Kampagne der TFP ermutigt das litauische Volk
Angesichts dieser Lage beschloss Plinio Corrêa de Oliveira, eine große weltweite Kampagne der „Gesellschaften zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“ (TFP) in die Wege zu leiten, um mit Hilfe einer Unterschriftensammlung zur Unterstützung der Unabhängigkeit Litauens aufzurufen. Denn nur eine moralische Erhebung all derer, die sich der kommunistischen Diktatur widersetzten, konnte Litauen vor der Gefahr schützen, infolge von Machenschaften oder aus politischem bzw. militärischem Kalkül auf dem Alter des Sowjetregimes geopfert zu werden.
Die Unterschriftenkampagne nahm am 1. Juni 1990 in Brasilien ihren Anfang und erfasste nach und nach alle übrigen Schwestervereinigungen in 20 weiteren Ländern. Die TFP-Aktivisten entfalteten ihre roten Standarten mit dem goldenen Löwen und gingen, die Parolen der Kampagne skandierend, auf die Straßen: „Zu Deinen Gunsten, Litauen, erhebt sich nun ein stolzer, edler Protest.“
„Die 20 TFPs und ihre Büros sammeln Unterschriften von Menschen, die die unbändige Kraft lieben und bewundern, mit der Du, glaubensstarkes Volk, deine Unabhängigkeit verteidigst und den Atheismus zurückweist.“
„Christliches Litauen, freies Litauen, bleibe stark mit Entschiedenheit und Mut.“
„Weltweit schlagen Millionen von Herzen für dein Schicksal und beten für deine Unabhängigkeit.“
Der Unterschriftensammlung geht ein Schreiben an den Präsidenten Litauens, Herrn Vytautas Landsbergis voran, in dem es heißt:
„Die Unterzeichner verfolgen mit teilnahmsvoller Aufmerksamkeit das Drama, das Ihr edles Vaterland in diesen Tagen durchmacht.
In ihm erkennen sie eines der unschuldigen Opfer des verhängnisvollen Paktes vom 23. August 1939, der Litauen auf unrechtmäßige und gewaltsame Weise die Unabhängigkeit nahm. Und schaudernd verfolgten sie den Sturm der Hoffnung, der Litauen erzittern ließ, als sich ihm infolge der jüngsten Ereignisse die Möglichkeit auftat, nach 50 Jahren grausamer Gefangenschaft wieder seine Unabhängigkeit zu erlangen.
Wenn nun die Nebel der ruhelosen internationalen Lage Ihre gerade erst wiedererstandenen Hoffnungen erneut einzuschränken beginnen, sprechen wir uns mit unserem Protestruf gegen jede Art politischer Verhandlungen aus, die Ihnen angeboten wird, um die Durchführung des ruhmvollen Dekrets hinauszuschieben, mit dem Sie sich vor kurzem zu einem freien, unabhängigen Volk erklärt und stolz einen gebührenden Platz in der Gemeinschaft der Völker gefordert haben. In diesem Sinne, Herr Präsident, können Sie stets mit der Unterstützung, dem Respekt und der Bewunderung der Unterzeichner rechnen, die darauf Wert legen, Ihnen ihre Haltung gerade in diesem Augenblick mitzuteilen, in dem sich die Sache Ihrer Unabhängigkeit in einer kritischen Lage befindet.
Der edle Wahlspruch Ihres Volkes heißt „Lituania terra Mariae“. Wir flehen daher die hehre Patronin Ihres Landes an, sie möge Ihnen beistehen und Sie in Tapferkeit auf den Weg der sofortigen Anerkennung Ihrer Unabhängigkeit durch alle freien Völker führen.“
Am 19 Juni ließ die Regierung Litauens dem Leiter des Büros der TFP-Vereinigungen in Rom folgendes Dankesschreiben zugehen, das von dem damaligen Außenminister Algirdas Saudargas unterschrieben ist:
„Dankbar haben wir Ihr Unterstützungsschreiben im Namen der TFP-Organisationen erhalten. Richten Sie bitte im Namen von Herrn V. Landsbergis und in meinem Namen Herrn Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, dem Vorsitzenden des Nationalrats der brasilianischen TFP, unseren ganz besondern Dank für die Unterstützung in unserem Kampf für die Unabhängigkeit Litauens aus. Seine Arbeit ist uns in diesem schwierigen Moment für unser Vaterland hochwillkommen und ermutigend.
Ich habe erfahren, dass Ihre Organisationen eine Unterschriftensammlung für die Unabhängigkeit Litauens durchführen und dass sich bereits mehr als eine Million Menschen in die Listen eingetragen haben. Es ist dies eine der wichtigsten Initiativen moralischer Unterstützung, die wir bisher aus der westlichen Welt erhalten haben. Auch für diese Aktion danken wir Ihnen sehr.“
Das Parlament gibt nach.
Am 26. Juni verstärkte Gorbatschow den Druck auf die litauische Regierung weiter, indem er den Präsidenten Landsbergis nach Moskau einlud, um ihm die Aufhebung der Konsequenzen der Unabhängigkeitserklärung vorzuschlagen. Der litauische Staatschef nahm die Einladung an und reiste zusammen mit seiner Regierungschefin, Frau Kazimiera Prunskiene, nach Moskau. Nach ihrer Rückkehr unterbreiteten sie dem Parlament das Angebot Moskaus.
Bei der Abstimmung im Parlament wurde das sowjetische Angebot mit 66 gegen 35 Stimmen angenommen. In einer Erklärung der Legislative wurde festgelegt, dass die Auswirkungen der Unabhängigkeit während einer Frist von hundert Tagen nach Beginn der Verhandlungen mit Moskau ausgesetzt werden sollten. In derselben Erklärung hieß es auch, dass das Moratorium ipso facto aufgehoben würde, falls das Parlament daran gehindert würde, seinen Aufgaben ungehindert nachzugehen. Am 1. Juli wurde zwar die vom Moskauer Regime gegen Litauen verhängte Wirtschaftblockade aufgehoben, doch schon zwei Tage darauf kühlte eine Erklärung des sowjetischen Premierministers Nikolai Rischkow den Optimismus gewisser litauischer Amtsinhaber ab. Nach Rischkow wären 100 Tage „gerade genug, um prinzipielle Fragen zwischen beiden Partnern zu lösen“. Am 7. Juli wurde der Premierminister der UdSSR vor den Delegierten des 28. Kongresses der KPdSU noch deutlicher: Die Unabhängigkeit Litauens habe sich „strikt an die Vorschriften des sowjetischen Abspaltungsgesetzes zu halten“. Nach diesem Gesetz waren folgende Voraussetzungen zu erfüllen: 1. Durchführung einer Volksbefragung in Litauen. Eine Absonderung von der UdSSR konnte nur erfolgen, wenn mindestens zwei Drittel der Bevölkerung dem Antrag zustimmten. 2. Auch der Oberste Sowjet hatte der Absonderung zuzustimmen. 3. Die Sowjetunion sollte eine Reihe von Entschädigungen erhalten. 4. Es sei eine Übergangsfrist von fünf Jahren einzuhalten.
Das waren Bedingungen, wie sie der Löwe dem Lamm zu stellen pflegt. Auf gesetzlichem Wege war es damit praktisch unmöglich, Litauen unabhängig zu machen.
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Zuerst erschienen in Plinio Corrêa de Oliveira
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