die CEBs 1993 endlich „im abseits stehen und überall gegeißelt und niedergeschmettert werden. Heute bilden sie lediglich Minderheiten ohne Einfluss in der Gesamtheit der örtlichen Kirchen“.

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1 Plinio Corrêa de Oliveira besteht auf der Tatsache, dass der moderne Staat vor allem in Brasilien neben den drei herkömmlichen Gewalten (Exekutive, Legislative und Judikative) von zwei weiteren, zwar „informellen” aber nichtsdestoweniger einflussreichen Gewalten beherrscht wird: von den Kommunikationsmitteln und dem Episkopat. „In einem kürzlich erschienen Buch habe ich behauptet, dass es in Brasilien nicht nur die drei Gewalten Exekutive, Legislative und Judikative gibt, sondern noch zwei weitere, die heute einen weitaus größeren Einfluss auf die Öffentlichkeit ausüben. Die vierte Gewalt ist die Publizistik, deren Prestige sich vor allem auf die Gutgläubigkeit der Einfältigen als auf die Zustimmung der wirklich Gebildeten stützt. Die fünfte Gewalt ist die CNBB, die von wenigen, ehrenvollen Ausnahmen abgesehen, mehr ihren Einfluss mehr auf die Leichtgläubigen als auf die wirklichen Männer des Glaubens ausübt.“ (Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „Prevenindo para tonificar“, in Folha de S. Paulo, 5. Juli 1983) Vgl. auch ders. „Ditatorialismo publicitário centrista“, in Folha de S. Paulo, 10. August 1983.

2 Ricardo DE LA CIERVA, Jesuítas, Iglesia y Marxismo, 1965-1985. La Teología de la liberación desenmascarada, Plaza & Janés Editores, Madrid 1986, S. 116-118.



Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel V, Abschnitt 7, SS 200-202.


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