Eine Rezension des Buches: „Plinio Corrêa de
Oliveira: Prophet des Reiches Mariens” von Prof. Roberto de Mattei
Norman Fulkerson
So wie viele Menschen mit
Durchblick und Weitsicht werden einige Heilige und Propheten erst nach ihrem
Tod hoch geschätzt. Dies ist der Fall bei Prof. Plinio Corrêa de Oliveira,
dessen Leben das turbulente 20. Jahrhundert umfasste. In seinen frühen Jahren
erreichte er den Höhepunkt seines Einflusses auf politischer, sozialer und
religiöser Ebene in Brasilien. Wegen seiner grundfesten katholischen Ansichten
wurde er von den großen Medien und dem liberalen Establishment für den Rest
seines außergewöhnlichen Lebens ignoriert. Dieses Schweigen wurde nur
gebrochen, als seine Feinde zu Verleumdungen griffen, die sich nicht nur gegen
seine Person richteten, sondern auch gegen die Organisation, die er gründete,
die Brasilianische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und
Eigentum (TFP).
Prof. Plinio (wie er von
seinen Anhängern — wie in Brasilien üblich — genannt wurde) übt jedoch
weiterhin einen enormen Einfluss auf unsere moderne Welt aus. Er widersetzte
sich nicht nur den Irrtümern seiner Zeit, sondern gründete vor allem eine
einzigartige Denkschule, die seine Arbeit bis in unsere Tage fortsetzt. Dieses
Erbe wird durch die kürzlich erschienene englische Ausgabe des Buches „Plinio
Corrêa de Oliveira: Prophet des Reiches Marias“ des italienischen Gelehrten und
Historikers Prof. Roberto de Mattei hervorgehoben.
Der Begriff „Prophet“ im
Titel des Buches könnte etwas rätselhaft erscheinen. Die meisten Menschen
verstehen einen Propheten als jemanden, der lediglich die Zukunft voraussagt.
Doch ein weiteres und eher wichtigeres Merkmal der Propheten war jedoch die
Fähigkeit, den Willen Gottes in der Geschichte zu erkennen und die Menschheit
in die Richtung diese Willens zu führen. „Er kündigt eine Bestrafung an“, erklärt Prof. de
Mattei, „nicht unbedingt durch göttliche Offenbarung, sondern weil er versteht,
wie bestimmte menschliche Verhaltensweisen unweigerlich zu göttlicher
Bestrafung führen.“ Genau diese prophetische Unterscheidung praktizierte Prof.
Plinio zeitlebens.

Da sich die Menschheit dieser
Revolution nicht widersetzte, sagte Prof. Plinio eine bevorstehende göttliche
Züchtigung und schließlich den großartigen Sieg Unserer Lieben Frau voraus. In
Anlehnung an den großen hl. Ludwig Grignion von Montfort nannte er diese Ära
des Friedens das Reich Mariens. Tatsächlich entwickelte Prof. Plinio diese
Perspektive, bevor er von der Botschaft Unserer Lieben Frau von Fatima erfuhr,
die vom Triumph Ihres Unbefleckten Herzens sprach. So demonstriert
Prof. de Mattei dem Leser die prophetischen Einsichten seines Themas.
Prof. Plinios tiefgründige
Gedanken kommen aus einem intellektuellen Leben, das nicht einfach eine
Ansammlung von Lehren war, die durch Bücher gewonnen wurden. Seine Weisheit
ergab sich auch aus einem Vergleich seiner ständigen Reflexionen mit dem, was
er in allen Bereichen um sich herum sah. Er hat jedoch nie behauptet, ein
Monopol auf diese Methode zu haben.
„Ich behaupte“, sagte er,
„dass wir mit Abstand unser eigenes bestes Buch sind. Wir sind nicht [nur ein]
Buch; jeder von uns ist eine Bibliothek, die immens mehr enthält als die uns
bekannten Bibliotheken. Niemals hat jemand alles geschrieben, was in den Köpfen
einer Person existieren kann.“

Prof. de Mattei
veranschaulicht diese Wahrnehmung des Irrtums mit dem Ausdruck der „weißen Häresie“.
Prof. Plinio prägte diesen Begriff, um eine Häresie nicht im eigentlichen Sinne
des Wortes zu beschreiben, sondern eine sentimentale, romantische Idee der
katholischen Religion, in der „Tugend als etwas dem Heldentum Fremdes
aufgefasst wird“. Dieser Begriff ist in den zahlreichen Darstellungen von
Heiligen leicht zu erkennen als sanfte, rosige Individuen mit schwachem Willen
und wenig Leiden.
Die historische Verkörperung
dieses unheldenhaften Geistes war Monsignore Jacques-André Emery, der während
der Zeit der Französischen Revolution lebte. Prof. Plinio bemerkte, dass dieser
Geistliche oft mit aufrechten, treu katholischen Adligen inhaftiert war. Viele von ihnen standen
heldenhaft der Guillotine gegenüber und starben als Märtyrer, weil sie sich
weigerten, den „liberté-égalité“-Eid zu unterschreiben, zu dem dieser „heilige“
Priester ihnen geraten hatte. Prof. Plinio nannte diese Tendenz zum Kompromiss
mit dem Bösen die „Denkweise der weißen Häresie“, die „eine Mentalität der
Versöhnung und der Zugeständnisse verbreitet, die dazu neigt, die Kirche der
Welt unterzuordnen“. Emery überlebte den blutigen Terror und seine
pazifistische „Häresie“ diente dazu, diejenigen einzuschläfern, die sonst
bereit gewesen wären, gegen den Fortschritt der Revolution zu kämpfen.
Das Gegenteil dieser
entstellten Version des Katholizismus war das, was der mittelalterliche Ritter
praktizierte, vor allem jene, die die Ritterorden dieser Zeit bildeten. Diese
Rittermönche stellten den idealen Menschentyp dar, weil sie sich nach dem
Vorbild unseres Herrn Jesus Christus formten. Ihre männliche Frömmigkeit zog
Prof. Plinio an, da sie im Gegensatz zu der in der heutigen Welt
vorherrschenden Feminisierung der Religion stand.
Prof. de Mattei erklärt, wie
diese Ritter die plinianische Spiritualität verkörperten, die sowohl
kämpferisch als auch ritterlich war. Die Mischung aus Militanz und Höflichkeit
scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Es könnte besser
verstanden werden, wenn man den schönen Brauch dieser männlichen Krieger bei der
heiligen Messe während der Lektüre des Evangeliums betrachtet. Voller
katholischer Inbrunst zogen sie ihre Schwerter und hielten sie bis zum Ende der
heiligen Lesung hoch. Diese tapfere Haltung bedeutete: „Wenn das Evangelium
verteidigt werden muss, hier sind wir!“
Wie ein Ritter der alten Zeit
widmete sich Prof. Plinio mit der gleichen Bereitschaft dem Kampf für die
Verteidigung der katholischen Kirche und der christlichen Zivilisation. Prof.
Plinios ritterliche Lebensweise und sein unnachgiebiger Widerstand gegen die
Irrtümer der Revolution führten am meisten zu seiner Ablehnung durch
diejenigen, die es vorzogen, ständig Zugeständnisse zu machen. So sorgten die
angesehenen Schiedsrichter des 20. Jahrhunderts dafür, dass er nie ins
Rampenlicht geriet.
Leider starb er am 3. Oktober
1995, ohne die von ihm so sehr ersehnte Errichtung des Reiches Mariens zu
erleben. Trotzdem akzeptierte er den Willen Unserer Lieben Frau und verließ
friedlich diese Erde, weil er die Gewissheit hatte, dass sie eines Tages triumphieren
würde.
Seine Verehrung zur hl.
Jeanne d’Arc spiegelte seine Hoffnungen für die Zukunft wider. Angesichts der
offensichtlichen Niederlage glaubte sie weiterhin an die Mission, die sie von
himmlischen Stimmen erhielt. Prof. Plinio ermutigte seine Anhänger, die
Hoffnung auf den Sieg der Gegenrevolution nicht zu verlieren. Er erinnerte sich
oft an die Worte der sterbenden Jungfrau von Orleans: „Die Stimmen haben nicht
gelogen, die Stimmen haben nicht gelogen!“
„Plinio Corrêa de Oliveira:
Der Prophet des Reiches Mariens“ ist eine sehr wichtige Lektüre für diejenigen,
die ein Vorbild suchen, um der Revolution in ihrem jeweiligen Leben
entgegenzutreten und durch die turbulenten Gewässer unseres einundzwanzigsten
Jahrhunderts zu navigieren. Noch wichtiger ist, dass dieses Buch unbezahlbare Grundsätze liefert für diejenigen, die Anhänger dieser gegenrevolutionären intellektuellen und spirituellen Schule sein
möchten.
Quelle des englischen
Originals am 31. Juli 2019:
https://www.returntoorder.org/2019/08/he-denounced-error-and-confided-in-our-ladys-triumph/
Deutsch: https://der-adel.info/2020/01/30/er-vertraute-auf-den-triumph-der-muttergottes/
und
https://der-adel.info/2020/02/13/eine-rezension-des-buches-teil-ii/
© Nachdruck der deutschen
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