Plinio Corrêa de Oliveira
Rede vom 17. März 1934 „Tagebuch
der Versammlung“, Ansprache von Dr. Plinio Corrêa de Oliveira in der
Konstituierenden Versammlung, Pater Anchieta, Sitzungssaal, 17. März 1934
P. Anchieta, Das Evangelium im Dschungel (Benedito Calixto) |
Antrag
Nr. 1
Der
einstimmigen Haltung der Bevölkerung von São Paulo nachkommend, die in Anchieta
ein Grund des legitimen Stolzes für ganz Brasilien anerkennt, sich jedoch in
besonderer Weise durch die glorreiche Rolle verbunden fühlt, die er bei der
Gründung von São Paulo inne hatte.
In
Anbetracht, dass das brasilianische Volk zu Recht erfreut am 19. März das vierhundertjährige
Bestehen von Anchieta mit begeisterten Feierlichkeiten begehen wird, die die
Bewunderung zum Ausdruck bringen, die dem Apostel der Neuen Welt
entgegengebracht wird;
In
Anbetracht, dass diese Feierlichkeiten bereits mit der vorläufigen Regierung in
Verbindung gebracht wurden, die den 19. März zu einem nationalen Feiertag
erklärt hat;
In
Anbetracht, dass diese Verfassunggebende Versammlung sich ihrerseits nicht
entziehen kann, den Verdiensten und Leistungen von P. José de Anchieta ihre
Bewunderung auszudrücken, da sie unauslöschlich mit Dankbarkeit in allen
brasilianischen Herzen eingeschrieben sind:
Stellen
wir den Antrag an die Konstituierende Versammlung, im heutigen Protokoll der
Arbeiten die tiefe Anerkennung der brasilianischen Nation zu verzeichnen, dem,
der ihr alle Schätze seiner unbesiegbaren Tugend und seiner fruchtbaren
Erfindungsgabe gewidmet hat und unsere Geschichte auf ihren ersten Seiten zu
einem Grad von Schönheit erhoben hat, der sich kein anderes Land, auch nicht unter
den berühmtesten und ältesten, rühmen kann, sie je übertroffen zu haben.
Sitzungssaal, am 17. März
1934.- (u.) Plinio Corrêa de Oliveira - Alcântara Machado - Cincinato Braga -
... - A. Moraes Andrade.
Nach
Einreichung des Antrags wird dem Abgeordneten Plinio Corrêa de Oliveira da Wort
erteilt.
-
Herr Präsident – Nachdem ich von der Partei, der ich die Ehre habe anzugehören,
die Aufgabe erhalten habe, mit kurzen Worten die Abstimmung einzuleiten, um vor
dieser hohen Versammlung die Gelegenheit und den gesamten Ursprung einer
besonderen Ehrung an Anchieta hervorzuheben, überkam mich die qualvolle
Überzeugung von der Unmöglichkeit dieser Aufgabe, zu der ich ausgezeichnet
wurde, gerecht zu werden.
Tatsächlich,
die Tugenden zu preisen, für die das brasilianische Volk eine Bewunderung
erweist, die heute schon ihren Höhepunkt erreicht hat; Taten rühmen, die in
sich selbst und in den Ergebnissen, die sie hervorgebracht haben, die größte
Verherrlichung erfahren, so dass die Stimme der größten Beredsamkeit schwach
wird angesichts von Tatsachen, die ihr Lob über alles Lob erheben; ist das
nicht Verwegenheit, besonders im Schoß einer Versammlung, in der schon so viele
auserlesenste Geister bereits ihr Talent eingesetzt haben, um Anchieta in
Werken von unbestreitbarem Wert zu feiern?
Und
unwillkürlich kam mir die Frage in den Sinn, die der Apostel der Neuen Welt in
der Einleitung des Gedichts stellte, das er in den weißen Sand der Küste von
São Paulo schrieb: „Sileam an loquar, Sanctissima Mater“ (Schweigen oder reden,
allheiligste Mutter…).
Er
wusste, seine eigenen Akzente zu finden um das höchste Geschöpf zu preisen, diejenige,
die von den Propheten bereits vor ihrer Geburt besungen wurde und von allen
nachfolgenden Generationen als gebenedeit bezeichnet wurde.
Sollte
auch ich nach neuen Worten suchen, um denjenigen zu feiern, der in der Größe
seiner Tugenden und der Stärke seines Genies, ein lebendiger Segen derjenigen
zu sein scheint, die er mit so viel Liebe besungen hat?
Nein,
Lob ist nur dann nötig, wenn das Vergessen ein ruhmreiches Gedächtnis mit
seinem Moos zu bedecken beginnt oder wenn Verleumdung einen makellosen Ruf mit
Schlamm überzieht.
Weder
Vergessen noch Verleumdung verhüllen den Glanz der Herrlichkeit von
Anchieta, der heute die Sonne ist, die im Zenit der brasilianischen Geschichte
leuchtet.
Seine
Gestalt erhebt sich an den Oberläufen unserer Geschichte und präsidiert die
Bildung der Landesgesinnung mit seiner heroischen Kraft und seiner Tugend als
Heiliger.
Ähnliche
Figuren, die wir an den Entstehungsquellen einer großen Anzahl berühmter
Nationen sehen, erstrahlen im Allgemeinen in einem aggressiven Eifer wilder und
rücksichtsloser Helden und erobern die Berühmtheit mal in gerechten Kriegen,
mal in unqualifizierbaren Beuteüberfällen.
Ihre
Existenz wird in Frage gestellt, und ihre Größenordnungen sind Fantasien, die
von nationalistischem Stolz gestrickt sind, die sich durch das unparteiische
Studium der Geschichte gänzlich zunichte machen. Und das von Romulus bis
Wilhelm Tell.
Im
Gegensatz dazu ging Anchieta in einem Triumphwagen in die Geschichte ein, der
nicht von Gefangenen und Verlierern gezogen wurde, und weder Schmerz war Teil seines
Zuges, noch feierten Kriegshymnen seinen Triumph, noch waren die Rüstungen sein
Gewand.
Zwischenruf
Abg. Arruda Falcão - Die herausragende Figur von Anchieta erneuert sich in
jeder Phase unserer Geschichte zunehmend.
Weiter Abg. Plinio Corrêa de Oliveira – Als Kleid diente ihm das weiße
Gewand seiner makellosen Unschuld.
Eine
Rasse, die er aus einem Leben in der Wildnis befreit, und gegen die
Gefangenschaft verteidigt hatte, bildete seinen friedlichen Siegeszug, und eine
ganze Nation, die er zur größeren Ehre Gottes aufzubauen half, indem er den
Groll der Menschen und die Wildheit der Tiere zähmte, zur Erfüllung der
Verheißung des Evangeliums: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das
Land erben.
Aber
ich habe mich inkorrekt ausgedrückt, Herr Präsident, als ich sagte, dass der
Schmerz in seinem Siegeszug nicht aufgetaucht war: Es war der Nimbus, der ihn
umstrahlte. Es war der christliche Schmerz des Pelikans, der den Märtyrer und
den Heiligen mit Bitterkeit erfüllt, aber alle mit Sanftmut umgibt, die sich
ihm nähern.
Er
hatte sein Leben damit verbracht, Rosen zu verteilen... Und die Dornen, hatte
er in der Mühe des Apostolats für sich behalten.
In
Anchieta, „vas electionis“ (auserwähltes Gefäß), spross eine Blume der Tugend
hervor, und diese Blume hat er über ganz Brasilien gesät: Es ist die milde Sanftmut,
verbunden mit der ruhigen, aber unerbittlichen Energie, die die Achse unserer
Seele ist.
In
seinem Buch über Anchieta, sagt Celso Vieira, gibt es auf der Kanarischen Insel
einen Hügel, von dem aus der Wanderer dank eines merkwürdigen visuellen
Phänomens seine eigene Figur in sieben Farben am Himmel projiziert betrachten
kann, in einer wunderbaren Vision der Herrlichkeit.
Anchieta
ist die Krönungsgestalt unserer Geschichte. Und das visuelle Phänomen, das
Celso Vieira beschreibt, ist nichts anderes als das großartige Symbol seines
Schicksals und der Nation, die er gründen würde.
Gegenwärtig
hat Brasilien in seinem historischen Lauf einen Höhepunkt erreicht, von dem aus
man gleichzeitig gewundene Pfade sehen kann, die zu dunklen Tälern führen und
helle Pfade zu neuen Anstiegen.
Deshalb
sollten wir in dieser Stunde enormer Verantwortung den Charakter stählen in der
anerkennenden Betrachtung der größten Gestalt unserer Vergangenheit und, unsere
Blicke abwendend von den Abgründen, die uns versuchen, in einer Geste des
Vertrauens in Gott nach oben schauen, um voraussehend, unsere ruhmreiche Heimat
durch die vollständige Verwirklichung ihrer vorsehungsgeschichtlichen Mission in
sieben Farben am Himmel der Zukunft betrachten können
(Sehr gut; sehr gut. Applaus. Begrüßungen
des Redners)
Quelle: Übersetzung des
Originals auf Portugiesisch in
©
Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen