Unsere Liebe Frau von der immerwährenden Hilfe ist
eines dieser Themen, über die es viel zu sagen gibt und gleichzeitig es wenig
zu sagen gibt. Es gibt wenig zu dieser Anrufung zu sagen, denn was die
Muttergottes von der immerwährenden Hilfe betrifft, so weiß ich doch, dass es
eine Ikone der Ostkirche, auf einem goldenen Hintergrund, wie es für
orientalische Gemälde typisch ist, mit etwas von einer Starre und
Unbeweglichkeit, die das noch vom orientalischen Stil beeinflusste Gemälde
charakterisiert, und eine Verehrung, die, wenn ich mich nicht irre, im Süden
Italiens geboren wurde, wo genau der Einfluss der Ostkirche sehr groß war, sodass
es bis heute auf der Insel Sizilien, eine oder zwei römisch-katholische
Diözesen gibt des griechischen Ritus, als Folge des griechischen Einflusses auf
der Insel Sizilien.
Diese Verehrung verbreitete sich in der ganzen
Welt und wurde aus einer Reihe von historischen und konkreten Gründen zur
besonderen Anrufung der Kongregation der Redemptoristen. Sie ist, wie wir
wissen, Gegenstand der Verbreitung einer ungeheuren Anzahl von Gnaden innerhalb
der Kirche, und mit unzähligen Begünstigungen, Schutzzuweisungen und Ablässen von
der Kirche ausgestattet worden.
Wir wollen hier etwas über den Titel der
Immerwährenden Hilfe sagen, mit dem die Gottesmutter in dieser Andacht verehrt
werden wollte und die sich von den vielen anderen Titeln unterscheidet, unter denen
sie verehrt wird.
Aber ich möchte zunächst einmal darauf hinweisen,
dass dieser Titel mit anderen Formen übereinstimmt, mit anderen Aspekten und
mit anderen Titeln, die dieselbe Idee hervorrufen. Zum Beispiel, Unsere Liebe
Frau von der Immerwährenden Hilfe (perpétuo socorro) (*) und Unsere Liebe Frau
Hilfe der Christen (auxiliadora) und Unserer Lieben Frau von Amparo (Schutz,
Beistand): wer schützt, hilft, wer beisteht, schützt und hilft in gewisser
Weise. Das heißt, diese Anrufungen, unterscheiden sich, weil sie an
verschiedenen Orten aufgekommen sind, weil sie den Gläubigen in verschiedenen
Anlässen und Umständen empfohlen worden sind, gedenken jedoch Mal die
Hilfsbereitschaft der Muttergottes in den Ereignissen des täglichen Lebens, sei
es in Angelegenheiten des geistlichen oder des weltlichen Lebens, oder in
Ereignissen, die das Schicksal von Einzelpersonen, oder von Familien, Staaten, der
Heiligen Kirche, Seelenfamilien betreffen, den Interessen der ultramontanen
Sache oder die Sorge, die Häufigkeit, die Güte, die Nachsicht, mit der Sie
eingreift, um denen zu helfen, die sie anrufen.
Dieser Begriff jedoch, der vielen Anrufungen gemein
ist, hat in der Anrufung der Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe ein
eigenes Element. Es ist das Wort „immerwährende“. Bei Unserer Lieben Frau Hilfe
der Christen, sagt man nicht Unsere Liebe Frau von der immerwährenden Hilfe der
Christen, wie man auch nicht sagt Unsere Liebe Frau vom immerwährenden Schutz
oder Beistand (Amparo). Deshalb ist das, was man in dieser Anrufung der
Muttergottes besonders ehrt, nicht, dass Sie sehr oft mit großer Freigebigkeit und
großer Zärtlichkeit den Menschen hilft, aber es ist die Tatsache, dass diese
Hilfe dauerhaft, immerwährend ist. Die Dauerhaftigkeit dieser Hilfe ist worauf
der Akzent dieser Anrufung gesetzt wird.
Warum aber die Dauerhaftigkeit dieser Hilfe? Denn
wenn Hilfe etwas sehr wertvolles ist, besonders wenn sie von der Königin des
Himmels und der Erde kommt, die alles kann, weil sie „die Allmächtig-Bittende“
genannt wurde — diejenige, die durch den Wert ihrer Bitten alles erreicht — wenn
diese Hilfe der Muttergottes so wertvoll ist, so ist auf der anderen Seite das
Schönste die Tatsache, dass sie immerwährend ist. Stellen wir uns einen Bettler
vor, einen Elenden, einen Aussätzigen. Doch diese Person erhält zum Beispiel
die Gnade einer Königin. Nehmen wir an, er ist ein Elender aus England, und Königin
Elisabeth II. bemitleidet ihn und hilft ihm von Zeit zu Zeit. Wir mögen
begeistert sein von der Herablassung der Königin, sich dem demütigsten und
erbärmlichsten ihrer Untertanen zuzuwenden und von Zeit zu Zeit von der Höhe
ihres Thrones etwas ihrem Untertan zukommen zu lassen. Wir können uns über ihre
Gefälligkeit freuen, wir können uns freuen über das Glück dieses Untertanen,
wenn ihm diese unerwartete und unverdiente Gnade zukommt, und wir können dann
die Herrlichkeit der Königin singen.
Es bleibt aber immer die Frage: Eine solche freiwillige
Hilfe, eine von einer solchen Freigebigkeit geleistete Hilfe für jemanden, der
es nicht verdient, wird diese Hilfe nicht einmal aufhören? Wird es nicht zu
einem Missbrauch dieser Hilfe kommen? Ein Zeitpunkt kommen, in dem der
Beschenkte so vieles und derartiges getan hat, dass ihm nicht mehr geholfen
wird? Das heißt, die Hilfe wird ständig von der Möglichkeit ihrer Einstellung
überschattet. Wird nicht eine Zeit kommen, in der die Königin mit anderen
Dingen beschäftigt, den Elenden vergessen wird? Wird nicht ein Moment kommen,
in dem sie, erschöpft von so vielem Geben, sagt: — „Ich habe diesem Mann so
viel gegeben und er hat nie seine Lebensweise zum besseren geändert. Ich werde
jetzt aufhören zu geben!“? Wird es einen Moment geben, in dem die Königin sagt:
„Schließlich habe ich viele, die mich um Hilfe bitten. Dem hier habe ich nun genug
gegeben. Jetzt werde ich es jemand anderem geben!“?
Könnte es nicht zu einer Situation kommen, in der
die Königin ihre Hilfe schicken will, erfährt aber, dass der Arme in einem Boot
in den Meeren zwischen Schottland und dem Nordpol kreuzt, und sie entscheidet, ihm
die Hilfe nicht zu senden, weil er sich an entferntem Ort befindet, und schon
zuviel Falsches gemacht hat, sich sogar in diesen Entfernungen herumtreibt? „Wäre
es vielleicht nicht möglich“, wird die Königin sagen, „einen Hubschrauber der
königlichen Marine zu schicken, um diesen Mann zu holen, und ihn sicher in ein
Haus unterzubringen?“ Und wenn dieser Mann zum Beispiel etwas gegen die Königin
selbst getan hätte? Wenn er das Unglück hätte, sie anzukämpfen, wenn er zum
Beispiel, die Königin verleumden würde? Würde die Königin nicht sagen, dass er
die Maße überschritten hat und jetzt hat sie nichts mehr mit ihm zu tun? Das
heißt, wir könnten über tausend Umstände nachdenken, in denen diese
Unterstützung aufhören würde und wegen derer sich die Königin um diesen Elenden
nicht mehr kümmern würde.
Genau so ist die Muttergottes uns gegenüber nicht. Die Ausdauer Ihrer Hilfe weist
ausdrücklich auf das Gegenteil hin. Egal wie schlecht wir handeln, egal wie wir
sie missbrauchen, egal wie unglaublich unsere Undankbarkeit ist, je größer das
Risiko ist, je außergewöhnlicher das Wunder auch sein mag, um das wir bitten
müssen, so extrem, so unwahrscheinlich es auch sein mag, um was wir bitten
müssen, solange es nichts Schlechtes an sich ist, ist die Muttergottes die
Mutter der immerwährenden Hilfe. Das heißt, die Mutter, die sich geehrt fühlt,
immer anzuhören, immer zu Hilfe kommen, immer aufzunehmen, so dass es keine
mögliche Gelegenheit gibt, in der wir zu ihr beten, nicht angehört und geholfen
werden.
Natürlich behält sie sich vor, uns unter
bestimmten Umständen, nicht zu gewähren, was wir verlangen. Aber nicht geben
ist nur eine Art zu sagen, denn sie kann den Moment, in dem sie uns gewähren
wird, um was wir bitten, hinauszögern, aber diese Verzögerung bedeutet, uns
dann das Hundertfache von dem zu geben, um was wir gebeten haben. Selig sind
diejenigen, bei denen die Muttergottes sich verspätet. Sie kommt mit vervielfachten
Geschenken in ihren Händen. Es kann auch sein, dass die Muttergottes nicht die
Gnade gibt, um die wir bitten, aber am Ende gibt sie andere Gnaden, die viel
wertvoller sind als die, um die wir gebeten haben.
(*) Im
Portugiesischen gibt es verschiedene Wörter um Hilfe zu bezeichnen: socorro (in
Lebensgefahr), auxílio, ajuda (Hilfe), amparo (Schutz, Beistand)
Plinio
Correa de Oliveira, Vortrag „Heiliger des
Tages” im Jahr 1964 (der Tag ist in der Originalabschrift nicht
angegeben).
Freie
Übersetzung aus dem Portugiesischen. Der Originaltext ist die Abschrift einer
Aufzeichnung, die vom Urheber nicht revidiert worden ist.
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