Heute ist das Fest der hl. Margareta Maria Alacoque,
Jungfrau. Sie erhielt Offenbarungen vom Heiligsten Herzen Jesu und verbreitete
dessen Andacht.
Über die Offenbarungen des Heiligsten Herzen Jesu an die
hl. Margareta Maria ist es wohl angebracht einen besonderen Umstand zu
erzählen, der Bestandteil dessen ist, was wir mit Schmerzen die Nachgeschichte
der Botschaften nennen können, die Geschichte der Botschaft in unseren Tagen.
Das Heiligste Herz Jesu erschien der hl. Margareta Maria
in einer Zeit, in der der revolutionäre Prozess schon sehr fortgeschritten und
zu einem ununkehrbaren Prozess geworden war. Das heißt, das Mittelalter war
beendet, der Verfall der mittelalterlichen Kultur und Zivilisation hatte
begonnen, wenn auch noch etliche glänzende Aspekte des Mittelalters noch
vorhanden waren und einige sogar sich noch weiter entwickelten.
Doch man konnte feststellen, dass die Sittenverderbnis
überall eingedrungen war und mit ihr die sophistische Revolution mit ihren
Scheinwahrheiten begonnen hatte. Der hl. Ludwig von Montfort beschreibt in
seiner „Abhandlung von der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria“
sehr genau diesen Zeitpunkt des Glaubensabfalls: Ein wahrlich tragisches Bild
und Vorbote der Revolution.
In diese Situation greift das Heiligste Herz Jesu ein,
indem es sich einer Nonne des Ordens der Heimsuchung in Paray-le-Monial
offenbart, Margareta Maria Alacoque, und ihr erklärt, Er wolle für die Seelen
einen neuen Quell der Gnaden öffnen und zwar die Verehrung Seines Heiligsten
Herzen. Wer diese Andacht praktiziere, der würde Gnaden in einer nie
dagewesenen Größe, Fülle und Freigebigkeit erhalten; Er wolle die ganze
Menschheit an sich ziehen, um sie zu bekehren.
Diese Andacht durchlief während ihrer Verbreitung etliche
Wendungen, doch man kann sagen, dass sie im 19. Jahrhundert bis ungefähr im
Jahre 1925, etwa bis zur ersten Hälfte der Regierung Papst Pius XI., ihren
Durchbruch und Höhepunkt in der katholischen Kirche erreichte.
Große Lehrer der Kirche befassten sich mit diesen
Offenbarungen, unter anderen der hl. Johannes Eudes. Sie wurden gutgeheißen von
Päpsten. Leo XIII. vollzog eine Weihe der Welt an das Heiligste Herz Jesu. In
vielen Ortschaften und Großstädten der Welt wurden Kirchen dem Heiligsten
Herzen Jesu geweiht. Die Andacht zum Herzen Jesu erhielt großen Anklang und
wurde zu einer Wohltat für viele Seelen.
Doch seit dem Ende des Pontifikats des hl. Pius X., 1914
bis hinein in das Pontifikat Papst Pius XII. wurde die Andacht zum Heiligsten
Herzen Jesu Ziel einer Bewegung, die sie heimlich bekämpfte. Es war der von
Pius X. verurteilte Modernismus, der weiterhin im Untergrund bis 1924, 1925
tätig war und sich dann unter dem Mantel der Katholischen Aktion und der
Liturgischen Bewegung öffentlich verbreitete.
In den Reihen der Katholischen Aktion und des
Liturgizismus wurde sie auf eine giftige Art bekämpft, die aber nicht die
erfolgreichste war. Man verunglimpfte die Herz-Jesu-Verehrung als sentimental,
feminin, ohne theologischen Inhalt und nur was für geistlich Ungebildete. Auf
das Gegenargument – „die Kirche habe ja die Wahrhaftigkeit der Offenbarungen
anerkannt, Andacht genehmigt, Johannes Eudes und Margareta Maria Alacoque
heiliggesprochen, wo bleibe denn da die Unfehlbarkeit der Kirche?“ – erhielt
man keine Antwort. Doch die Person, die so argumentierte, wurde aus den Reihen
der Katholischen Aktion und der Liturgischen Bewegung ausgeschlossen und verlor
das Wohlwollen der kirchlichen Obrigkeiten, die von jenen Irrtümern angesteckt
waren.
Es gab aber noch eine andere Methode, die viel
gefährlicher war: Das Schweigen. In den katholischen Kreisen wurde über die
Herz-Jesu-Verehrung nicht mehr gesprochen, nicht mehr empfohlen. Man verschwieg
sie einfach, damit sie in Vergessenheit geraten sollte. Es wurde keine Kirche
mehr dem Herzen Jesu geweiht, die Herz-Jesu-Andachten im Monat Juni, der ihm
geweiht war, wurden vernachlässigt und nicht mehr gehalten. Es erschienen
andere Andachten mit verdächtigem theologischem Hintergrund, die jene
ersetzten.
So verschwand die Herz-Jesu-Verehrung fast gänzlich oder,
wie vieles in der modernen Kirche, wurde sie ins Abseits verdrängt. Es sind
Schätze der Kirche, um die sich niemand mehr kümmert. Gnadenquellen, die die
göttliche Vorsehung entspringen ließ, um die Welt zu retten. Sie sind verlassen
und ausgetrocknet, weil die Menschen sie nicht mehr aufsuchen, um Gnaden zu
erbitten, mit dem Ergebnis, dass sie sie auch nicht erhalten.
Eine Folge dieser Situation erlebte ich in Frankreich.
Ich besuchte Paray-Le-Monial, wo Jesus der hl. Margareta Maria erschienen war.
Was früher ein viel besuchter Wallfahrtsort war, war alles leer, verlassen; ein
par Leute in der Kirche der Erscheinungen. In der gegenüberliegenden Buchhandlung
wollte ich einige Andenken kaufen. Was war aber in der Auslage zu sehen?
Heiligenbildchen, Herz-Jesu-Bildchen mit Zitaten von Rousseau, Voltaire und
anderen kirchenfeindlichen Philosophen. Das bietete man also den
Herz-Jesu-Pilgern dort an. Es machte mich sehr traurig, ja es empörte mich, zu
sehen, wie das Banner des Unglaubens im Herzen eines Ortes aufgepflanzt wurde,
das Unser Herr als Zentrum der Ausstrahlung einer Frömmigkeit für das Heil der
Menschen errichtet hatte.
So weit ging die Undankbarkeit der Menschen. Diese
Tatsache rief mir die Anrufung der Herz-Jesu-Litanei in den Sinn: „Cor Jesum,
lancea perforatum, miserere nobis“ – Herz Jesu, von der Lanze durchbohrt,
erbarme dich unser. Es ist das Herz voller Güte, Barmherzigkeit und Vergebung,
die Wohnstätte aller möglichen und erdenklichen Vollkommenheiten den Menschen
geöffnet, den die Menschheit mit einer Lanze durchbohrt.
Diese Ablehnung der Herz-Jesu-Verehrung ist mit viel mehr
Schuld beladen als die der römische Hauptmann trägt, der die Seite des heiligen
Leichnams mit der Lanze einstach und das Herz – das Symbol der Liebe Gottes zu
den Menschen – verletzte. Etwas Blut und Wasser flossen aus der Wunde. Man
erzählt, dass er halbblind war und ein Spritzer von dem Blut des Herzens traf
seine Augen und er wurde sehend und bekehrte sich.
Die heutige Welt begeht mit der Ablehnung und Verdrängung
der Herz-Jesu-Verehrung eine ähnliche Sünde, doch hier flossen kein
heilbringendes Blut und kein Wasser, dass die Blindheit wegwusch. Die Welt wird
immer blinder und rollt dem Abgrund entgegen, den wir gut kennen.
(Vortrag am 17. Oktober 1970)
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