Heute
feiern wir die Vigil eines großen Festes: Das Fest des Heiligsten Herzen Jesu.
Heute ist auch der Tag des hl. Johannes des Täufers (s. unter dem Label Tagesheilige).
Ich
würde die Lektüre der Herz-Jesu-Litanei sehr empfehlen. Diese Litanei ist etwas
wunderbares und ich möchte nun einige Anrufungen, die uns am meisten zusagen,
hier kommentieren.
Als
erstes diese wunderbare Anrufung:
Herz
Jesu, im Schoße der jungfräulichen Mutter vom Heiligen Geist gebildet
Wenn
wir berücksichtigen, dass das Herz Jesu, das in seiner materiellen und
fleischlichen Realität Gegenstand unserer Verehrung ist, das Symbol des Willens
Unseres Herren, das heißt, das Symbol seiner Liebe ist; wenn wir
berücksichtigen, das das Herz Jesu im unbefleckten Schoße Mariens, mit der
Substanz, die eine Mutter zur körperlichen Heranbildung ihres Kindes zur
Verfügung stellt, gebildet worden ist, dann können wir annehmen, dass das
allerheiligste Fleisch Jesu, in der Wesenseinheit mit Gott, das Fleisch Mariens
selbst ist, das Blut Jesu Mariens Blut ist und das Herz Jesu in gewisser
Hinsicht das Herz Mariens ist.
Wenn
wir uns in der Betrachtung dieses wunderbaren Entstehungsprozess, in dem die
Mutter sozusagen sich aufschließt und alles von sich zur Verfügung stellt, um
den Körper ihres Kindes zu bilden, vorstellen, dass Jesus auf diese Weise im
Schoße Mariens herangebildet wurde, und dies in einem Meer, in einem Brand der
Liebe und Anbetung zu diesem Sohn, der in ihr heranwuchs, können wir verstehen in
welchem Maße das Herz Jesu mit dem Unbefleckten Herzen Mariens verbunden ist.
Diese innige Verbindung zeigt uns auch, welch uneingeschränkte Hoffnung wir in
der erfolgreichen Fürsprache Mariens bei ihrem Sohn haben dürfen, wenn wir
annehmen, dass Unser Herr einer so vollkommenen und heiligsten Mutter
eigentlich nichts versagen könnte. Er hat über sie nicht nur keine Beschwerde,
sondern die größte und vollkommenste Freude, die ein Schöpfer zu seinem
Geschöpf haben kann, von dem Er zusätzlich weiß, dass sein eigenes Fleisch und
sein eigenes Herz sozusagen Fleisch und Herz dieses Geschöpfes sind. Ein
Geschöpf, das Er auserlesen hat, Seine Mutter zu sein.
Diese
Anrufung hat für die Verehrer der Muttergottes eine sehr große Bedeutung.
Eine
weitere wunderschöne Herz-Jesu-Anrufung ist:
Herz
Jesu, von unendlicher Majestät
Der
hl. Augustinus sagt: „Wo Demut ist, da ist Majestät“ (ubi humilitas, ibi
majestas – Predigt 14), das heißt, beide Attribute sind unzertrennlich.
Daraus
entnehmen wir, da das Herz Jesu ein Abgrund der Demut, auch deshalb ein
Firmament von Majestät ist. Gerne wäre ich ein Künstler, um Unseren Herren
darstellen zu können, aber nicht nur Seine Majestät und auch nicht nur Seine
Demut, sondern so, dass man auf einen Blick wahrnimmt, was Majestät und Demut
oder, was Demut und Majestät gemeinsam haben. Das wäre die höchste Ebene der
Tugenden, wo sich diese beiden einzelnen Tugenden treffen und sich
verschmelzen.
„Le
Beau Dieu d'Amiens“
Hier
erinnere ich mich an die Figur des „Beau Dieu d'Amiens“ (der schöne Gott von
Amiens), der in dieser Hinsicht sehr ausdrucksvoll ist. Es ist eine plastische
Darstellung, die nicht das Herz Jesu aufweist. Es ist aber eine
Jesus-Darstellung am Portal der Kathedrale von Amiens, die mir immer diesen
Eindruck gab: Ein höchst würdevoller König, ein edelster Lehrer, zugleich aber
so gelassen, so sanftmütig, so Herr seiner selbst; man meint, selbst gegenüber
schlimmste Beleidigungen wird Er die Ruhe bewahren, gelassen bleiben, keine
Reaktion wegen verletzter Eigenliebe, wenn es die Tugend der Zeit so bestimmen
würde.
Meines
Erachtens nach zeigt diese Statue des „Beau Dieu d'Amiens“ auf hervorragender
Weise diese wunderbare Verbindung der höchsten Majestät mit der tiefsten Demut.
Im
Wissen, dass die Revolution die Demut karikiert und die Majestät verschweigt,
sollten wir, als Kinder der Gegen-Revolution, dem Heiligsten Herzen Jesu
bitten, unseren Herzen diese erhabene und edle Form von Majestät zu schenken,
die jeder Gegenrevolutionär, der den Sinn für Königtum, für vollkommene
Ordnung, für Ehre, für Hierarchie und für alles was majestätisch ist, besitzen
soll, selbst wenn er der demütigste, der ärmste aller Menschen ist.
Hier
möchte ich auch noch an die hervorragende Figur der hl. Ana Maria Taigi
(1769-1837) erinnern. Sie war eine einfache Köchin in Rom und wollte nicht wie
eine Königin erscheinen. Sie hatte aber eine dermaßen von Natur aus
majestätische Haltung, dass es fast unmöglich war, sich ihr ohne eine gewisse
Schüchternheit zu nähern.
Auch
die hl. Theresia vom Kinde Jesu war in ihrer Anspruchslosigkeit und
Freundlichkeit so majestätisch, dass ihr Vater sie immer „meine kleine Königin“
nannte.
Herz
Jesu, brennender Feuerofen der Liebe
Das
Herz Jesu ist ein brennender Feuerofen der Liebe Gottes. Da es ein brennender
Feuerofen ist – und nicht nur ein reiner Feuerofen, was von sich aus ja schon
den Gedanken an glühende Hitze hervorruft, sondern brennender Feuerofen -,
drückt sehr gut den Gedanken aus, das es der Brennpunkt aller Liebe Gottes ist.
Diese Anrufung des Herzen Jesu in Vereinigung mit dem Unbefleckten Herzen
Mariens ist besonders geeignet für die, die bedauern lau und schwach zu sein
und nur langsam im geistlichen Leben vorankommen. Diese Verehrung überträgt ihm
das Feuer der Liebe Gottes.
Wenn
wir also für uns und für andere die wahre Liebe Gottes erreichen wollen, ist
dies die empfehlenswerteste und vortrefflichste Andacht.
Sehr
wichtig für unsere Zeit scheint mir die Anrufung:
Herz
Jesu, geduldig und von großer Erbarmung
Was
bedeutet eigentlich geduldig? Geduldig*, ist derjenige, der leidet. Es ist das
leidende und barmherzige Herz Jesu. Und weil es ein leidensfähiges Herz ist,
ist es in der Lage auch all unsere Beleidigungen zu erleiden.
Der
zweite Sinn von geduldig geht aus der letzten Aussage hervor. Die Bereitschaft
des Herzens Jesu zu leiden, indem Es mit Liebe leidet und mit Liebe jedes Leid
aufnimmt, mit dem Verständnis das das Leid das große Gesetz des Lebens ist,
dass ein Leben ohne Leid nichts wert ist.
Der
Wert eines Menschen kann bemessen werden an seiner Bereitschaft und Fähigkeit
zu leiden.
Weil
letztendlich – die Dinge aus einem gewissen Blickwinkel gesehen – ist das Leben
des Menschen nur etwas Wert, in dem Maße wie er leidet und sein Leid annimmt
und liebt. So haben wir hier das geduldige oder das duldende Herz Jesu.
Eine
der wichtigsten Arten von Geduld in ihrem höheren Sinn ist die Geduld gegenüber
unseren Nächsten: Unverschämtheiten und Sticheleien ertragen zu wissen,
liebenswürdig und gütig zu sein gegenüber jenen, die uns durch ihre schlechten
Veranlagungen Schwierigkeiten machen usw. Somit können wir auch die wichtige
Tugend der Vergebung üben. Bitten wir also dem Heiligsten Herzen Jesu um diese
Geduld. Doch diese Art von Geduld, wenn sie auch sehr wertvoll ist, ist sie
jedoch nicht die wichtigste Art dieser Tugend.
Eine
der größten Ausdrücke der Leidensfähigkeit ist der Unternehmungsgeist, durch
den der Mensch die Trägheit, die Weichheit, den Überdruss, die Eigenliebe
besiegt und sich in die Arbeit, in den Kampf, in den härtesten und feurigsten
Kampf wirft, doch auch immer bereit zu einem sofortigen Rückzug, wenn die
Interessen der Kirche ihn in eine andere Richtung weisen.
Dies
ist die höchste Form der Geduld: Der Unternehmungsgeist und die
Kampfbereitschaft durch die der Mensch all seinen Trägheiten und
Nachlässigkeiten entsagt. Dies müssen wir dem geduldigen und erbarmungsvollen
Herzen Jesu bitten.
Von
großer Erbarmung will heißen, Mitleidig sein, anderen im Leid beistehen. Es ist
ein Folgesatz der zweiten Bedeutung von Geduld. Und hier tut sich ein anderes
Problem auf: Die Schwierigkeit meine so liebe junge Generation davon zu
überzeugen, das Gottes Barmherzigkeit ein, zwei, zweitausend Mal vergibt und
nur nicht will, das man vor der Vergebung den Mut verliert.
Um
also der Vergebung Unseres Herren durch die Fürsprache des Unbefleckten Herzen
Mariens zu vertrauen, ist hier eine schöne Anrufung: Herz Jesu, geduldig und
von großer Erbarmung. Geduldig gegenüber meinen Fehlern und meinen Sünden; von
großer Erbarmung gegenüber meinen Mängeln. Durch das Unbefleckte Herz Mariens
erbarmt Es sich unser. Es ist eine ausgezeichnete Anrufung zu jeder Tageszeit,
um das Vertrauen in Unseren Herren Jesus Christus nicht zu verlieren.
Zwei
weitere Anrufungen:
Herz
Jesu, Sühnopfer für unsere Sünden
Manchmal
kommt es vor, dass wir uns äußerst unwürdig fühlen. Dieses Gefühl kann auch die
reinsten und erhabensten Seelen befallen. Da begreifen wir, dass wir vor der
unendlichen Gerechtigkeit Gottes absolut nichts sind, doch es gibt diese
Anrufung, die auf uns beruhigend wirkt. Das Heiligste Herz Jesu ist ein
Sühnopfer für unsere Sünden.
Was
bedeutet es, Sühnopfer zu sein? Ich bin nichts wert. Die Opfer, die ich bringe
– weil sie von mir Wertlosem kommen – haben von sich aus auch keinen Wert. Doch
es gibt ein Opfer, das alles Wert ist, weil es ein makelloses Opfer ist: Unser
Herr Jesus Christus, eines Wesens mit Gott, der sich für mich hingegeben hat.
Alles, was ich befürchte von mir aus nicht erreichen zu können, erreicht er für
mich.
Dieses
reinste Opfer hat meine Sünden getragen und wegen dieser Sünden gelitten.
Deshalb schäme ich mich meiner Sünden und bereue sie mit großem Vertrauen, weil
EINER für mich gestorben ist und sein ganzes Blut für mich vergossen hat.
Nicht
auf mich vertraue ich, sondern auf jenes unendlich kostbare Blut, das für mich
vergossen worden ist. Es ist das Heiligste Herz Jesu.
Herz
Jesu, Quelle vollkommenen Trostes
Dem
Wort Trost kann man auch zwei Bedeutungen zuschreiben: Erstens, kann es
Stärkung bedeuten; dann kann man auch so die in der Seele vernommene Freude,
Milde und Salbung des Heiligen Geistes benennen. In beiden Auslegungen ist das
Herz Jesu die Quelle allen Trostes. Unsere Kraft kommt von Ihm. Wenn wir uns
schwach, lau, orientierungslos fühlen, vor allem wenn wir uns zu einer edlen
Tat berufen fühlen, aber keinen Mut haben sie durchzuführen, dürfen wir uns
nicht mit Stolz draufstürzen, mit der Vorstellung, wir könnten diese Tat auch
durch uns selbst vollbringen. Nein! Das Heiligste Herz Jesu ist die Quelle aller
Stärke. Ihm müssen wir, durch das Unbefleckte Herz Mariens, dem einzigen und
notwendigen Weg, um zum Herzen Jesu zu gelangen, um Stärkung bitten. Nie wird
unsere Bitte vergeblich sein. Irgendwann werde ich die notwendige Kraft
erhalten, um noch Größeres und Schwierigeres tun zu können zum Wohle meines
geistlichen Lebens.
Herz-Jesu-Litanei
bei der Danksagung nach der hl. Kommunion
Wie
vortrefflich ist es, zum Beispiel, die Herz Jesu Litanei bei der Kommunion zu
verwenden. Jeden Tag per Zufall eine Anrufung wählen und sie während der
Kommunion meditieren, in der Gewissheit, dass ich in meiner Seele wirklich das
reale, physische und lebendige Herz empfange, dem ich gerade meine Betrachtung
widme und das die Quelle allen Trostes ist. Ihm könnte ich zum Beispiel sagen:
„Herr,
Du bist die Quelle aller Stärke; ich würde gerne tausendmal mehr Kraft haben,
als ich habe, um Dir besser dienen und Deine Feinde besser bekämpfen zu können.
Ich weiß, dass diese Quelle des Starkmutes jetzt in mir ist und ich weiß, dass
nur Du diese Quelle bist. Gib mir Kraft gegen Deine äußeren Feinde und gegen
die schlechten Neigungen, die ich in mir trage und die auch Deine Feinde sind.
Herz Jesu, erbarme Dich meiner durch das Unbefleckte Herz Mariens.“
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* Im
Portugiesischen gibt es das Wort „paciente“, was geduldig bedeutet und vom
lateinischen „paciens“=leidender kommt.
Anrufungen der Herz-Jesu-Litanei, Santo do Dia 26.06.1965
(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)
(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)
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