Plinio Corrêa de Oliveira
Ich
wurde gebeten einen Vortrag über die Tugend der Reinheit im Leben der heiligen
Theresia vom Kinde Jesu zu halten. Ich mache das gerne, aber das ist nicht ganz
so einfach.
Dies
liegt daran, dass die heilige Theresia vom Kinde Jesu zweifellos ein Vorbild
der Reinheit war. Sie hätte auch keine gute Nonne sein können, geschweige denn
eine Heilige, wenn sie nicht ein Vorbild der Reinheit gewesen wäre. Es kommt
jedoch vor, dass alle Heiligen einen Charakterzug in ihren Tugenden haben,
durch den ihre Persönlichkeit definiert wird und der den hervorstechendsten
Aspekt ihrer Seele darstellt. Und wenn die Reinheit der hl. Theresia vom Kinde
Jesu eine authentische, tiefe und verfeinerte Tugend ist, erscheint sie nicht
sofort als eine jener Tugenden, die ihre Seele tief geprägt hat. Und erst nach
einigem Nachdenken können wir das Zeichen der Reinheit im Leben der hl.
Theresia deutlich erkennen.
Welches Zeichen ist das?
Um
dies gut zu verstehen, müssen zunächst feststellen, dass die heilige Theresia
eine Heilige war, die nicht zu kämpften hatte, um die Tugend der Reinheit gegen
schreckliche Versuchungen aufrechtzuerhalten. Im Leben der heiligen Theresia
finden wir davon keine Spuren. Zumindest in dem, was ich über sie gelesen habe,
habe ich davon keine Spur gefunden.
Die
große Versuchung der heiligen Theresia – sie war eine sehr von Versuchungen
geplagte Heilige –, aber die große Versuchung der hl. Theresia war die
Versuchung gegen den Glauben, nicht die Versuchung gegen die Reinheit.
Andererseits gehörte sie auch nicht zu den Heiligen, die eine Reinheit
besaßen, wie zum Beispiel der heilige Stanislaus Kotska, der heilige Aloisius
von Gonzaga, der sich unwohl fühlte, seine Füße seiner Mutter zu zeigen. Was
eine Verfeinerung der Reinheit bedeutete, ein extremes Feingefühl in Sachen
Reinheit, das diesen Heiligen auszeichnet. Wie auch der heilige Stanislaus
Kotska, dessen Name mir zufällig in den Sinn kam, und in jüngerer Zeit der
heilige Dominikus Savio charakterisierte.
Wo
finden wir dann das Zeichen der Reinheit im Geiste der hl. Theresia? Es scheint
mir, dass wir es finden, hervorragend und sogar leuchtend, wenn wir wissen, wie
wir danach suchen müssen. Und um danach zu suchen, müssen wir uns dem folgenden
Problem stellen: Was ist das Zeichen der Reinheit im Geiste einer Person, die
in Fragen der Reinheit keine besondere Versuchung erleidet? Wo ist das Zeichen
der Reinheit? Wo ist dort die psychologische Präsenz der Tugend der Reinheit zu
spüren?
Eine
der Demonstrationen, die wir für die Vortrefflichkeit der Tugend der Keuschheit
geben, gegen die heutigen Zweifler, die der Ansicht sind, insbesondere die
Freudianer, dass der Sexualtrieb ein Instinkt wie jeder andere sei und dass es
keinen Grund gebe, ihn zu stoppen. Ein Argument, das wir anführen, um zu
beweisen, dass dieser Instinkt gezügelt werden muss, und dass er, selbst wenn
er bis zur Erhabenheit absoluter Keuschheit gezügelt wird, im Zustand des
Zölibats seine schönsten Blüten und schönsten Ergebnisse hervorbringt. Ein
Argument, das wir vorbringen, ist genau dieses:
Die
Tugend der Reinheit verleiht dem Geist die Herrschaft über das Fleisch, was
dazu führt, dass sich die Seele des Menschen vollständig auf höhere Dinge
konzentriert, vollständig auf ideale Dinge konzentriert, vollständig auf
himmlische Dinge konzentriert. Und die Seele kann sich leicht von dem Vulgären,
dem Gewöhnlichen und sogar dem Trivialen lösen. Dieser Flug der Seele in die
höchsten und edelsten Bereiche des Denkens, dieser Flug des Geistes, dieser
Flug des Willens, die Güter des Geistes mehr zu begehren als die Güter des
Fleisches, dieser Flug kommt genau von der Tugend der Reinheit.
Und
warum? Weil es unter den Sinnen des Menschen eine adelgleiche Hierarchie gibt. Sie
sind umso edler, je kognitiver sie sind. Das heißt je mehr sie der Erkenntnis helfen.
Und damit, so sagt der hl. Thomas, ist das Sehvermögen der edelste Sinn des
Menschen, durch den der Mensch am besten die Wirklichkeit vernimmt, am besten
Notiz der Realität nimmt, sie erkennt und in der Lage ist, die von Gott
geschaffene Wirklichkeit zu analysieren.
Wenn
wir uns nun an der Skala der menschlichen Sinne orientieren, ist der Spürsinn
der am wenigsten kognitive. Der Spürsinn ist der, der uns am wenigsten
Informationen über äußere Dinge gibt. Es ist daher der am wenigsten edle Sinn,
weil er am wenigsten erkenntnisfähig ist. Er ist auch der Sinn, der der Materie
am nächsten ist. Und aus diesem Grund ist das Vergnügen der Berührung das
niedrigste Vergnügen, das es im Menschen gibt, das Vergnügen, an dem der Geist
am wenigsten und der Körper, das Fleisch, am meisten beteiligt ist.
Daraus kann nicht geschlossen werden, dass er an sich eine schlechte
Bedeutung hat. Daraus lässt sich nur ableiten, dass er der am wenigsten
Erhabene, der am wenigsten Edle ist; denn alle Sinne wurden dem Menschen von
Gott als gute Dinge gegeben.
Dadurch ist es leicht zu verstehen, dass dieser, da es sich um den am
wenigsten erhabenen Sinn handelt, folglich auch der Sinn war, der am stärksten
von der Erbsünde betroffen war. Und daher kommt die Tatsache, dass sich die
Lust an der Berührung und das Verlangen nach Berührung bei einem Menschen, der
von der Erbsünde verletzt wurde, in einem Zustand der Hemmungslosigkeit, in
einem Verlangen nach Intensität, in einer Heftigkeit der Begierde führen, die
den Menschen dazu führt, diesem Sinn leichter nachzugeben als allen anderen.
Daraus ergibt sich auch die Tatsache,
dass, wenn der Mensch nachgibt, da er dem niedrigsten Sinn nachgibt, der
weniger mit den Tätigkeiten des Geistes verbunden ist und mehr in die
Aktivitäten der Materie zugewandt ist, aus diesem Grund entwickelt sich die
Macht der in der Gesamtheit Seele und Körper des Menschen mehr als in den
anderen Sinnen. Und deshalb richtet sich der Mensch mehr auf fleischliche
Dinge, auf materielle Dinge, auf greifbare Dinge, auf sensible Dinge. Gerade
weil die Herrschaft der Seele über ihn schwächer wird und er animalisch wird.
Daraus folgt, dass wenn wir eine Seele sehen, die mit großer
Leichtigkeit nach höheren Dinge strebt, die nach himmlischen Dinge strebt, um
sich mehr von irdischen Dingen zu lösen, um sich mehr von den materiellen
Dingen zu lösen, gerade fort finden wir das Vorhandensein der Keuschheit. Es
ist gerade die Keuschheit, die der Seele diesen Flug ermöglicht, diese
Möglichkeit zum Aufstieg, diese Leichtigkeit, den geistigen Höhepunkt zu
erreichen.
Das
finden wir in herausragender Weise im Leben der hl. Theresia vom Kinde Jesu.
Wenn wir die „Geschichte einer Seele“ lesen, fällt uns sofort die Höhe der
Ebene auf, auf der sie sich befindet. Das ganze Problem ihres Lebens ist das
Problem ihres spirituellen Lebens. Wir sehen in ihrer Seele als dominante
Noten, nicht die Sorgen um die Gesundheit, Sorgen um Geld, Sorgen um nichts
davon. Ihr großer Flug führt dazu, dass sie sich direkt darum sorgt, eine
Aufgabe zu erfüllen, die Gott ihr gegeben hat, sich in die Betrachtung der
Dinge Gottes zu vertiefen. Über die Sorge um ihre eigene Seele hinaus sehen
wir, dass die heilige Theresia ihren gesamten Geist auf Gott konzentriert. Sie
möchte etwas über Gott wissen, über die Dinge Gottes, über Gott meditieren,
menschliche Dinge nur insoweit betrachten, als sie sie zu Gott führen und als
Weg zu Gott dienen. So dass sie, alles was irdisch, Fleischliches ist, souverän
überwindet.
Das
findet man in unzähligen Episoden ihres Lebens. Als sie zum Beispiel klein war
und es ihr gefiel, lange Zeit allein auf einer Art Terrasse ihres Hauses zu
sein, den Sonnenuntergang zu beobachten und die tausend Harmonien und die
tausend Gnaden der Natur in Lisieux und Umgebung von Lisieux zu sehen, wo sie wohnte.
Es war keine Meditation künstlerischer Natur, geschweige denn literarischer
Natur. Aber als sie diese Dinge sah, erhob sich ihre Seele zu Gott.
Und
sie sagte, dass sie noch sehr klein war, und dass sie dort bereits
Betrachtungen mache, was für sie ein echtes Beten gleichkam, als sie am Fenster
lehnte und mit einer ihrer Schwestern lange Gespräche führte und das Panorama
betrachtete. Sie sagte, sie sei sicher, dass zwischen beiden Dinge von nicht
geringerer Erhabenheit geschahen, als die berühmte Ekstase, die der heilige
Augustinus und die heilige Monika in einem Fenster eines Gasthauses in Ostia
hatten, kurz bevor die heilige Monika ihre gesegnete Seele unserem Herrn
übergab.
Wir
sehen das auch später an anderen Dingen. Die heilige Teresia zum Beispiel möchte
eine Lehre erläutern. Sie greift ein kleines Geschehnis auf, das unbedeutendste
im Alltag, und sie illustriert dieses kleine Geschehnis, das als Erklärung für
etwas sehr Hohes dient. Mit anderen Worten: Wenn sie den Geist mit den Dingen
des Alltags berührt, über die jeder ausgeglichene Mensch nachdenken muss,
berührt sie den Geist so, dass dies von einem Licht durchdrungen wird, das sie
in ihrer Seele trägt, das aber nicht das allgemeine Licht der Menschen ist.
Es
gibt zum Beispiel nichts Trivialeres als eine Person, die zu Fuß auf der Straße
geht, mit der Sorge, nicht über einen Stein oder etwas anderes zu stolpern. Das
macht eigentlich jeder. Man guckt auf den Boden, um nicht zu stolpern.
Aus
dieser Sorge leitet die hl. Theresia eine Erklärung für die Gründe ab, warum
sie Gott danken sollte. Sie beschäftige sich mit einem sehr hohen Problem der
Theologie: ob eine unschuldige, reine Seele mehr lieben kann als eine reuige
Seele. Denn zu ihrer Zeit heißt es oft, dass die Seelen großer reuiger Sünder
Gott mehr liebten als die Seelen von Menschen, die nie gesündigt haben. Dann
sagt sie: „que je voudrais faire mentir ce mot“, wie gerne würde ich dieses
Wort für Unwahr halten. Aber wie kann man dieses Wort für unwahr halten, wenn
man den Eindruck hat, dass der Büßer viel mehr erhalten hat als der
Unschuldige? Dem Büßer wurde vergeben, dem Unschuldigen wurde nicht vergeben.
Der Büßer hat mehr Gründe, dankbar zu sein.
Durch
einen ganz klaren Vergleich kann uns Theresia ihre Einstellung überzeugend
vermitteln: „Angenommen, der Sohn eines geschickten Arztes stößt auf seinem
Wege an einem Stein, der ihn zu Fall bringt, und in diesem Sturz bricht er sich
ein Glied; sofort eilt sein Vater vorbei, hebt ihn liebevoll auf, pflegt
seine Wunden und bedient sich dabei
aller Hilfsmittel seiner Wissenschaft. Bald ist der Sohn vollkommen hergestellt
und bezeugt dem Vater seine Dankbarkeit. Zweifellos hat dieses Kind allen
Grund, seinen Vater zu lieben.“
.......„Doch ich will einen anderen Fall setzen:
der Vater, der wusste, dass sich auf dem Weg seines Sohnes ein Stein befand,
eilt ihm voraus und entfernt, ohne das jemand ihn sieht, den Stein. Gewiss wird
der Sohn, der Gegenstand dieser vorausschauenden Liebe, der aber nicht weiß,
welchem Unheil er dank dem Vater entrann, diesem keinen Dank bezeugen und ihn
weniger lieben, als wenn er vom Vater geheilt worden wäre. Wenn er jedoch von
der Gefahr erfährt, der er soeben entronnen ist, wird er ihn dann nicht mehr
lieben? ... Nun ich selbe bin dieses Kind, Gegenstand der vorsorglichen Liebe
eines Vaters ... er wollte, dass ich wisse, wie er mich mit einer Liebe von
unsagbarer Vorsorge geliebt hat, damit ich ihn jetzt bis zum Wahnsinn liebe!“
Sie sehen,
was für eine Zärtlichkeit, welche Anmut, welche Leichtigkeit, welche Präzision
des Denkens. Es sei klar, sagt sie, dass die Seele, von der Gott große
Stolpersteine beseitigte, mehr zu verdanken habe als die Seele, die strauchelte
und von Gott mit Güte behandelt wurde.
Dann
triumphiert sie: „Als unschuldige Seele habe ich logische Gründe, Gott mehr zu
lieben als eine reuige Seele. Warum sollte ich das nicht tun? Dann werde ich
die unschuldige Seele sein, die die bewundernswerten reuigen Seelen besiegt,
die mit ihrer Reue die Kirche erleuchtet haben.“. Und sie überwindet den
Zweifel und betritt das Reich der reinen Liebe Gottes.
Wir
sehen, wie diese Meditation geboren wurde. Es ist als würde sie selbst die
Straße entlang gehen, Eltern zu sehen, die den Mädchen Dinge aus dem Weg
räumen. Und wie sie aus ein paar Kleinigkeiten die Lösung für ein Problem von
großer Bedeutung und großer theologischer und moralischer Bedeutung ableitet.
Wie
kann ein kleines Mädchen und später eine junge Nonne einen so hohen Geistesflug
haben, wenn sie nicht sehr rein ist?
In
der Predigt über die Seligpreisungen, in der Bergpredigt, gibt unser Herr den
Lohn für diese Seligpreisung, für jene Seligpreisung. An einer Stelle spricht
Er vom Reinen. Und wenn Er von den Reinen spricht, sagt Er etwas, das alle
anderen beinhaltet. Er sagt: „Selig sind die Reinen, denn sie werden Gott
schauen.“ Da braucht man nichts mehr zu sagen. Mit diesem „Gott schauen“ haben
wir alles. Wir wurden erschaffen, um Gott zu schauen, nicht wahr? Also: Selig
diejenigen, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Nun,
das geschieht nicht nur im Himmel, es beginnt schon hier auf Erden. Der reinen
Herzens ist, hat diese Transparenz, um Gott zu schauen, diesen Flug, um Gott zu
schauen, der das Zeichen der Reinheit ist, der die Manifestation des
Vorhandenseins der Reinheit ist.
Wir
sehen dies bei heiligen Theresia von einer anderen Seite: Es ist ihr glühender
Eifer für die katholische Kirche. Sie hatte ein Problem des geistlichen Lebens:
Sie liebte die Kirche so sehr, dass sie gleichzeitig alle Ämter innerhalb der
Kirche ausüben wollte. Sie wollte Missionarin werden, sie wollte Bischöfin
werden, sie wollte Predigerin werden, sie wollte eine Kriegerin sein, sie wollte
alles sein, weil sie überall und gleichzeitig alles für die Kirche tun wollte.
Und das war für sie eine echte Qual. Die Unmöglichkeit, nicht alles auf einmal
sein zu können, obwohl sie das Gefühl hatte, berufen zu sein, alles auf einmal
zu sein.
Glauben
Sie, dass eine Seele, die nicht rein ist, die Kirche so sehr lieben kann, dass
sie gleichzeitig alles für die Kirche sein möchte? Keine Gefahr! Die Seele, die
eine Sünde gegen die Keuschheit begeht, verliert dies leicht aus dem Blick.
Wenn sie sich ändert, erholt sie sich natürliche, aber die Unreinheit wird
immer eine Belastung sein und hindert die Seele daran, so hoch in diesen
Firmamenten zu fliegen.
In
der heiligen Theresia geht das noch weiter. Sie sagt, dass sie für die Kirche
arbeiten möchte, bis der letzte Auserwählte im Himmel ist. Und dass sie genau
die Gnaden der Liebe Gottes, die Gnaden des Eifers, die Gnaden der Begeisterung
für die katholische Sache herabregnen wird – das ist ihr Rosenregen –, dass sie
diesen Gnadenregen durch Gebet und Arbeit in der Welt bis zum letzten Moment
fallen lassen wird, wenn die Zahl der Erwählten vollständig ist. Man sieht
einen brennenden Eifer, der sie später zu kleinen Taten wie diese bewog:
Als
sie schon an Tuberkulose erkrankt war und müde durch den Kreuzgang von einer
Seite zur anderen ging, fragte sie jemand: „Warum gehen sie hier herum? Wäre es
nicht besser, zu ruhen?“ Sie sagt: „Ich gehe für einen Missionar.“ Sie wusste,
dass sie krank war und dass sie durch das Gehen im Kreuzgang einem erschöpften
Missionar in Afrika, Asien, Südamerika, im Hinterland Brasiliens oder irgendwo
anderes Kraft verdienen könnte. Sie tat es für einen Missionar, weil sie großen
Eifer hatte, ein besonderes Interesse an dieser Form der Ausbreitung der
katholischen Kirche, unter den Menschen in den noch ungläubigen Ländern der
Welt
Andererseits sehen wir in der heiligen Theresia die Idee, kleine Dinge
wertzuschätzen und ihnen eine große Bedeutung zu geben. Zum Beispiel ihre
Theorie der kleinen Opfer. Unbedeutende Opfer, in denen sie einen enormen Wert
sah. Woher kommt diese Fähigkeit, im Einklang mit dem Grundsatz zu glauben und
zu handeln, dass kleine Opfer viel bewirken können, wenn nicht aus einem hohen
Verständnis für die Größe und Bedeutung selbst kleiner Taten?
Auch ihre außergewöhnliche Nächstenliebe
gegenüber der mürrischen Schwester im Kloster, die sie von Ort zu Ort
begleitete usw. Auch ihre Geduld mit ihrer Oberin. Nun, all dies waren
Ausdrucke ihres Eifers, mit dem sie tausend kleine Gelegenheiten nutzte, um zu
einer großen Heiligkeit zu erlangen.
Aber
wie lässt sich erklären, dass ein Mensch in der Lage war, auch im Kleinen so
große Dinge zu sehen, wenn er nicht über eine große Geisteserhebung verfügte?
Und wie kann diese anders erklärt werden, als durch große Reinheit?
Ich
schließe. Eines weist auf alles hin. Die heilige Theresia in einem tragischen
Moment ihres Lebens, beim letzten Abendessen im Buissonets, weil sie am
nächsten Tag ins Kloster gehen sollte: die ganze Familie – eine auserwählte
Familie - die ganze Familie weinte. Nur eine Person weinte nicht: sie selbst.
Niemand liebte den Vater mehr als sie. Wir wissen zum Beispiel, wie die
Krankheit ihres Vaters eine echte Prüfung für sie war. Aber wie lässt sich das
erklären? Wir haben gesehen, wie sie mit Gott dafür kämpfte, dass ihre
Schwestern in den Karmel eintreten konnten; wie sie deshalb die Erlösung ihrer
Schwestern wollte; und in einer übernatürlichen Ordnung, wie sie ihre
Schwestern liebte.
Doch
wie lässt sich erklären, dass nur sie nicht geweint hat? Härte der Seele?
Niemals. Offensichtlich war sie dort am weitesten von einer Seelenhärte
entfernt. Also, was ist es? Unempfindlichkeit? Im guten Sinne des Wortes
niemals. Wie konnte sie unsensibel sein? Wie erklärt sich das? Es ist weil sie
alles stärker empfand als andere. Aber sie hatte eine so viel größere
Gottesliebe, dass das, was andere empfanden, von etwas viel Größerem von innen
heraus übernommen, durchdrungen, beherrscht und belebt war, nämlich von der
Liebe Gottes.
Ein
Beispiel kann uns das verständlich machen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor,
dass eine Person einen Autounfall erleidet, bei dem der Arm so stark verletzt
wird, dass er völlig schief, völlig ausgerenkt wird, aber gleichzeitig hat die Person auch einen
Pickel an der Nase, der schon vor dem Autounfall lästig war. Bei einem
Autounfall vergisst die Person den Pickel. Es könnte sein, dass sogar er noch
mehr schmerzt als vorher. Aber die Person merkt es nicht einmal. Denn durch einen
viel größeren Schmerz, nimmt die Person den geringeren Schmerz nicht wahr.
So
auch wenn jemand eine sehr große Liebe zu etwas Höherem hat, stört es ihm gar
nicht, anderen ebenfalls eine große Liebe zu erweisen.
Das
zeugt von einer sehr ruhigen, ausgeglichenen, sehr hohe, mit einem Wort eine
sehr keusche, reine Stellung der Seele der heiligen Theresia vom Kinde Jesus.
Ein unkeuscher Mensch würde niemals zu solcher Einstellung gelangen.
Das
sollte für uns eine Ermutigung sein. Ein Ansporn für uns, den Wert der
Keuschheit, die die Muttergottes uns geschenkt hat, bis ins Innerste zu lieben
und zu verstehen, den Wert der Berufung zur Keuschheit, die Sie uns geschenkt
hat, den Wert der Reue, die Sie dem einen oder anderen ihrer Kinder beimisst,
wenn es gegen die Keuschheit verstoßen hat.
Ich
halte es für eines der schönsten Dinge, die ich in unser Gemeinschaft gesehen
habe, dass die Muttergottes eine oder andere Male eine traurige Tat in dieser
Hinsicht zugelassen hat, aber dass sie die Berufung in dieser oder jener Person
unversehrt bewahrt, die ausnahmsweise in irgendeiner Hinsicht, dem Bösen etwa nachgegeben
hat. Unsere Liebe Frau bewahrt die gesamte Berufung, den gleichen Ruf, um wieder
aufzustehen und die Wege der Keuschheit zu gehen.
Zusammenfassung
Wir sehen
also, bis wohin Keuschheit führt. Sie gibt uns die Fülle der Sicht der
übernatürlichen Dinge, die man auf der Erde haben kann. „Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“
Wenn es einen Menschen auf der Erde gibt, der Gott und die Muttergottes geschaut
hat, dann war es die heilige Theresia vom Kinde Jesu.
Ich habe
vergessen, eine Zusammenfassung über das behandelte Thema zu geben:
Also,
ich habe zuerst das Thema angegeben: Heilige Theresia und die Reinheit.
Dann
habe ich die Schwierigkeiten des Themas dargelegt: Warum ist die Tugend der
Reinheit, in welchem Sinne war die Tugend der Reinheit nicht eine der
archetypischsten Tugenden der heiligen Theresia?
Danach ging ich zu methodologischen Überlegungen über. Ich habe darauf
hingewiesen, welche Methode in diesen Fällen angewendet werden sollte, um die Tugend
der Reinheit mit der Heiligen in Verbindung zu bringen, der sich in ihrer
Situation befindet. Die Methode besteht darin, herauszufinden, welche Beziehung
ihre Art der Gottesliebe zur Tugend der Reinheit hat.
Danach habe ich die Methode begründet und gezeigt, wie die Tugend der
Reinheit die Wurzel ihrer großen Tugend ist, d.h. ihre geistige Fähigkeit sich
in den Bereichen des Denkens hoch zu erheben.
Von
diesem Punkt an analysierte ich verschiedene Aspekte ihres Werkes, in denen wir
sahen, wie Reinheit ihr zum Aufstieg verhalf oder wie sie andererseits in
Großen Dingen aufstieg. Ich habe einige Beispiele gegeben, dann habe ich für
die kleinsten Dingen andere Beispiele gegeben.
Nun,
später habe ich gezeigt, dass dies ohne Reinheit offensichtlich nicht zu
erreichen ist.
Und
dann schloss ich den Kreis und kehrte zum Ausgangspunkt zurück: Hier war das Vorhandensein
der Tugend der Reinheit in der Art ihrer Heiligkeit.
(Frage: Könnten Sie nicht eine Begründung angeben?
Das heißt, ich habe auf dem Gebiet der Lehre
festgestellt, dass die unreine Seele eine enorme Schwierigkeit hat, sich zu
übernatürlichen Dingen zu erheben. Dann habe ich die enorme Leichtigkeit
gezeigt, mit der sie sich übernatürlichen Dingen widmet. Damit zeigt sich nicht
nur, dass sie rein war, sondern auch die Intensität ihrer Reinheit.
.......Dann habe ich übe die Anwendung auf uns
gemacht. Der Muttergottes für die Berufung zur Reinheit danken, die Sie uns
gegeben hat. Dann, danken für die größte Güte, mit der Sie uns diese Berufung erhält,
auch wenn diese Tugend ausnahmsweise leider einen kleinen Schaden nehmen kann.
Ich
glaube, dass Sie, wenn Sie den Vortrag in dieser Richtung und mit diesem Schema
verfolgen, die Entwicklung dessen, was ich meinte, gut verstehen.
Nun,
da es keine Fragen gibt, wollte ich noch etwas klarstellen. Ich habe in der
Rolle der heiligen Teresia viel über Gottes Liebe gesprochen. Und in der Regel
legt die allgemeine Frömmigkeit großen Wert auf die Hilfe, die die heilige
Therese denen, die sich an sie wenden, auf verschiedenen Ebenen schenkt oder
gewährt.
Jemand könnte mich fragen, ob ich es für Bigotterie halte, die heilige
Teresia um diese Hilfe zu bitten oder auf der Grundlage dieser Hilfe die
Frömmigkeit zu fördern.
Meine
Antwort ist energisch: Nein! Diese Hilfe wird tatsächlich durch sie, durch ihr
Gebet gewährt, und dies ist ein Plan der Vorsehung. Das Übel besteht darin,
diese Hilfen nicht im Einklang mit der Liebe Gottes zu sehen. Es sind zwar
Hilfsmittel, die uns zum Wohl unseres Körpers, zum Wohl unseres irdischen
Lebens gegeben werden, aber es wäre sehr wenig, wenn sie nur diese Wirkung
hätten. Sie bringen einen noch wertvolleren Wert mit sich, den Sie richtig
einschätzen müssen. Das liegt daran, dass sie uns zur Liebe Gottes führen, die
mehr wert ist als alle irdischen Dinge.
Dies
ist die ausgewogene Stellung innerhalb der außergewöhnlichen Gnaden, die die
heilige Therese tatsächlich denen gewährt, die sie auch um weltliche Gunst
bitten.
Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von
Google-Übersetzer eines Vortrages über „Santa Terezinha e a pureza“ am 5. März 1970.
„Die heilige Teresia vom Kinde Jersu und die
Reinheit“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com
© Nachdruck dieser deutschen Fassung ist mit
Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
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