Plinio Corrêa de Oliveira
Am
Fest des Unbefleckten Herzen Mariens wird die Epistel aus dem Buch der Weisheit
gelesen (Eccli 24, 23-31)
„Ich bringe wie ein Weinstock süße, duftende Blüten hervor, und meine
Früchte, sie sprossen schön und anmutig. Ich bin die Mutter der schönen Liebe, der (Gottes)Furcht und Erkenntnis und der
heiligen Hoffnung. In mir ist die Gnade des guten Wandels und der Wahrheit, bei
mir die Hoffnung des Lebens und der Tugend.“
In diesem Abschnitt gibt es kein
Wort, das nicht wie Musik klingt.
„Kommt her zu mir alle, die ihr nach mir Verlangen habt, und sättigt euch
an meinen Früchten. Denn mein Geist ist süßer als Honig und mein Erbe süßer als
Honig und Honigseim. Mein Andenken lebt fort durch die Geschlechter aller
Zeiten. Wer von mir isst, den hungert immer mehr; wer vom mir trinkt, den
dürstet immer mehr. Wer auf mich hört wird nicht zuschanden; wer sich um mich
bemüht, wird nicht in Sünde fallen. Die mich verherrlichen, werden das ewige
Leben haben.“
Hier sieht man, was Literatur
ist, denn über dem wörtlichen Sinn des Wortes hinaus ist hier ein Firmament von
Unwägbarkeiten, eine Schönheit, die einfach
unbeschreiblich und unaussprechlich ist, und kein Kommentar hergeben kann. Es
ist eines solcher Schriftstücke, dessen nicht kommentierbarer Inhalt schöner
ist als der, den man kommentieren kann.
Und das schönste ist, dass es auf die Muttergottes bezogen ist.
„Ich bringe wie ein Weinstock süße, duftende Blüten hervor...“
Wahrhaftig, denn vor allem
brachte Sie Unseren Herrn hervor, der die Blüte schlechthin ist, mit einem
unvergleichlich angenehmen süßen Duft, aus der dann der mystische Leib Christi
spross. Dies sind süße, duftende Blüten.
„...und meine Früchte, sie sprossen schön und anmutig.“
Früchte, die anmutig sind, ist
etwas schönes, denn es vereint das Feste, das Nahrhafte der Frucht mit der
Anmut, der Schönheit, dem Duft der Blüte. Es sind Früchte der Ehre und der
Ehrbarkeit. Die Ehrbarkeit als das Dezente, die Haltung, das würdige Aussehen,
eine Art von Schönheit, die die Schönheit der Ehre ist.
„In mir ist die Gnade des guten Wandels und der Wahrheit, bei mir die
Hoffnung des Lebens und der Tugend.“
In Wahrheit ist in Maria jede
Hoffnung des Lebens und jede Hoffnung der Tugend. Und all das kann man auch vom
Heiligsten Herzen Jesu sagen, denn in Ihm ist, in unendlich vollkommener Weise
als in Maria, alle Hoffnung des Lebens und alle Hoffnung der Tugend. So können
sowohl Maria wie Jesus — Er natürlich mehr denn Sie — sagen: „Kommt her zu mir alle, die ihr nach mir
Verlangen habt, und sättigt euch an meinen Früchten.“ Es ist eine
Aufforderung, uns mit Jesus und Maria zu vereinen, um uns mit Ihren Früchten zu
füllen. Es ist ein Ausdruck einer großen göttlichen Barmherzigkeit.
„Denn mein Geist ist süßer als Honig und mein Erbe süßer als Honig und
Honigseim.“
Wahrhaftig, der Geist Mariens ist
süßer als Honig; die Andacht zum Herzen Jesu ist süßer als Honig und Honigseim.
„Mein Andenken lebt fort durch die Geschlechter aller Zeiten.“
Maria selbst hat ja gesagt, dass
alle Geschlechter Sie seligpreisen werden.
„Wer von mir isst, den hungert immer mehr; wer vom mir trinkt, den dürstet
immer mehr.“
Je mehr man nach Ihn und nach Ihr
sucht, desto mehr will man suchen.
„Wer auf mich hört wird nicht zuschanden; wer sich um mich bemüht, wird
nicht in Sünde fallen.“
Die mit Ihnen vereint sind,
werden nicht sündigen.
„Die mich verherrlichen, werden das ewige Leben haben.“
Das heißt, die mich berühmt
machen unter den Menschen, werden das ewige Leben haben.
Aus einem Vortrag am 4. Juni 1964
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