Am ersten Tag des Unserer Lieben Frau gewidmeten Monats wird der große Apostel, Monsignore Geraldo Proença Sigaud, in einer Unserer Lieben Frau geweihten Kirche die Fülle des Priestertums aus den verehrten Händen des Botschafters des Heiligen Vaters empfangen.
Über das Priestertum zu sprechen bedeutet, über die Eucharistie zu sprechen. Die Heilige Eucharistie, Unsere Liebe Frau und der Papst sind die drei großen Andachten von Monsignore Sigaud. Im Wesen und in den Umständen des erhabenen Aktes, der am 1. Mai stattfinden wird, kommt alles zusammen, was in diesem priesterlichen Herzen brennt und lebt. Wir können uns daher die Gefühle vorstellen, die ihn in diesen Tagen der Einkehr und Vorbereitung, die Monsignore Sigaud im Seminar des Heiligen Geistes durchlebt, zum Schwingen bringen.
Zum geistlichen Fürstentum der Kirche Jesu
Christi aufsteigen, die Würde eines Nachfolgers der Apostel empfangen, vor Gott
die Erlösung von Zehntausenden von Seelen verantworten, von denen jede so
kostbar ist, dass Unser Herr in die Welt gekommen wäre und alles erlitten, was
Er erlitten hat, auch wenn es darum ginge nur einen von ihnen zu retten: Ist das
nicht der Aufstieg in schwindelerregende Höhen, die eher für Engel geeignet sind
als für Menschen?
Mit den Augen des Glaubens betrachtet,
fasziniert die Mission des Bischofs durch ihre Erhabenheit, verwirrt jedoch
durch ihre Größe. Es ist durchaus verständlich, dass viele Heilige aus Angst
davor flohen und andere voller Angst und Zittern sie ausführten. Monsignore
Sigaud teilte uns mit, dass er sich erst entschieden habe, das Munus des
Episkopats anzunehmen, nachdem er den göttlichen Beistand durch die Feier des
Heiligen Messopfers erbeten hatte. Tatsächlich ist grenzenloses Vertrauen in
das Wirken der Gnade notwendig, damit eine Seele sich entschließt, der
ehrenvollen Einladung des Heiligen Vaters mit Fiat zu antworten.
* * *
Für große Ämter, auserwählte Männer. Es
ist durchaus verständlich, dass die Kirche für Funktionen von so höchster
Bedeutung in der Christenheit die kostbarste Blüte ihrer Kinder auswählt.
Die Zeitungen, mit ihrem ständigen und
sterilen durchwühlen von politischen und wirtschaftlichen Fragen, mit ihrer
traurigen Angewohnheit, alle Dinge nur vom rein materiellen Standpunkt aus zu
betrachten, verzerren dermaßen die wahren Perspektiven des Lebens auf eine Art
und Weise, dass, wenn es leicht ist verständlich zu machen, dass jemand, der
Finanzen oder Politik verwaltet, große Qualitäten braucht, ist es sehr
schwierig, verständlich zu machen, dass für jemanden, der die Welt der Seelen verwaltet...
[abgeschnittener Satz in der Zeitung], die bischöfliche Würde an erster Stelle
steht. Aber so ist es.
Der Bischof muss einen Weitblick haben. Es
muss klug sein und ständig um sich herum schauen: Genau das bedeutet das Wort Episcopus etymologisch. In den Seelen Lesen,
in den Herzen lesen und den Lauf der Ideen erkennen durch die literarischen,
künstlerischen und wissenschaftlichen Schulen, die sich ständig bilden oder
verändern, die Entwicklung der Bräuche mit Scharfsinn beobachten, die Bildung überwachen,
die Familien schützen, die Schwachen unterstützen, die Autorität ehren, die
Bösen bestrafen, den Verirrten Hoffnung eröffnen, die Feinde versöhnen, die Anmaßungen
der Bösen einschüchtern, die Leidenden trösten und über die Kranken wachen, das
Wort Gottes predigen, die Sakramente spenden, das Opfer feiern, den Glanz des
Gottesdienstes fördern, das alles ist die Aufgabe des Bischofs, und die Aufgabe
des Bischofs besteht bei weitem nicht nur hierin. Der Bischof muss all die
Intelligenz, den ganzen Takt, den ganzen Eifer, die ganze Frömmigkeit, die
ganze Belehrung, die ganze Hingabe, den ganzen Fleiß, die ganze
Selbstverleugnung, zu der ein Mensch fähig ist, seinem Dienst anvertrauen. Und
um dies alles anzuwenden, muss er es besitzen. Es ist daher nicht schwer zu
verstehen, wie sehr sich die Kirche darum bemüht, ihre Priester so auszubilden,
dass sie den Bischöfen würdig helfen können, und wie sehr sie sich darum
bemüht, Bischöfe aus ihren besten Priestern auszuwählen.
* * *
Dies alles gesagt und abgewogen, erwarten
wir mit Freude im Herzen die Bischofsweihe von Monsignore Sigaud. Denn egal wie
hoch und schrecklich die Rolle ist, Monsignore Sigaud verfügt über alle
intellektuellen und moralischen Fähigkeiten, die für solch eine erhabene Würde
erforderlich sind. Man könnte nicht mehr oder besseres über einen Mann sagen:
Wir sagen es mit Herzen voller Hoffnung, und das Land São Paulo, das gesamte katholische
Brasilien, verkündet es gemeinsam mit uns. Wenn wir mit Vorsicht, eine Parallele
zwischen den Pflichten eines Bischofs und den Qualitäten von Monsignore Sigaud ziehen,
erinnern wir uns an Mazarins Satz über Ludwig XIV.: „Dieser Monarch hat das
Zeug für vier Könige.“
Bei Monsignore Sigaud findet man alles,
was das brasilianische Volk an Gutes hat. Und um diese Eigenschaften
hervorzuheben, mangelt es ihm nicht an der besonderen Note des französischen
Genies.
Lassen Sie uns die Freude an diesen
Festtagen steigern, indem wir uns schnell an die Eigenschaften erinnern, die
unsere Gewissheit nähren. Monsignore Sigaud verfügt über klare, unkomplizierte
und beflügelte Intelligenz, neben einer überraschenden Begabung für rein
doktrinäre Fragen, über die subtile Fähigkeit zur Unterscheidung und
Subunterscheidung, die so charakteristisch für die Kinder der Alterosas (des Bundesland Minas Gerais) ist.
Aus dem spirituellen Erbe von Minas Gerais stammte auch er von einem
durchdringenden und diskreten Beobachtungsgeist, leicht verschlossen und
vorsichtig. Eine starke Vorliebe für kunstbezogene Themen – und zwar für alle
Künste – erinnert ihn an seine französische Abstammung. Wenn nicht durch
Vererbung, so doch durch Osmose, durch die Tatsache, dass er im Land São Paulo
lebte und es liebte, wurde Monsignore Sigaud ein gebürtiger São Paulo: durch
den männlichen Adel seiner Haltung, durch seine große und starke Statur, durch
die Vornehmheit seiner Gebärden und Physiognomie, seinem Genie, der
Entschlossenheit, der Liebe zu seinen unbestechlichen und klaren Haltungen
erinnert uns vieles an ihn an den größten und aufrichtigsten Ureinwohner São
Paulos unseres Jahrhunderts, nämlich Erzbischof Dom Duarte Leopoldo e Silva.
Diese Besonderheit verdient
Aufmerksamkeit. Es gibt pessimistische Kommentatoren, die meinen, die
Brasilianer seien notwendigerweise schwach, wankelmütig und gemütlich. In den
Reihen unseres Episkopats finden wir bewundernswerte Beispiele, die genau das
Gegenteil beweisen. Dom Vital Maria Gonçalves de Oliveira, Dom Duarte Leopoldo e
Silva waren Vorbilder an Unerschrockenheit und Festigkeit, an Kampfeslust und
heiliger Kühnheit. Monsignore Sigaud ist von diesem Temperament. Von ihm ist
alles an wahrer und unbezähmbarer Seelengröße zu erwarten.
Wenn die Gnade und Salbung des Heiligen
Geistes im denkwürdigen Moment seiner Weihe auf Monsignore Sigaud herabkommt,
werden sie auf einen der erlesensten Söhne herabsteigen, die das brasilianische
Volk zur Ehre Gottes hervorgebracht hat.
* * *
Wie können diese Überlegungen abschließen?
Durch eine Danksagung und durch eine inständige Bitte. Danksagung, weil Gott
Brasilien einen solchen Sohn und der Kirche einen solchen Bischof geschenkt
hat. Bitte, die liturgische Bitte, die die Kirche für ihre Bischöfe formuliert:
Dominus conservet eum et vivificet eum,
et beatum faciat eum in terra. Der Herr behütet ihn und hält ihn am Leben, so
dass man ihn glücklich preist auf Erden (und in alle Ewigkeit).
Aus dem Portugiesischen „Dominus conservet eum“ in „Legionário“ vom 27. April 1947.
Diese deutsche Fassung „Dominus conservet eum“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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