Studie
Die Tradition der Vergessenheit
entrissen
und die Rolle von Plinio Corrêa de Oliveira
bei der Bildung der
internationalen religiösen Rechte
von Julio Loredo
In der revolutionären Mythologie schreitet
der historische Prozess ständig „voran“, d. h. zu immer liberaleren,
egalitäreren, toleranteren, weltlicheren, inklusiveren, kurz „moderneren“
Denk-, Fühl- und Lebensweisen. Mit anderen Worten, es geht immer Richtung
links. Unerbittlich.
Von „Unbehagen“
zur „Wiederbelebung“
An der Wende der 1960er und 1970er Jahre
schien dies eine unumstößliche Wahrheit zu sein. Während im kulturellen Bereich
die Giftstoffe des Jahres 1968 die moralischen und psychologischen Grundlagen
des Westens auflösten, schritt im gesellschaftspolitischen Bereich der
Kommunismus unverdrossen voran. Die Vereinigten Staaten, de facto der Führer der nichtkommunistischen Welt, zogen sich vor
allem nach der Vietnam-Katastrophe zurück. Das amerikanische Volk versank
psychologisch in etwas, das Analysten als „Unbehagen“
benannten, und als Zeichen eines nicht fernen Todes gedeutet wurde. Dieses „Unbehagen“ verbreitete sich dann in der
ganzen westlichen Welt.
Im kirchlichen Bereich feierten die
Befürworter der so genannten Hermeneutik des Bruchs und der Diskontinuität, die
das Zweite Vatikanische Konzil als die Geburt einer Neuen Kirche
interpretierten, ihren Sieg. Stark blies in der Kirche der Wind der so genannten
„Euphorie des Widerspruchs“. Überall triumphierte die progressive Linie.
Traditionalismus wurde fast buchstäblich auf eine unbedeutende Minderheit reduziert.
1979 begann sich jedoch alles zu ändern.
Im Mai gewann Margaret Thatcher die Wahlen
in Großbritannien und leitete damit eine konservative Wende ein, die innerhalb
weniger Jahre den sozialistischen Apparat zerschlug, der das Land mehr als ein
halbes Jahrhundert lang beherrscht hatte. Dann, im November 1980, gewann Ronald
Reagan die US-Wahlen und führte die Conservative
Movement an die Macht. Und auch hier wurde das Land von einer
kopernikanischen Wende getroffen. „The
Sixties are over! - Die Sechziger Jahre sind vorbei!“ war einer der am
häufigsten wiederholten Slogans. Es war der Beginn der „Conservative Revival“, der konservativen Wiederbelebung, die sich
dann über die ganze Welt ausbreitete und in vielen Ländern neue Rechte Regierungen
mit deutlicher religiöser Inspiration hervorriefen.
Im kirchlichen Bereich markierte das
Pontifikat von Johannes Paul II., wenn auch mit Licht und Schatten,
gleichermaßen einen Wendepunkt, von dem das Motu
proprio Ecclesia Dei (1988) das Beispiel gab, das erneut die Türen zur
tridentinischen Liturgie öffnete. Überall begann der Traditionalismus zu
wachsen, vor allem unter der Jugend. Es entstanden mehrere religiöse und
kirchliche Institute mit einer konservativ-traditionalistischen Ausrichtung.
Die Exzesse der progressiven Theologie wurden verurteilt. Dieser Wendepunkt
wurde im Pontifikat von Benedikt XVI. noch verstärkt, beispielsweise mit dem Motu proprio Summorum Pontificum, das
Situationen wie in der Kirche in Frankreich veränderte, in der fast die Hälfte
der neugeweihten Priester dem traditionellen Ritus angehören.
Die „Conservative
Revival“ wurde sowohl in ihren zeitlichen als auch in ihren religiösen
Aspekten von vielen Intellektuellen sehr detailliert und gründlich studiert.
Akademische Literatur ist zu diesem Thema reichlich vorhanden. Ein Punkt ist
jedoch noch nicht ausreichend erforscht: die Rolle Brasiliens und konkret die
von Professor Plinio Corrêa de Oliveira bei der Entstehung und Entwicklung
dieser Reaktion.
Um diese Lücke zu füllen, hat Benjamin A. Cowan kürzlich das Buch „Moral Majorities across the Americas. Brazil, the United States and the Creation of the Religious Right” veröffentlicht. (University of North Carolina Press, 2021, 294 S.). Professor Cowan ist ein Harvard-Absolvent und Professor für Geschichte an der University of California in San Diego.
Seine Forschungsarbeit ist erheblich.
Nicht weniger als 824 Fußnoten zeugen von der Fülle an Referenzen, mit denen
der Autor sein Werk bereichern wollte. Die meisten Quellen sind unveröffentlicht:
das persönliche Archiv von Msgr. Geraldo de Proença Sigaud; Berichte der
brasilianischen Geheimdienste; die Paul
Weyrich Papers der Manuskriptabteilung der Library of Congress; die
Diözesanarchive São Paulo und Diamantina; das Archiv des brasilianischen
Außenministeriums und viele mehr.
Wie bei jeder Arbeit der historischen
Analyse wären einige Unterscheidungen zu treffen, insbesondere von Seiten von
Personen wie mir, die an einigen der erwähnten Fakten teilgenommen haben oder
mit denen, die daran teilnahmen, engen Kontakt hatten. Trotzdem handelt es sich
um ein substanzielles Werk, das dazu bestimmt ist, die wissenschaftliche
Forschung zu diesem Thema zu konditionieren. Es sollte daran erinnert werden,
dass Professor Cowan ein Liberaler
ist und sich daher in einer ideologischen Position befindet, die den
untersuchten Realitäten entgegengesetzt ist. Er ist weit davon entfernt eine
Lobschrift verfasst zu haben, es ist vielmehr eine Kritik, manchmal sogar eine
sehr bissige.
Das Zweite Vatikanische Konzil
Das erste Kapitel ist dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewidmet.
Prof. Plinio Correa de Oliveira (Mitte mit Hut) auf dem Weg zum Konzil auf dem Petersplatz 1962 |
Trotz der umfangreichen Bibliographie, die
inzwischen über das Konzil vorliegt, vertritt Cowan die Ansicht, dass die
Wissenschaftler dem „entscheidenden
Handeln einer geschlossenen Gruppe von Brasilianern, die während und nach dem
Konzil daran arbeiteten, die Flut des Reformismus einzudämmen, noch nicht den gebührenden Stellenwert
eingeräumt haben. (...) Die zentrale Rolle der Brasilianer [in der
traditionalistischen Reaktion] wird gewöhnlich in den Schatten gestellt“
[1]. Übersehen werden zum Beispiel die Interventionen von Monsignore José
Maurício da Rocha, Bischof von Bragança Paulista, „Monarchist, entschiedener Antimodernist, Antikommunist und
Antiliberaler“. Besser bekannt, aber immer noch nicht gut erforscht, ist
das Vorgehen von Msgr. Geraldo de Proença Sigaud, Erzbischof von Diamantina,
und Msgr. Antonio de Castro Mayer, Bischof von Campos.
Erzbischof Geraldo P. Sigaud * |
Trotz der Tatsache, dass diese Gruppe „eine wichtige und in gewissem Sinne bahnbrechende Rolle in der Politik des traditionalistischen Katholizismus auf nationaler und transnationaler Ebene während und nach dem Konzil spielte, werden Mayer, Sigaud und die sensationelle TFP in der Geschichtsschreibung über die Entstehung der erzkonservativen katholischen Reaktion in der ganzen Welt oft nicht erwähnt. (...) Die Forschung hat diesen brasilianischen Beitrag weitgehend ignoriert. (...) In diesem ersten Kapitel möchte ich diesen Aktivismus der konservativen Brasilianer während des Zweiten Vatikanischen Konzils als ein Element des Aufbaus und der Entwicklung eines transnationalen katholischen Traditionalismus skizzieren. (...) Die Brasilianer waren keineswegs die wichtigste - und bisher vernachlässigte - Kraft hinter dem konservativen Widerstand im Zweiten Vatikanum“ [2].
Cowan behauptet natürlich nicht, dass dies
die einzige Komponente der traditionalistischen Reaktion während des Konzils
war. Er argumentiert lediglich, dass dem bisher nicht die gebührende
Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Die antiprogressistische Tätigkeit von
Plinio Corrêa de Oliveira, so Cowan, begann in den 1930er Jahren mit der
Gründung der Gruppe des Legionario
und setzte sich in den 1940er Jahren mit seiner Opposition gegen den Neomodernismus
innerhalb der „Katholischen Aktion“ und in den 1950er Jahren mit der Gründung
der Catolicismo-Bewegung fort. Zu
Beginn der 1960er Jahre hatte Plinios antimodernistisches Werk „in Brasilien Widerhall gefunden [und] hatte
auch [sogar] international bedeutende Auswirkungen, die dazu beitrugen, die
globale katholische Reaktion gegen Modernisierung und Säkularisierung zu formen
und zu unterstützen“ [3]. Als Dr. Plinio 1962 in Rom eintraf, hatte er also
bereits sehr klare Vorstellungen und einen perfekt ausgearbeiteten Schlachtenplan,
im Gegensatz zu so vielen anderen Konservativen, „die von der progressiven Wende des Konzils überrascht wurden“ [4].
In der Tat, erklärt Cowan „hat die TFP
die Ausrichtung des Konzils vorweggenommen und begonnen, sich zu organisieren,
bevor er begann“ [5]. In den Privatarchiven von Msgr. Sigaud finden sich
Berichte über Treffen mit Plinio Corrêa de Oliveira, bei denen ein Plan
ausgearbeitet wurde, um sich dem progressiven Angriff auf dem Konzil zu widersetzen,
bevor er in die Ewige Stadt ging.
Bischof Antonio de Castro Mayer |
Während des Konzils versammelten sich die
Traditionalisten im Coetus
Internationalis Patrum. Aus den Archiven von Bischof Sigaud geht hervor,
dass dieser bei der Gestaltung des Coetus
eine zentrale Rolle spielte und dabei stets von Plinio Corrêa de Oliveira
unterstützt wurde. Ihm gehören zum Beispiel die Manuskripte mit den „Entwürfen für die Struktur, die Sitzungen,
die Veröffentlichungen, die Aktivitäten und die Finanzierung“ des Coetus. In einem Brief an den
brasilianischen Außenminister, in dem er ihn um finanzielle Unterstützung bat,
schrieb Sigaud: „Ich kann [in Rom] keine freiwilligen
und zuverlässigen Mitarbeiter finden. Die brasilianischen Aktivisten hingegen
arbeiten nur im Geist der Hingabe zu unserer Sache, mit großer Effizienz und
Diskretion. (...) Sie sind Spezialisten, jeder in einem Aspekt des Konzils.
(...) Das Rückgrat des Coetus war immer und muss auch weiterhin diesen
brasilianischen Aktivisten anvertraut werden“ [8]. Cowan kommt zu dem
Schluss, dass „der Aktivismus der TFP
eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung des konservativen Blocks gespielt hat“.
Msgr. Marcel Lefèbvre selbst bezeichnete
die TFP als den „Leitungsausschuss“
des Coetus [9]. Eine Meinung, die der
französische Historiker Henri Fesquet teilt. Abschließend stellt Cowan fest: „Wie wir gesehen haben, gehörten Marcel Lefèbvre
und seine Anhänger zu denjenigen, die die Brasilianer als die Hauptakteure, ja
sogar als Helden in diesem Bereich betrachteten“ [10].
Wir lassen ein langes Kapitel mit dem
Titel „The beauty of hierarchies“ (Die Schönheit der Hierarchien) aus, in dem
Cowan die Lehren erläutert, die der TFP zugrunde liegen. Interessant ist
jedoch, wie Cowan zufolge, die TFP aus ihrer katholischen Vision nicht nur eine
progressivfeindliche Vision im religiösen Bereich ableitet, sondern auch eine
traditionalistische Konzeption der weltlichen Gesellschaft, die eng mit der
ersteren verbunden ist. Daher ihre Kämpfe im politischen, sozialen,
kulturellen, moralischen und religiösen Bereich. Interessant ist auch Cowans
Beharren auf der „ästhetischen Dimension“
der von der TFP angestrebten Gegenrevolution.
Professor Cowan kommt zu dem Schluss: „Obwohl der katholische Traditionalismus der
Bereich ist, in dem diese [TFP]-Aktivisten die direkteste und anerkannteste
Wirkung hatten, erstreckt sich ihr Einfluss auch auf den weiteren Bereich des
modernen religiösen Konservativismus. Darauf werde ich in den folgenden
Kapiteln eingehen. (...) Der Aktivismus der TFP machte Brasilien zu einem
wichtigen Schauplatz für die Entwicklung dieser besonderen Form des religiösen
Konservativismus, die später innerhalb und außerhalb Brasiliens Widerhall
finden sollte“.[11]
Schaffung der „Neuen Transnationalen Rechten“
Im vierten Kapitel will Cowan „die Rolle Brasiliens als Hauptkern des
Netzwerks nachzeichnen, aus dem die transnationale Neue Rechte hervorging“
[12]. Es muss klargestellt werden, dass die „Neue Rechte“, auf die er sich
bezieht, nichts mit der europäischen Nouvelle
Droite und ihrer neuheidnischen Grundzügen zu tun hat. Die Grundlagen
dieser Neuen Rechten, so Cowan, seien Antikommunismus, die Verteidigung
moralischer Werte und der westlichen Kultur. Gerade die gemeinsame Abneigung
gegen den Kommunismus - damals der schlimmste Feind der westlichen christlichen
Zivilisation - veranlasste viele Gruppen und Bewegungen, ihre Bemühungen zu
bündeln. Cowan zeigt, dass die TFP dabei eine wichtige Rolle spielte: „Brasilien wurde zu einem zentralen Ort für
die Entstehung und Akkreditierung rechter Persönlichkeiten und Bewegungen,
deren Bedeutung über die nationalen Grenzen hinausging“ [13].
Auf der Grundlage größtenteils
unveröffentlichter Dokumente analysiert der Autor insbesondere die Beziehungen
zwischen der TFP und der amerikanischen New
Right. Um sie zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurückgehen.
Ende der 1940er Jahre, mit der
Veröffentlichung von Burke's Politics
[14], begann sich in den Vereinigten Staaten das herauszubilden, was später als
Conservative Movement [15] bezeichnet
wurde. Nach einer Periode der Ausarbeitung von Doktrinen und einem verfrühten
und daher erfolglosen Wahlversuch mit Barry Goldwater im Jahr 1964 landete
diese Bewegung Ende der 1960er Jahre in Washington, wo sie Think Tanks wie die Heritage
Foundation und Strukturen für politische Aktionen wie die Free Congress Foundation gründete. Paul
Weyrich, ein katholischer Traditionalist österreichischer Herkunft, war das
Herzstück dieser Bewegung. Diese Neue
Rechte trug 1980 dazu bei, dass Ronald Reagan die Präsidentschaft erlangte,
als der erste „konservative“ Präsident der USA. So begann eine tiefgreifende
und kraftvolle Comservative Revival, konservative
Wiederbelebung, die nicht nur die Politik, sondern auch die Kultur betraf [17].
Außer den politischen und kulturellen
Aktionen begannen die Katholiken der Neuen
Rechten (die in der Tat die vorherrschende Stimme waren) eine Kampagne
gegen den Progressivismus innerhalb der Kirche. Zu diesem Zweck gründeten sie
das Catholic Center, um „die linksgerichtete progressive Bewegung in
der Kirche zu bekämpfen“ [18]. Aus dieser Schmiede kam zum Beispiel 1986
die erste Anprangerung der Homosexuellen-Lobbys [19]. Sowie mehrere Studien
gegen die sogenannte Befreiungstheologie [20]. Es ist kein Zufall, dass es
heute im Großraum Washington D.C. nicht weniger als fünfzehn Messen im alten
römischen Ritus gibt. Es ist die große Welle des Conservative Revival.
Professor Plinio Corrêa de Oliveira, der
auf Entwicklungen achtete, die auf eine potenziell gegenrevolutionäre Reaktion
hindeuten könnten, misst dem Aufkommen dieser New Right große Bedeutung bei, und zwar sowohl im Hinblick auf ihre
konkreten Aktionen als auch vor allem im Hinblick auf das, was sie für einen
Wandel in der nordamerikanischen ideologischen Landschaft darstellt. Um die
Beziehungen zu ihr zu intensivieren, verstärkte die amerikanische TFP ihre
Präsenz in der Hauptstadt mit dem TFP
Washington Bureau, dem Cowan breiten Raum widmet.
Im Juni 1981 wurde Plinio Corrêa de
Oliveira in São Paulo von James Lucier, Berater des Ausschusses für auswärtige
Angelegenheiten des US-Senats, und Francis Bouchey, Vizepräsident des
Interamerikanischen Sicherheitsrats, besucht, beide prominente Mitglieder der New Right. Dann, 1988, erhielt er Besuch
von Führern der Neuen Rechten, darunter Paul Weyrich und Morton Blackwell. In
seiner Rede vor den Mitgliedern und Mitarbeitern der brasilianischen TFP
erklärte Weyrich: „Die Gespräche, die ich
mit eurem Leiter [Plinio Corrêa de Oliveira] geführt habe, waren die außergewöhnlichsten
in meiner gesamten politischen Laufbahn“ [21].
Cowan interessiert vor allem die Internationalisierung
dieser Neuen Rechten. Deshalb widmet er mehrere Seiten der Geschichte des International Policy Forum, einer von
Paul Weyrich konzipierten und von Morton Blackwell geleiteten Allianz
konservativer Vereinigungen. „Der Aufbau
einer transnationalen Neuen Rechten“, so Cowan, „erfolgte durch Organisationen, die speziell zu diesem Zweck geschaffen
wurden. (...) Das International Policy Forum (IPF) war eine solche
Organisation, vielleicht das paradigmatische Beispiel. (...) Das IPF hat
relativ wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten“ [22]. Das erste
Treffen fand 1985 in Washington statt.
„Seit
mehr als zwei Jahrhunderten haben die Intellektuellen und Aktivisten der Linken
ihre internationalen Netzwerke aufgebaut, während die Konservativen ihre Mitstreiter
in anderen Ländern überhaupt nicht kannten“, heißt es in einem IPF-Dokument [23]. Der Hinweis
auf „mehr als zwei Jahrhunderte“ ist interessant und zeigt, dass die Mitglieder
des IPF nicht ausschließlich antikommunistisch eingestellt waren, sondern eine
umfassendere Vision des revolutionären Prozesses hatten.
Die Idee einer „transnationalen konservativen“
Bewegung war nicht neu. Die Gesellschaften zur Verteidigung von Tradition,
Familie und Eigentum (TFP), die heute in zwanzig Ländern vertreten sind,
bildeten bereits eine Art „Internationale der Gegenrevolution“. Auf Anregung
von Plinio Corrêa de Oliveira und inspiriert durch das Beispiel der TFP gründete
Paul Weyrich das IPF und lud die brasilianische Führungspersönlichkeit in den Verwaltungsrat ein: „Weyrich baute eine enge und fruchtbare Beziehung zur brasilianischen
Gesellschaft zur Verteidigung der Familientradition und des Eigentums (TFP)
auf, oder besser gesagt, zum transnationalen Netzwerk der TFP-Verbände“
[24]. Tatsächlich wurde der Leiter der New
Right auf vielen seiner internationalen Reisen, auf denen er Kontakte zu
konservativen/traditionalistischen Realitäten knüpfte, von TFP-Mitgliedern
begleitet, die Weyrich „in das Netzwerk
der lokalen Freunde einführten“.
All diese Bemühungen, so Cowan, „bildeten internationale Koalitionen zur
Verteidigung des traditionellen Christentums“ [25]. Cowan kommt häufig auf
die Idee der „Zentralität der TFP“ zurück: „Die
TFP breitete sich geografisch aus und gründete Niederlassungen in der gesamten
atlantischen Welt. Noch wichtiger ist, dass die TFP Beziehungen zu den meisten
Bewegungen der New Right und zu extremistischen [sic] Bewegungen unterhielt und
sich selbst in den Mittelpunkt der Bemühungen um eine internationale
Zusammenarbeit stellte“ [26].
Auf diese Weise nahm das, was Cowan eine „transnationale
Neue Rechte“ nennt, Gestalt an. Der kalifornische Professor bekräftigt: „Diese Vertreter der brasilianischen Rechten
waren Pioniere bei der Schaffung von Netzwerken der Zusammenarbeit mit
ähnlichen Realitäten im Norden, eine Zusammenarbeit, die den Grundstein für die
Konstituierung einer Neuen Transnationalen Rechten legte“ [27]. Der Autor
zählt dann die Grundideen dieser Neuen Rechten auf: „Nostalgie für die Vergangenheit, vorzugsweise das Mittelalter;
übernatürliche Vision; Antikommunismus; Antimodernismus; Moralismus;
Anti-Ökumene; Verteidigung der Hierarchien; Verteidigung des Privateigentums
und des freien Unternehmertums“ [28]. Dem Autor zufolge war die TFP der Hauptakteur bei der Entwicklung dieses
neokonservativen Kreuzzuges auf dem Kontinent und in der Welt“.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass Cowan
selbst zugibt, dass die TFP während dieser Verhandlungen immer ihre Identität
als „militante Katholiken“ beibehielt, niemals Kompromisse einging und niemals
verbarg, dass ihr Ziel die Gegenrevolution war, d.h. die Wiederherstellung der
christlichen Zivilisation in ihrer Integrität.
Neben diesen Bemühungen, die New Right Galaxie zusammenzuführen,
beschreibt Cowan, wenn auch nur kurz, die Bemühungen, Kontakt mit europäischen
traditionalistischen Realitäten aufzunehmen, wie Alleanza Cattolica in Italien und Lecture et Tradition in Frankreich.
Abschließend äußert Benjamin Cowan die
Hoffnung, dass die Rolle der TFP und von Professor Plinio Corrêa de Oliveira
bei der Entstehung der antiprogressistischen Reaktion in der Welt von
Fachleuten besser untersucht werden solte. Wir schließen unsererseits mit einer
Wiederholung des oben Gesagten: Wie bei jeder historischen Analyse müssen
einige Unterscheidungen getroffen werden, insbesondere von Personen wie mir,
die an einigen der geschilderten Ereignisse teilgenommen haben oder in engem
Kontakt mit denjenigen standen, die daran beteiligt waren. Trotzdem handelt es
sich um ein umfangreiches Werk, das die akademische Forschung zu diesem Thema
bestimmen wird.
Anmerkungen:
[1] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas.
Brazil, the United States and the Creation of the Religious Right,
University of North Carolina Press, 2021, S. 16-17.
[2] Ebd., S. 17-19.
[3] Ebd., S. 18.
[4] Ebd., S. 25.
[5] Ebd., S. 25
[6] Ebd., S. 230.
[7] Ebd., S. 234.
[8] Ebd., S. 23.
[9] Ebd., S. 24.
[10] Ebd., S. 59.
[11] Ebd., S. 59.
[12] Ebd., S. 137.
[13] Ebd., S. 137.
[14] Hoffman, Ross J. S., and Paul Levak
(Eds.). Burke’s Politics: Selected
Writings and Speeches of Edmund Burke on Reform, Revolution, and War. S.
xxxvii, 536. New York: Alfred A. Knopf, 1949.
[15] Die Literatur über die Konservative
Bewegung ist sehr umfangreich. Eine Zusammenfassung findet man in Modern
Age, Bd. 26, Nr. 3-4, 1982.
[16] Cfr. Patriottismo, combattività e appetenza del soprannaturale.
Intervista a Paul Weyrich, Tradizione Famiglia Proprietà, marzo 2002. https://www.atfp.it/rivista-tfp/2002/103-marzo-2002/733-intervista-a-paul-weyrich
[17] Tatsächlich stand die New Right viel weiter rechts als Reagan,
dem sie vorwarf, zu wenig zu tun.
[18] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas, p.
146.
[19] Enrique T. Rueda, The Homosexual Network. Private Lives and
Public Policy, Devin Adair, 1986.
[20] Enrique T. Rueda, The Marxist Character of Liberation Theology,
The Catholic Center, 1986.
[21] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas, S.
151.
[22] Ebd., S. 144.
[23] Ebd., S. 146.
[24] Ebd., S. 151.
[25] Ebd., S. 152.
[26] Ebd., S. 153.
[27] Ebd., S. 60.
[28] Ebd., S. 154-155.
Quelle der italienischen Fassung: Duc in Altum –
Aldo Maria Valli, 30 settembre 2021.
Vorlage für die Deutsche Übersetzung mit
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Eingesehen am 5.10.2021
© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit
Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
„Studie / Die Tradition der Vergessenheit
entrissen und die Rolle von Plinio Corrêa de Oliveira bei der Bildung der
internationalen religiösen Rechte“ erschien erstmals in deutscher Sprache in
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* Bild: Dom Geraldo Sigaud, arcebispo de Diamantina / Reprodução / Nirlando Beirão in https://aventurasnahistoria.uol.com.br/noticias/historia-hoje/historia-igreja-e-ditadura.phtml
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