1930
erwarb der Gründer der TFP sein Jura-Diplom und betätigte sich sofort als
Rechtsanwalt und Journalist. 1934 wurde er ordentlicher Professor für moderne
und zeitgenössische Geschichte an der Päpstlichen Katholischen Universität von
São Paulo. Sein Leben gestaltete sich als das eines katholischen streitbaren
Publizisten.
Begibt
sich die TFP nicht aus purer poetischer Begeisterung in einen Anachronismus,
wenn sie sich auf ein sieben Jahrhunderte altes historisches Modell beruft?
Opfert sie damit nicht ihre Chancen, die moderne Gesellschaft zu beeinflussen?
Die
Menschen im Mittelalter begeisterten sich für das, was gut, erhaben und schön
war. Sie stellten sich nicht ins Zentrum ihres eigenen Interesses. Die Menschen
im 21. Jahrhundert richten ihre Interessen auf sich selbst auf Kosten des
Allgemeinwohls.
Der Mensch
des 12. Jahrhunderts stellte sich in Dienst einer dauerhaften Sache und
bewunderte die organische Gesellschaft. Der des 21. Jahrhunderts wird mit aller
Wahrscheinlichkeit ein Leben zu eigenen Diensten gelebt haben, frei von Moral
und gesellschaftlichen Überlegenheiten. Hat sich die TFP in der Auswahl des
Jahrhunderts dann geirrt?
Es ist
wahr, daß bei dem Wort Kreuzritter wohl vor allem die Persönlichkeit des
Gottfried von Bouillon, dem Sohn der hl. Ida von Boulogne in Erinnerung tritt,
seine Kämpfe um die Wiedereroberung des Heiligen Grabes Unseres Herrn Jesus Christus.
Man denkt an die Kreuzzüge, dessen Ritter Haus und Hof verließen, um im Orient
die härteste Prüfung ihrer Reise zu bestehen: Den Krieg gegen die Mohamedaner.
Balduin
IV. von Jerusalem starb mit 24 Jahren, nachdem er den Fortschritt seiner
Leprakrankheit seit seinen jungen Jahren mit ansah. Er wurde jedoch zum Vorbild
der Kreuzritter. Schon bettlägerig, ließ er sich auf einer Bahre
mit der
Heiligen Lanze vor seine entmutigten Barone tragen, und flößte ihnen Vertrauen
ein gegen alle Hoffnung. Sein Beispiel änderte die Gemüter der Kreuzritter, die
kurz darauf den überzähligen Feind besiegen konnten. Das fränkische Königreich
in Palästina verlängerte sich damit um 40 Jahre.
1571, bei
der Schlacht von Lepanto ging es ungefähr ähnlich zu. Die Welle der Übermacht
der Türken erreichte 1571 das Herz der Christenheit, bis hinein nach Ungarn. Um
es auf moderne Art auszudrücken, mit dem heutigen „lieber Rot als Tot“ bestand
die Versuchung der damaligen Christenheit in „lieber Taliban als Tot“. Der
damalige Papst konnte nur mit großer Mühe den katholischen Staatsoberhäuptern
beibringen, welche Katastrophe auf das christliche Abendland zukam, das ohnehin
durch den Ausbruch des Protestantismus und interne Zwistigkeiten sehr
geschwächt war.
Zwei große
Kapitäne lehnten die Bitten des Papstes ab, doch Gott sandte den Halbbruder des
spanischen Königs Philip II., der ebenso ein mutiger Krieger wie
liebenswürdiger Adeliger und feiner Diplomat war. Er nahm das Amt des
Obergenerals der Heiligen Liga an. Doch trotz der Rivalitäten, die die Liga zu
zerstören drohten, was hielt die wendige und zahlenmäßig große ottomanische
Flotte auf? Die Weitsicht, die Geduld und das Vertrauen zweier Kreuzritter, einem
Kleriker und einem Laien: Der Heilige Papst Pius V. und Don Juan von
Österreich.
1683 war
Wien von den Türken belagert worden. Kein katholisches Land machte irgendwelche
Ansätze sich für den Thron der Habsburger einzusetzen. Das politische Zentrum
des katholischen Gleichgewichts in Europa war dabei in die Hände der
Ungläubigen zu fallen. Johannes II. Sobieski sah das Ausmaß der Tragödie. Sein
und der polnischen Armee Mut und Tapferkeit, das Opfer ihrer eigenen
Interessen, besiegten die Aggressoren, und entfernten die Gefahr für
Jahrhunderte.
Es ist
also viel weniger der Status des Kreuzritters, der Plinio Corrêa de Oliveira
charakterisiert, sondern eher seine Geisteshaltung vor einer gewissen Art von
Umständen. Was diese Umstände betrifft, so sind sie unbedingt gekennzeichnet
von einem unterschiedlichen Verhältnis zwischen der menschlichen Kraft des
Kreuzritters und der Kraft des Gegners.
Die
Mentalität des Kreuzritters bildet sich aus einem Kampfgeist im Dienste der
höheren Interessen der Kirche und der Verachtung seiner persönlichen
Interessen. Sie vervollständigt sich durch eine ausgezeichnete Eigenschaft: die
Weitsicht, die jede Form von Mittelmäßigkeit ausschließt. Schließlich
charakterisiert sie sich durch ein Vertrauen, das über alles Denkbare
hinausgeht. Ein Historiker (Luchaire), kommentiert das Vorgehen vom Grafen
Simon de Montfort, Chef des Kreuzzugs gegen Albingenser, so: „Ein solches
Vertrauen macht unbesiegbar und erbringt alles, sogar ein Wunder.“
Die TFP
sieht ihre Aufgabe darin, begründet auf die überlieferte katholische Lehre, die
liberale und egalitäre Revolution zu bekämpfen im Hinblick auf eine Sakralisierung
der bürgerlichen Gesellschaft. Die Fragen der Liturgie oder der kirchlichen
Disziplin interessieren sie wohl sehr, weil sie sich in der Gesamtheit der
gegenwärtigen religiösen, moralischen, kulturellen, sozialen, politischen Krise
einfügt usw. Aber diese Fragen gehören nicht zum spezifischen öffentlichem
Tätigkeitsbereich der TFP, weil dieses sich im Bereich der Laien befindet. Sie
gehören jedoch zum spezifischen Aufgabenbereich des Klerus und definieren den
Grund für die Existenz der Priesterbruderschaften wie St. Petrus St. Pius X.
oder Christus König, Hoherpriester.
Msgr.
Tissier de Mallerais, Bischof der Piusbruderschaft, ist einer der
Führungskräfte dieser Bruderschaft und einer der von Msgr Lefèbvre unabhängig
von der Zustimmung des Papstes 1988 geweihten vier Bischöfe. Msgr. Tissier de
Mallerais ist weder Brasilianer, noch Südamerikaner sondern Franzose. Niemand
wird behaupten, daß Mgr Tissier de Mallerais durch die TFP beeinflusst worden
sei.
Er hat im
Jahre 2002 eine große Biographie von Mgr. Lefebvre veröffentlicht, in der es
auf Seite 309 heisst:
„Von 1951
bis 1967 vermehrten sich in Brasilien die Gruppen junger Leute (um die Zeitung)
Catolicismo und im Jahre 1960 entsteht aus den Gruppen von Catolicismo heraus
die Brasilianische Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Eigentum — TFP, geleitet von Prof. Plinio Corrêa von Oliveira.“
„Die TFP-Gruppen
(...) widersetzten sich erfolgreich unter dem Impuls des Professors (Corrêa de
Oliveira) (...) den kommunistischen Machenschaften der Agrarreform der „Ära (des
Präsidenten) Goulart“. Sie schufen ein ideologisches und geistiges Klima, das
den Fall des crypto-kommunistischen Präsidenten João Goulart bewirkte. Msgr.
Lefèbvre sagt es selbst: „Wir müssen feststellen, daß es die TFP war, die
Brasilien vor dem Kommunismus gerettet hat.“
Wir werden
sehen, daß die Aktion von Prof. Corrêa de Oliveira sich nicht ausschließlich
darauf begrenzt, den Kommunismus in Brasilien erfolgreich zu bekämpfen. Dafür
braucht man nur die einen oder anderen Einsätze zu analysieren, um die
Reichweite seines Tuns zu erfassen. Ich schlage vor, daß wir nun zu den Fakten
gehen. Um den Rahmen dieses Vortrages nicht zu sprengen, werden wir uns auf
seiner ersten großen öffentlichen Aktion beschränken und die anderen nur eben
überfliegen. Im zweiten Teil dieser Darstellung werde ich zeigen, wie Prof.
Corrêa de Oliveira sich auf seine Mission vorbereitet hat.
Fortsetzung folgt hier
Aus einem Vortrag von Jean Goyard auf der Sommerakademie der TFP 2005 in Gaming, Österreich. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Alfred J. Keller
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