Sonntag, 10. Juni 2018

Das eucharistische Herz Jesu, die unendliche Barmherzigkeit


Plinio Corrêa de Oliveira

     
  Morgen ist das Fest des Eucharistischen Herzen Jesu und zugleich das Fest des hl. Barnabas,  Apostel, der gemeinsam mit dem hl. Paulus auch Apostel der Heiden genannt wird. Unsere Gedanken wollen wir auf das Fest des Eucharistischen Herzen Jesu richten.


    
Das Thema und die Verehrung dieser Anrufung verstehen wir als die Hinwendung des Heiligsten Herzen Jesu zu den Seelen in der Heiligen Eucharistie, oder die Eucharistie als das größte Wunder der Barmherzigkeit des Herzen Jesu. Wir werden einige praktische Erwägungen machen, die uns in unsere morgigen Kommunion behilflich sein können.
       Da wir morgen das Herz Jesu Fest feiern, sollten wir uns an das wichtige Prinzip erinnern, dass ein liturgisches Fest besondere Gnaden mit sich bringt, die mit dem gefeierten in Verbindung stehen. Wir alle werden also morgen besondere Gnaden empfangen, die aus dem Eucharistischen Herzen Jesu hervorgehen. Zugleich, da es sich um ein eucharistisches Fest handelt, sind diese Gnaden besonders reich in der heiligen Kommunion. Da wir die unschätzbare Freude haben, uns täglich dem Tisch des Herren nähern zu können, haben wir morgen Anlass mit besonderer Inbrunst die Kommunion zu empfangen.


„O Herr, ich bin würdig, dass Du eingehst unter mein Dach...“ 
       Wenn wir morgen die heilige Eucharistie empfangen, oder gar schon vorher bei der geistigen Vorbereitung, sollten wir uns vergewissern, dass der Gott, den wir in unsere Seele empfangen werden, ein Gott von unendlicher Barmherzigkeit ist, im strengsten Sinne des Wortes unendlich. Das heißt, Er ist von einer so immensen Nachgiebigkeit, dass Er immer bereit ist, zu verzeihen. Immer bereit den Sünder wieder zu erheben, sei es ein Sünder, der das überraschende Unglück hat, sich im Stande einer Todsünde zu befinden, oder einer, der im Stande lässlicher Sünden ist, oder in dermaßen großen Schwierigkeiten festgefahren ist, oder einem, der im Stande der Gnade ist, aber sich in einem Zustand der Undankbarkeit befindet, die sein Voranschreiten im geistigen Leben um Jahre verzögert.

       Wir sollen uns daran erinnern, das alle Zustände der Sünder in den verschiedenen Graden eine Ähnlichkeit haben, mit den Personen in den Evangelien, die Unser Herr geheilt hat. Die Heilungen waren echt, sie hatten aber auch eine symbolische Bedeutung: Sie wiesen auf Krankheiten der Seele hin und auf die Macht Unseres Herrn Seelen zu heilen. Sie weisen darauf hin, dass Jesus mit einem Wort, in einem Augenblick, die vollständige Heilung einer Seele bewirken kann, oder wenigsten im Innern der Seele ein Wort sprechen kann, das den Anfang einer vollständigen Heilung einleitet.


       Und so wie es Aussätzige gab, gibt es die, eine abscheuliche Sünde in sich tragen; so wie es die Lahmen gab, gibt es die, die auf den Wegen des geistigen Lebens ins stocken geraten sind und sich nicht fortbewegen;  es gab die Stummen, so gibt es die, die den Mund nicht öffnen, um mit Gott zu sprechen und ihre Schwierigkeiten darzulegen, auch nicht einem geistlichen Führer oder jemanden, der ihrer Seele helfen könnte; da waren die Tauben und hier gibt es die, die das Wort Gottes nicht hören und die auch die guten Ratschläge eines Freundes nicht annehmen wollen. So sind auch wir in einem dieser Zustände.

       Daher sollen wir dem unendlich barmherzigen Herzen Jesu in der heiligen Eucharistie die Worte sagen, die der Priester spricht, wenn er den Gläubigen die heilige Hostie zeigt: sed tantum dic verbo et sanabitur anima mea – aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. Wir haben eigentlich keine Ahnung, welche Fruchtbarkeit ein Wort Jesu in unserer Seele besitzt. Manchmal bemühen wir uns Jahre hindurch, um einen Fehler loszuwerden oder eine Tugend zu erlangen, und scheitern immer wieder.


       Doch wenn wir uns daran erinnern würden, dass Maria von Jesus von einem Moment zum anderen uns ein einziges Wort erreichen kann und dass dieses Wort uns vollständig heilen, oder wenigstens der Ausgangspunkt unserer Heilung sein kann, dann würden wir verstehen, dass es möglich ist, im geistlichen Leben alle Hindernisse zu beseitigen und voranzuschreiten. Eine Möglichkeit, die wir uns in unserer geistigen Trägheit und Routinemäßigkeit in ihrer ganzen Weite und Wichtigkeit gar nicht vorstellen.

       Wir sollten uns morgen Unserem Herrn nähern und Ihm sagen, immer durch Maria, die ja die Mittlerin aller Gnaden ist, dass Er uns Sein Herz öffne, das Symbol Seiner Barmherzigkeit im Meisterwerk Seiner Liebe, der heiligen Eucharistie – da Er nun einmal dieses Fest eingerichtet hat, damit alle eingedenk dessen zu Ihm kommen  - dass wir in Demut, Gehorsam und Reue zu Ihm kommen und um Verzeihung unserer Sünden bitten. Wir bitten um die Tugend, durch die wir uns mit Ihm vereinigen können. Dies ist die Bitte, die die größte Form der Liebe beinhaltet, weil wir uns dadurch Ihm gleich werden wollen.



       Sagen wir Ihm, dass wir an diesem Tag um ein Wort bitten: Er möge uns nur ein Wort sagen, damit unsere Seele geheilt, gesund werde. Dieses Wort kann vielleicht morgen nicht kommen; es kann jetzt kommen, wie auch in einiger Zeit. Doch inständig und immer wieder müssen wir bitten, dass es komme, das ist beste für unser geistliches Leben. Je länger es dauert, desto fruchtbarer und gewissermaßen unwiderstehlicher kommt es.  In der Erwartung dieses Wortes sollen wir unser geistliches Leben führen. Durch Maria also sollten wir sagen: „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst in mein Herz; aber ich empfange Dich mit Vertrauen; sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. Es ist also ein Tag der Freude, des Vertrauens und großer Hoffnung.


       Vielleicht erhält jemand die Gnade, mehrmals täglich und alle Tage seines Lebens diesen Satz zu wiederholen: sed tantum dic verbo et sanabitur anima mea. Kommt dann die Stunde unseres Todes, werden wir das letzte Wort hören, das unserer Seele die Kraft gibt, den letzten notwendigen Schritt zu tun, um die vollkommene Heiligung zu erlangen. So werden wir in Frieden den Tod der Gerechten sterben, nachdem wir im Kampf auch das Leben der Gerechten gelebt haben.




(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira, gehalten am 11. Juni 1964. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)

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