Ein gleichmacherischer, anarchistischer Nährboden
beeinflusst weiterhin tief die Öffentlichkeit
Bei all diesen
Überlegungen wird deutlich, dass das Chaos, in das sich der Westen zusammen mit
dem Rest der Welt im Begriff ist, hineinzustürzen, vor allem verursacht wird,
durch das Eingehen auf die egalitären und anarchistischen Tendenzen und Lehren,
die zwar in den eigentlichen intellektuellen Kreisen als völlig überholt
gelten, die öffentliche Meinung jedoch weiterhin zutiefst beeinflussen. Und so
dienen sie den Kommunisten als Köder, deren sie sich bedienen, um unter
bestimmten politischen Voraussetzungen heute wie gestern die Massen, mit deren
Hilfe sie die letzten Überreste des Heiligen und der Hierarchie der
christlichen Zivilisation zu zerstören gedenken, hinter sich her zu ziehen.
Das bedeutet
jedoch nicht, dass das Denken Proudhons und seiner Geistesverwandten der große
ideologische Hebel der zeitgenössischen Ereignisse war. Die Utopisten sind tot
und kaum jemand erinnert sich heute noch an sie. Sie waren nichts mehr als eine
Etappe auf dem Weg, der mit den ideologischen und kulturellen Bewegungen des 16.
Jahrhunderts seinen Anfang nahm. Sie haben dazu beigetragen, die
wirtschaftlichen und sozialen Gleichheitsbestrebungen, die in der Französischen
Revolution erst im Keim enthalten waren, allgemein zu verbreiten. Diese
Bestrebungen, denen die Utopisten nur als Sprachrohr dienten, stießen weltweit
auf ein diffuses Echo. Und dieses Echo hallt noch durch die Geschichte,
wenngleich sie und ihre Werke schon lange in Vergessenheit geraten sind.
Wenn wir also
die neue Katastrophe, die uns erwartet, aufhalten wollen, gilt es vor allem,
den tragischen Irrtum rückgängig zu machen, der die absolute Gleichheit mit der
absoluten Gerechtigkeit und wahren Freiheit – wie sie die absolute Wahrheit und
das absolute Gut verdienen -, mit dem
freien Lauf und sogar mit der Befürwortung aller Irrtümer und
Ordnungswidrigkeiten gleichsetzt.
All dies lässt uns an die Gegenrevolution denken.
Die Gegenrevolution muss auf die grundlegenden
metaphysischen Irrtümer der Revolution hinweisen
Im Laufe der
letzten Jahrhunderte haben sich viele Bewegungen gegen den Revolutionsprozess
gebildet. Ihr Erfolg hielt jedoch nie lange an und war oft sogar gleich null.
Nicht dass es diesen Bewegungen an der Unterstützung hervorragender Köpfe,
einflussreicher Persönlichkeiten oder breiter Volksschichten gefehlt hätte.
Doch meistens beschränkten sich diese Bewegungen darauf, die Revolution nur auf
dem einen oder anderen religiösen, politischen, sozialen oder wirtschaftlichen
Gebiet zu bekämpfen. Und wenn sie auch manchmal auf die tiefer liegenden
Irrtümer metaphysischer Natur aufmerksam gemacht haben, so haben sie doch nicht
mit genügendem Nachdruck auf diesem Punkt bestanden. Und deshalb konnte die
Revolution weiter unangefochten ihren Lauf nehmen.
Andere hielten
es für angebrachter, der Revolution mit Hilfe ihrer eigenen Sprache und ihrer
Techniken Einhalt zu gebieten und gegen einige Missbräuche vorzugehen, die die
Revolution selbst anprangerte. Auf diese Weise meinten sie ihr die Vorwände zu
entkräften. Nun ist es stets verdienstvoll, Missstände zu bekämpfen. Doch lag
schon viel Naivität in der Annahme, dass die Kraft der Revolution vor allem in
der Entrüstung über gewisse Missstände ihre Wurzel hatte, gegen die sie tobte.
Die Geschichte hat erwiesen, wie falsch diese Taktik war. Einige Missstände,
die noch vor einigen Jahrzehnten in Europa herrschten, wurden so weitgehend
behoben, dass Pius XII. zum Katholikentag in Wien sagen konnte: „Vor den Augen
der Kirche liegt heute die erste Phase der sozialen Kämpfe unserer Zeit. Im
Wesentlichen ging es dabei um die Arbeiterfrage: das Elend des Proletariats und
die Pflicht, diesen hilflos der Unsicherheit der wirtschaftlichen Konjunktur
ausgelieferten Menschen die gleiche Würde zu verschaffen, die auch die anderen
städtischen Klassen mit ihren konkreten Rechten genießen. Es ist dies ein
Problem, das man heute wenigstens in seinen wesentlichen Aspekten als gelöst
betrachten kann, und die katholische Welt hat loyal und wirksam zu dieser
Lösung beigetragen.“ (6) Dennoch tobt die Revolution drohender denn je weiter.
(6) Rundfunkbotschaft Pius‘ XII. vom 14. September 1952. Discorsi e Radiomessaggi di Sua
Santità Pio XII, Tipografia Poliglotta Vaticana, Bd. XIV, S. 313.
Ohne also die
Verdienste weder der vielen gegenrevolutionären Bewegungen in der Vergangenheit
und in der Gegenwart noch die des Kampfes gegen die Ungerechtigkeiten der
herrschenden Ordnung leugnen zu wollen, scheint es mir aber, dass es in unseren
Tagen vor allem darauf ankommt, die grundlegenden metaphysischen Irrtümer der
Revolution aufzuzeigen und auf die enge Verbindung zwischen den drei großen
Wogen hinzuweisen, die nacheinander gegen die westliche Christenheit anrollten:
Zuerst der Humanismus, die Renaissance und die protestantische
Pseudoreformation (erste Revolution), später dann die Französische Revolution
(zweite Revolution) und schließlich der Kommunismus (dritte Revolution).
Auf dem Gebiet des Handelns
Dieser Einsatz
hat meinem Leben als Parlamentarier, Professor, Schriftsteller und Publizist
Sinn gegeben.
Meine Tätigkeit
als Abgeordneter der katholischen Wählerliga in der verfassungsgebenden
Versammlung von 1939 soll hier nur kurz erwähnt werden, denn für das Lexikon,
auf dessen Anfrage hin ich diesen Text schreibe, ist sie nur von mittelbarer Bedeutung.
Während meiner
Lehrtätigkeit als Studienrat für Kulturgeschichte an dem der Rechtsfakultät der
Universität São Paulo angeschlossenen Universitätskolleg, als Dozent des
gleichen Faches am Roosevelt-Kolleg und dann als Professor für Moderne und Zeitgeschichte
an den Philosophischen Fakultäten St. Benedikt und Sedes Sapientiae der
Katholischen Universität São Paulo standen die oben angestellten Betrachtungen
stets vor dem Auge meines Geistes.
Während meiner
Tätigkeit als Schriftleiter des bekannten katholischen Wochenblatts
„Legionário“, das offiziöse Organ des Erzbistums São Paulo, als Vorsitzender
des Diözesanrates der Katholischen Aktion sowie als Sekretär des Verbandes der
Marianischen Kongregationen von São Paulo stand meine Apostolatsarbeit stets
unter dem Zeichen des Kampfes gegen die Revolution, die für mich nicht allein
in den linksorientierten Bewegungen ihren Ausdruck fand, sondern sich häufig
auch in solchen der Mitte oder selbst der sogenannten extremen Rechten
versteckte. Gegen letztere richteten sich meine heftigsten Feldzüge, die denn
auch mit entsprechender Gewalt beantwortet wurden. Die Seiten des „Legionário“
bezeugen, dass ich zu einer Zeit, in der diese Bewegungen ihren Höhepunkt zu
erreichen schienen, ohne Unterlass gegen die verschiedenen Arten von Faschismus
und Nationalsozialismus (7) gekämpft habe.
Die
Gegenrevolution, gab meiner schriftstellerischen Tätigkeit eigentlich ihren
Sinn.
(7) Anmerkung der Redaktion: Von 1929 bis 1947 wurden im
„Legionário“ insgesamt 2936 Artikel gegen den Nazismus und den Faschismus
veröffentlicht, davon stammten 447 aus der Feder von Prof. Oliveira, der vom
12.10.1929 bis zum 8.12.1929 und dann wieder vom 6.8.1933 bis zum 28.12.1947
Chefredakteur und Leiters des genannten Presseorgans war. Zum gleichen Thema
erschienen später auch 55 Artikel im “Catolicismo” (zwischen 1951 und 1982),
von denen 6 von Prof. Oliveira unterzeichnet waren. Auch in der Tageszeitung
„Folha de S. Paulo“ wurden von ihm zwischen 1968 und 1982 insgesamt 24 Artikel
zu diesem Thema veröffentlicht.
Zur Verteidigung der Katholischen Aktion: Alarmruf gegen
die Keime des Laizismus, Liberalismus und Egalitarismus in der katholischen Kirche
Mein erstes Buch erschien 1943 und trug den Titel „Zur
Verteidigung der Katholischen Aktion“ (Verlag Ave Maria, São Paulo). Es war ein
Alarmruf gegen die Keime des Laizismus, Liberalismus und Egalitarismus, die
damals in die Katholische Aktion einzudringen begannen (8). Mir, als dem
Vorsitzenden dieser Institution im Staat São Paulo fiel die Aufgabe zu, den
Kampf gegen diese Irrtümer aufzunehmen. Das Buch rief leidenschaftliche
Kontroversen hervor, denen nicht einmal das herzliche Lobschreiben Einhalt
gebot, das mir 1949 Msgr. Montini, damals stellvertretender Staatssekretär des
Heiligen Stuhls und späterer Papst Paul VI.,
im Namen Pius XII. zuschickte.
(8) Anmerkung der Redaktion: Das Buch hat zwei Auflagen
erlebt, deren erste (2.500 Exemplare) schon bald völlig vergriffen war. Deshalb
erschien 1983 zum 40. Jahrestag ihres Erscheinens eine zweite Auflage von 2.000
Exemplaren.
In katholischen
Kreisen wurde das Buch zum großem Teil mit starkem Beifall aufgenommen. Die
Keime des Progressismus breiteten sich jedoch weiter aus und führten
schließlich zu dieser Lawine von Irrtümern, die sich gerade heute über das
ganze Land erstrecken. Wenn dereinst ohne Voreingenommenheit die Geschichte der
Kirche in Brasilien im 20. Jahrhundert geschrieben werden wird, so wird man
wohl anerkennen, dass der bedeutende Widerstand, der dem Progressismus in
unserer Mitte entgegengebracht wird, zu einem großen Teil dem in „Zur
Verteidigung der Katholischen Aktion“ ausgesprochenen Warnruf zuzuschreiben
ist. Denn dieses Buch hat viele Geister, die noch nicht unter den
verführerischen Einfluss der neuen Ideen geraten waren, auf den in seinen
Anfängen steckenden Virus des brasilianischen Progressismus aufmerksam gemacht.
Wenn auch dieses
mein erstes Buch durchaus Lehrcharakter trug, so ist ihm doch anzumerken, dass
es auf ein wichtiges konkretes Problem ausgerichtet war, dem damals größte
Aktualität zukam.
Die sichtbarste Folge von „Revolution und Gegenrevolution“:
TFPs und verwandte Vereinigungen in 26 Ländern auf den fünf Kontinenten
Das Gleiche kann man nicht von meinem zweiten Buch „Revolution und
Gegenrevolution“ behaupten. Wie bereits der oben vorgestellten Zusammenfassung
des Werkes leicht zu entnehmen ist, bezog sich sein Inhalt im Jahre seiner
Veröffentlichung, 1959, auf kein aktuelles brasilianisches Thema. In dem neuen
Werk ging es vor allem darum, der Öffentlichkeit die tiefe Bedeutung klar zu
machen, die lehrmäßig der angesehenen kulturellen Monatszeitschrift
„Catolicismo“ zukam, welche damals in Campos (Bundesstaat Rio de Janeiro) unter
der Schirmherrschaft des dortigen Diözesanbischofs Antonio de Castro Mayer
(*20.6.1904, +25.4.1991) herausgegeben wurde.(9)
(9) Anmerkung der Redaktion: Hier muss darauf hingewiesen
werden, dass Bischof Antonio de Castro Mayer im Dezember 1982 die Beziehungen
zu Prof. Plinio Corrêa de Oliveira und zur TFP für abgebrochen erklärte. Die
Monatszeitschrift “Catolicismo” verwandelte sich daraufhin in das Sprachrohr
der TFP.
Am 22. Juni 1988 nahm Bischof Antonio Castro Mayer
zusammen mit dem französischen Erzbischof Marcel Fefèbvre in Ecône (Schweiz) an
der von Rom nicht genehmigten Weihe von vier Bischöfen teil. Am darauf
folgenden 1. Juli veröffentlichte Kardinal Gantin, Präfekt der
Bischofskongregation, ein Dekret, das die Exkommunikation der beiden Bischöfe
bestätigte.
Der Bruch des früheren Bischofs von Campos mit Prof.
Plinio Corrêa de Oliveira, TFP und “Catolicismo” geschah also fünf Jahre vor
dessen Exkommunikation.
In Brasilien hat
„Revolution und Gegenrevolution“ vier Auflagen erlebt. Die erste Ausgabe
erschien in der Nummer 100 des „Catolicismo“ (mit einem Nachdruck). Es folgten
später Ausgaben für die spanischsprachige Welt, in den Vereinigten Staaten, in
Kanada und Italien.(10)
(10) Anmerkung der Redaktion: Neben den in Brasilien
veröffentlichten Ausgaben in portugiesischer Sprache (zwei 1959, eine 1982 und
eine weitere 1993) erreichte „Revolution und Gegenrevolution“ zwölf Auflagen in
Spanisch: Argentinien (zwei Auflagen 1970 und eine weitere 1992), Chile (1964
und 1992), Kolumbien (1992), Ecuador (1992), Spanien (1959, 1965, 1978, 1992)
und Peru (1994), zwei in Französisch: Brasilien (1960) und Kanada (1978); drei
in Englisch: USA (1972, 1980 und 1993); drei in Italienisch (1964, 1972 und
1977), eine in Rumänisch (1995), und 1996 wurde bei der Frankfurter Buchmesse
die erste illustrierte Ausgabe in deutscher Sprache vorgestellt. Damit kommt
das Werk auf insgesamt 26 Ausgaben. Hinzu kommen Abdrucke in Zeitungen und
Zeitschriften in Brasilien, Angola, Argentinien, Frankreich, Italien,
Kolumbien, Spanien und Venezuela. Die Gesamtauflage (ohne Teilabdrucke)
erreicht damit die Zahl von 126.700 Exemplaren.
Die sichtbarste
Folge von „Revolution und Gegenrevolution“ war der Anstoß zur Gründung der „Brasilianischen
Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum“ (TFP) in Brasilien und zur Gründung ähnlicher, eigenständiger Organisationen
außerhalb des Landes; sie sind derzeit in fast allen wichtigen westlichen
Ländern zu finden und breiten ihre Zweige über alle übrigen Kontinente aus. Da
es in einer Reihe von Ländern auch Vertretungen der TFP gibt, sind die
Lehrgrundsätze und Ideale von „Revolution und Gegenrevolution“ heute in 26
Ländern auf den fünf Kontinenten gegenwärtig.(11)
Diese
Vereinigungen bilden eine große Seelenfamilie, die sich um das Thema des Buches
„Revolution und Gegenrevolution“ geschart hat.
(11) Anmerkung der Redaktion: Heute (2008) gibt es die
TFP bzw. ihre Vertretungsbüros in Brasilien, Argentinien, Australien, Chile,
Deutschland, Ekuador, Frankreich, Italien, Kanada, Kolumbien, Paraguay, Peru,
auf den Philippinen, in Polen, Portugal, Spanien, Südafrika, in den USA, im
Vereinigten Königreich (England und Schottland) und in Uruguay. Die TFP von
Venezuela wurde 1984 willkürlich durch ein im Endeffekt wirkungsloses Regierungsdekret
aufgehoben. Ihre Mitglieder stehen in TFP-Niederlassungen anderer Länder
weiterhin im Dienste der gleichen Ideale. Die Unschuld der venezuelanischen TFP
wurde mit der Veröffentlichung des endgültigen Gerichtsurteils am 15. Mai 1986
in jeder Hinsicht bestätigt und die gegen die Vereinigung vorgebrachten
Anklagen wurden als unbegründet zurückgewiesen.
Eine interne, von den Theoretikern des Marxismus selbst
angekündigte Transformation: der Zusammenbruch des Staates und die Entstehung
einer kooperativistischen Gesellschaft
1976 fügte ich „Revolution
und Gegenrevolution“ einen dritten Teil hinzu. Es handelt sich dabei um eine
Bestandsaufnahme der Veränderungen, die die Revolution in den seit der
Veröffentlichung des Werkes vergangenen zwanzig Jahren im internationalen
Panorama hervorgerufen hatte. Dem Leser sollte die Herstellung eines Bezugs
zwischen dem Inhalt und den neuen Gegebenheiten jener Tage erleichtert werden.
Die Herrschaft der III. – kommunistischen – Revolution
hatte einen paradoxen Zustand von Höhepunkt und Krise erreicht. Höhepunkt unter
dem Gesichtspunkt der tatsächlichen territorialen Ausbreitung des Kommunismus
und seines mit Hilfe eines immensen Bündnisses kommunistischer,
kryptonkommunistischer und parakommunistischer Parteien gewonnenen Einflusses
auf die westliche Welt, abgesehen von dem grenzenlosen Magma nützlicher Idioten.
Gleichzeitig ein Zustand der Krise. In den Augen der Öffentlichkeit begann pari
passu der Niedergang des Kommunismus. Seine Überzeugungskraft und seine
revolutionäre Führungskapazität gingen innerhalb und außerhalb der Grenzen der
Sowjetunion zurück. Würde der Kommunismus, der sein Vorrücken angesichts der
Erfolglosigkeit der herkömmlichen Vorgehens- und Bekehrungsmethoden
kompromittiert sah, sich von nun an für ein Abenteuer entscheiden?
Tatsächlich ließ
die III. Revolution, auf dem Höhepunkt der Macht angelangt, Drohungen und
Angriffe beiseite und begann plötzlich zu lächeln und zu bitten. Der direkte
Weg, der ja auch immer der kürzeste ist, wurde aufgegeben, und an seine Stelle
trat ein Zickzackkurs, in dessen Verlauf es nicht an Unsicherheiten fehlte.
Der Kommunismus setzte
seine größten Hoffnungen auf die revolutionäre psychologische Kriegsführung,
die das Lächeln als Angriffs- und Kriegswaffe einsetzt und den Eroberungsschock
von der (physischen, handgreiflichen) Gewalt auf das Gebiet psychologischer
Maßnahmen (d. h. auf das Gebiet des Ungreifbaren) überträgt. Ihr Ziel war nun
der schrittweise, unmerklich im Seeleninnern errungene Sieg, da die
herrschenden Umstände ein Vorgehen nach der klassischen, d.h. drastischen,
allgemein sichtbaren Methode nicht zuließen.
Wohlgemerkt,
diese Methoden haben nichts mit den normalerweise „Gehirnwäsche“ usw. genannten
Praktiken zu tun, wie man sie in Spionageromanen finden kann. Es ging nicht
darum, ein paar vereinzelte Aktionen auf intellektuellem Gebiet durchzuführen.
Vielmehr hatte man einen wahren Eroberungskrieg im Auge, der zwar auf
psychologischer Ebene geführt werden sollte, aber eben totalen Charakter hatte,
da er gleichzeitig den ganzen Menschen und alle Menschen in allen Ländern
anvisierte.
Diesen
revolutionären psychologischen Krieg kann man nicht beschreiben, ohne
detailliert auf seine Auswirkungen auf die eigentliche Seele der westlichen
Welt einzugehen, nämlich auf das Christentum oder, noch konkreter gesprochen,
auf die katholische Religion, da diese das Christentum in seiner absoluten
Fülle und seiner einzigartigen Authentizität darstellt.
In der
Perspektive von „Revolution und Gegenrevolution“ besteht der größte Erfolg des
lächelnden nachstalinistischen Kommunismus in dem rätselhaften, verwirrenden,
erstaunlichen Schweigen von tragischem apokalyptischem Ausmaß des II.
Vatikanischen Konzils gegenüber dem Kommunismus.
Im Licht der
Tatsachen hat das II. Vatikanische Konzil als eines der größten unheilvollen
Ereignisse, wenn nicht gar als das größte der Kirchengeschichte zu gelten. Mit
ihm ist der „Rauch Satans“ (12) in unvorstellbarem Ausmaße in die Kirche
eingedrungen und breitet sich dort mit dem fürchterlichen Ausbreitungsvermögen
der Gase immer weiter aus. Zum Ärgernis unzähliger Seelen des Mystischen Leibes
Christi ist dieser in den unheilvollen Prozess der „Selbstzerstörung“ geraten,
von dem Paul VI. gesprochen hatte.(13)
(12) Vgl. Ansprache Pauls VI. vom 29. Juni 1972
(13) Vgl. Ansprache vom 7. Dezember 1968.
Anmerkung der Redaktion: Bei mehreren Gelegenheiten hat
sich auch Johannes Paul II. zu den Problemen der modernen Welt und ihrer
Beziehung zu dem Sturm geäußert, der über die heilige Kirche hereingebrochen
ist. Viele dieser Probleme, sagte der Papst, schließen die Verbreitung „ausgesprochener
Häresien im Bereich von Dogma und Moral“ ein „und schaffen Zweifel, Verwirrung
und Aufruhr“ (Ansprache vom 6. Februar
1981, in Insegnamenti di Giovanni Paolo II, Libreria Editrice Vaticana, 1981,
Bd. IV, S. 235).
* * *
Fortsetzung folgt
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