Freitag, 7. August 2015

Philosophisches Selbstbildnis IV


Ein gleichmacherischer, anarchistischer Nährboden beeinflusst weiterhin tief die Öffentlichkeit

   Bei all diesen Überlegungen wird deutlich, dass das Chaos, in das sich der Westen zusammen mit dem Rest der Welt im Begriff ist, hineinzustürzen, vor allem verursacht wird, durch das Eingehen auf die egalitären und anarchistischen Tendenzen und Lehren, die zwar in den eigentlichen intellektuellen Kreisen als völlig überholt gelten, die öffentliche Meinung jedoch weiterhin zutiefst beeinflussen. Und so dienen sie den Kommunisten als Köder, deren sie sich bedienen, um unter bestimmten politischen Voraussetzungen heute wie gestern die Massen, mit deren Hilfe sie die letzten Überreste des Heiligen und der Hierarchie der christlichen Zivilisation zu zerstören gedenken, hinter sich her zu ziehen.
   Das bedeutet jedoch nicht, dass das Denken Proudhons und seiner Geistesverwandten der große ideologische Hebel der zeitgenössischen Ereignisse war. Die Utopisten sind tot und kaum jemand erinnert sich heute noch an sie. Sie waren nichts mehr als eine Etappe auf dem Weg, der mit den ideologischen und kulturellen Bewegungen des 16. Jahrhunderts seinen Anfang nahm. Sie haben dazu beigetragen, die wirtschaftlichen und sozialen Gleichheitsbestrebungen, die in der Französischen Revolution erst im Keim enthalten waren, allgemein zu verbreiten. Diese Bestrebungen, denen die Utopisten nur als Sprachrohr dienten, stießen weltweit auf ein diffuses Echo. Und dieses Echo hallt noch durch die Geschichte, wenngleich sie und ihre Werke schon lange in Vergessenheit geraten sind.
   Wenn wir also die neue Katastrophe, die uns erwartet, aufhalten wollen, gilt es vor allem, den tragischen Irrtum rückgängig zu machen, der die absolute Gleichheit mit der absoluten Gerechtigkeit und wahren Freiheit – wie sie die absolute Wahrheit und das absolute Gut verdienen -,  mit dem freien Lauf und sogar mit der Befürwortung aller Irrtümer und Ordnungswidrigkeiten gleichsetzt.
All dies lässt uns an die Gegenrevolution denken.
  
Die Gegenrevolution muss auf die grundlegenden metaphysischen Irrtümer der Revolution hinweisen

   Im Laufe der letzten Jahrhunderte haben sich viele Bewegungen gegen den Revolutionsprozess gebildet. Ihr Erfolg hielt jedoch nie lange an und war oft sogar gleich null. Nicht dass es diesen Bewegungen an der Unterstützung hervorragender Köpfe, einflussreicher Persönlichkeiten oder breiter Volksschichten gefehlt hätte. Doch meistens beschränkten sich diese Bewegungen darauf, die Revolution nur auf dem einen oder anderen religiösen, politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Gebiet zu bekämpfen. Und wenn sie auch manchmal auf die tiefer liegenden Irrtümer metaphysischer Natur aufmerksam gemacht haben, so haben sie doch nicht mit genügendem Nachdruck auf diesem Punkt bestanden. Und deshalb konnte die Revolution weiter unangefochten ihren Lauf nehmen.
   Andere hielten es für angebrachter, der Revolution mit Hilfe ihrer eigenen Sprache und ihrer Techniken Einhalt zu gebieten und gegen einige Missbräuche vorzugehen, die die Revolution selbst anprangerte. Auf diese Weise meinten sie ihr die Vorwände zu entkräften. Nun ist es stets verdienstvoll, Missstände zu bekämpfen. Doch lag schon viel Naivität in der Annahme, dass die Kraft der Revolution vor allem in der Entrüstung über gewisse Missstände ihre Wurzel hatte, gegen die sie tobte. Die Geschichte hat erwiesen, wie falsch diese Taktik war. Einige Missstände, die noch vor einigen Jahrzehnten in Europa herrschten, wurden so weitgehend behoben, dass Pius XII. zum Katholikentag in Wien sagen konnte: „Vor den Augen der Kirche liegt heute die erste Phase der sozialen Kämpfe unserer Zeit. Im Wesentlichen ging es dabei um die Arbeiterfrage: das Elend des Proletariats und die Pflicht, diesen hilflos der Unsicherheit der wirtschaftlichen Konjunktur ausgelieferten Menschen die gleiche Würde zu verschaffen, die auch die anderen städtischen Klassen mit ihren konkreten Rechten genießen. Es ist dies ein Problem, das man heute wenigstens in seinen wesentlichen Aspekten als gelöst betrachten kann, und die katholische Welt hat loyal und wirksam zu dieser Lösung beigetragen.“ (6) Dennoch tobt die Revolution drohender denn je weiter.
  
(6) Rundfunkbotschaft Pius‘ XII. vom 14. September 1952. Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, Bd. XIV, S. 313.
  
   Ohne also die Verdienste weder der vielen gegenrevolutionären Bewegungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart noch die des Kampfes gegen die Ungerechtigkeiten der herrschenden Ordnung leugnen zu wollen, scheint es mir aber, dass es in unseren Tagen vor allem darauf ankommt, die grundlegenden metaphysischen Irrtümer der Revolution aufzuzeigen und auf die enge Verbindung zwischen den drei großen Wogen hinzuweisen, die nacheinander gegen die westliche Christenheit anrollten: Zuerst der Humanismus, die Renaissance und die protestantische Pseudoreformation (erste Revolution), später dann die Französische Revolution (zweite Revolution) und schließlich der Kommunismus (dritte Revolution).

Auf dem Gebiet des Handelns

   Dieser Einsatz hat meinem Leben als Parlamentarier, Professor, Schriftsteller und Publizist Sinn gegeben.
   Meine Tätigkeit als Abgeordneter der katholischen Wählerliga in der verfassungsgebenden Versammlung von 1939 soll hier nur kurz erwähnt werden, denn für das Lexikon, auf dessen Anfrage hin ich diesen Text schreibe, ist sie nur von mittelbarer Bedeutung.
   Während meiner Lehrtätigkeit als Studienrat für Kulturgeschichte an dem der Rechtsfakultät der Universität São Paulo angeschlossenen Universitätskolleg, als Dozent des gleichen Faches am Roosevelt-Kolleg und dann als Professor für Moderne und Zeitgeschichte an den Philosophischen Fakultäten St. Benedikt und Sedes Sapientiae der Katholischen Universität São Paulo standen die oben angestellten Betrachtungen stets vor dem Auge meines Geistes.
   Während meiner Tätigkeit als Schriftleiter des bekannten katholischen Wochenblatts „Legionário“, das offiziöse Organ des Erzbistums São Paulo, als Vorsitzender des Diözesanrates der Katholischen Aktion sowie als Sekretär des Verbandes der Marianischen Kongregationen von São Paulo stand meine Apostolatsarbeit stets unter dem Zeichen des Kampfes gegen die Revolution, die für mich nicht allein in den linksorientierten Bewegungen ihren Ausdruck fand, sondern sich häufig auch in solchen der Mitte oder selbst der sogenannten extremen Rechten versteckte. Gegen letztere richteten sich meine heftigsten Feldzüge, die denn auch mit entsprechender Gewalt beantwortet wurden. Die Seiten des „Legionário“ bezeugen, dass ich zu einer Zeit, in der diese Bewegungen ihren Höhepunkt zu erreichen schienen, ohne Unterlass gegen die verschiedenen Arten von Faschismus und Nationalsozialismus (7) gekämpft habe.
   Die Gegenrevolution, gab meiner schriftstellerischen Tätigkeit eigentlich ihren Sinn.
  
(7) Anmerkung der Redaktion: Von 1929 bis 1947 wurden im „Legionário“ insgesamt 2936 Artikel gegen den Nazismus und den Faschismus veröffentlicht, davon stammten 447 aus der Feder von Prof. Oliveira, der vom 12.10.1929 bis zum 8.12.1929 und dann wieder vom 6.8.1933 bis zum 28.12.1947 Chefredakteur und Leiters des genannten Presseorgans war. Zum gleichen Thema erschienen später auch 55 Artikel im “Catolicismo” (zwischen 1951 und 1982), von denen 6 von Prof. Oliveira unterzeichnet waren. Auch in der Tageszeitung „Folha de S. Paulo“ wurden von ihm zwischen 1968 und 1982 insgesamt 24 Artikel zu diesem Thema veröffentlicht.
  
Zur Verteidigung der Katholischen Aktion: Alarmruf gegen die Keime des Laizismus, Liberalismus und Egalitarismus in der katholischen Kirche

Mein erstes Buch erschien 1943 und trug den Titel „Zur Verteidigung der Katholischen Aktion“ (Verlag Ave Maria, São Paulo). Es war ein Alarmruf gegen die Keime des Laizismus, Liberalismus und Egalitarismus, die damals in die Katholische Aktion einzudringen begannen (8). Mir, als dem Vorsitzenden dieser Institution im Staat São Paulo fiel die Aufgabe zu, den Kampf gegen diese Irrtümer aufzunehmen. Das Buch rief leidenschaftliche Kontroversen hervor, denen nicht einmal das herzliche Lobschreiben Einhalt gebot, das mir 1949 Msgr. Montini, damals stellvertretender Staatssekretär des Heiligen Stuhls und späterer Papst Paul VI.,  im Namen Pius XII. zuschickte.
  
(8) Anmerkung der Redaktion: Das Buch hat zwei Auflagen erlebt, deren erste (2.500 Exemplare) schon bald völlig vergriffen war. Deshalb erschien 1983 zum 40. Jahrestag ihres Erscheinens eine zweite Auflage von 2.000 Exemplaren.
  
   In katholischen Kreisen wurde das Buch zum großem Teil mit starkem Beifall aufgenommen. Die Keime des Progressismus breiteten sich jedoch weiter aus und führten schließlich zu dieser Lawine von Irrtümern, die sich gerade heute über das ganze Land erstrecken. Wenn dereinst ohne Voreingenommenheit die Geschichte der Kirche in Brasilien im 20. Jahrhundert geschrieben werden wird, so wird man wohl anerkennen, dass der bedeutende Widerstand, der dem Progressismus in unserer Mitte entgegengebracht wird, zu einem großen Teil dem in „Zur Verteidigung der Katholischen Aktion“ ausgesprochenen Warnruf zuzuschreiben ist. Denn dieses Buch hat viele Geister, die noch nicht unter den verführerischen Einfluss der neuen Ideen geraten waren, auf den in seinen Anfängen steckenden Virus des brasilianischen Progressismus aufmerksam gemacht.
   Wenn auch dieses mein erstes Buch durchaus Lehrcharakter trug, so ist ihm doch anzumerken, dass es auf ein wichtiges konkretes Problem ausgerichtet war, dem damals größte Aktualität zukam.
  
Die sichtbarste Folge von „Revolution und Gegenrevolution“: TFPs und verwandte Vereinigungen in 26 Ländern auf den fünf Kontinenten

Das Gleiche kann man nicht von  meinem zweiten Buch „Revolution und Gegenrevolution“ behaupten. Wie bereits der oben vorgestellten Zusammenfassung des Werkes leicht zu entnehmen ist, bezog sich sein Inhalt im Jahre seiner Veröffentlichung, 1959, auf kein aktuelles brasilianisches Thema. In dem neuen Werk ging es vor allem darum, der Öffentlichkeit die tiefe Bedeutung klar zu machen, die lehrmäßig der angesehenen kulturellen Monatszeitschrift „Catolicismo“ zukam, welche damals in Campos (Bundesstaat Rio de Janeiro) unter der Schirmherrschaft des dortigen Diözesanbischofs Antonio de Castro Mayer (*20.6.1904, +25.4.1991) herausgegeben wurde.(9)

(9) Anmerkung der Redaktion: Hier muss darauf hingewiesen werden, dass Bischof Antonio de Castro Mayer im Dezember 1982 die Beziehungen zu Prof. Plinio Corrêa de Oliveira und zur TFP für abgebrochen erklärte. Die Monatszeitschrift “Catolicismo” verwandelte sich daraufhin in das Sprachrohr der TFP.
Am 22. Juni 1988 nahm Bischof Antonio Castro Mayer zusammen mit dem französischen Erzbischof Marcel Fefèbvre in Ecône (Schweiz) an der von Rom nicht genehmigten Weihe von vier Bischöfen teil. Am darauf folgenden 1. Juli veröffentlichte Kardinal Gantin, Präfekt der Bischofskongregation, ein Dekret, das die Exkommunikation der beiden Bischöfe bestätigte.
Der Bruch des früheren Bischofs von Campos mit Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, TFP und “Catolicismo” geschah also fünf Jahre vor dessen Exkommunikation.

   In Brasilien hat „Revolution und Gegenrevolution“ vier Auflagen erlebt. Die erste Ausgabe erschien in der Nummer 100 des „Catolicismo“ (mit einem Nachdruck). Es folgten später Ausgaben für die spanischsprachige Welt, in den Vereinigten Staaten, in Kanada und Italien.(10)

(10) Anmerkung der Redaktion: Neben den in Brasilien veröffentlichten Ausgaben in portugiesischer Sprache (zwei 1959, eine 1982 und eine weitere 1993) erreichte „Revolution und Gegenrevolution“ zwölf Auflagen in Spanisch: Argentinien (zwei Auflagen 1970 und eine weitere 1992), Chile (1964 und 1992), Kolumbien (1992), Ecuador (1992), Spanien (1959, 1965, 1978, 1992) und Peru (1994), zwei in Französisch: Brasilien (1960) und Kanada (1978); drei in Englisch: USA (1972, 1980 und 1993); drei in Italienisch (1964, 1972 und 1977), eine in Rumänisch (1995), und 1996 wurde bei der Frankfurter Buchmesse die erste illustrierte Ausgabe in deutscher Sprache vorgestellt. Damit kommt das Werk auf insgesamt 26 Ausgaben. Hinzu kommen Abdrucke in Zeitungen und Zeitschriften in Brasilien, Angola, Argentinien, Frankreich, Italien, Kolumbien, Spanien und Venezuela. Die Gesamtauflage (ohne Teilabdrucke) erreicht damit die Zahl von 126.700 Exemplaren.
  
   Die sichtbarste Folge von „Revolution und Gegenrevolution“ war der Anstoß zur Gründung der „Brasilianischen Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum“ (TFP) in Brasilien und zur Gründung ähnlicher, eigenständiger Organisationen außerhalb des Landes; sie sind derzeit in fast allen wichtigen westlichen Ländern zu finden und breiten ihre Zweige über alle übrigen Kontinente aus. Da es in einer Reihe von Ländern auch Vertretungen der TFP gibt, sind die Lehrgrundsätze und Ideale von „Revolution und Gegenrevolution“ heute in 26 Ländern auf den fünf Kontinenten gegenwärtig.(11)
   Diese Vereinigungen bilden eine große Seelenfamilie, die sich um das Thema des Buches „Revolution und Gegenrevolution“ geschart hat.

(11) Anmerkung der Redaktion: Heute (2008) gibt es die TFP bzw. ihre Vertretungsbüros in Brasilien, Argentinien, Australien, Chile, Deutschland, Ekuador, Frankreich, Italien, Kanada, Kolumbien, Paraguay, Peru, auf den Philippinen, in Polen, Portugal, Spanien, Südafrika, in den USA, im Vereinigten Königreich (England und Schottland) und in Uruguay. Die TFP von Venezuela wurde 1984 willkürlich durch ein im Endeffekt wirkungsloses Regierungsdekret aufgehoben. Ihre Mitglieder stehen in TFP-Niederlassungen anderer Länder weiterhin im Dienste der gleichen Ideale. Die Unschuld der venezuelanischen TFP wurde mit der Veröffentlichung des endgültigen Gerichtsurteils am 15. Mai 1986 in jeder Hinsicht bestätigt und die gegen die Vereinigung vorgebrachten Anklagen wurden als unbegründet zurückgewiesen.
  
Eine interne, von den Theoretikern des Marxismus selbst angekündigte Transformation: der Zusammenbruch des Staates und die Entstehung einer kooperativistischen Gesellschaft

   1976 fügte ich „Revolution und Gegenrevolution“ einen dritten Teil hinzu. Es handelt sich dabei um eine Bestandsaufnahme der Veränderungen, die die Revolution in den seit der Veröffentlichung des Werkes vergangenen zwanzig Jahren im internationalen Panorama hervorgerufen hatte. Dem Leser sollte die Herstellung eines Bezugs zwischen dem Inhalt und den neuen Gegebenheiten jener Tage erleichtert werden.
Die Herrschaft der III. – kommunistischen – Revolution hatte einen paradoxen Zustand von Höhepunkt und Krise erreicht. Höhepunkt unter dem Gesichtspunkt der tatsächlichen territorialen Ausbreitung des Kommunismus und seines mit Hilfe eines immensen Bündnisses kommunistischer, kryptonkommunistischer und parakommunistischer Parteien gewonnenen Einflusses auf die westliche Welt, abgesehen von dem grenzenlosen Magma nützlicher Idioten. Gleichzeitig ein Zustand der Krise. In den Augen der Öffentlichkeit begann pari passu der Niedergang des Kommunismus. Seine Überzeugungskraft und seine revolutionäre Führungskapazität gingen innerhalb und außerhalb der Grenzen der Sowjetunion zurück. Würde der Kommunismus, der sein Vorrücken angesichts der Erfolglosigkeit der herkömmlichen Vorgehens- und Bekehrungsmethoden kompromittiert sah, sich von nun an für ein Abenteuer entscheiden?
   Tatsächlich ließ die III. Revolution, auf dem Höhepunkt der Macht angelangt, Drohungen und Angriffe beiseite und begann plötzlich zu lächeln und zu bitten. Der direkte Weg, der ja auch immer der kürzeste ist, wurde aufgegeben, und an seine Stelle trat ein Zickzackkurs, in dessen Verlauf es nicht an Unsicherheiten fehlte.
   Der Kommunismus setzte seine größten Hoffnungen auf die revolutionäre psychologische Kriegsführung, die das Lächeln als Angriffs- und Kriegswaffe einsetzt und den Eroberungsschock von der (physischen, handgreiflichen) Gewalt auf das Gebiet psychologischer Maßnahmen (d. h. auf das Gebiet des Ungreifbaren) überträgt. Ihr Ziel war nun der schrittweise, unmerklich im Seeleninnern errungene Sieg, da die herrschenden Umstände ein Vorgehen nach der klassischen, d.h. drastischen, allgemein sichtbaren Methode nicht zuließen.
   Wohlgemerkt, diese Methoden haben nichts mit den normalerweise „Gehirnwäsche“ usw. genannten Praktiken zu tun, wie man sie in Spionageromanen finden kann. Es ging nicht darum, ein paar vereinzelte Aktionen auf intellektuellem Gebiet durchzuführen. Vielmehr hatte man einen wahren Eroberungskrieg im Auge, der zwar auf psychologischer Ebene geführt werden sollte, aber eben totalen Charakter hatte, da er gleichzeitig den ganzen Menschen und alle Menschen in allen Ländern anvisierte.
   Diesen revolutionären psychologischen Krieg kann man nicht beschreiben, ohne detailliert auf seine Auswirkungen auf die eigentliche Seele der westlichen Welt einzugehen, nämlich auf das Christentum oder, noch konkreter gesprochen, auf die katholische Religion, da diese das Christentum in seiner absoluten Fülle und seiner einzigartigen Authentizität darstellt.
   In der Perspektive von „Revolution und Gegenrevolution“ besteht der größte Erfolg des lächelnden nachstalinistischen Kommunismus in dem rätselhaften, verwirrenden, erstaunlichen Schweigen von tragischem apokalyptischem Ausmaß des II. Vatikanischen Konzils gegenüber dem Kommunismus.
   Im Licht der Tatsachen hat das II. Vatikanische Konzil als eines der größten unheilvollen Ereignisse, wenn nicht gar als das größte der Kirchengeschichte zu gelten. Mit ihm ist der „Rauch Satans“ (12) in unvorstellbarem Ausmaße in die Kirche eingedrungen und breitet sich dort mit dem fürchterlichen Ausbreitungsvermögen der Gase immer weiter aus. Zum Ärgernis unzähliger Seelen des Mystischen Leibes Christi ist dieser in den unheilvollen Prozess der „Selbstzerstörung“ geraten, von dem Paul VI. gesprochen hatte.(13)

(12) Vgl. Ansprache Pauls VI. vom 29. Juni 1972
(13) Vgl. Ansprache vom 7. Dezember 1968.

Anmerkung der Redaktion: Bei mehreren Gelegenheiten hat sich auch Johannes Paul II. zu den Problemen der modernen Welt und ihrer Beziehung zu dem Sturm geäußert, der über die heilige Kirche hereingebrochen ist. Viele dieser Probleme, sagte der Papst, schließen die Verbreitung „ausgesprochener Häresien im Bereich von Dogma und Moral“ ein „und schaffen Zweifel, Verwirrung und Aufruhr“ (Ansprache vom 6. Februar 1981, in Insegnamenti di Giovanni Paolo II, Libreria Editrice Vaticana, 1981, Bd. IV, S. 235).

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Fortsetzung folgt

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