Samstag, 12. Oktober 2024

Regina Pacis

       Es ist nicht ohne Absicht der Vorsehung, dass der Frieden (1945) genau im Monat Mai unterschrieben wird, der der Allerseligsten Jungfrau Maria von der allgemeinen Frömmigkeit geweiht ist, und zwar kurz nachdem der Heilige Vater die Fürsprache zur Verwirklichung des Friedens der glorreichen Gottesmutter empfohlen hat.

       Dieser Krieg war vor allem ein ideologischer Kampf, in dem man versuchte, die katholische Meinung zwischen den Widerhaken eines schrecklichen Dilemmas zu quetschen: entweder Nationalsozialismus oder Kommunismus. Unsere Liebe Frau, die „alle Häresien auf der ganzen Welt zerschlagen hat“, wollte, dass im Marienmonat ein Haken gebrochen wurde: Der Nationalsozialismus ist tot. Wir müssen sie jetzt bitten, den anderen Hake zu zerbrechen und den Kommunismus zu vernichten.

       Man denke nicht in dieser Hinsicht, dass der Frieden dieser glorreichen Königin der Frieden der Sümpfe und Moortümpel ist. Es ist der Frieden des Himmels, der in seiner ganzen Pracht erstrahlt, während in der Hölle das Böse, gezügelt und zerschlagen, ewige Qual erleidet. Aus diesem Grund ist die Königin des Friedens die Königin des Sieges schlechthin, die die Schafe Christi inmitten schrecklicher Kämpfe zum Triumph führt.

       Diese Kämpfe finden zwischen den Kindern Mariens und den Kindern der Schlange statt, die durch eine unauflösbare Feindschaft voneinander getrennt sind. Über diese Feindschaft schrieb der selige Grignion de Montfort:

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       Inimicitias ponam inter te et mulierem, et semen tuum et semen illius; ipsa conteret caput tuum et insidiaberis calcaneo ejus (Gen 3,15), „ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft; sie wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihrer Ferse nachstellen.“

       Nur einmal hat Gott eine Feindschaft und zwar eine unversöhnliche Feindschaft gestiftet, welche fortdauern, ja sogar zunehmen soll bis ans Ende der Zeiten: die Feindschaft zwischen Maria, der Mutter Gottes, und dem Teufel und damit auch zwischen ihren beiderseitigen Anhängern. Die furchtbarste und stärkste Gegnerin, welche Gott dem Satan gegenüberstellen konnte, ist Maria, die gebenedeite Jungfrau und Mutter des Erlösers. Gott verlieh ihr schon vom Paradiese an, obgleich sie damals nur in seiner Idee existierte, einen solchen Hass gegen diesen verfluchten Feind Gottes, einen so großen Eifer, die Bosheit dieser alten Schlange aufzudecken, und so große Macht um diesen stolzen und ruchlosen Geist zu besiegen, niederzuwerfen und zu zertreten, dass dieser Maria mehr fürchtet als alle Engel und Menschen, ja in einem gewissen Sinn sogar mehr als Gott selbst. Damit soll gewiss nicht gesagt sein, dass die Feindschaft, der Hass und die Macht Gottes nicht unendlich größer wären, als die der heiligen Jungfrau, deren Vollkommenheiten begrenzt sind. Es soll vielmehr besagen: 1. dass Satan in seinem Hochmut unendlich mehr leidet, von einer geringen und demütigen Magd des Herrn als von diesem selbst besiegt und bestraft zu werden, und dass ihre Demut für in vernichtender wirkt, als die Allmacht Gottes; 2. Zudem hat Gott der allerseligsten Jungfrau eine solche Gewalt über die Teufel verliehen, dass diese einen ihrer Seufzer zugunsten einer Seele mehr fürchten als die Fürbitten aller übrigen Heiligen und durch eine einzige ihrer Drohungen mehr zu leiden haben als durch alle anderen Qualen, wie dies die Teufel selbst schon oft genug wider Willen durch den Mund der Besessenen bekennen mussten.

       Was Luzifer durch seinen Stolz verloren hat, das hat Maria durch ihre Demut zurückerobert. Was Eva durch ihren Ungehorsam verdorben und eingebüßt hat, das hat Maria durch ihren Gehorsam wieder gutgemacht. Indem Eva der Schlange folgte, hat sie alle ihre Kinder mit sich ins Verderben gerissen und sie der Schlange überliefert; indem Maria sich vollständig Gott unterwarf, hat sie alle Kinder und Diener gerettet und mit sich der göttliche Majestät geweiht.

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       Gott hat aber nicht nur Feindschaft gestiftet zwischen Maria und dem Teufel. Gott hat auch Hass und Zwietracht gesät zwischen den wahren Kindern und Dienern Mariä und den Sklaven Satans. Wahre Liebe ist zwischen ihnen unmöglich, da sie keine inneren Beziehungen zu einander haben. Wie Kain einst seinen Bruder Abel und Esau seinen Bruder Jakob verfolgte, treffliche Vorbilder der Verworfenen und der Auserwählten, so haben auch die Kinder Belials, die Knechte Satans oder die Freunde dieser Welt bisher die Kinder und Anhänger der allerseligsten Jungfrau stets verfolgt und werden es in Zukunft noch mehr tun als je zuvor. Maria die demütige Jungfrau, wird aber über ihren stolzen Feind immer den Sieg behaupten und zwar so glänzend, dass sie ihm sogar das Haupt, den Sitz seines Stolzes, zertreten wird. Sie wird jederzeit seine Schlangenbosheit und seine höllischen Anschläge enthüllen, seine diabolischen Pläne zunichte machen, und bis zum Ende der Zeiten ihre treuen Diener vor seiner grausamen Kralle beschützen.

       Die Macht Mariä über alle Teufel wird besonders in den letzten Zeiten offenbar werden, wenn Satan ihrer Ferse nachstellen wird, womit ihre demütigen Diener und ihre bescheidenen Kinder gemeint sind, welche Maria aufrufen wird, um ihn zu bekämpfen. Es werden unscheinbare, arme Menschen sein in den Augen der Welt, von allen erniedrigt, getreten und gedrückt, wie die Ferse im Vergleich zu den übrigen Gliedern des Körpers. Aber dafür werden sie reich sein an Gnaden vor Gott, die ihnen Maria im Überfluss zuwenden wird. Infolge ihrer Heiligkeit werden sie groß dastehen in den Augen Gottes und durch ihren Feuereifer über alle Geschöpfe erhaben sein. Machtvoll wird Gott sie unterstützen, damit sie im Verein mit Maria durch ihre Demut der Schlange den Kopf zertreten und den Triumph Jesu Christi vervollständigen.


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       Letztendlich will Gott, dass Maria jetzt mehr erkannt, geliebt und geehrt werde als jemals,

       Welche Bedeutung werden aber diese Sklaven und Kinder Mariä besitzen?

       Sie werden in ihrem brennenden Eifer für die Ehre Gottes überall das Feuer göttlicher Liebe entzünden.

       Sie werden sicut sagittae in manu potentis, wie scharfe Pfeile in der Hand der mächtigen Jungfrau sein, um ihre Feinde zu durchbohren.

       Als Söhne Levis, wohlgeläutert durch das Feuer großer Trübsale und fest vereint mit Gott, werden sie in ihrem Herzen das Gold der Liebe, in ihrem Geiste den Weihrauch des Gebetes, an ihrem Leib die Myrrhe der Abtötung tragen und überall den Armen und Geringen ein Wohlgeruch Christi sein, während sie bei den Großen, den Reichen und stolzen Weltkindern den Geruch des Todes hinterlassen werden.

       Gleich donnernden Wolken, die beim geringsten Hauche des Heiligen Geistes durch die Lüfte fliegen, sollen sie, ohne auf andere unzeitige Rücksicht zu nehmen und ohne sich selbst durch freudige oder schmerzliche Ereignisse beeinflussen zu lassen, den Regen des Wortes Gottes und des ewigen Lebens verbreiten. Sie sollen donnern gegen die Sünde und gegen die Welt, und dadurch den Teufel und seinen Anhang niederschlagen; alle diejenigen aber, zu welchen sie vom Allerhöchsten gesandt werden, sollen sie mit dem zweischneidigen Schwerte des Wortes Gottes durchbohren, sei es zum Leben, sei es zum Tode.

       Sie werden als die wahren Apostel der letzten Zeiten auftreten, die der Herr der Heerscharen mit der Gabe des Wortes und mit der Macht ausstatten wird, Wunder zu wirken und glorreiche Siege über seine Feinde davonzutragen. Ohne Gold und Silber aber, was noch wichtiger ist, auch ohne Sorgen werden sie inmitten der anderen Priester und Kleriker wirken, und mit den Silberschwingen der Taube überall hinfliegen, wohin der Heilige Geist sie rufen wird, um zur Förderung der Ehre Gottes und des Heiles der Seelen tätig zu sein. Dort, wo sie gepredigt haben, werden sie nichts zurücklassen als das Gold der Liebe, welche die Vollendung des ganzen Gesetzes ist.

       Endlich wissen wir, dass sie als wahre Schüler Jesu Christi in den Fußstapfen seiner Armut, Demut, Weltverachtung und Liebe wandeln und anderen den schmalen Weg zu Gott in reiner Wahrheit zeigen werden. Dabei werden sie sich nach dem heiligen Evangelium und nicht nach den Grundsätzen der Welt richten, ohne Ansehen der Person, ohne Schonung, ohne unangebrachte Rücksicht oder Furcht vor einem Sterblichen, mag er auch noch so mächtig sein.

       Sie werden in ihrem Munde das zweischneidige Schwert des Wortes Gottes führen, auf ihren Schultern die blutige Fahne des Kreuzes, das Kruzifix in der Rechten, den Rosenkranz in der Linken, die heiligsten Namen Jesu und Mariä in ihrem Herzen und die Bescheidenheit und Abtötung Jesu Christi in ihrem ganzen Wesen tragen.

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       Das sind die großen Männer, die kommen werden, die Maria auf Befehl des Allerhöchsten ausrüsten wird, um sein Reich über die Gottlosen, Götzendiener und Mohammedaner auszudehnen. Wann und wie wird es geschehen? – Gott allein weiß es! An uns ist es, zu schweigen, zu beten, zu seufzen und abzuwarten: Exspectans expectavi (Ps 39,4)



Aus dem Portugiesischen „Regina pacis“, vom 13. Mai 1945

Diese deutsche Fassung erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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