Pontifikalamt in der Kirche der Benediktinerabtei in São Paulo |
Predigt von Weihbischof
Athanasius Schneider im Pontifikalamt
zum Andenken an den 20. Todestag von
Prof. Plinio Corrêa de Oliveira
in der Kirche der Benediktinerabtei St. Benedikt
in São Paulo, Brasilien
Nach dem Kalender der
traditionellen römischen Liturgie, feiern wir heute das Fest der heiligen Theresia
vom Kinde Jesu. Die göttliche Vorsehung hat dieses Fest mit dem Geburtstag von
Plinio Corrêa de Oliveira zum ewigen Leben in Übereinstimmung gebracht. Die hl.
Theresia war eine Prophetin der Neuzeit, als sie uns daran erinnerte, dass die
Gnaden der geistigen Kindheit die wirksamsten Mittel sind, die persönliche
Heiligkeit zu erreichen, und um gegen die bösen Geister und die Feinde der
Kirche zu kämpfen. Die hl. Theresia hatte auch eine große Liebe zur Kirche und da
Maria die Mutter der Kirche ist, war sie auch eine völlig marianische Seele. Ein
authentisches Kind der Kirche zu sein bedeutet, zugleich eine marianische Seele
zu sein. Die hl. Theresia schrieb: „Im Herzen meiner Mutter, der Kirche, werde
ich die Liebe sein, so werde ich alles sein, so wird mein Traum in Erfüllung
gehen.“
Diese feurigen Worte
erklingen wie ein Echo im folgenden persönlichen Zeugnis von Plinio Corrêa de
Oliveira im Jahr 1978, am Jahrestag seiner Taufe: „Das ist meine Haltung an jedem
Tag, in jeder Minute, in jedem Augenblick: den Blick ständig auf die
katholische Kirche gerichtet, um von ihrem Geist durchdrungen zu werden, um sie
in mir zu haben. Und sollte sie von allen Menschen verlassen werden, und soweit
dies möglich wäre, ohne dass sie aufhörte zu existieren, möchte ich sie
vollständig in meiner Seele haben. Ich möchte nur für die Kirche leben. So dass
ich in der Stunde meines Todes sagen kann: Wahrlich, ich war ein katholischer
Mann, durch und durch apostolisch, römisch, römisch, römisch!“
„Vir totus catholicus et apostolicus plene Romanus.“ Die Inschrift, die wir auf seinem Grabstein lesen auf dem Friedhof Consolação (in São Paulo), gibt uns ein Überblick und eine Zusammenfassung seines gesamten geistlichen Lebens und der Mission, die ihm von Gott anvertraut wurde. Römisch, apostolisch, katholisch sein, bedeutet liebesentflammt für die Kirche sein, die Christus selbst ist als sein mystischer Leib. Die Kirche ist das Reich Christi durch Maria: „Regnum Christi per Mariam“, „Adveniat regnum tuum per Mariam“. Die Ankunft der vollständigen Verwirklichung des Reiches Christi in der Kirche durch Maria, das ist das Motto und der Kern der Lehre und den Apostolates des hl. Ludwig von Montfort. Man kann sagen, dass es der Kern, das Herz, des gesamten Lebens und Wirkens von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira war.
Einer der erfolgreichsten
Wege, das geistliche Reich Christi durch Maria zu fördern, ist die vollständige
Weihe an Maria, das heilige Sklaventum aus Liebe. Das heilige Sklaventum war
der spirituelle Weg vieler Heiligen, die in der Schule des Heiligen Herzens, gelernt
haben Gott zu lieben und seinen heiligen Willen zu tun. Heiligen wie die hll. Johannes
Maria Vianney, Johannes Bosco, Dominicus Savio, Teresa, Gemma Galgani, Pius X.,
Pio von Pietrelcina und vielen anderen unserer Zeit haben in der vollkommenen Weihe
an die Heilige Jungfrau nicht nur als eine einfache Andacht betrachtet, sondern
als die perfekte Andacht, genau wie sie Jesus wollte, als er uns zu Kindern
seiner heiligsten Mutter gemacht hat. Prof. Plinio hat dieses heilige
Sklaventum nicht nur in aller Treue gelebt, sondern er wurde auch ein wahrer
Apostel dieser totalen Hingabe an Maria.
Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort |
Im Zweifel zwischen dem Weg
der Sühne in Abgeschiedenheit, wie es die hl. Theresia tat, die er zutiefst
bewunderte, und dem Weg des offenen Kampfes gegen die Revolution zu wählen, schrieb
Prof. Plinio: „Ich beschloss, einen Aspekt des von der hl. Theresia gelehrten
Weges zu übernehmen, der darin besteht, Gott Unserem Herrn um nichts zu bitten
und nichts zu verweigern. Er besteht darin, alles zu akzeptieren, dass er mir
schicken möchte. ‚Si fieri potest
transeat ad me calix iste.‘ Ich beschloss, den Kelch bis zur Neige trinken,
den mir Gott reichen wollte, mein Opfer bis zum Ende zu vollbringen. Also hörte
ich auf, Unserem Herrn irgendetwas für mich zu erbitten, und mich ganz in die
Hände Unserer Liebe Frau hingeben.“
Mit alle Fasern seiner Seele wünschte
Plinio Corrêa de Oliveira für die Verteidigung der Kirche und der christlichen
Zivilisation zu kämpfen. Dieser Kampf schloss die Möglichkeit nicht aus, zu
sterben. Er würde sich glücklich fühlen, wenn kämpfend sterben könnte. Ein Tod
ohne Kampf war seiner Seele zuwider: „Sterben ist schön. Die Märtyrer sind gestorben,
die Opfer der Französischen Revolution sind gestorben. Sich selbst als Opfer darzubringen
ist schön! Ein Kranker, der im Bett stirbt, kann sich als Opfer darbringen. Die
hl. Theresia vom Kinde Jesu hat sich als Opferlamm angeboten. Aber der Tod im
Kampf hat seine eigene besondere Schönheit.“
Bei einer anderen Gelegenheit
sagte er: „Das Schöne ist nicht Gott zu bitten, er möge uns den Kampf ersparen.
Genau das Gegenteil ist Sache! Nie ist meine Berufung schöner, wenn ich kämpfen
muss! Hier erscheint der Kampf in all seiner Pracht. So nimmt der Kampf den
Charakter einer Bestätigung des Absoluten an. Gott wohnt in der Seele die kämpft.
Wer für die Kirche und für die christliche Zivilisation kämpft, spürt in der
Seele die Berührung der Absolutheit Gottes. Und das ist es, was einen zum
Helden werden lässt, auch wenn er zerquetscht sterben sollte.“
Der Kampf Prof. Plinio war
kein physischer und blutiger Kampf, wie sie zum Beispiel die Kreuzfahrer
führten, aber ein kultureller und moralischer Kampf gegen die Feinde der
Kirche, der typisch für die Zeit ist, in der er lebte. In diesem Zusammenhang
schrieb er: „Ich gebe nicht mein Blut hin, aber mein ganzes Leben. Es sind Stunden
um Stunden der aufmerksamen Beobachtungen, der Mühen, der Eingriffe, der
Einsätze. Das ist mein Leben! Das ist mein Opfer, so dass jeder Hieb der Gegenrevolution
ein Treffer ist. Ich tue dies mit dem Schwung, mit dem die Kreuzfahrer sich in
den Angriff auf Jerusalem warfen. Es ist diese Dynamik, die mir den Mut gibt so
viele Opfer zu bringen. Ich sehe jede kleine oder große Episode des gegenrevolutionären
Kampfes nicht wie eine langweilige, schwer durchzuführende Tat, eine kleine
Episode in meinem täglichen Leben. Nein! Im Kampf und im Opfer ist mein
tägliches Leben in ein übernatürliches Licht getaucht, und projiziert sich auf eine
viel höhere und schönere Ebene. In diesem Licht sehe ich die Schönheit all dessen,
was ich tue.“
Er kämpfte für die
Muttergottes: „Wenn ich die Wahl hätte, so würde ich gerne die Jungfrau lobend
sterben, und trotz meines Alters, würde ich gerne kämpfend sterben, zum
Beispiel in der Verteidigung ihres Bildes. Ich würde gerne in einer Kirche
unter dem Altar begraben werden, so dass der Priester jedes Mal wenn er die Messe
feiert, sie über meinen Körper feiert.“
Plinio Corrêa de Oliveira, Prior des 3. Ordens der Karmelitaner |
Der Schlüssel zum Verständnis
des intensiven geistlichen Lebens und den heroischen Eifer für das Reich
Christi, dieser beiden auserwählten Seelen ist die Vermittlung Mariens. Beiden
lächelte die Madonna in jungen Jahren zu und wählte sie als bescheidene
Instrumente, um die Mächtigen dieser Welt und das Reich des Bösen zu verwirren.
Am Festtag der hl. Therese,
den zwanzigsten Jahrestag des Ablebens von Plinio Corrêa de Oliveira, hören wir
die Worte der Heiligen von Lisieux: „Ich möchte singen, o Maria, weil ich dich
liebe. Dein Name ist so süß, dass er mein Herz zum Schwingen bringt. Bald fühle
ich die Harmonie deiner Stimme. Bald werden wir dich im schönen Himmel sehen.
Du, die du gekommen bist und mir zulächeltest in der Morgendämmerung meines
Lebens, komme wieder und lächele mir noch einmal zu. Liebe Frau, der Tag neigt
sich. Aber ich habe keine Angst vor dem erhabenen Glanz deiner Herrlichkeit.
Mit dir habe ich gelitten und gekämpft, und jetzt will ich auf deinem Schoß
singen, o Maria, weil ich dich liebe. Ich werde für alle Ewigkeit immer
wiederholen: Ich bin deine Tochter!“
Amen.
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