Freitag, 21. Februar 2025

Gebet, das rettet!

 

Plinio Corrêa de Oliveira

Während die Tagespresse den Karnevalsfeierlichkeiten lange Spalten widmet und jede Menge Einzelheiten über die unbedeutendsten Bälle in den niederen Stadtteilen berichtet, die drei Tage lang im offiziell verrückten São Paulo stattfinden, werden alle Hinweise auf die von der Marianischen Föderation geförderten Exerzitien sorgfältig auf kleine Nachrichten in den „religiösen Teilen“ beschränkt.

Warum? Welche der beiden Tatsachen ist in den traurigen Tagen, in denen wir leben, mehr Aufmerksamkeit und Lob wert, dass eine Bevölkerung, die offiziell dazu ermutigt wird, sich den leichten Freuden des Karnevals hingibt, oder dass eine große Zahl junger Leute, den Widerstand ihres Umfelds überwindend, auf all diese in der Jugend so verlockenden Vergnügungen verzichtet, um sich freiwillig der Strenge einer spirituellen Einkehr hinzugeben?

Um sich ein Urteil bilden zu können, muss sich der Leser im Geiste auf den Sockel der Momo-Statue versetzen, die auf dem Antônio-Prado-Platz errichtet wurde. Untersuchen Sie dort einige Minuten lang die Autos, die einzeln nach und nach vorbeifahren.

Als erste kommt eine über fünfzigjährige Mutter vorbei, die versucht, die Üppigkeit ihres Fleisches in ein Pierrot-Kostüm zu komprimieren. Ihre welke Haut, die sie mit billigem Reispuder bedeckt hat, weist eine künstliche Blässe auf, die sich stark von der apoplektischen und verschwitzten Gesichtsfarbe unterscheidet, die ihre Familie so gut kennt. Ihr stumpfer Blick versucht, in falscher Lebhaftigkeit den längst erloschenen Blitz ihrer vergangenen zwanzig Jahre zu finden. Im Delirium des Zuges verlor sie jegliches Gefühl für alles und dachte sogar, sie sei schön. Sie wirft Luftschlangen in großen Mengen auf die Bürgersteige. Die arme Bevölkerung nimmt das Luftschlangen mit Genugtuung entgegen.

Sie verwechselt die Freude, die sie bereitet, und das Lächeln, das sie hervorruft, mit vermeintlicher Bewunderung. Alles läuft gut, bis ein freches Kind sie in die Realität zurückholt und laut ruft: „Schau dir das pummelige Mädchen an.“ Und eine Handvoll schmutzigen Konfettis, das es aus der Gosse aufgesammelt hat, begleitet seinen Ausruf. Das Opfer reagiert mit einem wütenden und enttäuschten Blick, während es sich sauber klopft. Der Zug geht weiter.

Andere Autos fahren vorbei. Da ist eine in Piques geborene Kleopatra, die ihren Jahreslohn gespart hat, um ein Messingdiadem und einige Edelsteinimitate aus der Flaschenfabrik „Santa Maria“ im Hause Sloper zu kaufen. Sie fuchtelt wild mit ihrem Pappzepter herum, macht wilde Gesten nach rechts und links und durch ihre ungeordneten Bewegungen fällt ihr beinahe die Krone vom Kopf. Aber die „feenhafte“ Beleuchtung von Herrn Bürgermeister ist unerbittlich. Wir suchen vergeblich nach der berühmten Nase, die Antonius verführte und die politische Geographie Asiens veränderte. Die Nase wie auch die Haare verraten unverkennbare Ähnlichkeiten mit dem Senegal: „es zieht nicht.“

Noch ein Auto. Diesmal ist es eine wirklich tugendhafte Familie, die vorbeikommt. Aus genau diesem Grund hat er für Karneval nichts übrig. Zehn Kinder überfüllen das ärmliche Familienauto. Sie sind zwar alle gut, haben aber keinen karnevalsartigen Charakter. Nichts ist langweiliger als diese Mutter, die mit einem merkwürdigen Zigeunerschal über dem Kopf und übertrieben roten Wangen ernst ihren Sprösslingen Sandwiches verteilt, Hänschens Hunger im Zaum hält, die an Magenverstimmung leidende Eugenie zum Essen zwingt und mit einer Hand den Fuß ihres jüngsten, vierjährigen Sohnes festhält, der auf dem Dach sitzt und nur deshalb zur Parade gekommen ist, weil er zu Hause niemanden hatte, bei dem er bleiben konnte. Sie merken nicht, dass sie eine Verirrung für die Umwelt sind. Dass ihr Platz zu Hause sei. Dass sie nicht für den Karnevalsrummel gemacht sind. Das sie deshalb lächerlich und langweilig wirken. Und genau aus diesem Grund schauen die Menschen der riesigen Schar maskierter Menschen gleichgültig zu.

Schließlich folgen die Autos einer nach dem anderen hintereinander. In allen lodert die Eitelkeit in den Augen. Jeder findet sich schön oder interessant. Deshalb siegt der schlechte Geschmack.

Manche verwenden Masken aus Stoff oder Pappe. Doch die überwiegende Mehrheit trägt die Fleischmaske ihres eigenen Gesichts. Alle diese Masken lachen. Und sie müssen lachen, denn Lachen ist an Karneval Pflicht.

Doch hinter diesen Masken weinen manche Seelen, viele gähnen gelangweilt, andere ziehen sich ängstlich zusammen und wieder andere bewahren die Teilnahmslosigkeit einer unheilbaren Enttäuschung. Nur wenige lachen wirklich. Und wenn sie lachen, wissen sie nicht, welche Tränen sie für morgen ansammeln ...

Auf seinem Podest lacht König Momo immer; nur wenige verstehen jedoch, warum er lacht. Aber er weiß es. Er lacht über die menschliche Blindheit.

Kommen wir nun unvermittelt zum Herz Jesu Lyzeum. Hunderte junger Männer. In der Stille der Nacht enden die letzten Gebete.

„Vergib, Herr, die Sünden der Welt. Nimm das Opfer an, das wir Dir am Morgen unseres Lebens darbringen. Es ist das Opfer der Vergnügungen, die wir haben könnten, ohne Dich zu beleidigen, die wir jedoch nicht nutzen, um die Sünden derer zu sühnen, die Dich beleidigen. Es ist auch der Verzicht auf die Vergnügungen die Dich beleidigen und gerade deshalb möchten wir davon Abstand nehmen. Nimm an, oh barmherziger Vater, die Wiedergutmachung, die wir auf Deinen Altar legen. Viele lachen, andere weinen, fast jeder sündigt, lachend oder weinend, weil er fern von Dir leidet oder Spaß hat. Wenn wir schweigend das Gelächter derer ertragen, die unsere Frömmigkeit nicht verstehen, vergib, Herr, das Gelächter derer, die Dich durch Spott und Unmoral beleidigen.

„Wenn wir mit bitteren Tränen über unsere Sünden weinen, lindere, Herr, den Schmerz derer, die fern von Dir leiden.

„Wenn wir die Worte des Priesters hören, der uns die Exerzitien predigt, Herr, gewähre uns, dass ihr Echo in Form intimer Eingebungen in die Tiefen so vieler Herzen eindringt, die Dich nicht hören wollen.

„Wenn wir schließlich im Schlaf des reinen Gewissens ruhen, gib ein wenig von unserem Frieden jenen Seelen, die fern von Dir ruhelos sind und in der Sünde ein Glück suchen, das nur in Dir gefunden werden kann.

„Vergib, Herr, vergib unserem Land. Um Dich darum zu bitten, bringen wir Dir weder vom Leben gezeichnete Körper noch von der Sünde befleckte Seelen.

„Es ist der Morgen unseres Lebens, den wir darbringen, es ist unser „sacrificium vespertinum“.

„Herr! Es ist das Brasilien von morgen, das zu Dir spricht. Verzeihe das Brasilien von heute!“


Aus dem portugiesischen von „Prece que salva“ aus „O Legionário“ Nr. 166 vom 3. März 1935.

Widergabe der deutschen Übersetzung ist mit der Angabe dieses Blog erlaubt: www.p-c-o.blogspot.com

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