Dienstag, 1. Oktober 2019

Plinio Corrêa de Oliveira und die hl. Theresia vom Kinde Jesu

Pontifikalamt in der Kirche der Benediktinerabtei in São Paulo
Predigt von Weihbischof Athanasius Schneider im Pontifikalamt
zum Andenken an den 20. Todestag von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira
in der Kirche der Benediktinerabtei St. Benedikt in São Paulo, Brasilien

Liebe Brüder in Unserem Herrn Jesus Christus!
Nach dem Kalender der traditionellen römischen Liturgie, feiern wir heute das Fest der heiligen Theresia vom Kinde Jesu. Die göttliche Vorsehung hat dieses Fest mit dem Geburtstag von Plinio Corrêa de Oliveira zum ewigen Leben in Übereinstimmung gebracht. Die hl. Theresia war eine Prophetin der Neuzeit, als sie uns daran erinnerte, dass die Gnaden der geistigen Kindheit die wirksamsten Mittel sind, die persönliche Heiligkeit zu erreichen, und um gegen die bösen Geister und die Feinde der Kirche zu kämpfen. Die hl. Theresia hatte auch eine große Liebe zur Kirche und da Maria die Mutter der Kirche ist, war sie auch eine völlig marianische Seele. Ein authentisches Kind der Kirche zu sein bedeutet, zugleich eine marianische Seele zu sein. Die hl. Theresia schrieb: „Im Herzen meiner Mutter, der Kirche, werde ich die Liebe sein, so werde ich alles sein, so wird mein Traum in Erfüllung gehen.“
Diese feurigen Worte erklingen wie ein Echo im folgenden persönlichen Zeugnis von Plinio Corrêa de Oliveira im Jahr 1978, am Jahrestag seiner Taufe: „Das ist meine Haltung an jedem Tag, in jeder Minute, in jedem Augenblick: den Blick ständig auf die katholische Kirche gerichtet, um von ihrem Geist durchdrungen zu werden, um sie in mir zu haben. Und sollte sie von allen Menschen verlassen werden, und soweit dies möglich wäre, ohne dass sie aufhörte zu existieren, möchte ich sie vollständig in meiner Seele haben. Ich möchte nur für die Kirche leben. So dass ich in der Stunde meines Todes sagen kann: Wahrlich, ich war ein katholischer Mann, durch und durch apostolisch, römisch, römisch, römisch!“

„Vir totus catholicus et apostolicus plene Romanus.“ Die Inschrift, die wir auf seinem Grabstein lesen auf dem Friedhof Consolação (in São Paulo), gibt uns ein Überblick und eine Zusammenfassung seines gesamten geistlichen Lebens und der Mission, die ihm von Gott anvertraut wurde. Römisch, apostolisch, katholisch sein, bedeutet liebesentflammt für die Kirche sein, die Christus selbst ist als sein mystischer Leib. Die Kirche ist das Reich Christi durch Maria: „Regnum Christi per Mariam“, „Adveniat regnum tuum per Mariam“. Die Ankunft der vollständigen Verwirklichung des Reiches Christi in der Kirche durch Maria, das ist das Motto und der Kern der Lehre und den Apostolates des hl. Ludwig von Montfort. Man kann sagen, dass es der Kern, das Herz, des gesamten Lebens und Wirkens von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira war.
Einer der erfolgreichsten Wege, das geistliche Reich Christi durch Maria zu fördern, ist die vollständige Weihe an Maria, das heilige Sklaventum aus Liebe. Das heilige Sklaventum war der spirituelle Weg vieler Heiligen, die in der Schule des Heiligen Herzens, gelernt haben Gott zu lieben und seinen heiligen Willen zu tun. Heiligen wie die hll. Johannes Maria Vianney, Johannes Bosco, Dominicus Savio, Teresa, Gemma Galgani, Pius X., Pio von Pietrelcina und vielen anderen unserer Zeit haben in der vollkommenen Weihe an die Heilige Jungfrau nicht nur als eine einfache Andacht betrachtet, sondern als die perfekte Andacht, genau wie sie Jesus wollte, als er uns zu Kindern seiner heiligsten Mutter gemacht hat. Prof. Plinio hat dieses heilige Sklaventum nicht nur in aller Treue gelebt, sondern er wurde auch ein wahrer Apostel dieser totalen Hingabe an Maria.
Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort
Der innigste Ausdruck der Ganzhingabe an Maria, das heißt, des heiligen Sklaventums, zeigt sich in dem Wunsch nach einer vollständigen und bedingungslosen Hingabe seines Lebens als ein Opfer, um das Reich Christi zu verbreiten und das Reich des Anti-Christen zu verdrängen. Die innere Stimme der Gnade, die zur Seele von Prof. Plinio sprach, hat ihn aufgerufen, den gegenrevolutionären Kampf aufzunehmen. Es war, wie ein prophetischer Blitz der die Wolken seiner Zukunft durchbrochen hat: er sollte nicht sterben, sondern leben, um zu kämpfen. In diesem Kampf gegen das gegenwärtige anti-christliche Reich wurde Prof. Plinio, im Geist der hl. Theresia, geführt vom Wunsch der Ganzhingabe seinerselbst als Opfer für die Kirche und für die christliche Zivilisation.
Im Zweifel zwischen dem Weg der Sühne in Abgeschiedenheit, wie es die hl. Theresia tat, die er zutiefst bewunderte, und dem Weg des offenen Kampfes gegen die Revolution zu wählen, schrieb Prof. Plinio: „Ich beschloss, einen Aspekt des von der hl. Theresia gelehrten Weges zu übernehmen, der darin besteht, Gott Unserem Herrn um nichts zu bitten und nichts zu verweigern. Er besteht darin, alles zu akzeptieren, dass er mir schicken möchte. ‚Si fieri potest transeat ad me calix iste.‘ Ich beschloss, den Kelch bis zur Neige trinken, den mir Gott reichen wollte, mein Opfer bis zum Ende zu vollbringen. Also hörte ich auf, Unserem Herrn irgendetwas für mich zu erbitten, und mich ganz in die Hände Unserer Liebe Frau hingeben.“
Mit alle Fasern seiner Seele wünschte Plinio Corrêa de Oliveira für die Verteidigung der Kirche und der christlichen Zivilisation zu kämpfen. Dieser Kampf schloss die Möglichkeit nicht aus, zu sterben. Er würde sich glücklich fühlen, wenn kämpfend sterben könnte. Ein Tod ohne Kampf war seiner Seele zuwider: „Sterben ist schön. Die Märtyrer sind gestorben, die Opfer der Französischen Revolution sind gestorben. Sich selbst als Opfer darzubringen ist schön! Ein Kranker, der im Bett stirbt, kann sich als Opfer darbringen. Die hl. Theresia vom Kinde Jesu hat sich als Opferlamm angeboten. Aber der Tod im Kampf hat seine eigene besondere Schönheit.“
Bei einer anderen Gelegenheit sagte er: „Das Schöne ist nicht Gott zu bitten, er möge uns den Kampf ersparen. Genau das Gegenteil ist Sache! Nie ist meine Berufung schöner, wenn ich kämpfen muss! Hier erscheint der Kampf in all seiner Pracht. So nimmt der Kampf den Charakter einer Bestätigung des Absoluten an. Gott wohnt in der Seele die kämpft. Wer für die Kirche und für die christliche Zivilisation kämpft, spürt in der Seele die Berührung der Absolutheit Gottes. Und das ist es, was einen zum Helden werden lässt, auch wenn er zerquetscht sterben sollte.“
Der Kampf Prof. Plinio war kein physischer und blutiger Kampf, wie sie zum Beispiel die Kreuzfahrer führten, aber ein kultureller und moralischer Kampf gegen die Feinde der Kirche, der typisch für die Zeit ist, in der er lebte. In diesem Zusammenhang schrieb er: „Ich gebe nicht mein Blut hin, aber mein ganzes Leben. Es sind Stunden um Stunden der aufmerksamen Beobachtungen, der Mühen, der Eingriffe, der Einsätze. Das ist mein Leben! Das ist mein Opfer, so dass jeder Hieb der Gegenrevolution ein Treffer ist. Ich tue dies mit dem Schwung, mit dem die Kreuzfahrer sich in den Angriff auf Jerusalem warfen. Es ist diese Dynamik, die mir den Mut gibt so viele Opfer zu bringen. Ich sehe jede kleine oder große Episode des gegenrevolutionären Kampfes nicht wie eine langweilige, schwer durchzuführende Tat, eine kleine Episode in meinem täglichen Leben. Nein! Im Kampf und im Opfer ist mein tägliches Leben in ein übernatürliches Licht getaucht, und projiziert sich auf eine viel höhere und schönere Ebene. In diesem Licht sehe ich die Schönheit all dessen, was ich tue.“
Er kämpfte für die Muttergottes: „Wenn ich die Wahl hätte, so würde ich gerne die Jungfrau lobend sterben, und trotz meines Alters, würde ich gerne kämpfend sterben, zum Beispiel in der Verteidigung ihres Bildes. Ich würde gerne in einer Kirche unter dem Altar begraben werden, so dass der Priester jedes Mal wenn er die Messe feiert, sie über meinen Körper feiert.“
Plinio Corrêa de Oliveira,
Prior des 3. Ordens der Karmelitaner
Die göttliche Vorsehung hat zwei Seelen zusammengeführt, zwei blühende Blumen im geistigen Garten des Karmel: die hl. Theresia und Prof. Plinio, der lange Jahre Mitglied und Prior des Dritten Ordens der Karmelitaner war, dessen Geist er sein ganzes Leben lang beibehalten hat. Diese zwei Seelen waren sehr unterschiedlich in ihren jeweiligen Außenmissionen, wie gleichartig in ihren inneren Leben. Eine Seele war die kleine Frühlingsblume von Lisieux, eine andere die von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, ein außergewöhnlicher ‚Miles Christi‘, ein wahrer Ritter Christi in unserer Zeit. Nur Gott könnte eine kleine Frühlingsblume und einen furchtlosen Ritter vereinen. Doch diese Seelen waren vereinigt in der flammenden Liebe zur die Kirche, zur Heiligen Jungfrau Maria, im bedingungsloser Opferbereitschaft zu unserem Herrn Jesus Christus. Sie waren vereint in der Verteidigung des Reiches Christi auf Erden durch Maria: Ad Jesum per Mariam!
Der Schlüssel zum Verständnis des intensiven geistlichen Lebens und den heroischen Eifer für das Reich Christi, dieser beiden auserwählten Seelen ist die Vermittlung Mariens. Beiden lächelte die Madonna in jungen Jahren zu und wählte sie als bescheidene Instrumente, um die Mächtigen dieser Welt und das Reich des Bösen zu verwirren.
Am Festtag der hl. Therese, den zwanzigsten Jahrestag des Ablebens von Plinio Corrêa de Oliveira, hören wir die Worte der Heiligen von Lisieux: „Ich möchte singen, o Maria, weil ich dich liebe. Dein Name ist so süß, dass er mein Herz zum Schwingen bringt. Bald fühle ich die Harmonie deiner Stimme. Bald werden wir dich im schönen Himmel sehen. Du, die du gekommen bist und mir zulächeltest in der Morgendämmerung meines Lebens, komme wieder und lächele mir noch einmal zu. Liebe Frau, der Tag neigt sich. Aber ich habe keine Angst vor dem erhabenen Glanz deiner Herrlichkeit. Mit dir habe ich gelitten und gekämpft, und jetzt will ich auf deinem Schoß singen, o Maria, weil ich dich liebe. Ich werde für alle Ewigkeit immer wiederholen: Ich bin deine Tochter!“
Amen.

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