Zweihundert Konzilsväter fordern eine neue Verurteilung von Kommunismus und Sozialismus
Henrique Barbosa Chaves
Die internationale
Presse, und natürlich auch die in Italien und Brasilien, berichtete mit großer
Begeisterung über die Tatsache, dass am vergangenen 3. Dezember Seine Exzellenz
der Ehrwürdige Bischof Antonio de Castro Mayer dieser Diözese (Campos) dem Leiter
des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls, Seiner Eminenz Kardinal Amleto
Giovanni Cicognani, eine von 213 Konzilsvätern aus 54 Ländern unterzeichnete
Petition übergab. Darin fordern sie, dass das Zweite Vatikanische Ökumenische
Konzil in seiner nächsten Sitzung eine neue Verurteilung des Marxismus,
Sozialismus und Kommunismus in ihren philosophischen, soziologischen und
wirtschaftlichen Aspekten ausspricht und gleichzeitig die katholische
Soziallehre vorstellt und die Irrtümer und Mentalitäten verurteilt, die die
Gemüter der Katholiken auf die Akzeptanz dieser falschen Systeme vorbereiten.
Diese Petition war eine
Initiative der Ehrw. Herrn
Erzbischof D. Geraldo de Proença Sigaud und Bischof D. Antonio de Castro Mayer.
Der
angesehene Erzbischof von Diamantina konnte aufgrund einer unerwarteten und
vorübergehenden Erkrankung nicht an der Übergabezeremonie teilnehmen.
Nach Erhalt des
wichtigen Dokuments versprach Seine Eminenz, der Kardinalstaatssekretär, dass
es gebührend berücksichtigt würde.
Hervorzuheben ist die
wertvolle Mitarbeit des „Divine Word News
Service“, einer von der Kongregation des Göttlichen Wortes in Rom
unterhaltenen und von Hochw. Herrn Pfarrer Pater Ralph M. Wiltgen, S. V. D. geleiteten
Nachrichtenagentur, der die erste Nachricht von der Übergabe der Petition an
zahlreiche Zeitungen in Italien und anderen Ländern verteilte.
*
„Catolicismo“ hat die
Ehre und Freude, die erste Zeitung der Welt zu sein, die den vollständigen Text
dieser Petition vom Lateinischen in die Alltagssprache übersetzt veröffentlicht.
Dabei hält es dieses
Blatt für interessant, diesem Text einige Informationen zum Dokument
voranzustellen.
Der Kommentar dazu,
der seine wirklich beispiellose Bedeutung in der heutigen Welt hervorhebt, wird
in unserer Februarausgabe abgedruckt.
*
Die erste Beobachtung
bezieht sich auf die tiefe Bedeutung der Petition. Es handelt sich um eine
Haltung gegenüber dem großen egalitären und gottlosen Prozess der
Entchristlichung des Abendlandes – der Revolution –, die, nachdem sie ihre
Anfänge in der Renaissance und der Pseudoreformation gehabt hatte, sich im
politischen Bereich mit den Irrtümern der Französischen Revolution durchsetzte
und mit dem Kommunismus den äußersten Abscheulichkeitsgrad erreichte.
Angesichts dieses in
seiner Schwere und Tragweite apokalyptischen Prozesses stellt das aus den
Reihen der Konzilsväter auf Initiative zweier berühmter brasilianischer
Prälaten, des Erzbischofs von Diamantina und des Bischofs dieser Diözese (Campos),
entstandene Dokument eine glückliche, rechtzeitig eingenommene, klare und
energische Position dar.
Die Petition bezüglich
des Sozialismus und Kommunismus, deren Text eine große doktrinäre Tiefe
aufweist, da ihre Überlegungen auf den Egalitarismus und die Französische
Revolution zurückgehen, weist auf die Notwendigkeit einer erneuten Verurteilung
jener fehlerhaften Systeme hin, die aus der zweifelhaften Politik
Sowjetrusslands gegenüber den Katholiken und der Verwirrung entstanden sind,
die die sogenannten katholischen Linken in den Lagern des Katholizismus
gestiftet haben.
In engem Zusammenhang
mit diesem Dokument wird in logischer Reihenfolge die in dieser Zeitung
veröffentlichte Studie unseres Mitarbeiters Prof. Plinio Corrêa de Oliveira zum
Thema „Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ vorgestellt. Diese
Studie bildet zusammen mit der Petition ein beeindruckendes Ganzes. Es wurde
ins Spanische, Französische, Italienische und Englische übersetzt und per Post
an alle Konzilsväter verteilt. Unser Sondergesandter übergab es außerdem an 450
Journalisten, die in der Zentralkommission für Kommunikation des Konzils
anwesend waren.
Die Studie von Prof.
Plinio Corrêa de Oliveira beweist die Unhaltbarkeit der Hoffnung auf einen
legitimen und friedlichen „Modus Vivendi“ zwischen der Kirche und dem kommunistischen
Staat und macht sehr deutlich, dass der einzige Weg für die Kirche der Kampf
und, wenn nötig, das Martyrium ist, bis die Bekehrung der kommunistischen
Nationen erreicht ist.
*
Die Petition zur
Verurteilung des Sozialismus und Kommunismus weist einige einzigartige Merkmale
auf, da sie eine konziliare Erklärung fordert und somit auf den Geltungsbereich
des Konzils beschränkt ist. Aus Respekt wurde es daher nicht zur Unterschrift
an die Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche weitergeleitet. Empfänger war
gemäß der ersten Verordnung des Konzils der Präsident der Kommission für
außerordentliche Angelegenheiten. Da diese Kommission durch einen Akt des
Heiligen Vaters Paul VI. aufgelöst wurde, hätte die Petition, wie es geschah,
an den Kardinalstaatssekretär übergeben werden müssen.
*
Auf dieser Seite
veröffentlichen wir erstmals den Text des historischen Dokuments, in dem 213
Konzilsväter eine erneute Verurteilung des Kommunismus und Sozialismus fordern,
und zwar in direkter Übersetzung aus dem Lateinischen.
AUSWIRKUNGEN IN DER ITALIENISCHEN PRESSE
Rom, 8. Dezember (vom
Sondergesandten) – Die Nachricht, dass auf Initiative der Hochw. Herren D.
Geraldo de Proença Sigaud und D. Antonio de Castro Mayer, 213 Konzilsväter aus
54 Ländern, eine Petition unterzeichneten, in der sie das Ökumenische Konzil aufforderten,
seine Verurteilung des Kommunismus und Sozialismus zu erneuern und die Irrtümer
und den Geist zu verurteilen, die die Katholiken auf die Akzeptanz dieser
Systeme vorbereiten. Andererseits wurde die Nachricht über Nachrichtenagenturen
weltweit weithin verbreitet.
In der ganzen Welt wurde darüber
berichtet
Die Übergabe der
Petition an S. Emmz. dem Kardinalstaatssekretär am 3. Dezember, wurde noch am selben Tag aus erster
Hand vom „Divine Word News Service“ berichtet. Die Meldung erschien in
französischer, englischer, italienischer, spanischer, portugiesischer und
deutscher Sprache und wurde an Presse und Rundfunk in aller Welt verschickt,
sowie am Sitz des Komitees zur Koordinierung der Kommunikation zum Konzil an
650 Journalisten verteilt. Diese erhielten 200 Exemplare in englischer, 150 in
französischer, 100 in deutscher, 100 in spanischer, 80 in italienischer und 20
in portugiesischer Sprache. In der Depesche hieß es weiter, dass die Studie des
Prof. Plinio Corrêa de Oliveira über „Die Freiheit der Kirche im
kommunistischen Staat“, an alle Konzilsväter gesandt worden sei. In dieser
Studie stelle er klar, dass sie „lehrmäßige Beweise liefert, die zeigen, dass
die Behauptung, die Kirche könne in einem kommunistischen Staat existieren und
die unverzichtbare Freiheit genießen, gegen katholische Prinzipien verstößt“.
Wie man weiß, ist der
„Divine Word News Service“ eine der wichtigsten katholischen
Nachrichtenagenturen der Welt. Seine Depeschen werden an 3.000 Abonnenten in 97
Ländern verteilt, darunter alle internationalen Telegrafenagenturen. Während
die DWNS-Depesche im CCCC verteilt wurde, wurden 450 Exemplare der Broschüre
„Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ in vier Übersetzungen an die
anwesenden Journalisten verteilt. Kurz darauf rief der spanische Botschafter
das CCCC an, um ein Exemplar von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira anzufordern,
und ließ ihm umgehend per Boten zukommen.
Als der Vertreter
einer Nachrichtenagentur die ersten Sätze der DWNS-Meldung erfuhr, rief er aus:
„Das ist eine großartige Geschichte! …“ Der Vertreter einer großen
amerikanischen Zeitschrift mit weltweiter Auflage äußerte sich wie folgt, als
er von der Präsentation der Petition durch die 213 Konzilsväter erfuhr: „Ich
bedauere, dass dies geschehen ist, denn die Oberfläche der Welt ist so rosig
und dies wird sie verderben. Aber ich verstehe, dass dies angesprochen werden
muss, denn es ist ein sehr tiefgreifendes Problem.“ Zwei polnische Journalisten
einer italienischen Nachrichtenagentur kommentierten, die Nachricht würde
hinter dem Eisernen Vorhang große Freude auslösen.
In diesem Sinne ist
es höchst tröstlich und verdient besondere Erwähnung, dass die Meldung des
„Divine Word News Service“ von Radio Free Europe in München in seinen
Sondersendungen in die kommunistisch beherrschten europäischen Länder ausgestrahlt
wurde.
*
„Eine sehr wichtige Episode“
Am folgenden Tag, dem
4., berichteten die Zeitungen dieser Stadt ausführlich über die Übergabe der
Petition und den Umstand, dass die Initiative dazu von den beiden
brasilianischen Prälaten ausgegangen war.
„Il Tempo“, die
größte römische Morgenzeitung, titelt auf der ersten Seite fünfspaltig: „Zum
Abschluss der Konzilssitzung wird ein Plan gegen den Marxismus gefordert.“ Und
kommentiert: „In der konziliaren Atmosphäre ist es zweifellos notwendig, eine
letzte Episode einzufügen, die für alle Katholiken äußerst wichtig ist,
insbesondere aber für die italienischen Katholiken, die sich im Klima mehr oder
weniger historischer „Richtungswechsel“ in letzter Zeit aufgrund der Schwächung
des Kampfes gegen marxistische Ideologien, seien sie kommunistisch oder
sozialistisch, ziemlich desorientiert fühlten. Eine erste offizielle Warnung
mit großer Wirkung vor den berechtigten Bedenken der kirchlichen Hierarchie
angesichts der Gefahren ideologischer Verwirrung erfolgte kürzlich durch den
Appell des italienischen Episkopats. Eine andere und in gewissem Sinne
bedeutsamere Stellungnahme – eingebettet in die feierliche Atmosphäre der
Ökumene, weil sie Kommunismus und Sozialismus ausdrücklich auf die gleiche
Ebene stellt und weil sie von rund zweihundert Konzilsvätern aus 46
verschiedenen Nationen vorgetragen wurde – erfolgte gestern, also am Vorabend
des Abschlusses der zweiten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils.“
Nach einer Zusammenfassung des Inhalts der Petition weist „Il Tempo“ auf die
Verbreitung des Werkes „Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ unter
den Konzilsvätern hin.
„Il Secolo“ bemerkt:
„Dies ist die erste Initiative dieser Art, die das Konzil ergriffen hat, und es
ist bezeichnend, dass sie den Kommunismus zum Ziel hat. Das blutige Drama der
Kirche des Schweigens, die Verfolgungen der Katholiken durch die
kommunistischen Staaten, die ständige „Entchristlichung“, die marxistische
Kräfte und Gruppen zum Schaden der Religion betreiben, mussten die höchste
Versammlung des Katholizismus dazu bewegen, der kommunistischen Gefahr mit
klaren Worten und festen Zielen entgegenzutreten.“
Der „Daily American“,
das Organ der nordamerikanischen Einwanderer, berichtete über die Übergabe der
Petition und fügte hinzu: „Darüber hinaus wurde den 2.200 Konzilsvätern ein
16-seitiger Artikel verteilt, der die katholische Lehre als Beweis dafür
anführt, dass es gegen katholische Prinzipien verstößt, zuzugeben, dass die
Kirche in einem kommunistischen Staat uneingeschränkte Freiheit genießen kann.
Verfasser des Artikels ist Plinio Corrêa de Oliveira, ein brasilianischer
Katholik und Universitätsprofessor.“
„Eine Bombenachricht“
Die neapolitanische
Tageszeitung „Roma“ eröffnete mit einer fünfspaltigen Schlagzeile: „Eine
Bombennachricht aus dem Vatikan“. Und sie schreibt, die Nachricht von der
Übergabe der Petition sei „eine wahre Bombe“ gewesen. Außerdem wird die
Verbreitung von „Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ beleuchtet.
Die bekannte
Mailänder Zeitschrift „Il Borghese“ widmet der Broschüre von Prof. Plinio
Corrêa de Oliveira einen Artikel und betont deren Bedeutung, „eiserne Logik“
und Chance.
Hier sind einige
weitere italienische Zeitungen, die über die Petition und die Arbeit des Prof. Plinio
Corrêa de Oliveira berichteten: „II Messagero“, „Il Popolo“, „Il Tempo“,
„Corriere della Sera“, „Il Secolo“, alle aus Rom, „Il Resto del Carlino“ aus
Bologna, „La Nazione“ aus Florenz, „Il Mattino“ aus Neapel, „Arena“ aus Verona,
„Il Giornale“ aus Vicenza, „Alto Adige“ aus Bozen, „Il Giornale del Popolo“ von
Bergamo, „La Provincia“ von Como, „La Provincia“ von Cremona,
„Messagero-Veneto“ von Udine, „Gazetta“ von Mantua, „Gazetta“ von Reggio
Emilia, „Gazetta Emiliana“ von Modena, „Gazetta Padana“ von Ferrara, „Gazetta
di Parma“ von Parma, „Tribuna del Mezzogiorno“ von Messina, „Il Giornale di Sicilia“
aus Palermo.
Fünf Telegrafenagenturen
Die internationalen
Agenturen UPI, AP, AFP, ANSA und DPA verteilten umfangreiche Telegramme, in
denen sie über die Zustellung der Petition berichteten und die Aussendung des
Artikels von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira an die Konzilsväter.
FOLGEND, IN DIREKTER
ÜBERSETZUNG AUS DEM LATEINISCHEN, DER TEXT DER PETITION, VON DER JEDER DER 213
KONZILVATER EINE KOPIE UNTERSCHRIEBEN HAT:
Höchster und ehrwürdigster Herr
Bewegt von dem
Wunsch, dass das Zweite Vatikanische Konzil die größtmöglichen Früchte zum Wohl
der Seelen hervorbringen möge, und indem ich Eurer Eminenz meine ehrerbietigen
Grüße ausspreche, vertraue ich Ihnen diese Petition an und bitte Sie, sie der
Kommission, der Sie vorstehen, vorzulegen und sie dann, wenn Sie gestatten, dem
Heiligen Vater vorzulegen.
GRÜNDE
Das Ökumenische Konzil
bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, uns mit Fragen von größter Bedeutung
für das Wohl der Kirche und das Seelenheil zu befassen. Diese scheinen etwa die
Fragen über die kommunistische, sozialistische oder marxistische Sekte zu sein.
Denn dies ist für das Seelenheil einer großen Zahl von Gläubigen von großem
Interesse: erstens für diejenigen, die unter dem Joch der Kommunisten leben und
denen die Freiheit, Gott zu dienen, wie es das katholische Gewissen verlangt,
bereits genommen ist; dann diejenigen, die Gefahr laufen, unter dasselbe Joch
zu fallen. Da jedoch der kommunistische Plan, alle Nationen zu beherrschen, von
Tag zu Tag stärker wird, kann man sagen, dass sich die Kirche in vielen
Regionen am Rande grausamer Knechtschaft und grausamer Verfolgung befindet.
Dass sich das Konzil
mit einem so ernsten Thema befasst, erscheint mir nicht nur angebracht, sondern
sogar notwendig. Ich werde einige tiefere Gründe für dieses Bedürfnis
erläutern.
I. Unter den
Katholiken verbreiten sich zahlreiche Irrtümer und Geisteshaltungen, die ihren
Ursprung in der Französischen Revolution haben und durch die bolschewistische
Propaganda verbreitet werden; sie machen die Menschen anfällig für die
Akzeptanz marxistischer Lehren und der sozialen und wirtschaftlichen Struktur
des Kommunismus. Viele Katholiken sind von solchen Vorstellungen beseelt und
blicken mit Sympathie auf den Kommunismus, bewundern kommunistische Nationen,
stellen die Grundlagen der christlichen Gesellschaftsordnung in Frage oder
haben eine Auffassung davon, die den Kommunisten gefällt. Darüber hinaus
empfinden viele Gläubige ein gewisses Schuldgefühl, weil sie sich noch nicht
offen zum Kommunismus oder Sozialismus bekennen.
Die wichtigsten Irrtümer und
Abweichungen vom Geist sind die folgenden:
• 1 – Mit jedem Tag
verbreitet sich die Meinung, dass jede soziale oder wirtschaftliche
Überlegenheit ungerecht sei, so dass nur die allumfassende Gleichheit des Reichtums
unter den Menschen im Einklang mit dem Evangelium stünde und darüber hinaus
jede andere soziale Vielfalt auslöschen würde.
Wenn also einige
Menschen, seien es Mitbürger desselben Landes oder Fremde, unter den Folgen
einer gewissen Armut leiden, so verstehen diese Katholiken, dass alle anderen
Menschen, die über Güter verfügen, die über das zum Leben unbedingt Notwendige
hinausgehen, nicht nur auf überflüssige Güter verzichten müssen, sondern auch
auf jene, die für sie unbedingt notwendig sind, um den Lebenswandel führen zu
können, der ihrer sozialen Stellung entspricht und der ihnen zusteht. Für
solche Katholiken muss daher jeglicher Reichtum der Familie oder des Landes
immer als Diebstahl und ungerechtfertigte Aneignung von Gütern angesehen
werden, die eigentlich den bescheideneren Klassen gehören würden. Daraus leiten
sie eine sehr ernste Schlussfolgerung ab, die wie folgt formuliert werden kann:
Die bescheideneren Klassen haben ein striktes Recht auf Güter, die als
notwendig erachtet werden müssen, wenn auch nicht unbedingt zum Leben, sondern
für die Lebensführung entsprechend der sozialen Stellung, die anderen zusteht.
Und da sie das Recht dazu haben, können sie es mit Gewalt an sich nehmen.
Übertragen auf das Zusammenleben der Völker hat dies zur Folge, dass Nationen
mit geringerer Kultur und geringerem Wohlstand das Recht haben, von
kultivierteren und wohlhabenderen Nationen einen Anteil an den Gütern zu
verlangen, die diese besitzen, seien es Kulturgüter oder Vermögen. Daher ist es
ihnen erlaubt, den Glücklicheren notfalls auch gewaltsam ihren Reichtum
wegzunehmen. Eine solche Konsequenz lehnen diese Katholiken, wenn nicht in der
Praxis, so doch zumindest in der Theorie nicht ab.
• 2 – Diese
Katholiken verstehen, dass der Heilige Stuhl die Schätze des Vatikans und der
römischen Basiliken sowie die Kunstwerke, die er besitzt, verteilen muss, um
den Armen und Bedürftigen zu helfen. Bischöfe, Klöster und Presbyterien sollten
auf jeglichen Reichtum verzichten und nur das behalten, was zum Lebensunterhalt
unbedingt notwendig ist.
• 3 – Solche Irrtümer
werden von vielen Lehrern aus den Reihen des Klerus verbreitet. Da sie sich verbreiten
unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit und Nächstenliebe und dazu verleiten,
das zahlreiche Gläubige, falsche Lehren und Prinzipien annehmen. Dadurch
entsteht ein Geist, der der katholischen Gesellschaftsordnung feindlich
gegenübersteht und zu sozialem Egalitarismus tendiert.
II. Ich werde nun auf
einen anderen Aspekt der aktuellen Situation des Katholizismus eingehen.
Die Scharfsinnigkeit
der Kommunisten hat in den letzten Jahren zu einer neuen strategischen Methode
geführt. Die russische Regierung verkündet die Notwendigkeit einer friedlichen
Koexistenz und protzt mit einer fiktiven Liberalität. Diese vorübergehende Verringerung
der Strenge des politischen Systems erzeugt die Illusion einer gewissen
Entwicklung der kommunistischen Nationen, die sich unmerklich in Richtung einer
Gesellschaftsform bewegen würden, die von den Katholiken toleriert und sogar
gewünscht werden könnte. In dieser neuen marxistischen Gesellschaft würde der
Staat eine gewisse Meinungs- und Gedankenfreiheit zulassen, die Polizeigewalt
mildern und die Religion tolerieren, jedoch weder das Recht auf Eigentum
anerkennen noch die Nutzung von Privateigentum zulassen.
Viele moderne
Katholiken halten dieses Regime für erträglich und sind sich darüber im Klaren,
dass die Kirche einem solchen sozialistischen Staat nichts Wesentliches
entgegenzusetzen hätte. Sie vertreten die Ansicht derjenigen, die sagen, dass
Privateigentum nicht der Kirche Vorteile bringt, sondern nur den Eigentümern,
und dass die Kirche ihrer Ansicht nach daher keinen Grund hätte, für das Recht
auf Eigentum zu kämpfen. Daher wäre es für einen Katholiken rechtmäßig, ein
Gesellschaftssystem zu unterstützen und zu fördern, in dem dieses
Eigentumsrecht nicht anerkannt oder ernsthaft eingeschränkt wäre.
Gestützt auf solche
Ansichten sind viele Katholiken der Ansicht, dass die sogenannte westliche
Gesellschaft aufgrund der Missstände des kapitalistischen Regimes, unter dem
sie leben, schlimmer sei als die kommunistische Gesellschaft. Sie sind der
festen Überzeugung, dass die Missstände des Kapitalismus unheilbar sind und
sagen daher, dass es in keiner Weise im Interesse der katholischen Sache liege,
ob wir unter einem freien westlichen Regime oder unter kommunistischer
Knechtschaft leben. Darüber hinaus schämen sie sich nicht, zu erklären, dass
sie das marxistische Regime dem Regime der kapitalistischen Nationen vorziehen.
III. Die Lage ist so,
dass diese allgemeine Verbreitung marxistischer Ideen und Mentalität unbedingt
ein Wort des Konzils erfordert, das das christliche Gewissen beruhigen kann.
Dieses Wort kann meiner Meinung nach nicht weggelassen werden, ohne den Seelen
sehr großen Schaden zuzufügen. Tatsächlich müssen Marxismus und Kommunismus als
die größten und gefährlichsten Häresien dieses Jahrhunderts angesehen werden.
Die Gläubigen wären daher ratlos, wenn das Konzil ein so bedeutsames Thema
nicht ansprechen würde.
PETITION
Da es bereits klar
ist, dass eine doktrinäre und pastorale Konstitution über Marxismus,
Sozialismus und Kommunismus nicht das geringste Hindernis für das Handeln des
Heiligen Stuhls zugunsten des friedlichen Zusammenlebens aller Menschen und
aller Nationen darstellen wird, bitte ich aus den sehr schwerwiegenden Gründen,
die ich dargelegt habe, dass die Kommission für außerordentliche
Angelegenheiten des Zweiten Vatikanischen Konzils sich herablassen möge, dem
Papst den Wunsch vieler Bischöfe und zahlreicher Gläubiger vorzulegen, dass der
Heilige Vater die Ausarbeitung und Prüfung eines Entwurfs für eine
Konzilskonstitution anordnen möge, in der:
• 1. — Die
katholische Soziallehre mit großer Klarheit dargelegt wird und die Irrtümer des
Marxismus, Sozialismus und Kommunismus aus philosophischer, soziologischer und
ökonomischer Sicht verurteilt werden;
• 2. — dass jene
Irrtümer und jene Mentalität verbannt werden, die die Katholiken auf die
Akzeptanz von Sozialismus und Kommunismus vorbereiten und sie dafür anfällig
machen.
SCHLUSSFOLGERUNG
Ich kenne mit
Sicherheit, Hochwürden, die Meinung zahlreicher Konzilsväter, die aus derselben
Sorge und Angst diese Angelegenheiten im Konzil behandeln möchten. Ich hoffe,
dass Eure Eminenz als Antwort auf diese innigen Wünsche diese Petition den
verehrten Mitgliedern der Kommission, der Sie vorstehen, vorlegen und dann den
Wunsch und die Petition so vieler Konzilsväter dem Papst zur Kenntnis bringen
wird.
Indem ich den
heiligen Purpur küsse, bekenne ich meine tiefste Ergebenheit gegenüber Eurer
Eminenz.
(es folgen
die Unterschriften von 213 Konzilsvätern)
Aus dem Portugiesischen von „Duzentos Padres Conciliares …“, in
CATOLICISMO Nr. 157, Januar 1964
Die deutsche Fassung dieses Artikels ist erstmals
erschienen in
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© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit
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