A - Die
wichtigsten Aktionen von Prof. Corrêa de Oliveira
1) Sein
Plan einer großen katholische Partei: 1928-1935; die LEC und die
Verfassunggebende Versammlung
Geboren am
13. Dezember 1908 in São Paulo, besuchte Plinio Corrêa de Oliveira das
Kollegium der Jesuiten in dieser Stadt, die die traditionelle leitende Elite
heranbildete. Im Jahre 1925 trat er in die Rechtswissenschaftliche Fakultät
ein, die ebenso von der sozialen Elite besucht wurde.
Während
seiner Studien hatte er versucht, sein katholisches und politisches Ideal mit
anderen Menschen seiner Generation zu teilen. Er fand aber niemanden der bereit
gewesen wäre, als wahrer Katholik auch echter Monarchist zu sein. Die Eliten
führten ein leichtes Leben und hatten schon egalitäre Ideen angenommen.
Seine
Überlegungen führten ihn zu dem Schluss, dass soziale, politische,
Wirtschaftsfragen zutiefst miteinander verbunden waren und keinen wesentlichen
religiösen Charakter hatten. Außerdem beschränkte sich die Wiedereinführung der
Monarchie für ihn nicht auf die Frage einer Regierungsform: es handelte sich vielmehr
darum, die Mentalität einer ganzen Zivilisation zu ändern. Die
Wiederherstellung der Monarchie und der organischen Gesellschaft war einer der
wesentlichen Aspekte der zu unternehmenden Reform, aber der Ausgangspunkt war
religiös.
Unter
diesen Bedingungen schien ihm eine durchzuführende Reform auf politischer Ebene
in Brasilien, ohne zu aller erst eine tiefe religiöse Reform in Angriff zu
nehmen, nutzlos. Im Jahre 1928, mit 20 Jahren, entdeckt er die katholische
Bewegung und stellt fest, dass eine religiöse Reform seit mehreren Jahren in
Gang war.
Zu seiner
großen Freude sieht er zunächst, dass die katholische Bewegung kräftig ist, als
Folge des tiefgreifenden Apostolats des Heiligen Papstes Pius X., unter dessen
Pontifikat das religiöse Leben in Brasilien einen großen Aufschwung erfuhr. In
der Tat begann Anfang der zwanziger Jahre eine Reaktion gegen den damals
dominierenden Positivismus.
Er stellte
fest, dass die Katholiken im Allgemeinen keine Antipathie gegen die Monarchie
hegten: Einige bekundeten sogar eine offene Sympathie, eine kleinere Zahl zeigt
eine schwache Antipathie, die von den Vorurteilen, die außerhalb von
katholischen Kreisen herumgesprochen wurden; die Mehrheit der Katholiken hatte
für die Monarchie weder Sympathie noch Antipathie.
Es würde
vielleicht ausreichen dieser kräftigen Bewegung einen Dynamismus zu geben, dann
seiner Elite eine vollständige religiöse Bildung, einschließlich auf
politischer Ebene, d.h. eine monarchistische Bildung. Diese Monarchistenelite
würde die Masse der katholischen Partei in Richtung einer organischen
Gesellschaft alten Regimes lenken: Der monarchistische Zug würde auf die
Schienen der katholischen Bewegung rollen.
Sein Plan
sollte sich also in vier Etappen entwickeln: 1. die Frömmigkeit in der
marianisch geprägten katholischen Bewegung zu stärken; 2. ihrer Elite eine
monarchistisch geprägte Bildung zu geben; 3. sie in einer politischen Partei
umzuwandeln; 4. aus ihr eine ausschließlich katholisch-monarchistische Partei
zu machen.
Die
Monarchie würde in Brasilien dadurch nicht restauriert werden, aber er hätte
für sie das erreicht, was sie am meisten benötigte: eine große politische
Partei. Da es den Kommunismus gab und der Kirche feindliche Kräfte, hatte er
keine Zweifel, dass er sein Vorhaben nicht ohne Schatten oder dunkle Wolken
verwirklichen würde, denn ein General weiß, dass der Feind alles unternehmen
wird, um seine Pläne zu bekämpfen. Aber es war, was er im Augenblick tun
konnte.
Um die
Durchführbarkeit dieses Projekts zu veranschaulichen, muss man an die Kraft und
die Ausbreitung der marianischen katholischen Bewegung in ganz Brasilien
erinnern.
Reversabzeichen der Mitglieder der Marianischen Kongregation in BR |
Zwischen
1925 und 1930 waren 95% der Brasilianer katholisch und von einer gut
organisierten katholische Bewegung unterstützt, die unzählige religiöse
Gruppierungen und Vereine über das ganze Land umfasste, die ganze Legionen von
Jugendlichen zum religiösen Leben und zum Apostolat führte. Die Marianischen
Kongregationen bildeten die Speerspitze aller Gruppen. Diese katholische
Bewegung der dreißiger Jahre war gekennzeichnet von einer großen Ausstrahlung
und Frömmigkeit.
Alle
Mitglieder der Marianischen Kongregationen gingen des Sonntags gemeinsam zur heiligen
Messe, jeder in seiner Pfarrei und in für sie reservierten Bänken. Zu diesem
Anlaß trugen sie ein großes blaues Band über die Schulter, an dem eine
Marienmedaille hing und sangen die Marienpsalmen auf Latein im Wechsel mit dem
Kirchenchor. Dies hob einen großen Unterschied zwischen ihnen und den normalen
Katholiken hervor und forderte einen strengen Widerstand gegen die
Menschenfurcht in einer Zeit, in der praktizierender Katholik sein, als eine „Frömmelei“
angesehen wurde, die eher den Frauen vorbehalten war.
Außerdem
sollte ein gutes Kongregationsmitglied jeden Sonntag die hl. Kommunion
empfangen, die Mitglieder der Eliten täglich. Man betete täglich den
Rosenkranz, die meisten den ganzen Psalter, d.h., alle 15 Gesätze. Viele
machten auch täglich Meditation und geistliche Lesung.
Es war
also das genaue Gegenteil einer losgelassenen Umgebung: Die geistige Rüstung
war fest. Auf der anderen Seite kannten sich die Mitglieder der Kongregation
von São Paulo, die der Elite angehörten, untereinander und bildeten so etwas
wie eine Strömung in der katholischen Bewegung. Dank ihrer Struktur und Dynamik
ihres religiösen Gedankens schien es einfach, diese Strömung in eine politische
Partei umzuwandeln.
Im Jahre
1929 gründet Plinio Corrêa Oliveira in der Rechtswissenschaftliche Fakultät von
São Paulo die Katholische Studenten-Aktion. Diese studentische Bewegung übernahm
sofort die gleiche eindeutige Färbung der Marianischen Kongregationen an und
verbreitete sich über alle Hochschulen in São Paulo.
Als er im
Dezember 1930 sein Doktorat in Jura erhält, ist er 22 jährig und sein Name ist
bereits bekannt in der brasilianischen katholischen Jugend und wird von allen
bewundert. Man kennt ihn von da an einfach als Doutor (Dr.) Plinio. (So führen
in Brasilien alle Diplomierten generell diesen Titel zum Vornamen und der
Einfachheit halber wird Dr. Plinio auch hier so genannt.)
Fortsetzung folgt hier
Aus einem Vortrag von Jean Goyard auf der Sommerakademie der TFP 2005 in Gaming, Österreich. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Alfred J. Keller
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen