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[Anfang der
1980er Jahre] fand die Befreiungstheologie, auch nach der Verurteilung durch
Johannes Paul II. in Puebla, in den kirchlichen Basisgemeinden (CEBs) ihre
mächtigste Ausdrucksform. In der Presse wurden sie als die große, aufstrebende
Kraft in Brasilien hingestellt. Im Namen des Evangeliums setzten sie sich für
den Klassenkampf und marxistisch geprägte soziale Veränderungen in Brasilien
ein.
Die
wirkungsvollste Denunzierung der revolutionären Aktion der kirchlichen
Basisgemeinden ging von dem Buch „Die CEBs, von denen viel gesprochen wird, aber wenig
bekannt ist – Die TFP beschreibt sie, wie sie sind“ aus, das im
August 1982 erschien und sofort im ganzen Land verbreitet wurde. Der Studie der
Brüder Gustavo und Luis Sérgio Solimeo ging ein von Plinio Corrêa de Oliveira
verfasster erster Teil voraus, in dem der Vorsitzende der TFP die Ziele der
CEBs im brasilianischen Kontext vorstellte und auf die Funktion einer „fünften
Gewalt“ hinwies, die der Bischofskonferenz als Werkzeug der CEBs in Brasilien
zukam.[1]
Danach untersucht das Werk, gestützt aus umfangreicher Dokumentation, die
Entstehung, die Organisation, die Lehre und die Aktion der Basisgemeinden.
Daraus geht deutlich der subversive Charakter der kirchlichen Basisgemeinden
hervor, die die Besetzung von Grund und Boden in Stadt und Land, Aufstände in
Fabriken sowie Einschüchterungen und Agitation aller Art mit dem Ziel
betrieben, das in Brasilien herrschende politisch-soziale Regime zu stürzen.
Plinio Corrêa de Oliveira beschrieb das Vorgehen der CEBs als einen „Kreuzzug
ohne Kreuz“.
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„Im
Wesentlichen geht es den CEBs um einen politischen Kreuzzug (...), der
keineswegs den Übergang vom legalen bürgerlichen Kampf zur Anwendung von Gewalt
ausschließt, wenn es denn keine anderen Mittel mehr gibt, die angestrebten
Reformen durchzusetzen.“
Der spanische
Historiker Ricardo de la Cierva beschreibt in seinem Buch „Jesuiten, Kirche und Marxismus“ folgendermaßen
die wichtigsten Aspekte der TFP-Studie: „Der ideologische Schlüssel der
Basisgemeinden ist fast immer in der Befreiungstheologie zu suchen. (...)
Wenngleich sie von ihren Förderern als eine Reihe loser Punkte hingestellt
werden, weisen die Gelehrten der TFP nach, dass es sich in Wirklichkeit um ein
wohl geordnetes Netz handelt, das seine Anregungen vom linken Flügel der
Bischofskonferenz erhält. (...) Einer der Schlüssel der Basisgemeinden besteht
in der schismatischen Tendenz, eine neue Kirche zu bilden, die im Gegensatz zur
traditionellen Kirche steht.“[2]
Der spanische
Historiker zeigt sich auch von der Unterstützung überrascht, die die
institutionelle Kirche diesen aufsässigen Basisgemeinden angedeihen ließ: „Die
brasilianische Bischofskonferenz ist die mitgliederstärkste auf der Welt. (...)
Sie wird von einer ,schweigenden Mehrheit‘ gebildet, die meistens von einer
linken, liberationistischen Minderheit beherrscht wird, zu der höchstens 60
Bischöfe gehören, die aber bei den Entscheidungen oft die ‚Mitte‘ auf ihre
Seite zu ziehen versteht. (...) Das ist derselbe linke Flügel des
brasilianischen Episkopats, der die Bewegung der Basisgemeinden kontrolliert,
die in der brasilianischen Gesellschaft eine völlig neue Form politischen
Wirkens eingeführt haben, die die Basisgemeinden als Ganzes zu einer ,aufstrebenden Kraft bei den Wahlen‘ macht.“
Am 6. August
1984 hat die Glaubenskongregation die Instruktion Libertatis Nuntio
veröffentlicht, in der die „Befreiungstheologie“ endgültig verurteilt wird.
Darauf folgte am 22. März 1986 eine zweite Instruktion, Libertatis Conscientia, über die
christliche Freiheit und Befreiung; sie sollte als eine „positive“ Stellungnahme
zu dem angesprochenen Thema verstanden werden. Die beiden von Johannes Paul II.
genehmigten Schriften bilden eine einzige Botschaft, die einen Schlussstrich
unter die Ansprüche der neuen theologischen Strömung und der von dieser
inspirierten Bewegung der kirchlichen Basisgemeinden setzt.
Der doktrinäre
und praktische Beitrag der TFP zum Kampf gegen die Befreiungstheologie in Lateinamerika
ist nicht zu leugnen. Zehn Jahre nach dieser Denunzierungskampagne hat P.
Joseph Comblin, einer der Vorläufer der Befreiungstheologie, der von der TFP
mehrmals denunziert worden war, in einem Interview zugegeben, dass die CEBs
1993 endlich „im abseits stehen und überall gegeißelt und niedergeschmettert
werden. Heute bilden sie lediglich Minderheiten ohne Einfluss in der Gesamtheit
der örtlichen Kirchen“.
1 Plinio Corrêa de Oliveira besteht auf der Tatsache, dass der moderne Staat
vor allem in Brasilien neben den drei herkömmlichen Gewalten (Exekutive,
Legislative und Judikative) von zwei weiteren, zwar „informellen” aber
nichtsdestoweniger einflussreichen Gewalten beherrscht wird: von den
Kommunikationsmitteln und dem Episkopat. „In einem kürzlich erschienen Buch
habe ich behauptet, dass es in Brasilien nicht nur die drei Gewalten Exekutive,
Legislative und Judikative gibt, sondern noch zwei weitere, die heute einen
weitaus größeren Einfluss auf die Öffentlichkeit ausüben. Die vierte Gewalt ist
die Publizistik, deren Prestige sich vor allem auf die Gutgläubigkeit der
Einfältigen als auf die Zustimmung der wirklich Gebildeten stützt. Die fünfte
Gewalt ist die CNBB, die von wenigen, ehrenvollen Ausnahmen abgesehen, mehr
ihren Einfluss mehr auf die Leichtgläubigen als auf die wirklichen Männer des
Glaubens ausübt.“ (Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „Prevenindo para tonificar“, in Folha de S. Paulo, 5. Juli 1983) Vgl.
auch ders. „Ditatorialismo publicitário
centrista“, in Folha de S. Paulo, 10.
August 1983.
2 Ricardo DE LA CIERVA, Jesuítas,
Iglesia y Marxismo, 1965-1985. La Teología de la liberación desenmascarada, Plaza
& Janés Editores, Madrid 1986, S. 116-118.
Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20.
Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und
DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel V, Abschnitt 7, SS 200-202.
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